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Austrisch ist eine zuerst 1906 von Wilhelm Schmidt vorgeschlagene Makrofamilie die mehrere Sprachfamilien Sudostasiens und des Pazifikraumes umfasst Ein allgemein anerkannter Beweis fur eine genetische Verwandtschaft der fraglichen Sprachen wurde bisher nicht erbracht Die Makrofamilie wird daher nur von wenigen Forschern als genetische Einheit anerkannt Inhaltsverzeichnis 1 Die Komponenten des Austrischen 2 Historische Entwicklung der austrischen Hypothese 2 1 Wilhelm Schmidt 2 2 Paul Benedict 2 3 Merritt Ruhlen 2 4 Aktueller Stand 3 Literatur 4 EinzelnachweiseDie Komponenten des Austrischen BearbeitenNach Merritt Ruhlen 1991 besteht die austrische Makrofamilie aus folgenden Komponenten Austrisch Hmong Mien fruher Miao Yao Sprachen genannt Austroasiatisch Tai Kadai AustronesischDie vier Komponenten sind allgemein anerkannte Sprachfamilien deren Gliederung den jeweiligen Artikeln zu entnehmen ist Ruhlen sieht basierend auf einem Vorschlag von Joseph Greenberg eine etwas nahere Verwandtschaft zwischen Tai Kadai und Austronesisch die er deswegen zur Einheit Austro Tai zusammenfasst Historische Entwicklung der austrischen Hypothese BearbeitenDie genetische Verwandtschaft der Sprachen Sudostasiens und des Pazifikraumes blieb bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts weitgehend im Dunkeln danach wurde das Bild nur zogerlich erhellt Es dauerte fast 100 Jahre bis die heutigen regionalen Sprachfamilien etabliert und klassifiziert waren Ein Hindernis auf dem Weg der richtigen Klassifizierung war die lange angenommene Verwandtschaft der Tai und Hmong Mien Sprachen mit dem Sinotibetischen die sich erst nach und nach als falsch herausstellte und heute noch in popularen Werken zu finden ist Wilhelm Schmidt Bearbeiten 1906 schlug Pater Wilhelm Schmidt das Austroasiatische als Zusammenfassung der Mon Khmer Sprachen mit den Munda Sprachen vor letztere hatte man bis dahin fur dravidisch gehalten benannte die malayo polynesischen Sprachen in austronesische Sprachen um und fasste beide zur neuen grosseren Einheit Austrisch zusammen Allerdings machte Schmidt nach heutiger Kenntnis mehrere Fehler die austronesischen Cham Sprachen klassifizierte er als austroasiatisch das austroasiatische Vietnamesische zahlte er weiterhin zum Sinotibetischen die eigenstandigen Tai und Hmong Mien Sprachen blieben fur ihn ebenfalls sinotibetisch In einem spateren Aufsatz aus dem Jahre 1930 stellte Schmidt die Vermutung auf dass das Japanische zu den austrischen Sprachen gezahlt kann 1 Er stutzte sich dabei vor allem auf von ihm festgestellte Ahnlichkeiten im Wortschatz zwischen dem Japanischen und den austronesischen Sprachen Die Klassifikation des Japanischen als austrische Sprache wurde jedoch nicht weiterverfolgt lediglich die Annahme einer Verwandtschaft des Japanischen mit der austronesischen Sprachfamilie wurde gelegentlich von einigen Sprachforschern diskutiert z B Benedict 1975 Paul Benedict Bearbeiten In den fruhen 1940er Jahren begann Paul Benedict mit der Untersuchung der sudostasiatischen Sprachen Er erkannte die Kadai Gruppe in Sudchina und fugt sie richtig den Tai Sprachen hinzu die jetzt also eine Tai Kadai Gruppe bildeten Weiterhin stellte er Gemeinsamkeiten zwischen dem Tai Kadai und dem Austronesischen fest und fasste diese zu einer Makrogruppierung zusammen der er den Namen Austro Tai gab Weiterhin akzeptierte er vorlaufig Schmidts Austrisch als Austro Tai ubergeordnete Sprachfamilie und erweiterte diese zudem unter Vorbehalt um die Hmong Mien Sprachen Austrisch nach Benedict 1942 Austrisch Hmong Mien Austroasiatisch Mon Khmer Viet Muong Munda Austro Tai Tai Kadai AustronesischWie schon an Schmidts kleinerem Ansatz wurde an Benedicts Gross Austrisch heftige Kritik geubt Die Beweise fur diese grosse Gruppierung werden allgemein als sehr schwach angesehen 1975 gab Benedict die austrische Hypothese zugunsten einer erweiterten Form der Austro Tai Hypothese komplett auf Merritt Ruhlen Bearbeiten Merritt Ruhlen geht basierend auf der Arbeiten Greenbergs in seinem vielzitierten Werk A Guide to the World s Languages von 1991 vom umfassenden Austrisch nach Benedict 1942 aus das er wie folgt gliedert Austrisch nach Greenberg 1980 und Ruhlen 1991 Austrisch Hmong Mien Austroasiatisch Austro Tai Tai Kadai AustronesischAktueller Stand Bearbeiten Obwohl durch Ruhlen weit verbreitet konnte sich die austrische Makrofamilie kaum durchsetzen Die grosse Mehrheit der Forscher geht wieder von vier separaten Sprachfamilien Sudostasiens aus Ein wichtiger Beitrag zum Thema ist der Artikel Far Eastern Languages 1991 von Soren Egerod Ein Hauptproblem bei der Klarung der austrischen Hypothese ist bis heute der stark unterschiedliche Stand der Erforschung der einzelnen Sprachfamilien und insbesondere das teilweise Fehlen der Rekonstruktion einer Protosprache Wahrend die Protosprachen des Austronesischen und Tai Kadai zu einem gewissen Grade rekonstruiert werden konnten fehlt fur das Austroasiatische und besonders die Hmong Mien Sprachen bisher eine Rekonstruktion der Protosprachen noch weitgehend Literatur BearbeitenMerritt Ruhlen A Guide to the World s Languages Arnold London 1991 Wilhelm Schmidt Die Mon Khmer Volker ein Bindeglied zwischen den Volkern Zentralasiens und Austronesiens Braunschweig 1906 Wilhelm Schmidt Die Sprachfamilien und Sprachenkreise der Erde Winter Heidelberg 1926 Paul K Benedict Thai Kadai and Indonesian A New Alignment in Southeastern Asia American Anthropologist 44 Washington D C 1942 Paul K Benedict Austro Thai Language and Culture HRAF Press 1975 Soren Egerod Far Eastern Languages In Sydney M Lamb and E Douglas Mitchell Sprung from Some Common Source Investigations into the Prehistory of Languages Stanford University Press 1991 Einzelnachweise Bearbeiten Schmidt Wilhelm 1930 Die Beziehungen der austrischen Sprachen zum Japanischen Wiener Beitrag zur Kulturgeschichte und Linguistik 1 239 51 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Austrisch amp oldid 225385006