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Ein Artist von mittellateinisch artista und franzosisch artiste gehort zu den darstellenden Kunstlern Seit Ende des 18 Jahrhunderts ubt er eine jeweils hoch spezialisierte Kunstfertigkeit von korperlicher Geschicklichkeit die Artistik als Buhnenkunstler zumeist in Theatern Varietes Zirkussen oder als Strassenkunstler aus Als Berufsverband der darstellenden Kunstler fungiert in Deutschland die Internationale Artisten Loge Eine Kontorsionistin Siehe auch Akrobat Inhaltsverzeichnis 1 Kulturelle Bedeutung 2 Formen der Artistik 3 Geschichte der Frauen in der Artistik 3 1 Kunst und Schulreiterinnen im 19 Jahrhundert 3 2 Kraftakrobatinnen um 1900 3 3 Raubtierdompteusen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKulturelle Bedeutung Bearbeiten Gesetz uber die Versicherung der Artisten 1938 Deutsches Reich Artisten sind seit der Antike Bestandteil des kulturellen Lebens Damals wie auch heute sind Artisten z B Jongleure Kunstler die ihr Publikum zum Staunen Lachen und Wundern bringen Neben Auftritten beispielsweise im Zirkus nimmt die Artistik auch bei einigen Sportarten eine Schlusselrolle ein insbesondere beim Kunstturnen Sie besitzt auch eine Bedeutung bei manchen Tanzformen wie Rock n Roll und Breakdance Im Grossen und Ganzen wird die kulturelle Bedeutung der Artistik heute eher unterschatzt obwohl sie auch bei zahlreichen modernen Extremsportarten wie Freeclimbing Parkour Skateboarding eine grosse Rolle spielt Neben den typisch kulturellen Anlassen gibt es auch Traditionen mit artistischen Anteilen wie beispielsweise die des Dusseldorfer Radschlagers Formen der Artistik BearbeitenUnter den Begriff Artistik fallen mehrere Formen Antipodisten balancieren und werfen Gegenstande oder Menschen als Ikarier mit den Fussen Die Kontorsionisten Schlangenmenschen zeigen ihre Beweglichkeit auf Podesten oder am Trapez Artisten auf dem Schleuderbrett oder dem russischen Barren beeindrucken mit komplizierten Salti und Schrauben Die Hochseilartisten und Trapezkunstler prasentieren ihre Kunststucke in der Kuppel des Zirkus Auf dem Rucken von Pferden zeigen Voltigeure akrobatische Figuren Eine etwas aus der Mode gekommene Disziplin ist der Kraftakrobat hier werden besonders anstrengende Figuren betont Die Clowns uberbrucken einerseits mit kleinen Spassen Reprisen die Umbauten zwischen den Nummern andererseits bieten sie auch langere Szenen Entrees dar Dompteure oder Dresseure und Kunstreiter arbeiten mit Tieren Die Equilibristen befassen sich mit allen Arten von Balancen Zur Aquilibristik zahlen demnach auch die Darbietungen der Handstand Percheartisten und Seiltanzer Jongleure jonglieren meist mit Zigarren Kisten Huten Ringen Keulen und Ballen Diese betatigen sich wie die Feuerspucker oder Feuerschlucker auch haufig als Strassenkunstler Einer der bedeuteten Jongleure war Enrico Rastelli Heute eher selten zu sehen sind Kunstschutzen und Messerwerfer Entfesselungskunstler verbluffen ihre Zuschauer ebenso mit einer besonderen Geschicklichkeit wie auch der Papiermanipulator mit seinen Reisstechniken Des Weiteren sollte man auch den Handschattenspieler und die fast vergessene Kunst der Chapeaugrafie in die Sparte Artist einordnen In den letzten Jahren werden irrigerweise manchmal auch Kunstler wie Maler oder Musiker als Artisten bezeichnet Das beruht auf einem Ubersetzungsfehler denn im Englischen ist im Gegensatz zum Deutschen der artist ein Kunstler ganz allgemein Geschichte der Frauen in der Artistik BearbeitenIn der Arbeits und Berufswelt des Zirkus waren Frauen und Madchen von Anfang an integriert Als Artistinnen Statistinnen Ballettmadchen usw arbeiteten sie gleichberechtigt neben ihren mannlichen Kollegen Ihnen standen alle Positionen in der Zirkushierarchie von der Zirkusdirektorin bis zur Statistin offen Auch in allen Genres zirzensischer Kunst fanden sich Frauen Frauen arbeiteten als Kunst und Schulreiterinnen als Dompteusen Sensationsartistinnen Seiltanzerinnen als Schlangenfrauen und Jongleusen aber auch allerdings in diesen Genres weitaus seltener als Clownessen oder Zauberinnen Der Zirkus des 19 und fruhen 20 Jahrhunderts war ein Ort grosser Widerspruche So konnten Artistinnen dort zum einen eigenstandig arbeiten und teilweise sehr gut verdienen um die Welt reisen und jenseits der normativen Geschlechterrollen von Ehefrau und Mutter alternative Arbeits Lebens und Liebesmodelle erproben So verzichteten etliche der Grossen Nummern auf Heirat und Mutterschaft und lebten beispielsweise in wilder Ehe oder in lesbischen Liebesbeziehungen Andererseits war der Zirkus ein Ort strenger Hierarchien und Regeln denen sich alle Mitarbeiter unterwerfen mussten In der Manege demonstrierten Artistinnen ihrem Publikum dass Frauen zu vollig unerwarteten Leistungen fahig waren Frauen zahmten wilde Bestien fingen Kanonenkugeln warfen Manner durch die Luft oder flogen auf Holzschlitten todesmutig durch die Zirkuskuppel Auch wenn der Zirkus von jeher ein Ort war der Platz fur Unerhortes und Aussergewohnliches bot konnten die Darbietungen der Artistinnen doch zum Uberdenken vermeintlicher Selbstverstandlichkeiten anhalten So begrundete die radikale Frauenrechtlerin Lily Braun um 1900 ihre Forderung nach einer Offnung der Berufswelt fur Frauen mit der Korperkraft der Artistinnen Wurde der Entwicklung der weiblichen Muskelkraft eben solche Aufmerksamkeit geschenkt wie der der mannlichen so durften die Frauen dem Durchschnitt der Manner zweifellos gleichkommen das lehren die weiblichen Akrobaten Braun 1901 S 189 Kunst und Schulreiterinnen im 19 Jahrhundert Bearbeiten Die Kunst und Schulreiterinnen des europaischen Zirkus des 19 Jahrhunderts waren echte Beruhmtheiten die mit heutigen zu vergleichen sind Artistinnen wie Caroline Loyo Ellen Kremzow Mathilde Monnet Adah Menken Katchen Renz oder Therese Renz begeisterten ihr Publikum verdienten sehr hohe Gagen reisten um die ganze Welt und wurden oft selbst aus einfachsten gesellschaftlichen Verhaltnissen stammend von den Mannern des Adels geheiratet Der amerikanische Kunstreiter Omar Kingsley trat um 1850 sogar jahrelang als Frau als Miss Ella auf um vom Ruhm der grossen Kunstreiterinnen zu profitieren Einen kritischen Blick auf die Arbeits und Lebensbedingungen der Artistinnen beim Zirkus warf um 1900 die Breslauer Kunstreiterin Jenny von Rahden Der Beruf einer Kunstreiterin ist nur ausserlich glanzvoll dieser trugerische Schein verliert bald seinen Glanz wenn man ihn nur von nahem betrachtet wenn man einen ernsthaft forschenden Blick hinter die Kulisse wirft von Rahden S 89f Tatsachlich waren die Arbeits und Lebensbedingungen im Zirkus des 19 Jahrhunderts hart Konkurrenz Missgunst schlechte Arbeitsvertrage die kurzen Laufzeiten der Engagements der nicht festangestellten Artistinnen die korperlichen Anstrengungen und die haufigen Ortswechsel waren fur Artisten gleichermassen aufreibend Kraftakrobatinnen um 1900 Bearbeiten Eine bekannte fruhe Kraftfrau war Elise Serafin Luftmann die als erste berufsmassige Athletin Deutschlands 1 gilt und in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts schwere Gewichte wie Hanteln und Kanonenkugeln stemmte Im offensichtlichen Widerspruch zu allen von der burgerlichen Frau verlangten Tugenden standen die Kraftakrobatinnen um 1900 Frauen wie Katharina Sandwina Brumbach 1884 in Wien 21 Januar 1952 oder die Belgierin Athleta beeindruckten durch unvorstellbare Korperkraft In Trikots oder Raubtierfelle gehullt in Abendgarderobe oder Gladiatorenkostum stemmten diese Artistinnen Elefanten mehrere Manner gleichzeitig oder liessen sich von Automobilen uberrollen Raubtierdompteusen Bearbeiten Schon in den ersten Wandermenagerien fuhrten Frauen Tiere vor In den Wandermenagerien des 19 Jahrhunderts waren es meist Ehefrauen Tochter und Dienstmadchen der Menageriebesitzer die in den Raubtierkafig traten und Tiger Lowen Hyanen Schlangen und andere Tier prasentierten Denn Frauen im Raubtierkafig ubten von Anfang an eine besondere Anziehungskraft auf das Publikum aus Zu den bekanntesten fruhen Dompteusen gehoren die Franzosin Nouma Hawa 1861 1926 die Englanderin Ellen Blight die mit 17 Jahren von einem Tiger getotet wurde Miss Senide hiess eigentlich Henriette Willardt Claire Heliot oder die Osterreicherin Tilly Bebe Etliche der Dompteusen wurden in Vorfuhrwagen oder in der Manege von ihren Tieren getotet So wurde 1915 die bekannte Dompteuse Mieze Haupt vor den Augen ihres Mannes des Dompteurs Hermann Haupt von ihren Lowen getotet Literatur BearbeitenPaula Busch Das Spiel meines Lebens Eulenspiegel Berlin 1992 ISBN 3 359 00641 0 Lothar Groth Die starken Manner Eine Geschichte der Kraftakrobatik Henschel Berlin 1987 ISBN 3 362 00223 4 Stephanie Haerdle Keine Angst haben das ist unser Beruf Kunstreiterinnen Dompteusen und andere Zirkusartistinnen AvivA Berlin 2007 ISBN 978 3 932338 29 8 Jenny von Rahden Le Roman de l Ecuyere Paris o J Weblinks Bearbeiten Wiktionary Artist Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Groth Die starken Manner Eine Geschichte der Kraftakrobatik S 71 Normdaten Sachbegriff GND 4003096 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Artist Darsteller amp oldid 234500086