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Das Arnoldihaus ist ein 1513 erbautes heute als Kulturdenkmal ausgewiesenes Fachwerkhaus in Warburg Es steht in der Warburger Altstadt Bernhardistrasse 2 Ecke Arnoldigasse gehort der Altstadter Kirchengemeinde und wird als Gemeindehaus genutzt Der Name erinnert an den 1596 in Warburg geborenen Jesuitenpater Johannes Arnoldi Arnoldihaus WarburgGrundriss Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseArchitektur BearbeitenDas Hauptgebaude gehort mit seinen Ausmassen von 15 05 16 67 m Grundflache und ca 22 m Hohe zu den grossten mittelalterlichen Fachwerkhausern Westfalens Im Inneren befindet sich eine 1969 1972 wieder hergestellte fast sechs Meter hohe Flettdeele Daruber ist ein ehemaliger Speicherstock separat abgezimmert der an den Strassenseiten vorkragt Zwischen den Balkenkopfen sind Fullbretter angeordnet deren dekorative Bemalung noch aus der Bauzeit stammt An der Giebelseite sind die Stander des Speicherstocks mit Andreaskreuzen und an der Traufseite zur Gasse mit gebogenen Fussstreben verzimmert Das Giebelfachwerk ist schlicht An der Ruckseite des Hauses ist auf einem hohen Kellersockel ein etwas schmaleres Hinterhaus mit zwei ubereinanderliegenden Salen angebaut Nach der Raumdisposition ist das Arnoldihaus eine stadtische Fruhform des Flettdeelenhauses die fur die spatere Entwicklung des westfalischen und niedersachsischen Bauernhauses grosse Bedeutung hatte Mit Flettdeele wurde der langs durchgehende zwei Geschoss hohe Innenraum bezeichnet der sich vor der durch das Hinterhaus verstellten Stirnwand zwecks seitlicher Belichtung T formig in die beiden Seitenschiffe hinein ausweitet Dieser hintere Deelenteil das Flett war der eigentliche Wohnraum fur die ackerburgerliche Grossfamilie In der Mitte vor der Kellerwand brannte noch ohne Kamin das offene Herdfeuer als einzige Heizung und nachtliche Lichtquelle dessen Rauch das ganze Haus durchzog und dabei die Lebensmittel konservierte Der linke hohe Teil des Fletts war die Esslucht wo man sich zu den Mahlzeiten zusammenfand Sie hatte fruher einen nicht wiederhergestellten Ausgang zum Garten und wurde durch hohe Fenster belichtet Die rechte Flettnische ist dagegen nur halbhoch wobei die mittlere Standerreihe durch einen kraftigen Luchtbalken abgefangen wird Sie hatte einen Ausguss zur Gasse und diente der Hauswirtschaft weshalb sie auch Waschlucht genannt wurde An der Stirnseite neben dem Herdfeuer liegt die Treppe die zum ruckwartigen Saal fuhrt Der aus vier Kreuzgratgewolben bestehende Keller wurde gleichfalls von der Deele aus erschlossen Seine Lage im hinteren Hausteil ist ein wesentliches Merkmal der Ackerburgerhauser dieser sudwestfalischen Region Sie ergab sich dadurch dass der vordere wirtschaftlich genutzte Hausteil fur Fahrzeuge ebenerdig befahrbar sein musste da die Speicherboden von innen beladen wurden Geschichte Bearbeiten nbsp Torbalken mit InschriftIm Turbalken befindet sich die Inschrift Anno dm M ccccc xiii iv aprili henrick santma Danach wurde das Haus am 4 April 1513 durch Henrick Santman errichtet Santman stammte aus Korbach lebte aber schon vor 1500 in Warburg Er gehorte damals zum Kreis der einflussreichen Kaufleute der Region und war sowohl im Grosshandel wie auch im Getreidehandel tatig Bis zu seinem Tod 1546 wurde er mehrmals zum Burgermeister gewahlt Im 18 und 19 Jahrhundert wurden der innere Dielenraum durch Zwischendecken verkleinert und die Giebelspitzen abgewalmt Im 20 Jahrhundert vermachte der damalige Hausbesitzer Backermeister Josef Friedel mit seiner Frau Anna testamentarisch das Haus der Altstadter Kirchengemeinde 1936 ubernahm die Kirchengemeinde Haus und Grund und uberliess es den Schwestern vom St Vinzenz Orden Paderborn Diese vermieteten einen Grossteil des Friedelhaus genannten Gebaudes als Wohnungen und richteten im Anbau eine Nahschule ein 1952 wurde das Gebaude Schauplatz eines Mordes Opfer war die 16 jahrige Klara Wendehals die als Haushaltshilfe fur die Vinzentinerinnen arbeitete Der Tater war ein erst 15 Jahre alter Junge der mit seinen Eltern im damals Friedel Haus genannten Gebaude wohnte Der Jugendliche lockte das junge Madchen in die Wohnung seiner Eltern und versuchte es zu vergewaltigen Weil sie sich wehrte und um Hilfe schrie wurgte er sie und schlug ihr mit einer Axt den Schadel ein Danach versteckte er die Leiche im Keller versuchte zu fliehen wurde aber bald schon von der Polizei aufgegriffen Klara Wendehals wurde unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung in ihrem Heimatort Daseburg beigesetzt Von der Kirche wurde das Mordopfer zur Martyrerin der Keuschheit und als vorbildliches Beispiel der Madchenzucht verklart 1969 bis 1972 wurde das Haus durchgreifend unter Wiederherstellung des strassenseitigen Spitzgiebels und Freilegung des Fachwerks saniert und zum Teil rekonstruiert Die in ihrer ursprunglichen Grosse wiederhergestellte Flettdeele wurde mit Kuche und Sanitarraumen zur Nutzung als Gemeinde und Kultursaal ausgestattet Im Saalanbau wurde die Pfarrbibliothek untergebracht Der ehemaligen Speicherstock wurde fur eine Hausmeisterwohnung und zur Unterbringung der Nahstube ausgebaut Seit 1981 1 finden in der Flettdeele neben privaten Familienfeiern auch offentliche Kammerkonzerte Jazzkonzerte und Kabarettveranstaltungen statt 2005 wurde das Arnoldihaus zentraler Veranstaltungsort der vom Kulturforum Warburg e V veranstalteten Warburger Musiknacht die seitdem alljahrlich im September stattfindet 2 Zu den Kunstlern die dort auftraten gehorten David Geringas mit dem Cellokollegium Lubeck das Ensemble fur Alte Musik Nienburg Kalle Pohl Reinhold Beckmann Rudiger Baldauf Ron Spielman Thorsten Skringer Torsten Goods u a 2013 wurden statische Sicherungsmassnahmen an Fassaden und Dachstuhl durchgefuhrt der strassenseitige Giebel mit Larchenholz verschalt und das Dach neu eingedeckt 3 Literatur BearbeitenFred Kaspar Fachwerkbauten in Westfalen vor 1600 Coppenrath Munster 1978 ISBN 3 920192 69 9 Beitrage zur Volkskultur in Nordwestdeutschland 14 Volltext als PDF Elmar Nolte Zum Profanbau der mittelalterlichen Stadt Warburg In Franz Murmann Hrsg Die Stadt Warburg 1036 1986 Beitrage zur Geschichte einer Stadt Band 2 Hermes Warburg 1986 ISBN 3 922032 07 9 S 163 Neue Westfalische Bunte Welten vor 500 Jahren LWL Denkmalpfleger entdecken seltene Fassadenbemalung am Arnoldihaus Warburg 27 Juni 2012 Nikolaus Rodenkirchen Kreis Warburg Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Bd 44 Mit geschichtlicher Einleitung von Gerhard Pfeiffer Aschendorff Munster 1939 Josef Schepers Westfalen in der Geschichte des nordwestdeutschen Burger und Bauernhauses in Der Raum Westfalen Bd 4 Munster 1965 S 125 222 Josef Schepers Haus und Hof westfalischer Bauern Munster 1960 S 53 Weblinks BearbeitenPastoralverbund WarburgEinzelnachweise Bearbeiten Neue Westfalische Claudia Schwarze begeisterte beim Solidaritatskonzert gegen die WAA Warburg 22 April 1981 Westfalenblatt Genre Mix macht besonderen Reiz aus online Warburg 9 August 2019 Sandra Wamers Dachstuhl muss gesichert werden Renovierungsarbeiten am Arnoldihaus Neue Westfalische Warburg 26 Januar 2012 online 51 485332 9 147843 Koordinaten 51 29 7 2 N 9 8 52 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arnoldihaus amp oldid 225391963