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Andre Adrien Chastel 15 November 1912 in Paris 18 Juli 1990 ebenda war ein franzosischer Kunsthistoriker der bedeutende Arbeiten uber die italienische Renaissance verfasste Er lehrte am College de France wo er von 1970 bis 1984 den Lehrstuhl fur Kunst und Zivilisation der italienischen Renaissance innehatte 1975 wurde er zum Mitglied der Academie des inscriptions et belles lettres gewahlt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Mitgliedschaften 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAndre Chastel besuchte von 1933 bis 1938 die Ecole normale superieure Bei Henri Focillon an der Sorbonne wurde er als Kunsthistoriker ausgebildet Etwa 1934 bis 1935 las Chastel den Essay Durer s Melancholia I 1923 von Erwin Panofsky und Fritz Saxl Der im Stil des Warburg Institute geschriebene Essay beeindruckte ihn stark Uberzeugt davon dass die Interpretation von Kunstwerken in strenger gelehrter Forschung fundiert sein musse reiste er zum Thames House in London wohin das Institut nun ubersiedelt war und traf Panofsky und Saxl und andere Von einer Salvador Dali Ausstellung und von der surrealistischen Bewegung inspiriert wurde er von der Macht von Bildern und besonders von dem Thema der Melancholie fasziniert Seine fruhen Veroffentlichungen galten u a dem Thema der Versuchung des heiligen Antonius Nach der Agregation 1937 wurde er Lehrer an einem Gymnasium in Le Havre Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs diente er in der franzosischen Armee wurde aber gefangen genommen und verbrachte zwei Jahre in einem Kriegsgefangenenlager in Deutschland Nach seiner Freilassung 1942 studierte er den Humanismus und Dante bei Augustin Renaudet 1880 1958 Professor fur die Geschichte der Renaissance an der Ecole Pratique des Hautes Etudes Chastel wurde mit der Inventarisierung des Ateliers des franzosischen Malers Edouard Vuillard beauftragt der 1940 gestorben war Diese Aufgabe brachte ihn in direkten Kontakt mit den materiellen Aspekten von Kunstwerken und fuhrt zu seinem ersten Buch Vuillard 1868 1940 1946 1943 und 1944 arbeitete er wieder als Lehrer zunachst in Paris dann in Chartres 1943 heiratete er die Kunstkritikerin und Schriftstellerin Paule Marie Grand Nach dem Krieg arbeitete Chastel als Assistent am Institut fur Kunst und Archaologie der Sorbonne wo er bis 1948 blieb Er lehrte am Lycee Marcelin Berthelot und spater am Lycee Carnot und wurde 1949 Focillon Fellow der Yale University 1950 begann er als Kunstkritiker fur die Tageszeitung Le Monde zu schreiben In diesem Jahr wurde er bei Renaudet promoviert Seine Dissertation umfasste eine Arbeit uber Kunst und Humanismus in Florenz in der Zeit Lorenzo de Medici und eine zweite Arbeit uber den Humanisten Marsilio Ficino Nach der Emeritierung Renaudets 1951 wurde Chastel Forschungsdirektor directeur d etudes der IV Sektion an der Ecole Pratique eine Position die er bis 1978 innehatte Seine Arbeit uber Ficino wurde 1954 als Marsile Ficin et l art veroffentlicht seine Hauptarbeit erschien 5 Jahre spater als Art et humanisme a Florence au temps de Laurent le magnifique 1959 1955 wurde Chastel zusatzlich zu seiner Position an der Ecole Pratique als Nachfolger von Pierre Lavedan zum Professor fur moderne Kunstgeschichte an die Sorbonne berufen Im folgenden Jahr publizierte Chastel ein zweibandiges Handbuch uber die Geschichte der italienischen Kunst vom funften bis zum zwanzigsten Jahrhundert L art italien In seinen 15 Jahren an der Sorbonne arbeitete Chastel hart daran den nationalen und internationalen Status der Kunstgeschichte in Frankreich zu verbessern Mit der Unterstutzung des Kultusministers Andre Malraux lancierte er das Inventaire des monuments et des richesses artistiques de la France und grundete 1968 die Kunstzeitschrift Revue de l art Er trat fur die Schaffung von mehr Lehrstuhlen fur Kunstgeschichte an Provinzuniversitaten ein In Italien trat er fur das Fach Kunstgeschichte an der franzosischen Akademie in Rom ein die in der Villa Medici beheimat war Als Gelehrter insistierte Chastel auf dem Gebrauch von Originaltexten bei der Forschung 1960 publizierte er in Zusammenarbeit mit Robert Klein eine kritische Edition zusammen mit einer neuen Ubersetzung von da Vinci s Trattato della pittura Leonard de Vinci Traite de la peinture Zusammen mit seinen Studenten und mit Klein ubersetzte er De Sculptura ein 1504 erschienenes Werk von Pomponius Gauricus 1969 1963 schrieben Chastel und Klein zusammen L Europe de la Renaissance l age de l humanisme Seine zweibandige Uberblicksdarstellung La Renaissance italienne erschien 1965 1968 und 1969 erschienen die beiden Studien La crise de la Renaissance 1520 1600 und Le mythe de la Renaissance 1420 1500 Nach Kleins Selbstmord 1967 gab Chastel eine Sammlung von Artikeln und Essays von Klein heraus Robert Klein La forme et l intelligible Ecrits sur la Renaissance et l art moderne 1970 1970 wechselte Chastel von der Sorbonne an das prestigereiche College de France wo er zum Professor fur die Kunst und Zivilisation der Renaissance in Italien ernannt wurde 1973 hielt er unter dem Titel The Sack of Rome in 1527 die Mellon Lectures in Washington DC Chastel war von dieser dramatischen Episode und ihrer Auswirkung auf die Kunstgeschichte fasziniert Dieses Thema bildete den Gegenstand seiner Vorlesungen am College de France in den Jahren 1971 72 1975 wurde er in die Academie des Inscriptions et Belles Lettres gewahlt 1978 publizierte er eine Sammlung von Essays unter dem Titel Fables formes figures und 1980 erschien eine Anthologie seiner fur Le Monde geschriebenen Artikel L image dans le miroir In Zusammenarbeit mit seinen Studenten an der Ecole Pratique ubersetzt er die Vite von Giorgio Vasari Dieses grossere Projekt Giorgio Vasari Les vies des meilleurs sculpteurs et architectes erschien in 12 Banden 1981 1989 Chastel war in verschiedenen Organisationen im Bereich Architektur in Frankreich und im Ausland aktiv Nach dem Tod von Wolfgang Lotz 1981 wurde er zum Prasidenten des Centro Internazionale di Studi di Architettura Andrea Palladio in Vicenza gewahlt 1983 trat er fur die Grundung eines franzosischen nationalen Instituts fur Kunstgeschichte ein Als Resultat dieses Berichts wurde 1989 eine nationale Kunstbibliothek gegrundet die Material aus ganz Frankreich zusammen brachte und schliesslich wurde 2001 das Institut National d Histoire de l Art INHA gegrundet Chastel wurde 1984 emeritiert 1987 wurde er mit einer Festschrift Il se rendit en Italie etudes offertes a Andre Chastel geehrt Die Artikel franzosischer und internationaler Gelehrter konzentrierten sich auf die kunstlerischen Beziehungen zwischen Frankreich und Italien Er fuhr bis zum Ende seines Lebens fort zu publizieren Sein letztes Projekt L art francais ein vielbandiges Handbuch blieb durch seinen Tod infolge einer Krebserkrankung 1990 unvollendet Vier Bande erschienen postum Sie umfassen die franzosische Kunst bis 1825 Eine Reihe von anderen Studien wurden fertiggestellt und erschienen postum Die beiden Zeitschriften Histoire de l art und Revue de l art widmeten dem Andenken an Chastel Themenhefte Zu seinen Studenten zahlten Daniel Arasse 1944 2003 und Antoine Schnapper 1933 2004 1 Mitgliedschaften BearbeitenSeit 1986 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 2 1975 wurde Chastel in die Academie des Inscriptions et Belles Lettres und in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen Ausserdem war er auswartiges Mitglied der Accademia dei Lincei seit 1977 der Accademia Toscana di Scienze e Lettere La Colombaria der British Academy seit 1976 und der Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien sowie Trager mehrerer nationaler Verdienstorden Ehrenlegion Ordre des Arts et des Lettres Ordre des Palmes Academiques Verdienstorden der Italienischen Republik 3 Schriften Auswahl BearbeitenAls VerfasserMarsile Ficin et l art Droz Genf 1954 L Art italien 1956 Deutsch Die Kunst Italiens Prestel Munchen 1987 Botticelli Silvana Editoriale d arte Mailand 1957 Deutsch Botticelli Silvana Editoriale d arte Mailand 1961 ubersetzt von Irene Steidle Art et Humanisme a Florence au temps de Laurent le Magnifique P U F Paris 1982 EA Paris 1959 zusammen mit Robert Klein L Age de l humanisme Editions de la connaissance Brussel 1963 Deutsch Die Welt des Humanismus Europa 1480 1530 Callwey Munchen 1963 Le Grand Atelier d Italie 1460 1500 Gallimard Paris 1965 Renaissance meridionale 1460 1500 Gallimard Paris 1965 Le Mythe de la Renaissance 1420 1520 Skira Genf 1969 Deutsch Der Mythos der Renaissance 1420 1520 Skira Genf 1969 La Crise de la Renaissance 1520 1600 Skira Genf 1969 Deutsch Die Krise der Renaissance 1520 1600 Skira Genf 1968 Fables formes figures Flammarion Paris 1978 2 Bande L image dans le miroir Gallimard Paris 1980 Grotesque l Arpenteur Paris 1980 Deutsch Die Groteske Streifzug durch eine zugellose Malerei Wagenbach Verlag Berlin 1997 Chronique de la peinture italienne a la Renaissance 1250 1580 Paris 1983 Deutsch Chronik der italienischen Renaissancemalerei 1280 1580 Edition Popp im Arena Verlag Wurzburg 1984 Le sac de Rome Gallimard Paris 1984 Englisch The sack of Rome 1527 Princeton University Press Princeton NJ 1983 L Illustre Incomprise Mona Lisa Gallimard Paris 1988 La gloire de Raphael ou le triomphe d Eros RMN Paris 1995 zusammen mit Anna Maria Brizio und Maria Vittoria Brugnoli Leonardo der Kunstler Belser Stuttgart 1981 La Pala ou le Retable italien des origines a 1500 1993 Als HerausgeberFlorentinische Zeichnungen des 14 bis 17 Jahrhunderts Comel Koln 1950 Leonardo da Vinci par lui meme Textes choisis Editore Nagel Paris 1952 mit anderen The Renaissance London New York 1982 Histoire de l art francais Paris 1992 96 4 Bande Leonardo da Vinci die Gewandstudien Schirmer Mosel Munchen 1990 Mit Texten von Francoise Viatte und Carlo Pedretti Katalog zur Erstmaligen Ausstellung der Gewandstudien von Leonardo da Vinci 5 Dezember 1989 bis 26 Februar 1990 Louvre Paris Leonardo da Vinci Samtliche Gemalde und die Schriften zur Malerei 3 Auflage Schirmer Mosel Munchen 2002 ubersetzt von Marianne Schneider Giorgio Vasari Les Vies des meilleurs peintres sculpteurs et architectes Thesaurus Collection Actes Sud Arles 2005 2 Bande EA Paris 1981 89 Literatur BearbeitenSabine Frommel Michel Hochmann Philippe Senechal Hrsg Andre Chastel methodes et combats d un historien de l art Actes d un colloque tenu a l Institut National d Histoire de l Art et College de France les 29 30 novembre et 1er decembre 2012 Picard Paris 2015 ISBN 978 2 7084 0992 7Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Andre Chastel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website des Centre Andre Chastel Artikel uber Chastel im Dictionary of Art HistoriansEinzelnachweise Bearbeiten Artikel uber Chastel im Dictionary of Art historians Mitgliedseintrag von Andre Chastel mit Link zu einem Nachruf bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 14 Januar 2017 CHASTEL Andre Adrien Academie des Inscriptions et Belles Lettres abgerufen am 27 Januar 2017 Normdaten Person GND 118872443 lobid OGND AKS LCCN n80006261 VIAF 9844501 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chastel AndreALTERNATIVNAMEN Chastel Andre Adrien vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer KunsthistorikerGEBURTSDATUM 15 November 1912GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 18 Juli 1990STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andre Chastel amp oldid 215820607