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Beim Segeln unterscheidet man die Kurse zum Wind nach dem Einfallswinkel des scheinbaren Windes 1 in Bezug auf die Langsachse eines Segelfahrzeugs Kurse zum Wind Segeln Scheinbarer Wind bezeichnet dabei den an Bord wahrgenommenen Wind der sich aus dem Zusammenwirken von wahrem atmospharischem Wind und Fahrtwind ergibt Der scheinbare Wind wird auch Bordwind genannt seine Richtung wird vom Verklicker kleines Fahnchen an der Mastspitze des Bootes angezeigt Je nach Kurs zum Wind unterscheiden sich die Stellung der Segel und ihr Trimm mehr oder weniger Wolbung Bauch im Segel Mit Kurs ist hier nur der Winkel des Fahrzeugs zum Wind gemeint 0 im Wind bis 180 vor dem Wind Fur den nautischen Begriff Kurs eines Schiffes siehe Kurs Navigation Inhaltsverzeichnis 1 Im Wind 2 Am Wind 3 Halber Wind 4 Raumschots 5 Vor dem Wind 6 Weitere Abhangigkeiten 7 Siehe auch 8 Literatur 9 FussnoteIm Wind BearbeitenWenn der kleinstmoglich segelbare Winkel zum Wind unterschritten wird dann wird kein Vortrieb mehr erzeugt Das Boot steht dann nahezu im Wind und die Segel killen flattern Ein Ziel das in diesem Wind Sektor liegt kann nur durch Kreuzen angelaufen werden Die als Wendewinkel bezeichnete Grosse des nicht segelbaren Wind Sektors ist ein Mass fur die Kreuzeigenschaften eines Segelschiffs kleine Wendewinkel bedeuten gute Kreuzeigenschaften Das Segelmanover bei dem der Bug des Schiffs zum Aufstoppen Anhalten des Schiffs in den Wind gedreht wird wird als Aufschiesser bezeichnet Am Wind BearbeitenAm Wind auch beim Wind oder Hoch Am Wind bezeichnet beim Segeln einen Kurs bei dem der Einfallswinkel des scheinbaren Windes weniger als 90 betragt Der kleinste noch segelbare Winkel wird hoch am Wind hart am Wind oder gegenan genannt Bei Rahseglern liegt er im Bereich von 80 bis 90 bei modernen beispielsweise slupgetakelten Yachten je nach Schiffstyp etwa bei 30 bis 45 Voll und bei heisst demgegenuber der schnellste Kurs nach Luv bei dem der Steuermann statt Hohe zu kneifen etwas abfallt und auf einen vollen Stand der Segel achtet Auf einem Am Wind Kurs wird hauptsachlich die Luftstromung entlang des Segels genutzt ahnlich wie bei einer Tragflache am Flugzeug Die Segel werden dichtgeholt also zur Mitte des Schiffes bewegt und flach getrimmt Dadurch entsteht eine Kraft die quer zur Windrichtung steht Durch Kiel oder Schwert erzeugt das Boot zusatzlich Krafte quer zur Fahrtrichtung im Wasser so dass eine resultierende Kraft in Vorwartsrichtung entsteht Eine detaillierte Erklarung findet sich bei der Theorie des Segelns Bedingung fur das Segeln am Wind sind quer wirksame Segel und Kiel oder Schwert Deshalb konnen Rahsegler kaum am Wind fahren da sie ihren Vortrieb hauptsachlich aus Winddruck im Segel beziehen Auch Segler mit flachem Boden und geringem Tiefgang wie z B Koggen konnen schlecht am Wind segeln weil sie einer Querbewegung keinen genugenden Widerstand leisten Kurse am Wind sind notwendig wenn der Generalkurs der Weg zum Ziel gegen die Windrichtung liegt In diesem Fall mussen Boote gegen den Wind aufkreuzen d h einen Zickzackkurs gegen den Wind laufen Je harter gegen den Wind ein Boot laufen kann desto weniger verlangert sich die Strecke durch den notwendigen Winkel Halber Wind BearbeitenHalber Wind bezeichnet einen Kurs bei dem der Verklicker ungefahr rechtwinklig ausweht der scheinbare Wind also mit ungefahr 90 einfallt Die Segel werden im Vergleich zum Am Wind Kurs etwas geoffnet die Schoten gefiert Wahrend auf einem Halbwindkurs nach wie vor der grosste Teil des Vortriebs durch Stromung am Segel hervorgerufen wird ist ein weiterer Teil auch auf Winddruck auf das Segel zuruckzufuhren Raumschots BearbeitenAuf einem Raumschots oder Raumwindkurs fallt der scheinbare Wind schrag von hinten kommend seemannisch ausgedruckt achterlicher als querab ein man bezeichnet den Wind auf Raumschotskursen auch als Backstagsbrise Der Vortrieb wird durch eine noch offenere Segelstellung und einen etwas bauchigeren Segeltrimm optimiert Nach Auffassung einiger Autoren wird jeder Wind als raum bezeichnet der zwischen Amwindkurs und Vorwindkurs liegt dementsprechend betrachten sie halben Wind nur als Spezialfall raumen Winds Vor dem Wind Bearbeiten nbsp Schmetterlingssegeln auf VorwindkursVor dem Wind heisst ein Kurs bei dem der scheinbare Wind von achtern also genau von hinten einfallt Hierbei haben Fahrzeug und wahrer Wind und somit auch der scheinbare Wind die gleiche Richtung Auf diesem Kurs wird der Vortrieb durch Winddruck und nicht mehr durch Stromung am Segel erzeugt Slupgetakelte Boote werden bei Fahrt vor dem Wind in ihrem Kursverhalten oft instabil und drohen aus dem Ruder zu laufen so dass es leicht zu einer unbeabsichtigten Halse kommen kann einer sogenannten Patent oder Klapphalse Um diese zu verhindern kann ein Bullenstander gesetzt werden Um zu vermeiden dass das Vorsegel einfallt weil es im Windschatten des Grosssegels steht kann es ausgebaumt werden z B mit einem Spinnakerbaum Erfolgt das Ausbaumen auf der dem Grosssegel gegenuberliegenden Seite wird diese Art des Segelns auch als Schmetterlingssegeln bezeichnet Um achterlichen Winden moglichst viel Angriffsflache zu bieten werden auf Raumschots und Vorwindkursen oft grosse bauchige Spezialsegel wie z B Spinnaker oder Gennaker eingesetzt Vor allem Katamarane aber auch Yachten und Jollen erreichen in der Regel schneller ein Ziel in Lee wenn sie es nicht direkt anlaufen sondern Vor dem Wind kreuzen also auf wechselnden Raumschots Kursen fahren Das hat mehrere Grunde Auf Raumschots Kursen wirken an den Segeln schon deutliche Anteile an dynamischem Auftrieb Zudem ist die Geschwindigkeit des Bordwinds und damit die Anstromgeschwindigkeit der Segel grosser Ein weiterer Grund ist hydrodynamischer Natur Vor allem bei Segelfahrzeugen mit wenig Auftrieb im Bugbereich wie z B bei Katamaranen oder Klassen mit schmalen Rumpfen wird beim Segeln Vor dem Wind aufgrund der Hebelwirkung des Masts der ja einen Teil der Segelkrafte aufnimmt der Bug nach unten ins Wasser gedruckt und es entsteht vermehrter Wasserwiderstand Besonders bei hohem Wellengang ist das Kreuzen vor dem Wind dem Schmetterlingssegeln auch aus Sicherheitsgrunden vorzuziehen denn die Gefahr einer Patenthalse ist beim Schmetterling sehr gross wenn der Kurs nicht sehr genau gehalten werden kann Weitere Abhangigkeiten BearbeitenAuf welchem Kurs zum Wind Segelfahrzeuge am gunstigsten segeln bzw ihre hochste Geschwindigkeit erreichen lasst sich nicht verallgemeinern da dies nicht nur von der Schiffskonstruktion und der spezifischen Rumpfgeschwindigkeit abhangt sondern z B auch von Art und Umfang der Besegelung der jeweiligen Windgeschwindigkeit und dem aktuell vorherrschenden Wellengang So sind beispielsweise rahgetakelte Grosssegler wie die fruheren Handelssegelschiffe durch ihre Bauart fur Kurse pradestiniert auf denen massiger Wind fast schon achterlich einfallt Rennyachten konnen dagegen durchaus auf Am Wind Kursen ihre hochste Geschwindigkeit erreichen wenn sie dabei nicht durch hohen Seegang behindert werden Sie sind dort schneller als selbst auf einem Vorwindkurs bei dem die Segelflache durch riesige Spinnaker enorm vergrossert wird Weil ausser auf Kursen vor dem Wind die Scheinbare Windgeschwindigkeit immer grosser ist als die wahre Windgeschwindigkeit ist es moglich schneller als der wahre Wind zu segeln Viele Fahrtenyachten erreichen mit ihrer Standardbesegelung Grosssegel und Genua bei massigem halbem oder leicht achterlich einfallendem Wind ihr Optimum bei dem die Segel noch voll gesetzt werden konnen und das Boot nicht ubermassig krangt sich nach Lee neigt Auf diesem Kurs ist zudem die Abdrift noch moderat um die der Wind das Boot gegenuber dem Steuerkurs versetzt Segler auf Jollen nehmen demgegenuber selbst eine hohere Abdrift in Kauf um das Boot von der Verdrangerfahrt ins Gleiten zu bekommen Durch den dabei verringerten Wasserwiderstand erreichen sie einen sprunghaft eintretenden Geschwindigkeitszuwachs Siehe auch BearbeitenListe seemannischer Fachworter A bis M und N bis Z Literatur BearbeitenWerner Kumm u a Seemannschaft Handbuch fur den Yachtsport Herausgegeben vom Deutschen Hochseesportverband Hansa e V 27 Auflage Delius Klasing Verlag Bielefeld 2005 ISBN 3 7688 0523 9 Roland Denk Das grosse Handbuch des Segelns BLV Munchen Wien Zurich 1981 ISBN 3 405 11829 8 Roland Denk Segeln lernen in Frage und Antwort 4 Auflage Delius Klasing Verlag Bielefeld 2009 ISBN 978 3 7688 1480 5 Heinz Overschmidt Ramon Gliewe Ich lerne Segeln Mit Fragenkatalog zum Segelgrundschein 13 Auflage Delius Klasing Verlag Bielefeld 2010 ISBN 978 3 7688 3136 9 Fussnote Bearbeiten Nach Auffassung einiger Autoren z B Roland Denk sind die Kursbezeichnungen nicht auf den scheinbaren sondern auf den wahren Wind zu beziehen Diese aus der Segeltheorie abgeleitete Forderung hat sich jedoch wohl aus praktischen Grunden weder im Alltagsgebrauch noch in der Fachliteratur durchgesetzt Auf den wahren Wind werden jedoch die Kurse zum Wind beim Eissegeln bezogen 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