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Die Alte Wache ist ein ehemaliges nur teilweise erhaltenes Gebaude an der Ostseite des Neupfarrplatzes in der Altstadt von Regensburg Das ehemalige stadtische Gebaude wurde 1973 im Zuge eines Kaufhausneubaus weitgehend abgebrochen Die Eingangsfront blieb erhalten und der zugehorige Saulenportikus wurde in die Westfront des neu entstandenen Kaufhauses einbezogen Alte Wache vor DomturmenNordostlicher Neupfarrplatz Fassade der Alten Wache vor KaufhausAlte Wache Saulenportikus mit aufgesetzter BalustradeGeschichte BearbeitenDie Alte Wache auch Hauptwache genannt bildete den militarischen Mittelpunkt der Reichsstadt Regensburg Der Bau der Wache ist fur das Jahr 1611 dokumentiert mit den Worten Auch ist gegenwartig das Wachthaus auf dem Neuen Pfarr Platz auf einer oden Hofstatt errichtet worden Mit der Ortsangabe ist der alte sogenannte Judenstadel an der Einmundung der Drei Helmen Gasse auf den Neupfarrplatz gemeint Der Stadel stand auf einem alten gotischen Kellergewolbe und wurde nach dem Abbruch des Judenviertels 1519 weiterhin stadtisch genutzt Das erste Wachgebaude war ein schlichter ebenerdiger Holzbau Jahrzehnte nach dem Bau wurden 1753 vor dem Holzgebaude Steinplatten verlegt damit die Wachsoldaten dort gut auf und ab schreiten konnten Eine erste Ansicht des Wachgebaudes datiert auf 1807 und zeigt das tief herabgezogene Dach des Holzbaus mit vier vorgelagerten Baumen und funf im Boden eingelassenen niedrige Steinpfosten die durch Ketten verbunden waren Nachdem das Holzgebaude 1809 bereits bruchig geworden war sollte es 1809 durch einen Steinbau ersetzt werden Zunachst jedoch fiel 1810 das Furstentum Regensburg des Karl Theodor von Dalberg an das Konigreich Bayern und der koniglich bayerische Hofkommissar Joseph Maria von Weichs beauftragte den ehemaligen Hofbaumeister Emanuel Herigoyen einen Plan fur eine Hauptwache zu erstellen Beide von Herigoyen angefertigten Plane wurden wegen Geldmangels nicht ausgefuhrt 1816 drohte das alte Holzgebaude einzusturzen Der neue Kreisbauinspektor Michael Dobmeyer erstellte einen neuen Plan der von dem inzwischen nach Munchen beorderten Herigoyen begutachtet geringfugig verandert und genehmigt wurde Ein Stich von 1820 zeigt die neue Wache als Steingebaude mit einem Walmdach Giebel und einem vorgesetzten ca 5 m hohen toskanischen Saulenportikus mit acht Saulen aus Grunsandstein Zum Neupfarrplatz hin standen vor dem Portikus 15 niedrige Steinpfosten mit Eisenketten verbunden und 2 Unterstande Wachhauschen fur die Wachen Auch das Steingebaude wurde auf dem fruhgotischen Gewolbekeller errichtet 1875 wurde im Gebaude der Alten Wache das konigliche Telegrafenamt untergebracht Dafur wurde das Walmdach entfernt und mit einer Balustrade ein Obergeschoss aufgesetzt 1923 hatte die Stadt Regensburg den Abbruch des Gebaudes ins Auge gefasst was jedoch aus finanziellen Grunden unterblieb 1936 beantragte das in der Dreihelmengasse benachbarte Modehaus Fischl den Erwerb des Anwesens zur Vergrosserung des eigenen Betriebs Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebaude aber immer noch im Besitz der Stadt 1956 wurden dort das chemische Untersuchungsamt das Verkehrsamt der Stadt und der Fremdenverkehrsverband untergebracht Es folgten weitere Ankaufgesuche von der Merkur AG und erneut vom Modehaus Fischl die abgelehnt wurden weil die Stadt aus reprasentativen und historischen Grunden im Besitz des Gebaudes bleiben wollte Unter unklaren Bedingungen wegen schwer durchschaubarer Grundstucktauschgeschafte kam es 1958 doch noch zu einem Besitzubergang des Gebaudes an das Modehaus Fischl wobei sich zeigte dass auch die benachbarte Stadtsparkasse ca 25 Teilbesitzrechte am Gebaude hatte Laut Verkaufsurkunde stand das Gebaude unter Denkmalschutz und Walter Boll als Kulturdezernent der Stadt versuchte weiterhin alles um den Verkaufshandel zu verhindern Im Dezember 1959 beantragte die Kauferfamilie Fischl beim Stadtbauamt nach Ruckversicherung beim Landesamt fur Denkmalschutz in Munchen den Abbruch des Gebaudes wegen Wertlosigkeit ohne den Teil Mitbesitzer Stadtsparkasse in Kenntnis zu setzen Obwohl man beim damaligen Stadtbaudirektor Paul Schlienz nicht auf Widerstand stiess wurde der Antrag im April 1960 abgelehnt Das Modehaus Fischl legte Beschwerde ein musste aber den Antrag 1963 zuruckziehen nachdem die Firma Bankrott gemachte hatte Das Stammhaus Fischl und die erworbenen Anteile am Gebaude der Alten Wache wurden an das Kaufhaus Merkur und damit an den Horten Konzern verpachtet Anfang der 1970er Jahre erwarb die Horten AG das Erbbaurecht an dem Anwesen Neupfarrplatz Nr 8 1 Nach dem Zweiten Weltkrieg war im Gebaude fur einige Jahre die Stadtbucherei untergebracht Ab 1968 begann mit dem Abbruch von zwolf alten Burgerhausern eine bauliche Umgestaltung auf dem ostlichen und sudlichen Bereich des Neupfarrplatzes Im Zuge dieser Massnahmen wurde 1973 auch das Gebaude der Hauptwache fur den Neubau eines Kaufhauses abgebrochen Von der Alten Wache blieb nur die Westfassade mit Saulenportikus und aufgesetzter Balustrade erhalten und wurde vom Neubau des Kaufhauses umschlossen Mit diesen Umgestaltungen und mit den weiteren Neubauten erhielt der sudostliche Neupfarrplatz unter Verlust von alten Bauten ein neues Gesicht 2 Stadtsoldaten BearbeitenDie Verteidigungslast der in acht Stadtbezirke die sogenannten Wachten aufgeteilten Stadt Regensburg ruhte auf den Burgersoldaten Jede der acht Wachten musste eine Kompanie stellen befehligt vom jeweiligen Wachtherrn dem Helfer zur Seite standen ein Kapitanleutnant ein Leutnant ein Fahnrich und ein Wachtschreiber Nur die Offiziere trugen Uniform Der Oberbefehl lag beim Rat der Stadt Zusatzlich zu den von Wachten gestellten Soldaten gab es ein Korps von Burgern die sich mit Metallbearbeitung auskannten Sie hielten die stadtischen Geschutze in Ordnung und bildeten die Artillerieeinheit Einige reiche Burger bildeten eine berittene Einheit die zunachst 40 Personen umfasste und bis 1801 auf 130 Personen anwuchs Die Mitglieder dieser Reiterkompanie trugen eine aufwandige Uniform und verfugten ab 1723 auch uber eine Standarte Die Reiterkompanie trat aber nur selten in Erscheinung und hatte auch reprasentative Verpflichtungen z B bei Einzugen von Kaiser oder Konig oder auch als Eskorte fur den Prinzipalkommissar Nach 1663 entschloss sich der Rat der Stadt die Burger von der Wehrpflicht zu entlasten und Berufssoldaten anzustellen die auch das Personal fur die Stadtwache stellen und den Wachdienst an den Toren erledigen mussten Die Massnahme hatte fur die Stadt erhebliche finanzielle Belastungen zur Folge obwohl die Entlohnung der Soldaten schlecht war Am Ende des 18 Jahrhunderts umfasste die Garnison 200 Personen und bildete auch das sogenannte Reichskontingent das die Stadt dem Kaiser im Kriegsfall zur Verfugung stellen musste wie z B 1683 bei der Belagerung von Wien durch die Turken 1683 als nur 80 Soldaten zuruckkamen Fur Unterkunft und Verpflegung mussten die Stadtsoldaten selbst sorgen Es gab keine Kasernierung und eine neue Uniform erhielten die Soldaten nur alle zehn Jahre Die Entlohnung war so schlecht dass die Soldaten auf Nebenverdienste angewiesen waren Diese Einnahmen kamen aus den Stadttorsperrgeldern von denen den Soldaten ein Anteil zustand Als ihnen 1796 dieser Anteil von dem damaligen Kommandanten Hauptmann Johann Wilhelm Bosner verweigert wurde kam es bei den Soldaten zu einer Meuterei gefolgt von Tumulten und Plunderungen in der Stadt Einfache Burger besetzten die Hauptwache und die Stadttore und der Rat der Stadt rief aus Stadtamhof bayerische Soldaten und aus Ingolstadt kaiserliche Soldaten zu Hilfe Den 24 Anfuhrern der meuternden Soldaten wurden drastische korperliche Strafen auferlegt Sie wurden aus der Stadt verwiesen und an das kaiserliche Militar abgegeben Uber eine Bestrafung fur das pflichtwidrige Verhalten des Hauptmanns Bosner liegen keine Berichte vor 3 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Scholler Stadtplanung und Denkmalpflege in Regensburg 1950 1975 In Stadt archiv Regensburg Hrsg Regensburger Studien Band 15 Regensburg 2010 ISBN 978 3 935052 84 9 S 43 47 ISSN 1438 5414 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 149 152 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 151 f 941 f 49 01846 12 09712 Koordinaten 49 1 6 5 N 12 5 49 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Wache Regensburg amp oldid 224229817