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Alois Wiesinger O Cist 3 Juni 1885 in Pettenbach Oberosterreich 3 Janner 1955 in Schlierbach Oberosterreich war Abt des Stiftes Schlierbach Alois Wiesinger kurz nach seiner AmtseinfuhrungInhaltsverzeichnis 1 Jugend und fruhe Pragung 2 Wiedereinfuhrung von Laienbrudern 3 Schule 4 Mission 5 Soziale Frage 6 Kriegsbedingte Ausreise und Ruckkehr nach Schlierbach 7 Glasmalerei 8 Werke 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseJugend und fruhe Pragung BearbeitenAlois Wiesinger wurde nicht weit von Schlierbach in der Pfarre Magdalenaberg geboren Sein Vater war Taglohner und starb fruh Armut pragte seine Jugend Nach der Matura am Stiftsgymnasium Kremsmunster trat er 1905 in das Zisterzienserstift Schlierbach ein Nach drei Jahren Theologiestudium in Innsbruck wurde er 1909 zum Priester geweiht Er studierte noch drei weitere Jahre in Innsbruck und promovierte im Jahr 1912 Er wurde Kooperator in der Melker Pfarre Traiskirchen 1914 ubernahm er die Vorlesungen in Fundamentaltheologie am Institutum Theologicum des Ordens in Heiligenkreuz Im Sommer 1914 reiste er zum Eucharistischen Kongress nach Lourdes und wurde wegen des Kriegsausbruches in Frankreich zuruckgehalten Als Priester durfte er die folgenden neun Monate bis zum April 1915 in franzosischen Trappistenklostern verbringen In diesen Klostern lernte er personlich das monastische Leben der Zisterzienser der strengeren Observanz kennen Vom Trappistenabt Dom Jean Baptiste Chautard von Sept Fons erhielt er das Buch L ame de tout Apostolat welches dann Wiesingers geistliche Richtung wesentlich mitbestimmte Unter dem Titel Innerlichkeit das Geheimnis des Erfolges im apostolischen Wirken erschien 1921 Wiesingers deutsche Ubersetzung von Chautards Werk Die deutsche Fassung wird bis heute aufgelegt Zwei Jahre nach seiner Ruckkehr er war wieder Theologieprofessor in Heiligenkreuz geworden und zugleich Pfarrer in Gaaden wurde er am 24 Juli 1917 nach dem Tod von Abt Gerhard Haslroither zum 14 Abt von Schlierbach gewahlt Mit 32 Jahren war er der jungste Abt Osterreichs und ging dynamisch ans Werk Das monastische Leben der Trappisten wie er es in Frankreich kennengelernt hatte war dem jungen Abt nun in vielem ein Vorbild wenn auch nicht in allem Aussere Tatigkeiten eines Klosters wurden von Abt Alois ausdrucklich bejaht Er fuhrte das Kloster zu seinem bisher grossten Personalstand uber 50 insgesamt sind von 1917 bis 1955 126 Manner eingetreten davon sind 64 auf Lebenszeit geblieben Wiedereinfuhrung von Laienbrudern Bearbeiten nbsp Abt Alois Wiesinger in der Schlierbacher Bibliothek1925 gab es in Schlierbach 21 Priester 4 Kleriker und 2 Laienbruder auch Konversen genannt 1938 waren es 27 Priester 12 Kleriker 2 Novizen und 29 Laienbruder In den osterreichischen Klostern war die Tradition der Laienbruder nicht stark ausgepragt weil die Monche fast ausschliesslich in der Pfarrseelsorge wirkten und daher Priester sein mussten Der Auftakt zu einem Konverseninstitut kam 1921 als Wiesinger zwei Laienbruder Novizen nach Sankt Ottilien in Bayern entsandte um dort das Bruder Noviziat zu besuchen Sie vervielfachten sich bald Andere Kloster in Osterreich folgten Schlierbachs Beispiel bis der Zweite Weltkrieg diese Entwicklung unterbrach Die Schlierbacher Laienbruder wurden unter anderem in der Kaserei eingesetzt dort hatte ein Laienbruder nach dem Ersten Weltkrieg fur den Aufbau gesorgt Bruder waren auch bei Missionsinitiativen begehrte Mitarbeiter weil sie ihre praktischen Kenntnisse einsetzten kostspielige Lohnarbeiter ersetzten eifrig arbeiteten und den religiosen Akzent der Initiativen unterstrichen 1 Schule BearbeitenDie Schulgrundung wurde durch den Ubertritt des Trappistenpaters Sebastian Muller beschleunigt der damit begonnen hatte einige Knaben in Latein zu unterrichten Am 1 Juli 1925 beschloss das Schlierbacher Kapitel eine Schule zu grunden Der Anfang des Schlierbacher Gymnasiums mit sieben Studenten fand am 20 September 1925 statt Im Oktober 1925 hatte das Generalkapitel des Ordens beschlossen missionarische Initiativen zu fordern und so wurde die Schule in diesem Anliegen weitergefuhrt und vorubergehend Herz Jesu Missionskolleg genannt Als Initiator soll Muller gelten nicht Wiesinger Als Vorbild dienten wieder einmal die Benediktiner von St Ottilien die eine erfolgreiche Schule im Geist der Mission fuhrten 2 1932 erhielt die Schlierbacher Schule das Offentlichkeitsrecht Die erste Matura wurde 1934 an 20 Absolventen verliehen Wiesinger blieb Direktor und Professor bis zum Tode allerdings wurde die Schule wahrend des Dritten Reiches insgesamt von 1938 bis 1947 geschlossen er weilte in Brasilien Mehr als 450 Absolventen sind aus der Schule hervorgegangen davon ergriffen 75 einen geistlichen Beruf 3 Mission BearbeitenWiesinger war im Orden fur seinen missionarischen Eifer bekannt und wurde bald Generalprokurator des Zisterzienserordens fur Missionsangelegenheiten 1925 brachte er den Missionsgedanken vor das Generalkapitel des Zisterzienserordens 1928 kam es zur Grundung von Apolo in Bolivien durch das Stift Wilhering Im Mai 1928 kam es zum Kauf von Spring Bank in Milwaukee USA Wiesinger vermittelte im Jahr 1929 zwischen Generalabt und der vietnamesischen Monchsgemeinschaft von Phuoc Son so dass diese 1933 in den Orden eingegliedert werden konnte Erst im Jahr 1938 kam es zu einer Grundung aus den Reihen des Schlierbacher Konventes Wiesingers Mitbruder ubernahmen die Seelsorge in der Pfarrei Jacobina Brasilien die eine raumliche Ausdehnung so gross wie das Bundesland Oberosterreich hatte 4 Soziale Frage Bearbeiten nbsp Wiesingers Aufruf an die Arbeiter 1948Abt Alois Wiesinger wurde schon wahrend seiner Studienzeit an der Universitat Innsbruck mit der katholischen Soziallehre konfrontiert Den entscheidenden Anstoss fur seine sozialreformerischen Gedanken erhielt er 1912 als Kaplan in der Arbeiterpfarre Traiskirchen Er lernte hier den Vordenker der christlichen Arbeiterjugend Anton Orel aus Wien kennen Orels antikapitalistische Thesen und deren Begrundung uberzeugten Wiesinger derart dass er sich fortan eingehend mit der sozialen Frage beschaftigte Seine Kapitalismuskritik veroffentlichte er schon Anfang 1914 im Linzer Volksblatt als Dr Norikus Zur damaligen Zeit war er Professor in Heiligenkreuz Der materialistischen Ausrichtung und dem Versuch der Sozialisten die soziale Frage durch die Hinterture des Gemeineigentums an den Produktionsmitteln zu losen erteilte er eine klare Absage Materialismus und Christentum sind unvereinbar schrieb Wiesinger in seinem Werk Operismus Nach einer grundlichen Analyse der damaligen Wirtschaftssysteme Kapitalismus und Sozialismus entwarf er ein Konzept um die soziale Frage zu losen und veroffentlichte seine Gedanken in dem Manifest 1848 1948 Arbeiter der Faust und der Stirne vereinigt Euch Ein Aufruf an die Arbeiter der Welt von Abt Wiesinger Linz 1948 sowie in der Monographie Der Operismus Eine Darlegung der Grundsatze des Christentums zur Losung der sozialen Frage Linz 1947 Als Operismus bezeichnete Abt Wiesinger ein Wirtschafts und Arbeitssystem das sowohl christlich gepragt als auch sozial ausgerichtet ist Dieses System knupft an die papstlichen Sozialenzykliken Rerum Novarum und Quadragesimo anno an und enthalt Gedanken die Johannes Paul II in seiner Sozialenzyklika Laborem exercens ebenfalls formuliert hat Wiesinger versteht seinen Weg des Operismus als dritten Weg der weder kapitalistisch noch sozialistisch ist Daher ist das Etikett roter Abt das man ihm angehangt hatte irrefuhrend Alois Wiesinger forderte das Wirtschaftssystem so umzugestalten dass der arbeitende Mensch im Mittelpunkt steht Er soll vom Wirtschaftsprozess Vorteile haben und uber der Sache d h den sachlichen Produktionsfaktoren stehen Sein Begriff des arbeitenden Menschen kennt keine Klassengegensatze und keinen Klassenkampf Er war sich durchaus im klaren dass die soziale Frage letztlich nur politisch gelost werden kann Er forderte daher im Rahmen der Ordnungspolitik des Staates eine umfangreiche Gesetzgebung zum Schutz des arbeitenden Menschen Er stellte auch fest dass der kirchliche Auftrag den Menschen das ewige Heil zu vermitteln nur moglich ist wenn die Soziale Frage aufgegriffen und gelost wird Daher ist die Kirche verpflichtet fortlaufend auf ungerechte okonomische und soziale Verhaltnisse aufmerksam zu machen und Losungen einzufordern Die soziale Frage begleitete Wiesinger durch sein ganzes Leben Er schrieb haufig Zeitungsbeitrage daruber 1948 erschien sein umfassendes Werk Operismus Kriegsbedingte Ausreise und Ruckkehr nach Schlierbach Bearbeiten nbsp Abt Alois Wiesingers Gebetskarte anlasslich 30 Jahre Abtsweihe 1947Am 6 Janner 1939 reiste der Abt uber Rom nach Brasilien um dort mit seinen Mitbrudern als Missionar zu wirken Die Ausreise wurde durch seine Opposition zum Nationalsozialismus verursacht da er mit baldiger Inhaftierung rechnen musste Er wurde durch die beim Kriegseintritt Brasiliens verhetzte Bevolkerung der Spionage verdachtigt Steinigung und Lynchen wurde ihm angedroht auf der Fahrt von Jacobina nach Jequitiba wurde er auch aus dem Zug hinausgeworfen Als der Krieg zu Ende ging kehrte er 1946 nach Schlierbach zuruck Jequitiba konnte sich weiterentwickeln 1950 wurde es zur Abtei erhoben Glasmalerei BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg begann P Petrus Raukamp ein ehemaliger Glasmaler der 1926 ins Kloster eingetreten war in Schlierbach wieder mit diesem Kunsthandwerk Sein Bruder hatte wegen der Bombenangriffe wahrend des Krieges aus Linz Glasbestande nach Schlierbach verlagern lassen Da der Bruder von P Petrus ohne Kinder war nutzte Abt Alois die Gelegenheit durch das Stift die oberosterreichische Glasmalerei weiterfuhren zu lassen und schuf dadurch einen fur das Stift kulturell und wirtschaftlich bedeutenden Betrieb Werke BearbeitenNach Manila Lose Blatter von der Reise zum Eucharistischen Kongress Linz 1937 Jean Baptiste Chautard Innerlichkeit Die Seele allen Apostolates bearbeitet von Abt Dr Alois Wiesinger SOCist Neuausgabe Verlag Fassbaender 1997 Memoiren Ubertragen von R Stieger Manuskript im Stiftsarchiv Schlierbach evtl unterliegen sie der Archivsperre Operismus Linz 1947 Arbeiter der Faust und der Stirne vereinigt Euch 1848 1948 Ein Aufruf von Abt Alois Wiesinger Linz 1948 Zur Auffassung Platos heute in Festschrift zum 400jahrigen Bestande des offentlichen Obergymnasiums der Benediktiner in Kremsmunster Wels 1949 Wie stellt sich der Katholik zu den okkulten Erscheinungen in Neue Wissenschaft 1953 Literatur BearbeitenFrey Nivard Alois Wiesinger Abt Missionar Wissenschaftler In Oberosterreicher Lebensbilder zur Geschichte Oberosterreichs Bd 2 Linz 1982 S 179 191 Grossl Lothar Kirche und soziale Frage Der Beitrag Wiesingers zur katholischen Soziallehre In Cistercienser Chronik 94 Jg 1987 S 164 176 Keplinger Ludwig Abt Dr Alois Wiesinger in 49 Jahresbericht des Gymnasiums der Abtei Schlierbach 1985 86 1986 S 5 9 Keplinger Ludwig 50 Jahre Gymnasium Schlierbach Schlierbach 1975 Pleasants Helene Hg Biographical Dictionary of Parapsychology New York Helix Press 1964 Pranzl Rudolf Mag Noricus Anmerkungen zu einem Lexikonartikel von Prof Sauser Trier uber Abt Alois Wiesinger OCist 1885 1955 in Cistercienser Chronik 106 Jahrgang 1999 Heft 3 S 363 369 Pranzl Rudolf Die Wiederaufnahme der Missionstatigkeit im Zisterzienserorden Die Anregung durch den Abt von Schlierbach Alois Wiesinger und sein Beitrag in der Vorbereitung Diplomarbeit an der Univ Innsbruck 1992 Maschinschrift Pranzl Rudolf in Lexikon fur Theologie und Kirche Band 10 Spalte 1163 2001 Pranzl Rudolf Abt Dr Alois Wiesinger OCist Monch und Missionar Padagoge und Wissenschafter 1885 1955 in Faszinierende Gestalten der Kirche Osterreichs hrsg von Jan Mikrut Bd 10 Wien 2003 S 377 412 Resch Andreas Okkulte Phanomene Parapsychologische Studien des Abtes Alois Wiesinger in 49 Jahresbericht des Gymnasiums der Abtei Schlierbach 1985 86 1986 S 10 14 Stachelberger Alfred Abt Dr Alois Wiesinger OCist Wegbereiter einer Kultur Gesellschafts und Sozialreform Wien 1983 21 S 2 Bl Wiener Katholische Akademie Arbeitskreis fur kirchl Zeit und Wiener Diozesangeschichte Miscellanea N R 171 Schachenmayr Alkuin Volker Pragende Professoren in der Entwicklung des theologischen Lehrbetriebes im Cistercienserstift Heiligenkreuz von 1802 bis 2002 Langwaden 2004 Zu Abt Alois Wiesinger siehe S 171 182 Ekkart Sauser Wiesinger Alois In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 13 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 072 7 Sp 1106 1108 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alois Wiesinger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Alois Wiesinger im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Pranzl Rudolf Die Wiederaufnahme der Missionstatigkeit im Zisterzienserorden S 90 Pranzl Rudolf Die Wiederaufnahme der Missionstatigkeit im Zisterzienserorden S 75 76 Kepplinger Ludgwig 50 Jahre Stiftsgymnasium S 8 16 Pranzl Die Wiederaufnahme der Missionstatigkeit im Zisterzienserorden S 92 122 Normdaten Person GND 118771671 lobid OGND AKS VIAF 255308255 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wiesinger AloisKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Monch Abt des Stiftes SchlierbachGEBURTSDATUM 3 Juni 1885GEBURTSORT Pettenbach Oberosterreich STERBEDATUM 3 Januar 1955STERBEORT Schlierbach Oberosterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alois Wiesinger amp oldid 235449634