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Die Quantenmechanik beschreibt physikalische Systeme mit einem System spezifischen Hamiltonoperator und Eigenzustanden dieses Operators Das adiabatische Theorem der Quantenmechanik auch Adiabatensatz der Quantenmechanik genannt besagt dass ein quantenmechanisches System in guter Naherung in einem Eigenzustand verbleibt wenn der Hamiltonoperator explizit von der Zeit abhangt sich aber nur langsam andert Die zeitliche Anderung beruht dabei auf ausserhalb vom System vorgegebenen Parametern z B magnetischen oder elektrischen Feldern oder geometrischen Grossen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beispiele 2 1 Born Oppenheimer Naherung 2 2 Adiabatische Quantencomputer 3 Bezug zum Adiabatentheorem der klassischen Mechanik 4 Beweis Schema 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas adiabatische Theorem der Quantenmechanik geht zuruck auf Arbeiten von Max Born und Wladimir Fock aus dem Jahr 1928 Eine vollstandige mathematische Formulierung gelang jedoch erst Tosio Kato 1950 im Zusammenhang mit der Storungstheorie linearer Operatoren Michael Berry zeigte 1984 dass bei zyklischer adiabatischer Anderung der Parameter das System zwar in seinen Ausgangszustand zuruckkehrt aber unter Umstanden einen von der Geometrie des Parameterraums abhangigen Phasenfaktor erhalt Berry Phase Beispiele BearbeitenBorn Oppenheimer Naherung Bearbeiten Eine Anwendung ist die Born Oppenheimer Naherung fur die Berechnung der Wellenfunktionen von Atomkernen und Elektronen in einem Molekul Die auf Max Born und Robert Oppenheimer zuruckgehende Methode basiert auf der Annahme dass sich die Wellenfunktionen von Atomkernen und Elektronen separat behandeln lassen Der Grund dafur ist die viel grossere Masse der Atomkerne die sich daher viel langsamer bewegen als die Elektronen Die Elektronen befinden sich daher und verbleiben in Eigenzustanden in dem von den Atomkernen erzeugten quasistatischen elektrischen Feld Adiabatische Quantencomputer Bearbeiten Die Spielregel bei dieser Art von Quantencomputer besteht darin ein System mit bekanntem einfachem Grundzustand durch langsames Andern von Parametern aus diesem Grundzustand adiabatisch in den Grundzustand eines anderen komplizierteren Systems zu uberfuhren 1 Es ist bewiesen dass jeder konventionelle Quantenalgorithmus aquivalent zur Ermittlung des Grundzustands eines entsprechenden Hamiltonoperators ist Man kann daher im Prinzip in einem adiabatischen Quantencomputer alle Quantenalgorithmen ausfuhren Man konnte daran denken den fraglichen Grundzustand einfach durch Absenken der Temperatur zum Vorschein zu bringen Eine adiabatische Annaherung an den Grundzustand aus anderer Richtung ist in vielen Fallen aber aussichtsreicher Bezug zum Adiabatentheorem der klassischen Mechanik BearbeitenDas Adiabatentheorem der klassischen Mechanik besagt dass bei adiabatischen Anderungen von Systemparametern die Wirkungsvariablen J m displaystyle J m nbsp p m d q m displaystyle p m textrm d q m nbsp invariant sind Nach der Quantisierungsvorschrift der alten Quantenmechanik ist nach Sommerfeld zu setzen J m 2 p ℏ n m displaystyle J m 2 pi hbar n m nbsp mit ganzen Zahlen n m displaystyle n m nbsp Die Invarianz von J m displaystyle J m nbsp bedeutet daher dass die Zahlen n m displaystyle n m nbsp konstant bleiben Dies entspricht der Aussage des Adiabatentheorems der Quantenmechanik wonach keine Ubergange zwischen Quantenzustanden erfolgen Physikalisch und anschaulich impliziert ein sich im Verlauf einer Zeit T displaystyle T nbsp andernder Hamiltonoperator eine von aussen aufgezwungene Frequenz der Grossenordnung w 1 T displaystyle omega 1 T nbsp und somit eine Energie der Grossenordnung E ℏ w ℏ T displaystyle E hbar omega hbar T nbsp Ist diese Energie kleiner als alle Energiedifferenzen E m E n displaystyle left E m E n right nbsp kann kein Ubergang erfolgen Beweis Schema BearbeitenEin Beweis des Adiabatentheorems ist nicht einfach und es gibt Beweisvarianten mit unterschiedlichen Voraussetzungen oder anderer quantitativer Abschatzung der Abweichung vom Grenzfall Der Beweis nach Born und Fock gilt nur wenn es keine Entartung gibt ist dafur aber geradlinig Ein zeitabhangiger Hamiltonoperator H t displaystyle H left t right nbsp hat fur jeden Wert der Zeitvariable t displaystyle t nbsp Eigenzustande n t displaystyle left n left t right right rangle nbsp mit Energie E n t displaystyle E n left t right nbsp Ein beliebiger Zustandsvektor lasst sich nach diesen Basisvektoren entwickeln Es interessiert die Losung ps t S n c n t n t e i f n t displaystyle left psi left t right right rangle Sigma n c n left t right left n left t right right rangle e i varphi n left t right nbsp der zeitabhangigen Schrodingergleichung t ps t i H t ps t displaystyle partial t left psi left t right right rangle iH left t right left psi left t right right rangle nbsp die Plancksche Konstante ist ℏ displaystyle hbar nbsp weggelassen Die reellen Phasen f n t displaystyle varphi n left t right nbsp sind frei wahlbar haben bei geeigneter Wahl aber auch eine physikalische Bedeutung Das Amplitudenquadrat c n t 2 displaystyle left c n left t right right 2 nbsp ist die Wahrscheinlichkeit das System zur Zeit t displaystyle t nbsp im entsprechenden Eigenzustand vorzufinden Einsetzen von ps t displaystyle left psi left t right right rangle nbsp in die Schrodingergleichung liefert n c n i c n f n n t c n t n t e i f n i n c n E n t n t e i f n c m i c m f m n c n m t n e i f n f m i c m E m t displaystyle begin aligned sum n left left overset cdot c n ic n overset cdot varphi n right left n left t right right rangle c n left partial t n left t right right rangle right e i varphi n amp i sum n c n E n left t right left n left t right right rangle e i varphi n overset cdot c m ic m overset cdot varphi m sum n c n left langle m left partial t n right right rangle e i left varphi n varphi m right amp ic m E m left t right end aligned nbsp Die zweite Zeile ist das Skalarprodukt der ersten Zeile mit dem konjugierten Eigenvektor m t displaystyle left langle m left t right right nbsp Mit der Wahl f n 8 n g n 8 n 0 t E n t d t g n i 0 t n t n d t i 0 n t n d n displaystyle varphi n theta n gamma n qquad theta n int 0 t E n left t right mathrm d t qquad gamma n i int 0 t left langle n left partial t n right right rangle mathrm d t i int 0 n t left langle n left mathrm d n right right rangle nbsp hebt der f displaystyle overset cdot varphi nbsp Term die r S und den Diagonalterm der Summe weg Dabei ist 8 n t displaystyle theta n left t right nbsp die triviale Phasenanderung entsprechend der Energie E n t displaystyle E n left t right nbsp g n t displaystyle gamma n left t right nbsp ist die Berry Phase Es verbleibt t c m n m c n m t n e i f n t f m t displaystyle partial t c m sum n neq m c n left langle m left partial t n right right rangle e i left varphi n left t right varphi m left t right right nbsp Es sei H displaystyle H nbsp uber eine grosse Zeitskala T displaystyle T nbsp von der Zeit abhangig d h H H s displaystyle H H left s right nbsp mit s t T displaystyle s t T nbsp und 0 s 1 displaystyle 0 leq s leq 1 nbsp Die aus der statischen Schrodingergleichung abgeleiteten Zustandsvektoren n displaystyle left n right rangle nbsp Energien E n displaystyle E n nbsp und Berryphasen g n displaystyle gamma n nbsp sind dann Funktionen von s displaystyle s nbsp Die trivialen Phasen enthalten dagegen einen Faktor T displaystyle T nbsp 8 n T 0 s E n s d s T ϵ n s displaystyle theta n T int 0 s E n left s right mathrm d s T epsilon n left s right nbsp Zur Zeit t 0 displaystyle t 0 nbsp befinde sich das System im Zustand r displaystyle r nbsp Die Strategie ist jetzt fur grosse T displaystyle T nbsp den Ansatz c m d m r c m 1 displaystyle c m delta m r c m left 1 right nbsp zu machen und c m 1 displaystyle c m left 1 right nbsp iterativ zu bestimmen Mit ϵ r m ϵ r ϵ m displaystyle epsilon rm epsilon r epsilon m nbsp folgt fur m r displaystyle m neq r nbsp s c m 1 m s r e i g r s i g m s e i T ϵ r m s f m r s e i T ϵ r m s displaystyle partial s c m left 1 right left langle m left partial s r right right rangle e i gamma r left s right i gamma m left s right e iT epsilon rm left s right f mr left s right e iT epsilon rm left s right nbsp mit einer stetigen Funktion f m r s displaystyle f mr left s right nbsp Nach Voraussetzung sei E m s E r s ϵ displaystyle left E m left s right E r left s right right geq epsilon nbsp mit positivem ϵ displaystyle epsilon nbsp Das Integral ϵ r m s 0 s E m s E r s d s displaystyle epsilon rm left s right int 0 s left E m left s right E r left s right right mathrm d s nbsp ist dann eine monotone Funktion und invertierbar Dies liefert d c m 1 f m r s ϵ r m e i T ϵ r m d ϵ r m E m E r displaystyle textrm d c m left 1 right f mr left s left epsilon rm right right e iT epsilon rm frac textrm d epsilon rm E m E r nbsp Das Integral dieser Gleichung von ϵ r m 0 0 displaystyle epsilon rm left 0 right 0 nbsp bis ϵ r m 1 displaystyle epsilon rm left 1 right nbsp wird nach dem Lemma von Riemann Lebesgue mit wachsendem T displaystyle T nbsp beliebig klein Sofern der Integrand differenzierbar ist ist das Integral von der Grossenordnung O 1 T displaystyle O left 1 T right nbsp Somit werden die Wahrscheinlichkeiten c m 2 displaystyle left c m right 2 nbsp das System in einem Zustand m r displaystyle m neq r nbsp vorzufinden beliebig klein und es verschwinden auch alle endlichen Summen lim T S m r N c m 2 0 displaystyle lim T rightarrow infty Sigma m neq r N left c m right 2 0 nbsp Dass auch die Restsummen klein werden folgt schon daraus dass fur Ubergange in Zustande mit hoher Energie nicht genug Energie zur Verfugung steht Siehe auch BearbeitenAdiabatische ZustandsanderungLiteratur BearbeitenM Born V Fock Beweis des Adiabatensatzes In Zeitschrift fur Physik Band 51 Nr 3 4 Marz 1928 S 165 180 doi 10 1007 BF01343193 Tosio Kato On the Adiabatic Theorem of Quantum Mechanics In Journal of the Physical Society of Japan Band 5 Nr 6 1950 S 435 439 doi 10 1143 JPSJ 5 435 V S Buslaev E A Grinina Remarks on the quantum adiabatic theorem In St Petersburg Mathematical Journal Band 16 Nr 04 21 Juni 2005 S 639 648 Siehe auch darin angegebene Referenzen Einzelnachweise Bearbeiten T Albash D A Lidar Adiabatic Quantum Computing In Rev Mod Phys Band 369 Nr 90 2018 S 015002 doi 10 1103 RevModPhys 90 015002 arxiv 1611 04471v2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adiabatisches Theorem der Quantenmechanik amp oldid 222227483