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Adelheid Duvanel 23 April 1936 in Basel als Adelheid Feigenwinter 8 Juli 1996 ebenda Pseudonym Judith Januar war eine Schweizer Schriftstellerin und Malerin Grab Friedhof am Hornli Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kunstlerisches Schaffen 3 Auszeichnungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAdelheid Feigenwinter alteste Tochter des basellandschaftlichen Strafgerichtsprasidenten Georg Feigenwinter 1904 1997 1 und der Elisabeth Lichtenhahn verbrachte ihre Kindheit und Jugend als altestes von vier Kindern in einer streng katholischen Familie in Pratteln und Liestal Die Familie wohnte in einem mehrstockigen Einfamilienhaus mit grossem Garten im damals landlichen Liestal nah gelegen zur Ergolz und dem Schleifenberg Sie war einerseits ein introvertiertes schuchternes und empfindsames Kind andererseits aber phantasievoll und kreativ wenn es darum ging selbst ersonnene Marchen Geschichten und Horspiele vorzutragen die sie passend bebildert hatte Fruh hatte sie in der Primarschule als auch innerhalb der Familie den Ruf eines Wunderkindes 2 Nachdem sie das Gymnasium abgebrochen hatte besuchte sie ein Jahr das katholische Madcheninstitut Sacre Coeur am Neuenburgersee in der franzosischen Schweiz Anfang der 1950er Jahre zog die Familie in eine Parterrewohnung in einem modernen Mehrfamilienhaus Adelheid kam nach dem Internat direkt in die neue Wohnung Sie litt zeitlebens an zahlreichen psychischen Krisen Destabilisierungen und Depressionen 3 und wurde erstmals psychiatrisch behandelt In einer psychiatrischen Klinik war sie aufgrund der Diagnose Schizophrenie Behandlungen mit Elektroschocks und Insulinspritzen ausgesetzt Eine Lehre als Textilzeichnerin konnte sie aus gesundheitlichen Grunden nicht abschliessen absolvierte aber die Kunstgewerbeschule in Basel mit Kursen in Malerei und Grafik Ihre erste Geschichte veroffentlichte sie mit 19 Jahren Ihre fruhen Texte erschienen unter ihrem Pseudonym Judith Januar im Feuilleton beziehungsweise im Sonntagsblatt der Basler Nachrichten Bei einer Kunstausstellung in Liestal konnte sie ihr erstes Bild verkaufen 2 1962 heiratete sie den Maler Joseph Edward Duvanel und lebte in Basel Neben ihrer feuilletonistischen und literarischen Arbeit arbeitete sie als Buroangestellte und als Mitarbeiterin in einem Meinungsforschungsinstitut Das Paar gehorte zur Basler Boheme Wahrend der Ehe horte sie fur mehrere Jahre auf zu malen 1964 wurde ihre Tochter Adelheid geboren Ab Fruhjahr 1968 bis September 1969 lebte sie mit Mann und Tochter auf Formentera 4 Spater war sie gezwungen mit der Geliebten ihres Mannes und deren Kind im gemeinsamen Haushalt zu leben Die Ehe wurde 1981 geschieden Duvanel verfugte danach nur uber geringe finanzielle Mittel und lebte zuruckgezogen schrieb aber journalistische Texte und malte ab Ende der siebziger Jahre wieder Sie kummerte sich bis zu ihrem Tod um ihre Aidskranke und drogenabhangige Tochter 1964 2005 und das Enkelkind immer unterbrochen von Aufenthalten in der Psychiatrischen Klinik von Basel Sie starb in der Nacht vom 7 auf den 8 Juli 1996 unter Medikamenteneinfluss in einem Waldchen bei Basel an Unterkuhlung 3 Adelheid Duvanel war die Schwester des Journalisten Felix Feigenwinter 1939 und die Schwagerin der Publizistin Gunild Feigenwinter 1940 Kunstlerisches Schaffen BearbeitenAdelheid Duvanel wurde immer wieder mit Robert Walser und Regina Ullmann verglichen etwa von Peter Hamm 2004 An Regina Ullmann erinnert in Adelheid Duvanels Erzahlungen vor allem jene manchmal fast schon schockierende Naivitat von der man nie genau weiss ob sie kalkuliert oder wirklich unschuldig ist Das raffiniert Unbeholfene dieser Prosa wie man es auch von Robert Walser dem Ubervater der neueren Schweizer Literatur kennt entspricht ziemlich genau der prekaren Gefuhlslage ihrer Protagonisten die fast alle aus fatalen Verhaltnissen kommen sich aber auf unsicherstem Grund oft mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen Peter Hamm Die Zeit 2004 5 Ihr Werk war in der Offentlichkeit jedoch weitgehend unbekannt obwohl sie mehrfach Literaturpreise errang Grossere Bekanntheit erlangte sie erst durch die postume Herausgabe ihrer fruheren Texte aus den Basler Nachrichten 1997 und 2004 in Buchform 6 Nebst einigen wenigen Gedichten verfasste sie vorwiegend Prosaminiaturen Diese handeln von Menschen am Rand der Gesellschaft von gescheiterten Existenzen Ihre Figuren sind hellsichtige gleichzeitig verstummte Menschen In den Welten in denen sie leben fangt immer alles so gut an und endet so entsetzlich schlimm 3 Die Figuren die bei Duvanel im Zentrum stehen sind Aussenseiter oft umgetrieben von einem Gefuhl der Ausweglosigkeit und der Trostlosigkeit 7 8 Alle diese Figuren behalten aber immer ihre Wurde Duvanels Prosaminiaturen sind oft aus der Perspektive von Frauen oder Kindern erzahlt 9 Die Sprache hat einen tagtraumerischen manchmal sogar surrealistischen Charakter und wird stark verdichtet So die Schriftstellerin Johanna Lier uber Duvanels Schaffen 10 Duvanel hinterliess auch ein umfangreiches zeichnerisches Œuvre Wahrend der Zeit ihrer ersten Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken schuf sie als Jugendliche und junge Erwachsene zarte Bleistiftzeichnungen von manchmal fast naiv wirkenden Romantik uber Angste und Bedrohung im Zusammenhang mit Weiblichkeit und Isolation Wiederkehrende Motive sind Karikaturhaft verzerrte Mannerprofile Schlangen die an Penisse erinnern Orte seelischen Ruckzugs wie etwa Turme sowie das ernste Gesicht einer jungen Frau mit grossen mandelformigen Augen wohl ein Selbstportrat Die fruhen Zeichnungen lassen unweigerlich an kindliche Vernachlassigung oder gar sexuellen Missbrauch denken Wahrend spaterer Psychiatrieaufenthalte gegen Ende ihres Lebens gestaltete sie ausdrucksstarke farbigere Bilder mit kraftigeren Materialien 3 Erst nach ihrem Tod wurde ihre Malerei offentlich gewurdigt und ausgestellt zuerst 1997 im Rahmen der Literaturtage in einer Gedenkausstellung im Kunstmuseum Solothurn 2009 in der Ausstellung Wande dunn wie Haut im Museum im Lagerhaus in St Gallen und 2021 in der Galerie Litar in Zurich Zeichnungen Gemalde und Manuskripte befinden sich im Basler Literarischen Archiv der Universitatsbibliothek Basel in der Psychiatrischen Universitatsklinik Basel eine Sammlung von hundert Zeichnungen im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern und Zeichnungen und Gemalde im Museum im Lagerhaus in St Gallen 3 Auszeichnungen Bearbeiten1981 Kleiner Basler Kunstpreis 1984 Kranichsteiner Literaturpreis 1987 Literaturpreis der Stadt Basel 1988 Gesamtwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung 1995 Gastpreis des Kantons BernWerke BearbeitenErzahlungen mit Hanni Salfinger Gedichte Basler Texte Nr 6 hrsg v d Staatlichen Literaturkreditkommission Basel Stadt Pharos Basel 1976 Merkwurdige Geschichten aus Basel mit Felix Feigenwinter und Gunild Regine Winter Mond Buch Basel 1978 Wande dunn wie Haut Gute Schriften GS 453 Basel 1979 Windgeschichten Luchterhand Darmstadt 1980 Das Brillenmuseum Erzahlungen Luchterhand Darmstadt 1982 Anna und ich Erzahlungen Luchterhand Darmstadt 1985 Das verschwundene Haus Erzahlungen Luchterhand Darmstadt 1988 Gnadenfrist Erzahlungen Luchterhand Frankfurt am Main 1991 Die Brieffreundin Erzahlungen Luchterhand Munchen 1995 Der letzte Fruhlingstag Erzahlungen hrsg v Klaus Siblewski Nachwort von Peter von Matt Luchterhand Munchen 1997 Beim Hute meiner Mutter Erzahlungen Nachwort von Peter von Matt Nagel amp Kimche Zurich 2004 Fern von hier Samtliche Erzahlungen Hrsg Elsbeth Dangel Pelloquin und Friederike Kretzen Limmat Zurich 2021 ISBN 978 3 03926 013 3Literatur BearbeitenGudrun S Krayfuss Scheherezadel Eine Basler Autorin wird entdeckt Reflexionen zu Leben und Schaffen von Adelheid Duvanel Isishaus Basel 1998 ISBN 3 906427 01 3 Susanne Hofer irgendeine Bedeutung die niemand begreift Die Kinderfiguren im Werk Adelheid Duvanels Lizentiatsarbeit Universitat Bern 1998 Wande dunn wie Haut Zeichnungen und Gemalde der Schweizer Schriftstellerin Adelheid Duvanel Katalog zur Ausstellung der Stiftung fur Schweizerische Naive Kunst und Art Brut Museum im Lagerhaus St Gallen 2009 ISBN 978 3 033 02125 9 Saskia Fischer Das Recht zu schweigen Uber die Erzahlung Kavalier von Adelheid Duvanel In Federwelt Zeitschrift fur Autorinnen und Autoren Nr 64 Juni Juli 2007 ISSN 1439 8362 Tadeus Pfeifer Leben im Medium der Sprache Abschied von Adelheid Duvanel 1936 1996 In Basler Stadtbuch 1996 S 159 161 baslerstadtbuch chWeblinks BearbeitenPublikationen von und uber Adelheid Duvanel im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Adelheid Duvanel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag uber Adelheid Duvanel im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz Sammlung Adelheid Duvanel in der Datenbank Helveticarchives bzw als Online Inventar EAD des Schweizerischen Literaturarchivs Adelheid Duvanel Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur Adelheid Duvanel In Swisscovery Abgerufen am 15 Februar 2022 Felix Feigenwinter Personliche Erinnerungen an meine Schwester Adelheid Duvanel Feigenwinter 1936 1996 in feigenwinter basel over blog de vom 16 Februar 2010 Michael Luisier Adelheid Duvanel Die Vergessene mit dem Faible fur Versehrte In SRF 2 Kultur Sendung BuchZeichen 31 Dezember 2021 abgerufen am 15 Februar 2022 Michael Luisier u a Eine Schweizer Poetin Cowboys und Bierbrauerinnen mp3 Audio 40 3 MB 29 22 Minuten In SRF Sendung BuchZeichen 21 Dezember 2021 abgerufen am 15 Februar 2022 Justina Schreiber Adelheid Duvanel Schweizer Schriftstellerin im Schatten mp3 Audio 20 5 MB 22 16 Minuten In Bayern 2 Sendung radioWissen 15 Februar 2022 abgerufen am 15 Februar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten personenlexikon bl ch a b Felix Feigenwinter Personliche Erinnerungen an meine Schwester Adelheid Duvanel Feigenwinter 1936 1996 In feigenwinter basel over blog de vom 16 Februar 2010 Abgerufen am 30 November 2022 a b c d e Gerhard Dammann Adelheid Duvanel Zeichnungen In wahnsinn sammeln Outsider Art aus der Sammlung Dammann Thomas Roske Bettina Brand Claussen Gerhard Dammann Hrsg Verlag Das Wunderhorn Heidelberg 2006 ISBN 978 3 88423 265 1 S 162 166 Felix Feigenwinter Adelheids Reisen ans Meer in feigenwinter basel over blog de Abgerufen am 29 November 2022 Der Schlaf schlich herbei Adelheid Duvanels Erzahlungen besitzen eine herzzerreissende Zauberkraft In Die Zeit Nr 32 2004 zeit de abgerufen am 25 Februar 2021 Michael Kruger Worte uber dem Abgrund In Die Zeit 2 Juni 2021 Rezension nb admin ch abgerufen am 3 Nov 2020 derbund ch 1 2 Vorlage Toter Link www derbund ch Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juni 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis abgerufen am 3 November 2020 literapedia bern ch abgerufen am 3 November 2020 Johanna Lier In WOZ WochenZeitung 20 Januar 2005 woz chNormdaten Person GND 120669013 lobid OGND AKS LCCN n80110013 VIAF 4949826 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Duvanel AdelheidALTERNATIVNAMEN Feigenwinter Adelheid Geburtsname Januar Judith Pseudonym KURZBESCHREIBUNG Schweizer SchriftstellerinGEBURTSDATUM 23 April 1936GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 8 Juli 1996STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adelheid Duvanel amp oldid 234330172