www.wikidata.de-de.nina.az
Die Academie der Schonemannschen Gesellschaft war die erste Schauspielakademie Deutschlands Sie entstand 1753 in Schwerin am Hof von Herzog Christian Ludwig II von Mecklenburg Schwerin In der Literatur findet man verschiedene Bezeichnungen fur die Akademie Sie wird auch als Schonemannsche Akademie Schonemannsche Schauspielerakademie oder Schweriner Schauspielerakademie 1 bezeichnet Stadtansicht von Schwerin Kupferstich von Matthaus Merian Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Wandertruppen 1 2 Die Schonemannsche Gesellschaft in Mecklenburg Schwerin 2 Die Schweriner Schauspielerakademie 2 1 Grundung der Akademie 2 2 Inhaltliche Ausrichtung der Akademie 2 3 Auflosung der Akademie 2 4 Das Ende der Schonemannschen Gesellschaft 2 5 Conrad Ekhof Preis 2 6 Zitate und Anekdoten 3 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Reisende Kunstlergesellschaft Carl Spitzweg Wandertruppen Bearbeiten Seit dem 17 Jahrhundert hatten sich in Deutschland sogenannte Wandertruppen als Gegenstuck zu den Hoftheatern der Fursten herausgebildet Sie unterhielten das Volk mit Possen also mit Parodien beziehungsweise Travestien von hofischen Tragodien oder Opern Gespielt wurde unter freiem Himmel in grosseren Hofen und in umfunktionierten Salen Die Ensembles waren lose zusammengesetzte Theatergesellschaften die oftmals aus arbeitslosen Handwerkern entlaufenen Dienern verkrachten Studenten und nur wenigen Buhneninteressenten ohne wirkliche Buhnenausbildung bestanden Geleitet wurden sie von einem Prinzipal 2 Die Wandertruppen tingelten von Ort zu Ort und waren taglich auf Quartiersuche in der Hoffnung ein Publikum zu finden welches ihre Auffuhrungen zu schatzen weiss 1 Die soziale Stellung der Schauspieler im 18 Jahrhundert war ausserst prekar Alleine aufgrund der Tatsache dass sie keinen festen Wohnsitz hatten und dass sich ihnen jeder bis hin zu Landstreicher anschliessen konnte erregten sie Misstrauen beim braven aufstrebenden Burger Sie wurden von der Gesellschaft ausgeschlossen waren Angehorige einer sozialen Randgruppe und fielen quasi durch das Rechtssystem Insbesondere die Kirche hatte eine kompromittierende Haltung gegenuber dem Theater im Allgemeinen und gegenuber den Schauspielern im Speziellen 1 Im Sachsenspiegel III heisst es zur Stellung der Komodianten im 17 und 18 Jahrhundert Die Komodianten die gehoren zu der vielschichtigen grossen Gruppe der Fahrenden unstet Lebenden zu den Fremden Heimatlosen die zu allen Zeiten irgendwie verdachtig erschienen ja vielleicht als anruchig galten 1 Die Schonemannsche Gesellschaft in Mecklenburg Schwerin Bearbeiten Nach dem Vorbild der beruhmten italienischen Wanderopern entstanden auch in Deutschland Operntruppen die auf Unternehmerbasis arbeiteten Dazu gehoren die Truppen von Johann Friedrich Schonemann 1704 1782 Die Schonemannsche Gesellschaft war in der Mitte des 18 Jahrhunderts eine der besten Theatertruppen Deutschlands In der Gartenlaube heisst es Mit viel Gluck und Umsicht wusste Schonemann eine Anzahl talentvoller Schauspieler und Schauspielerinnen wie z B Conrad Uckermann Frau Schroder nachher Uckermann Frau Spiegelberg die ehemals selbst Principalin gewesen und deren Tochter Uhlich und Demoiselle Rudolphi um sich zu vereinen die vorzuglichste Kraft aber die er gewann war Eckhof 3 Conrad Ekhof gehorte seit 1740 der Schonemannschen Gesellschaft an Er galt als einer der besten deutschen Schauspieler des 18 Jahrhunderts Lessing schrieb uber Ekhof Es mag dieser Mann eine Rolle machen welche er will man erkennt ihn in der kleinsten noch immer fur den ersten Acteur und bedauert auch nicht zugleich alle ubrigen Rollen von ihm sehen zu konnen Welcher Reichthum von malenden Gesten durch die er allgemeinen Betrachtungen gleichsam Figur und Korper giebt und seine innersten Empfindungen in sichtbare Gegenstande verwandelt Welcher fortreissende Ton der Ueberzeugung 3 Ab 1750 wurden die Mitglieder der Schonemannschen Gesellschaft vom theaterfreundlichen Herzog Christian Ludwig II und der Prinzessin Louise Friederike 1722 1791 nach Mecklenburg geholt Der Theaterwissenschaftler Gerhard Piens beschreibt die historischen Umstande wie folgt Da Christian Ludwig zur Unterhaltung seiner Schwiegertochter die von dem mit allen Gutern feudaler Kultur reich versehenen Stuttgarter Hof in das ode Mecklenburg gekommen war Theater brauchte das deutsche Theater aber das weitaus billigste war holte er sich diejenige Schauspielergesellschaft die damals als die beste galt die Schonemannsche 4 Neben dem regierenden Herzog und seiner Schwiegertochter Luise Friderike galt auch die Tochter des Herzogs Ulrike Sophie als Forderin der Kunste Sie fertigte fur die Schonemannsche Truppe eine eigene Ubersetzung von Philippe Nericault Destouches L Ingrat Der Undankbare 5 Anfang August 1751 ernannte der Herzog die Schonemannsche Truppe zu seinen Hofkomodianten 4 6 Hiermit verbunden war ein jahrlicher Zuschuss von 2000 bis 4000 Talern 4 7 Die Hofkomodianten traten in Schwerin Rostock und Gustrow auf Ihre Vorstellungen waren zumeist geschlossene Veranstaltungen fur die Hofgesellschaft Nur in Rostock gab es offentliche Auffuhrungen Herzog Christian Ludwig II und die Protagonisten der Schweriner Schauspielerakademie nbsp Christian Ludwig II nbsp Johann Friedrich Schonemann nbsp Conrad EkhofDie Schweriner Schauspielerakademie BearbeitenGrundung der Akademie Bearbeiten Theatergeschichte schrieb die Schonemannsche Gesellschaft ab dem 5 Mai 1753 An diesem Tag trafen sich die Ensemblemitglieder in Schwerin und grundeten die Academie der Schonemannschen Gesellschaft Gerhard Piens bezeichnet die Akademie als Geburtsstunde der realistischen Methode der deutschen Schauspielkunst 5 Bei der ersten Zusammenkunft stellte Conrad Ekhof eine von ihm konzipierte und 24 Artikel umfassende Verfassung vor 6 Nominell stand Schonemann als Prasus an der Spitze der Akademie Spiritus rector der war jedoch von Anfang an sein Stellvertreter Conrad Ekhof Er war der damit auch der erste deutsche Schauspieler der gleichzeitig auch als Theoretiker des tatig Theaters war An den 14 tagigen Sitzungen der Akademie nahmen 6 Frauen und 9 Manner teil 1 Der wichtigste Schwerpunkt der Akademie galt der Theorie und Methode der Schauspielkunst Es entstand zwar kein geschlossenes System der Schauspielkunst geschweige denn des Theaters 4 Trotzdem wurden die Ideen der Akademie zur Legende In die Theatergeschichtsschreibung hat sie Hans Wilhelm Barensprung eingefuhrt der 1837 wie folgt aus dem Mecklenburg Journal zitiert So hatte Mecklenburg in der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Schaubuhne wie vorher Deutschland noch keine gehabt hatte 4 8 Inhaltliche Ausrichtung der Akademie Bearbeiten Die Reformer der Akademie setzten sich fur eine Literarisierung des Theaters im Zuge der Nationaltheaterbewegung ein Ihre Hoffnung war es die Schauspielerei zu einem gesellschaftlich anerkannten Beruf emporzuheben wozu allerdings die notige Bildung unbedingt erforderlich sei Von Conrad Ekhof wurde das erste Konzept einer Altersversorgung fur Schauspieler entworfen 1 Im Protokoll vom 2 Juni 1753 wird durch Ekhof auch die programmatische Richtung der Akademie beschrieben Die Schauspielkunst ist durch Kunst der Natur nachahmen und ihr so nahe kommen dass Wahrscheinlichkeiten fur Wahrheiten angenommen werden mussen oder geschehene Dinge so naturlich wieder vorstellen als wenn sie jetzt erst geschehen 6 Zentraler Artikel des Akademie Programms ist der Artikel 15 Dort ist festgeschrieben dass in den Sitzungen Stucklekturen und Analysen derselben vorgenommen werden Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Figurenkonzeption und der Festlegung des Repertoires Ekhof fuhrte in diesem Zusammenhang ein dass er die zu spielenden Stucke vorlas damit die Schauspieler den Inhalt kennenlernen und verstehen konnten um welche Charaktere es sich handelte Ferner sollen die Stucke allgemeiner Kritik unterzogen werden Dabei waren alle Mitglieder zur Akzeptanz konstruktiver Kritik verpflichtet 5 Fur das Gelingen der Auffuhrung machte er jeden einzelnen verantwortlich Von den Mitgliedern verlangte er dass sie sich eines anstandigen Lebenswandels befleissigen 6 Die Hebung der gesellschaftlichen Stellung der Schauspieler ist Ekhof demnach ein grosses Anliegen 1 Auflosung der Akademie Bearbeiten Die Academie der Schonemannschen Gesellschaft war jedoch zum Scheitern verurteilt Sie bestand insgesamt nur dreizehn Monate bis zum 15 Juni 1754 4 Es fehlte an ausreichender finanzieller Unterstutzung Aber auch die ablehnende Haltung einiger Schauspieler zu den Ideen der Akademie fuhrte zum Ende der Akademie Die Reformierung des althergebrachten Buhnenlebens ging ihnen zu schnell vonstatten Sie waren nicht bereit fur die neu verfassten Reglements ihre bisherige Autonomie einzubussen 1 Im Gothaer Theaterkalender von 1779 wurden insgesamt funf von Ekhofs Reden und die Artikel 15 bis 17 der Akademieverfassung erstmals veroffentlicht Das war mehr als 20 Jahre nach dem Ende der Akademie und ein Jahr nach Ekhofs Tod Reichard der Herausgeber des Theaterkalenders urteilte zu Recht dass die Schauspieler Akademie ein Institut gewesen sei dessen Einfluss auf das ganze deutsche Schauspielwesen in der Folge vielleicht wichtiger wurde als mancher denken wird 7 Das Ende der Schonemannschen Gesellschaft Bearbeiten Nach dem Tod von Herzog Christian Ludwig II ubernahm Friedrich der Fromme 1756 die Regierung in Mecklenburg Schwerin Das fuhrte auch zum Ende der Schonemannschen Gesellschaft Johann Friedrich Schonemann trat wieder als Schauspieler auf meist in Hamburg Conrad Ekhof schloss sich der 1757 Schuchschen Gesellschaft in Danzig an In den folgenden Jahren war er in Hamburg Gotha und Weimar tatig und schrieb dort weiter Theatergeschichte Johann Friedrich Schonemann zog sich 1757 ganz von der Buhne zuruck und liess sich in Schwerin nieder Er starb am 16 Marz 1782 in Schwerin und wurde dort auch beerdigt Conrad Ekhof Preis Bearbeiten nbsp Denkmal fur Conrad Ekhof am Ekhofplatz neben dem Schweriner TheaterZu Ehren von Conrad Ekhof wird seit 1998 am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin jahrlich der Conrad Ekhof Preis verliehen Zitate und Anekdoten Bearbeiten Keiner der Mitglieder muss entweder im geringsten betrunken oder in andern Unordnung des Verstandes erscheinen das erste Mal bey Strafe von vier Schilling das andremal acht Schilling und das drittemal nach dem Ausspruche des Prasidis das vierte und die ubrigemale aber nach der Mehrheit der Stimmen der Academie Protokolle der Akademie Die hohen kunstlerischen Anforderungen der Schonemann schen Truppe galten auch furs Publikum Schonemann war indes mit seinem Publikum nicht immer zufrieden Schlecht weg kamen Besucher aus den Universitaten ausser dem gelehrigen Publikum Leipzigs Was ihn besonders aufbrachte das war die Unsitte des Rauchens wahrend der Vorstellung dass Leute vor einer grossen Versammlung vor den anwesenden Frauenzimmern und vor den besten Werken des Witzes soweit sich verlieren und in einem Schauspielhause den Tobacksrauch auf die frechste Weise um sich her aufschutten ganze Wolken bauen und auf die Buhne jagen und die spielenden Personen darin einhullen konnen 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Katrin Wrann Conrad Ekhof 1720 1778 und die Schweriner Schauspielerakademie in Die im Zuge der Reformen des 18 Jahrhunderts divergente Rolle der Frau am deutschen Theater Hrsg Universitat Wien Juni 2013 S 201 Martin Stolzenau Hans Conrad Dietrich Ekhof Initiator der ersten deutschen Hoftheater wurde vor 300 Jahren geboren Neues Deutschland 12 August 2020 abgerufen am 18 Marz 2021 a b R K Der Vater der deutschen Schauspielkunst In Die Gartenlaube Heft 24 S 390 394 Ernst Ziel 1878 abgerufen am 21 Marz 2021 a b c d e f Gerhard Piens Conrad Ekhof und die erste deutsche Theaterakademie Hrsg Ministerium f Kultur Hauptabteilung kunstler Lehranstalten 1 Januar 1956 S 140 a b c Beater Hochholdinger Reiterer Kostumierung der Geschlechter Schauspielkunst als Erfindung der Aufklarung Wallsteinverlag Gottingen 2014 ISBN 978 3 8353 1567 9 a b c d Rudolf Vierhaus Herausgeber Conrad Ekhof In Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biografische Enzyklopadie Band 3 K G Saur Munchen 2006 a b Dietmar Langberg Durch Kunst der Natur nachahmen Die Theatergeschichte Mecklenburgs von den Anfangen im 15 Jahrhundert bis 1952 GRIN Verlag 9 November 2007 S 176 H W Barensprung Versuch einer Geschichte des Theaters in Mecklenburg Schwerin Schwerin 1837 ISBN 978 1 289 60110 2 S 432 Hannelore Deya Edwin Kuna Vom alten Mecklenburg und Pommern Haff Verlag 2013 ISBN 978 3 942916 62 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Academie der Schonemannschen Gesellschaft amp oldid 232208109