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Der Abzahlsatz von Polya aus der enumerativen Kombinatorik und Gruppentheorie erlaubt die Abzahlung zum Beispiel von Baumen einfachen Graphen mit Anwendung auf chemische Verbindungen und von Gruppen endlicher Ordnung Gemeinsam ist diesen Abzahlproblemen die Symmetrie bezuglich der Operation einer endlichen Gruppe auf einer Menge Der Satz wurde von George Polya 1937 bewiesen und wie sich spater zeigte vorher von J Howard Redfield und erweitert das Lemma von Burnside Der Abzahlsatz ist Teil einer ganzen Theorie die Polya dazu entwickelte und benutzt wie viele Ansatze in der enumerativen Kombinatorik die Methode erzeugender Polynome und Potenzreihen Inhaltsverzeichnis 1 Formulierung 2 Beispiel Graphen mit 3 und 4 Knoten 3 Beispiel Gefarbter Kubus 4 Beispiel Ternare Wurzelbaume 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFormulierung BearbeitenSei G displaystyle G nbsp eine endliche Gruppe die als Permutationsgruppe auf einer Menge X displaystyle X nbsp mit n displaystyle n nbsp Elementen operiert siehe Gruppenwirkung Als Permutationsgruppe hat G displaystyle G nbsp fur jedes g G displaystyle g in G nbsp eine eindeutige Zerlegung in Zyklen n 1 b 1 2 b 2 3 b 3 displaystyle n 1 cdot b 1 2 cdot b 2 3 cdot b 3 cdots nbsp also b 1 displaystyle b 1 nbsp 1 Zyklen Fixpunkte b 2 displaystyle b 2 nbsp 2 Zyklen usw Der Zyklenindex von G displaystyle G nbsp ist das Polynom Zyklenindex Zyklenzeiger Z G t 1 t 2 1 G g G t 1 b 1 g t 2 b 2 g displaystyle Z G t 1 t 2 dotsc frac 1 G sum g in G t 1 b 1 g cdot t 2 b 2 g cdots nbsp Bei endlichen Mengen brechen die Produkte beim n Zyklus ab und man hat ein Polynom Gleichzeitig seien die Elemente von X displaystyle X nbsp mit einer endlichen Anzahl y Y displaystyle y Y nbsp von Farben aus der Menge Y displaystyle Y nbsp gefarbt Es sei F Y X displaystyle F Y X nbsp die Menge dieser Farbungen also Abbildungen f X Y displaystyle f colon X to Y nbsp G displaystyle G nbsp induziert eine Abbildung im Raum der Farbungen F displaystyle F nbsp uber g f x f g 1 x displaystyle g circ f x f g 1 x nbsp und liefert dann auch Aquivalenzklassen auf den Farbungen sogenannte Muster entsprechend Orbits oder Bahnen von G displaystyle G nbsp in F displaystyle F nbsp Den Farbungen wird in der allgemeinen Fassung des Satzes noch ein Gewicht zugewiesen mit Werten in den rationalen Zahlen w F Q displaystyle w colon F to mathbb Q nbsp w f x X w f x displaystyle w f prod x in X w f x nbsp Das Gewicht ist auf jedem Muster konstant man hat also eine Gewichtsverteilung auf der Menge der Muster M displaystyle M nbsp Der Satz von Polya besagt nun dass m M w m Z G f F w f f F w 2 f displaystyle sum m in M w m Z G sum f in F w f sum f in F w 2 f cdots nbsp Die Formel druckt die Summe der Gewichte uber alle Muster als Wert des Zyklenzeigers aus Im einfachsten Fall des Gewichts 1 fur alle Muster erhalt man auf der linken Seite die Anzahl der Muster M Y X G 1 G g G y b g displaystyle M Y X G frac 1 G sum g in G y b g nbsp mit b g i b i g displaystyle b g sum i b i g nbsp der Summe der Zyklen und y displaystyle y nbsp der Anzahl der Farben Das folgt auch unmittelbar aus dem Lemma von Burnside und kann als die einfachste Version des Satzes von Polya betrachtet werden ohne Gewichte Eine andere Formulierung vergleicht die Koeffizienten in zwei erzeugenden Funktionen Zum einen hat man die erzeugende Funktion der Farben f t f 0 f 1 t f 2 t 2 displaystyle f t f 0 f 1 t f 2 t 2 cdots nbsp mit f k displaystyle f k nbsp der Anzahl der Beitrage zur Farbe mit Gewicht k displaystyle k nbsp gedacht wird hierbei zum Beispiel an die Farbung von Knoten oder Kanten in einem Graph Andererseits hat man die erzeugende Funktion F displaystyle F nbsp deren Koeffizienten die Anzahl der Muster zum jeweiligen Gewicht k displaystyle k nbsp sind Setzt man nun f t displaystyle f t nbsp fur f F w f displaystyle sum f in F w f nbsp ein und F t displaystyle F t nbsp fur m M w m displaystyle sum m in M w m nbsp so besagt der Satz von Polya F t Z G f t f t 2 f t 3 f t n displaystyle F t Z G f t f t 2 f t 3 ldots f t n nbsp oder bei Verwendung mehrerer Variabler F t 1 t 2 Z G f t 1 t 2 f t 1 2 t 2 2 f t 1 3 t 2 3 f t 1 n t 2 n displaystyle F t 1 t 2 ldots Z G f t 1 t 2 ldots f t 1 2 t 2 2 ldots f t 1 3 t 2 3 ldots ldots f t 1 n t 2 n ldots nbsp Beispiel Graphen mit 3 und 4 Knoten BearbeitenBei einem Graph mit m Knoten also m 2 displaystyle binom m 2 nbsp moglichen Kanten wird eine Farbung mit zwei Farben auf dem Raum X moglicher Kanten mit zwei Farben eingefuhrt schwarz b falls die Kante im Graph vorhanden ist und weiss w wenn nicht also Y b w displaystyle Y b w nbsp Die Symmetriegruppe G ist die Gruppe der Permutationen von m Knoten S m displaystyle S m nbsp symmetrische Gruppe der Ordnung m Der Abzahlsatz von Polya liefert die Anzahl der nichtisomorphen Graphen Eine Isomorphieklasse entspricht einem Orbit von G auf der Menge Y X displaystyle Y X nbsp Das Gewicht entspricht der Anzahl der Kanten im Graph Bei drei Knoten gibt es acht Graphen die in vier Isomorphieklassen zerfallen Der Zeigerindex ist Z G t 1 t 2 t 3 1 6 t 1 3 3 t 1 t 2 2 t 3 displaystyle Z G t 1 t 2 t 3 frac 1 6 left t 1 3 3t 1 t 2 2t 3 right nbsp Es ist f t 1 t displaystyle f t 1 t nbsp Die erzeugende Funktion ist F t Z G t 1 t 2 1 t 3 1 1 6 t 1 3 3 t 1 t 2 1 2 t 3 1 F t t 3 t 2 t 1 displaystyle F t Z G t 1 t 2 1 t 3 1 frac 1 6 left t 1 3 3 t 1 t 2 1 2 t 3 1 right F t t 3 t 2 t 1 nbsp was vier Isomorphieklassen ergibt jeweils mit 0 1 2 und 3 Kanten Bei vier Knoten mit sechs moglichen Kanten hat man die symmetrische Gruppe der Ordnung vier und der Zeigerindex ist Z G t 1 t 2 t 3 t 4 1 24 t 1 6 9 t 1 2 t 2 2 8 t 3 2 6 t 2 t 4 displaystyle Z G t 1 t 2 t 3 t 4 frac 1 24 left t 1 6 9t 1 2 t 2 2 8t 3 2 6t 2 t 4 right nbsp Die erzeugende Funktion ist F t Z G t 1 t 2 1 t 3 1 t 4 1 t 1 6 9 t 1 2 t 2 1 2 8 t 3 1 2 6 t 2 1 t 4 1 24 F t t 6 t 5 2 t 4 3 t 3 2 t 2 t 1 displaystyle F t Z G t 1 t 2 1 t 3 1 t 4 1 frac t 1 6 9 t 1 2 t 2 1 2 8 t 3 1 2 6 t 2 1 t 4 1 24 F t t 6 t 5 2t 4 3t 3 2t 2 t 1 nbsp Daraus kann man die Anzahl der Graphen mit bestimmter Kantenzahl direkt ablesen Es gibt 11 Isormorphieklassen jeweils eine mit Kantenanzahl k 0 1 5 6 jeweils zwei mit Kantenzahl k 2 und k 4 drei mit k 3 Beispiel Gefarbter Kubus BearbeitenDie sechs Seiten eines Kubus seien mit t Farben gefarbt Die Symmetriegruppe G ist hier die Rotationsgruppe R deren 24 Elemente im Artikel Lemma von Burnside aufgefuhrt sind Der Zeigerindex ist Z R t 1 t 2 t 3 t 4 1 24 t 1 6 6 t 1 2 t 4 3 t 1 2 t 2 2 8 t 3 2 6 t 2 3 displaystyle Z R t 1 t 2 t 3 t 4 frac 1 24 left t 1 6 6t 1 2 t 4 3t 1 2 t 2 2 8t 3 2 6t 2 3 right nbsp Benutzt man die Version des Abzahlsatzes ohne Gewicht oder anders ausgedruckt mit Gewicht 0 fur jede Farbe erhalt man F t Z R t t t t 1 24 t 6 3 t 4 12 t 3 8 t 2 displaystyle F t Z R t t t t frac 1 24 left t 6 3t 4 12t 3 8t 2 right nbsp fur die Anzahl der bezuglich R nicht aquivalenten Farbungen abhangig von der Zahl der Farben t Beispiel Ternare Wurzelbaume BearbeitenBetrachten werden Baume mit ausgezeichneter Wurzel und maximal drei Kanten Asten pro Knoten Man kann sie auch betrachten als bestehend aus Knoten mit genau drei Asten wobei einige Aste nicht auf weitere innere Knoten sondern auf Blatter weisen also nicht weiterfuhren Die Unterbaume die an einem Knoten ansetzen sind dessen Kinder Ein Wurzelbaum lasst sich rekursiv aufbauen da die Kinder ebenfalls ternare Wurzelbaume sind Die Symmetriegruppe G ist die symmetrische Gruppe S 3 displaystyle S 3 nbsp die die Kinder jedes Knotens permutiert Der Zeigerindex der symmetrischen Gruppe mit 3 Elementen ist Z S 3 t 1 t 2 t 3 t 1 3 3 t 1 t 2 2 t 3 6 displaystyle Z S 3 t 1 t 2 t 3 frac t 1 3 3t 1 t 2 2t 3 6 nbsp Die Gewichte sind die Anzahl der Knoten F t 1 F 1 t F 2 t 2 F 3 t 3 displaystyle F t 1 F 1 t F 2 t 2 F 3 t 3 cdots nbsp mit F k displaystyle F k nbsp der Anzahl der Baume mit k Knoten und der Satz von Polya ergibt die Rekursionsrelation F t 1 t F t 3 3 F t F t 2 2 F t 3 6 displaystyle F t 1 t frac F t 3 3F t F t 2 2F t 3 6 nbsp dabei wurde t i t i displaystyle t i t i nbsp gesetzt mit der Knotenzahl i displaystyle i nbsp als Gewicht ein Faktor t kommt im zweiten Term der rechten Seite ins Spiel weil die Wurzel nicht mitgerechnet wurde diese wird ausserdem durch Addition der Eins berucksichtigt Diese ist wiederum aquivalent zur folgenden Rekursionsrelation fur die Anzahl F n displaystyle F n nbsp von ternaren Wurzelbaumen mit n Knoten F 0 1 displaystyle F 0 1 nbsp F n 1 1 6 a b c n F a F b F c 3 a 2 b n F a F b 2 3 a n F a displaystyle F n 1 frac 1 6 left sum a b c n F a F b F c 3 sum a 2b n F a F b 2 sum 3a n F a right nbsp a b c sind nicht negative ganze Zahlen Die ersten Werte von F n displaystyle F n nbsp sind 1 1 1 1 2 4 8 17 39 89 211 507 1238 3057 7639 19241Also jeweils einer mit n 0 1 2 Knoten 2 mit n 3 Knoten 4 mit n 4 Knoten usw Literatur BearbeitenGeorge Polya Kombinatorische Anzahlbestimmungen fur Gruppen Graphen und chemische Verbindungen In Acta mathematica Band 68 Nr 1 1937 S 145 254 online abgerufen am 13 Juli 2019 eine englische Ausgabe mit R C Read erschien bei Springer 1987 Combinatorial enumeration of groups graphs and chemical compounds Nicolaas Govert de Bruijn Polyas Abzahl Theorie Muster fur Graphen und chemische Verbindungen In Konrad Jacobs Hrsg Selecta mathematica III Heidelberger Taschenbucher Band 86 Springer Berlin Heidelberg New York 1971 ISBN 3 540 05333 6 S 1 26 tue nl PDF abgerufen am 13 Juli 2019 Frank Harary Edgar M Palmer Graphical Enumeration Elsevier 2014Weblinks BearbeitenPolya Enumeration Theorem MathworldEinzelnachweise Bearbeiten OEIS A000598 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abzahlsatz von Polya amp oldid 226587554