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Die 50 Zuge Regel beim Schach besagt dass eine Partie als remis unentschieden zu werten ist wenn einer der beiden Spieler nachweist dass in den letzten 50 aufeinanderfolgenden Zugen eines Spielers das heisst 100 Halbzugen weder ein Stein geschlagen noch ein Bauer gezogen wurde Nach 75 solcher Zuge muss die Partie vom Schiedsrichter als remis gewertet werden durch die 75 Zuge Regel Inhaltsverzeichnis 1 Genaue Definition 2 Praktische Bedeutung 3 Schachmathematik 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGenaue Definition BearbeitenIn den Regeln des Weltschachbundes FIDE wird Remis durch die 50 Zuge Regel unter 9 3 folgendermassen definiert 1 2 9 3 Die Partie ist remis aufgrund eines korrekten Antrages des Spielers der am Zug ist falls 9 3 1 er einen Zug der nicht geandert werden kann auf sein Partieformular schreibt und dem Schiedsrichter seine Absicht erklart diesen Zug ausfuhren zu wollen der zur Folge habe dass dann die letzten 50 aufeinanderfolgenden Zuge eines jeden Spielers ausgefuhrt worden sind ohne dass ein Bauer gezogen hat und ohne dass eine Figur geschlagen worden ist oder 9 3 2 die letzten 50 aufeinanderfolgenden Zuge von jedem Spieler abgeschlossen worden sind ohne dass ein Bauer gezogen hat und ohne dass eine Figur geschlagen worden ist Die 75 Zuge Regel ist unter 9 6 2 definiert 2 9 6 Falls eine oder beide der folgenden Situationen auftreten ist die Partie remis 9 6 1 sobald eine gleiche Stellung entsprechend Artikel 9 2 2 mindestens funfmal entstanden ist 9 6 2 sobald wenigstens 75 Zuge von jedem Spieler ausgefuhrt worden sind ohne dass ein Bauer gezogen hat und ohne dass eine Figur geschlagen worden ist Wenn der letzte Zug matt setzt hat dies Vorrang Praktische Bedeutung BearbeitenDie 50 Zuge Regel soll endloses Hin und Herziehen auf dem Schachbrett ohne dauerhafte Veranderungen des Stellungsbildes und damit einer Veranderung der Gewinnwahrscheinlichkeit eines der beiden Spieler unterbinden Eine Schachstellung kann irreversibel nur verandert werden wenn ein Bauer vorzieht ein Stein geschlagen wird durch erstmaliges Ziehen eines Turmes bzw des Konigs vom Ursprungsfeld das zukunftige Recht auf eine bzw beide Rochaden verloren geht oder nach dem Doppelzug eines Bauern ein Schlagen en passant moglich ist aber nicht ausgefuhrt wird Die Partie ist nach 50 Zugen nicht automatisch remis sondern das Remis muss von einem Spieler reklamiert werden Nach den Schachregeln der FIDE kann dies nur der Spieler tun der am Zug ist Dies ist einer der Grunde fur die Notationspflicht bei Turnierpartien Es ist durchaus moglich dass eine Partie auch uber den Punkt hinaus fortgesetzt wird an dem erstmals Remis beansprucht werden kann Theoretisch konnte ein Spiel gemass den Regeln beliebig lange weitergehen allerdings wird in der Praxis ublicherweise zumindest einer der beiden Spieler interessiert sein Remis zu reklamieren Seit 2014 ist gemass FIDE Regeln die Partie nach 75 im Sinne der 50 Zuge Regel absolvierten Zugen vom Schiedsrichter fur Remis zu erklaren um den zeitlichen Ablauf eines Turniers nicht zu storen 3 Die Wurzeln der 50 Zuge Regel liegen im 16 Jahrhundert Ein Text von Ruy Lopez de Segura uber Schach aus dem Jahr 1561 enthalt bereits Details uber sie Die Anzahl von 50 Zugen wurde ursprunglich festgelegt weil im Endspiel Laufer Springer Konig gegen Konig in der ungunstigsten Startposition bei perfektem Spiel beider Seiten 33 Zuge bis zum Matt benotigt werden In den 1980er Jahren wurde mit Hilfe von Endspieldatenbanken entdeckt dass einige Endspiele nur mit mehr als 50 Zugen oder nur aus bestimmten Positionen heraus gewonnen werden konnen Beispiele sind Lauferpaar und Konig gegen Springer und Konig oder auch bestimmte Stellungen in denen Turm und Laufer gegen einen Turm kampfen Die Regel wurde von der FIDE im Dezember 1984 um Ausnahmen erganzt die bei bestimmten Materialverteilungen 100 Zuge erlaubten speziell im Endspiel Turm und Laufer gegen Turm Nach Protesten vieler Grossmeister reduzierte die FIDE diese Zahl zunachst auf 75 Alle diese Ausnahmen wurden am 1 Januar 1993 wieder gestrichen seitdem unterliegen alle Materialkombinationen wieder der 50 Zuge Regel Selten werden Partien bereits vor Erreichen des Endspiels durch die 50 Zuge Regel beendet Ein Beispiel ist die Partie Filipowicz Smederevac aus dem Jahr 1966 die nach dem 70 Zug endete ohne dass eine einzige Figur geschlagen worden war der letzte Bauer wurde im 20 Zug gezogen Im Jahr 2005 endete eine Partie zwischen Pouw und Van Dort nach dem 69 Zug remis durch die 50 Zuge Regel Zwar wurde darin geschlagen jedoch fanden nach dem 19 Zug weder Schlag noch Bauernzuge statt Schachmathematik BearbeitenEs gibt umfangreiche Untersuchungen erstmals 1911 von T R Dawson aus wie vielen Zugen eine Schachpartie maximal bestehen kann wenn die Spieler bei der Konstruktion einer moglichst langen Partie kooperieren aber jeder Spieler Remis nach der 50 Zuge Regel reklamiert sobald dies moglich ist Es sind 5899 Zuge 4 Es gibt in einer Schachpartie hochstens 30 Schlag und hochstens 6 16 96 Bauernzuge Damit die sich auf jeder der acht Linien paarweise gegenuberstehenden weissen und schwarzen Bauern jeweils aneinander vorbeikommen konnen muss entweder der weisse oder der schwarze Bauer jedes Paares einen Schlagzug machen Somit sind hochstens 30 96 8 118 Perioden ohne Bauern oder Schlagzug moglich Falls derjenige Spieler der vor einer solchen Periode den letzten Bauern oder Schlagzug gemacht hat auch den nachsten Bauern oder Schlagzug macht dann konnen dazwischen hochstens 99 Halbzuge ohne Bauern oder Schlagzug gemacht werden Wenn sich dagegen Schwarz und Weiss darin abwechseln als nachster einen Schlag oder Bauernzug zu machen so konnen dazwischen nur hochstens 98 Halbzuge ohne Bauern und Schlagzug gemacht werden Es sind mindestens drei solche Wechsel notig a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Eine Beispielpartie nach dem 249 Zug Schwarz hat zuvor 50 c7xSd6 100 b7 b6 150 f7xSe6 und 200 g7 g6 gespielt Nun fangt Weiss mit 250 a2 a3 an die Bauern vorzuziehen und umzuwandeln wofur die a b d e g und h Bauern zuvor jeweils eine schwarze Figur schlagen mussen Schwarz beginnt Er schlagt einen bzw beide weisse Springer und stellt die Bauern geeignet auf erster Wechsel siehe Diagramm danach macht Weiss sieben bzw sechs weitere Bauernschlagzuge und wandelt die Bauern um zweiter Wechsel danach schlagt Schwarz die verbliebenen weissen Figuren mit Ausnahme des weissen Konigs und wandelt die Bauern um dritter Wechsel danach schlagt Weiss die verbliebenen schwarzen Figuren mit Ausnahme des schwarzen Konigs Somit ist die Zahl der Halbzuge hochstens 118 3 100 3 99 11 797 2 5898 1 Daher muss die Partie mit dem 5899 Zug von Weiss enden In der Praxis kommen derart lange Partien nicht vor Bekannt ist die Partie zwischen Thomas Ristoja und Jan Michael Nykopp 1971 Offene Meisterschaft von Finnland bei der man sich nach 300 Zugen und knapp 15 Stunden Spieldauer auf Remis einigte Niels HoegChess Amateur 1926 a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Siehe Text Eine Partie bei der die 50 Zuge Regel von Anfang an in Kraft war und in der niemals Schach geboten wurde endet nach der Hochstzahl der moglichen Zuge mit der Stellung Kh1 Ka8 Was war der letzte Zug Losung 5899 Kg2xTh1 Ein schwarzer Springer oder Laufer wurde wegen toter Stellung nicht ausreichen Eine Dame wurde Schach bieten was jedoch ausgeschlossen wurde Aus demselben Grund muss der Konig auch von g2 gekommen sein Die Zugezahl ergibt sich aus den Berechnungen zur langsten Partie Literatur BearbeitenEero Bonsdorff Karl Fabel Olavi Riihimaa Schach und Zahl Unterhaltsame Schachmathematik 3 unveranderte Auflage Rau Dusseldorf 1978 ISBN 3 7919 0118 4 Erstausgabe 1966 Einzelnachweise Bearbeiten FIDE Laws of Chess taking effect from 1 January 2018 In FIDE com Abgerufen am 12 Januar 2021 a b Ubersetzung der FIDE Laws of Chess Die FIDE Schachregeln PDF 411 kB In Schachbund de Abgerufen am 12 Januar 2021 Ein Benutzer zitiert Stewart Reuben Geurt Gijssen Again the New Rules In chesscafe com Januar 2014 archiviert vom Original am 8 Februar 2014 abgerufen am 12 Januar 2021 The main concern is not to prolong games on a tight schedule Bonsdorff u a Schach und Zahl Unterhaltsame Schachmathematik S 11 13 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 50 Zuge Regel amp oldid 233014242