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Die Okonomische Theorie der Burokratie ist ein Teilgebiet der Neuen Politischen Okonomie NPO Sie versucht Burokratiewachstum zu erklaren und die Beziehungen und Interaktionen der offentlich bediensteten Verwaltungsangestellten mit den ihnen faktisch ubergeordneten im Auftrag des Volkes handelnden politischen Entscheidungstragern der Regierung zu beschreiben Die Grundfrage dieser Auseinandersetzung bezieht sich also auf die Beschreibung der Handlungsweise burokratischer Verwaltungsbehorden in demokratischen Systemen unter Berucksichtigung ihrer Abhangigkeit von der Politik Zur veranschaulichenden Darstellung der gerade beschriebenen Interaktionsweise wird im Folgenden der wohl zentrale Modellansatz zur Beschreibung der Burokratietheorie das Niskanen Modell von 1971 vorgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Grundannahmen im Niskanen Modell 2 Budgetverwendung im offentlichen Unternehmen 3 Folgerungen aus dem Modell 4 Weitere Modelle der Okonomischen Theorie der Burokratie 5 Siehe auch 6 LiteraturGrundannahmen im Niskanen Modell BearbeitenDie Grundannahme in Niskanens Modell besteht darin dass ein Leiter einer offentlichen Behorde insbesondere an der Budget und Outputmaximierung seiner Behorde interessiert ist Seine Nutzenfunktion ist monoton steigend und setzt sich zusammen aus den Elementen Einkommen Buroausstattung Prestige Macht Patronagemoglichkeiten Output der Behorde und dem Bequemlichkeitsgrad bei der Arbeit wobei alle gerade genannten Faktoren in direkter Abhangigkeit zum verfugbaren Budget stehen Der Burokrat ist also in Verhandlungen mit der Regierung immer bestrebt eine moglichst hohe Budgetierung seiner Behorde zu erzielen um vor allem durch die Mehrung seines diskretionaren Budgets sowie einem moglichst hohen Output an Einfluss und Macht zu gewinnen Die Anreize des Chefburokraten sind hierbei jedoch verzerrt da er nicht die Moglichkeit hat wie in der Privatwirtschaft ublich die Differenz zwischen den Einnahmen und den Kosten selbst einzubehalten Fur ihn ist es also lediglich ausschlaggebend seinen Nutzen durch eine Vermehrung der oben beschriebenen Elemente zu steigern Erschwerend kommt in diesem Fall noch hinzu dass die Politiker zu uninformiert uber die tatsachlichen Kosten der Bereitstellung einer bestimmten Menge der nachgefragten Leistung sind was die Burokraten somit in die Lage versetzt ihre erbrachte Leistung uber dem eigentlich angebrachten Preis den Grenzkosten der Produktion anzubieten An dieser Stelle sei trotz einer nicht expliziten Verbindung zu Niskanens Modell noch darauf hingewiesen dass das Verhaltnis zwischen Politik und Burokratie oftmals als bilaterales Monopol charakterisiert wird In der Theorie ist die Regierung auf der einen Seite der alleinige Nachfrager der durch die Verwaltung erzeugten Leistungen Auf der anderen Seite wird angenommen dass die Burokratie alleine und somit kein privates Unternehmen die von der Politik gewunschten Leistungen bereitstellen kann Weiterhin wird angenommen dass die Verwaltung ihre produzierten Leistungen lediglich als Gesamtpaket und somit nicht wie auf dem freien Markt ublich zum Stuckpreis anbietet Die einzige Option der Regierung ist es entweder das gesamte Paket zu akzeptieren oder abzulehnen Budgetverwendung im offentlichen Unternehmen BearbeitenNehmen wir nun also an dass die Nutzenfunktion U eines Chefburokraten abhangig ist von der produzierten Menge seiner Behorde dem Output X sowie seinem diskretionaren Budget den erzielten Uberschussen p Demnach gestaltet sich seine Nutzenfunktion wie folgt U U X p nbsp Unterscheiden wir nun drei Extremfalle 1 Der Chefburokrat bewertet lediglich die Hohe seines diskretionaren Budgets p Dann gilt UX 0 und p gt 0 wird maximiert Wie unter marktwirtschaftlichen Wettbewerbsbedingungen gilt nun dass im Optimum die Grenzkosten der Produktion der marginalen Zahlungsbereitschaft der Politiker entsprechen Demzufolge wird die Menge Q1 produziert wobei jedoch die vom Auftraggeber Politiker bereitgestellten Finanzmittel der Flache 0BCQ1 entsprechen und somit ein Budgetuberschuss von ABC entsteht Diesen Budgetuberschuss die eigentlich benotigte Finanzmenge um den Punkt Q1 zu erreichen betragt lediglich 0ACQ1 verwenden die Burokraten zur Verfolgung anderer diskretionarer Ziele In diesem Fall wird zwar die volkswirtschaftlich sinnvolle Menge Q1 zur Verfugung gestellt es wird jedoch auch ineffizient produziert betriebliche oder X Ineffizienz 2 Der Chefburokrat bewertet lediglich die produzierte Menge als nutzen und einflusssteigernd Es gilt Up 0 und somit p 0 Der Uberschuss wird auf Null gesetzt Es wird die maximal mogliche Menge mit dem vorhandenen Budget produziert Hier entspricht die gesamte Zahlungsbereitschaft der Politiker der Flache 0BEQ2 wahrend die gesamten Kosten der Produktion durch die Flache 0ADQ2 versinnbildlicht werden Der eben noch in Fall 1 dargestellte Uberschuss ABC wird nun darauf verwendet die uberschussigen Kosten der Flache CDE zu decken Die beiden Dreiecke sind demnach gleich gross Dieser Extremfall wird als Niskanen Fall bezeichnet In dieser Situation wird zwar betriebswirtschaftlich effizient produziert da die Behorde auf ihrer Grenzkostenkurve bleibt jedoch ist der Output zu hoch wodurch im Gegenzug und im Gegensatz zu 1 volkswirtschaftliche Ineffizienz vorliegt 3 Der Chefburokrat zieht seinen Nutzen aus der produzierten Menge sowie aus dem Budgetuberschuss Es gilt also UX gt 0 und Up gt 0 Demnach entsteht eine optimale Ausbringungsmenge von Q die unter der Bedingung p gt 0 im Bereich zwischen Q1 lt X gt Q2 liegen muss Dieser Fall ist wohl der wirklichkeitsnahste denn hier liegt die ausgebrachte Menge zwischen den beiden Extrempunkten der Wettbewerbs sowie der Niskanenmenge Es liegt somit betriebliche als auch allokative Ineffizienz vor da vom offentlichen Gut zu viel angeboten wird wahrend die Produktionskosten ebenfalls zu hoch liegen Folgerungen aus dem Modell BearbeitenEs sollte also angestrebtes Ziel einer jeden Regierung sein ihre Verwaltungsbehorden bestmoglich zu kontrollieren um die Finanzmittelverschwendung durch Uberproduktion und Budgetmaximierung zu minimieren Das Hauptproblem hinter diesem Kontrollvorhaben stellt jedoch die Informationsasymmetrie zwischen Regierung und Verwaltung dar Wahrend die Verwaltungen ihre Kostenstrukturen kennen sind die Politiker auf reine Schatzungen angewiesen wodurch die Kostenreduktion des Verwaltungsapparates auf das tatsachlich benotigte Minimum wohl in der Praxis nicht durchfuhrbar ist Ein moglicher Losungsansatz dem Problem der uberschussigen Kosten zu begegnen ware das Monopol der Verwaltungsbehorden zu brechen und die zu erledigenden Aufgaben an privatwirtschaftliche Unternehmen zu vergeben Die asymmetrische Informationsbeziehung konnte somit zu Gunsten der Regierung korrigiert werden Weitere Modelle der Okonomischen Theorie der Burokratie BearbeitenDas Modell von Mique und Belanger 1974 Das Modell von Williamson 1964 Das Modell von Holzinger 1987 Das Modell von Magat et al 1986 Siehe auch BearbeitenX IneffizienzLiteratur BearbeitenBruno S Frey Gebhard Kirchgassner 2002 Demokratische Wirtschaftspolitik 3 Auflage Endres Finus 1996 Umweltpolitische Zielbestimmung im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessengruppen In Siebert 1996 Elemente einer rationalen Umweltpolitik Ulrich Roppel 1979 Okonomische Theorie der Burokratie Freiburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okonomische Theorie der Burokratie amp oldid 228859405