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Die Gesellschaft Zum Sunfzen war eine Patriziergesellschaft in Lindau die erstmals 1358 urkundlich erwahnt wurde Wie andere Patriziergesellschaften auch diente sie nur vordergrundig der Geselligkeit wahrend die eigentliche Intention war politischen und wirtschaftlichen Einfluss auszubauen und zu festigen Die alteste erhaltene Satzung stammt von 1430 Fassade am Alten Rathaus in Lindau mit den Wappen der Patrizier FamilienWie die raumliche Nachbarschaft im Bodenseegebiet nahelegt gab es Querverbindungen zu anderen lokalen Patriziergesellschaften namentlich zu Zum Esel in Ravensburg zu Zur Katz in Konstanz und zu Zum goldenen Lowen in Memmingen Nicht ohne Grund lasst sich heute noch feststellen dass die Satzungen der Gesellschaften in Ravensburg Memmingen Lindau und Konstanz streckenweise wortgleich sind Inhaltsverzeichnis 1 Politische Bedeutung 2 Standische Vorrechte 3 Sunfzengeschlechte 3 1 Bis 1350 3 2 1350 1540 3 3 1540 1830 4 Bekannte Sunfzenherren 5 Das Ende der Sunfzen 6 Sunfzen Gesellschaft e V in Lindau 7 Quellen 8 LiteraturPolitische Bedeutung Bearbeiten nbsp Altes Rathaus in Lindau nbsp Haus zum Sunfzen Maximilianstrasse 1Durch die Verfassungsanderungen von 1551 bis 1553 beabsichtigte Karl V in allen Reichsstadten die Zunftherrschaft moglichst die Zunfte selbst zu zerschlagen und die Macht dem Patriziat in die Hand zu geben Sunfzengenossen waren zu Freundschaft und Vertrauen untereinander und vor allem zu Gehorsam gegenuber Kaiser und Reich verpflichtet Die Sunfzengesellschaft zahlt 1540 1830 insgesamt 251 mannliche Mitglieder Davon hatten fast die Halfte einen Ratssitz inne Weitere 18 waren in Stadtamtern zum Beispiel Ratskonsulenten Stadtschreiber Stadtphysikus Stadtammann tatig Die Herren die kein Amt trugen waren entweder ledig oder sie hatten ihren Wohnsitz ausserhalb Lindaus zum Beispiel auf dem Land Soldneroffiziere waren ebenfalls viel auswarts und wurden nie in die Rate gewahlt Standische Vorrechte BearbeitenPatrizier galten als dem landgesessenen Adel ebenburtig und wie andere Patriziergesellschaften war der Sunfzen eine geschlossene Gesellschaft die den Charakter einer sippenverbundenen Geburtsaristokratie hatte Nur Lindauer Burger konnten Mitglied des Sunfzen werden und niemand konnte aus eigenem Willen beitreten Aussenstehende wurden wenn uberhaupt durch Kooptation der vorhandenen Mitglieder aufgenommen Allerdings war das Erweibern des Sunfzen ausdrucklich erlaubt Wenn die Tochter eines Sunfzengenossen sich mit Willen ihrer Eltern vermahlte so wurde der Ehemann aufgenommen der gleich der Sunfzen sonnst nit fahig ware gegen zwei Gulden bzw wie ein jungerer Sohn Am bezeichnendsten fur das Standesgefuhl sind nach wie vor die Titel und Wurden der Sunfzenherren Die Gesellschaft selbst nannte sich im 16 und 17 Jahrhundert eerliche oder ehrbare Gesellschaft gegen 1700 hin dann aber adelige und sogar Hoch Adliche Gesellschaft Gegen 1600 kommt der Titel Junker fur die geadelten Mitglieder auf Bei akademisch gebildeten Adligen tritt aber der Grad Doktor oder Licentiat an die Stelle von Junker Viele Patrizierfamilien liessen sich vom Kaiser die Adelsqualitat durch kaiserliche Adels oder Wappenbriefe bestatigen die haufig mit Wappenbesserungen verbunden waren Andere Familien fugten um zu demonstrieren dass sie sich adelig fuhlten ihrem ursprunglichen Familiennamen einen Zusatz mit von und den Namen zugekaufter Landsitze an Obwohl die Verleihung des Adels durch den Kaiser den Eintritt in den Sunfzen erleichtern mochte war er aber nicht Voraussetzung hierfur Die Mitgliedschaft hob von sich selbst in eine hohere Schicht und deshalb wunschten auch Sunfzenherren eine Bestatigung als Ausweis wenn sie in andere Stadte verreisten Das Tagebuch von Rudolf von Curtabatt lasst erkennen dass man nicht nur in den aristokratisch regierten Kantonen Zurich und Bern sondern auch am Hof des Ludwig XIV die Patrizier Lindaus als hoffahige Kavaliere ansah und behandelte Sunfzengeschlechte Bearbeiten nbsp Wappen an einer Lindauer Hausfassade Januar 2011 Bis 1350 Bearbeiten Adellin t Birchtil Blaser Bombrot Brender Ab dem Buhel Buzebart Crispus Elyas Frey Frige Gaizor Gebtz Grave Goldschmid Guderscher Herbolder Ritter Holle Kime Kitzi Lanze Lassaur Milwe Multer Necker Rienolt v Schonstein Ritter Sender Strube Sunntac Vogli Wer ch meister Winmann Wucherer 1350 1540 Bearbeiten v Arbon v Ems v Engen Gassler Helwer v Veldegg v Hochdorf v Hochst v Lauenberg v Lochen v Neideck v Ostrach v Rebstein v Ringingen v Rotenberg Schenk v Landeck v Schonau v Schonstein v Schwarzach v Stein v Tettikoven v Tuffen Weiler v Altenburg v Wolfurt Aedillin Arnolt v Ast Birchtil Blaser Bonoll Brahi In der Bundt Burgauer Burgi Butzel Dietrich Faber v Fladingen Furtenbach Gebtz Gogel Goldschmid Grav Guderscher Haintzel v Degelstein Halder v Mollenberg Han Harzer Humpiss Hunlin Hurlewagen Kime v Kirchen Kitzi Krol v Luxburg Ledergerw Litscher Maiger Milwe Nagel von der alten Schonstein Necker Neukomm Nietstein Pappus v Tratzberg Pfalzer Pfannder Pfender Rappenstein Rehm Renner Rienolt Schilter Schneeberg Schreiber Schwarz Siber v Schonburg Sinkmoser Spiser Steinmair Stocklin Talhofen Turner Varnbuhler Wer ch meister Wucherer Zendring 1540 1830 Bearbeiten nbsp Das Wappen der Kurtz von SenftenauAndreae Barbarossa Bensperg Betz Bonoll Burgauer Butler v Solhil Cramer Curtabatt Deller Teller v Eberz Eckolt Eggolt Ehinger v Baltzheim Faber Falck Fels Frantz Frey Funk v Senftenau Furtenbach Gering Gloggengiesser Gullmann Habisreutinger Halder v Mollenberg Heider v Gitzenweiler Haintzel v Degelstein Hensler Hunlin v Kirchen Koch Krol v Luxburg Kurtz v Senftenau Langensee Mayrhoffer v freien Thurn Mennlishoven Merklin Miller Muller v Neideck Neukomm Pappus v Tratzberg von Pfister Polan Bolan Porzelius Rader Rangus Rehm Rhaw Rau Ringelsdorffer v Rotenberg Scheidlin Schmid Schmidt Seutter v Lotzen Thoman v Hagelstein Varnbuhler Wachter Weller WeltzBekannte Sunfzenherren BearbeitenGeorg Walther von Pfister Christoph von Pfister Eduard von Pfister Rudolf von Curtabatt Nikolaus Varnbuler Johannes Varnbuler Valentin Heider 1605 1664 Rechtsgelehrter Verhandlungsfuhrer der protestantischen Stadte Suddeutschlands beim Westfalischen Frieden Stifter des Lindauer Kinderfestes Daniel Heider Jacob Ernst Thomann von Hagelstein Jacob Kurz von Senftenau Ferdinand Sigismund Kurtz von Senftenau Carl Friedrich Seutter von LoetzenDas Ende der Sunfzen BearbeitenDie letzte Sitzung der Sunfzen fand am 30 Dezember 1830 im Hause des letzten Prases Christoph von Pfister statt Zacharias Falckh Johann Michael von Seutter und Z Porzelius Fels waren anwesend Der letzte Eintrag im Protokoll lautet Dies ist das Los aller Sterblichen Moge die gutige Vorsehung die noch lebenden Mitglieder der Gesellschaft noch lang im Genusse guter Gesundheit und alles Wohlergehens erhalten Obwohl sie in der Welt mittlerweile weit zerstreut sind halten die Mitglieder der Historischen Sunfzengesellschaft noch Kontakt und fuhlen sich der Vaterstadt Lindau noch eng verbunden Sunfzen Gesellschaft e V in Lindau Bearbeiten nbsp Gasthaus Zum Sunfzen Der historische Versammlungsort der Gesellschaft war das noch heute existierende Haus Zum Sunfzen in der Maximilianstrasse in dem jetzt ein Gasthaus betrieben wird das sich um Traditionspflege bemuht Die historische Patriziergesellschaft ging ab 1815 in der neu gegrundeten Kaufleuteinnung auf die nach einigen Umfirmierungen schliesslich 1939 in die Sunfzen Gesellschaft e V in Lindau uberfuhrt wurde Die Forschung uber die Gesellschaft Zum Sunfzen wird heute dadurch erschwert dass die Masse des alteren Archivgutes in den Jahren 1869 und 1880 als Makulatur verkauft und eingestampft wurde Quellen BearbeitenArchivalien beim Bayerischen WirtschaftsarchivLiteratur BearbeitenDr Karo Sunfzen In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 28 Jg 1899 S 115 116 Digitalisat mit der These der Wortherkunft von Symposion Karl Wolfart Die Patriziergesellschaft zum Sunfzen in Lindau in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 32 Jg 1903 S 3 23 Digitalisat Franz Joetze Hrsg Das Leben des Lindauer Burgermeisters Rudolf Curtabatt in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 35 Jg 1906 S 35 64 Digitalisat Wilhelm Beck Der Sunfzen in Lindau in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 49 Jg 1921 S 25 26 Digitalisat Clara Speer Stolze Ewige Quelle Das Lebensbuch der Anna Stolze von Pfister Salzer Heilbronn 1937 Alfred Otto Stolze Der Sunfzen zu Lindau Das Patriziat einer schwabischen Reichsstadt Bernhard Zeller Lindau Konstanz 1956 Wolfgang Reinhard Oligarchische Verflechtung und Konfession in oberdeutschen Stadten In Antoni Maczak Hrsg Klientelsysteme im Europa der Fruhen Neuzeit Oldenbourg Munchen 1988 Christoph Heiermann Die Spitze der Sozialstruktur Organisation stadtischer Eliten im Bodenseeraum In Matthias Meinhardt und Andreas Ranft Hrsg Die Sozialstruktur und Sozialtopographie vorindustrieller Stadte Akademie Verlag Berlin 2005 Beate Falk Die Lindauer Patriziergesellschaft Zum Sunfzen Eine neue Namensdeutung in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 128 Jg 2010 S 3 12 Digitalisat deutet die Wortherkunft als Laster Seufzen Zorn Rachgier Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zum Sunfzen amp oldid 228947794