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Das X Verfahren Deckname Wotan I ist der Name eines deutschen Funk Leitstrahl Systems das ab 1934 unter der Leitung von Johannes Plendl von der Deutschen Versuchsanstalt fur Luftfahrt DVL Zweigstelle Rechlin ab 1936 Teil der Erprobungsstelle der Luftwaffe E Stelle entwickelt und 1938 nach Abschluss der Erprobung eingefuhrt wurde Es diente zu Anfang des Zweiten Weltkrieges wahrend der Luftschlacht um England zur Zielfuhrung von Bombern der Luftwaffe Auf 350 km Entfernung konnte ein Quadrat von 300 Metern Breite getroffen werden Das System verwendete vier Leitstrahlen auf Frequenzen von 66 bis 77 MHz Wellenlange 4 5 bis 3 9 Meter Leitstrahlen des X Verfahrens Target Ziel Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Siehe auch 3 Literatur 4 WeblinksFunktionsweise BearbeitenEs entstand in Anlehnung an ein von der Berliner Firma C Lorenz entwickeltes Landeanflugsystem Lorenzbake fur den zivilen Flugverkehr aus dem Jahre 1932 mit dem Flughafen bei eingeschrankter Sicht prazise angeflogen werden konnten Dieses ursprungliche Verfahren arbeitete mit einem Leitstrahl von 5 entsprechend 8 km Breite auf 100 km Entfernung fur Angriffe also zu ungenau Plendl verbesserte die Genauigkeit dieses Systems indem er hohere Frequenzen um 70 MHz gegenuber 30 bis 38 MHz beim Lorenz Landesystem grossere Antennen mit einem kleineren Abstrahlwinkel von 0 1 und deutlich starkere Sendeleistungen verwendete Dafur wurden bei Telefunken die Sender Berta I 50 W und Berta II 500 W entwickelt Anders als beim Lorenz Landesystem flogen jetzt die Maschinen auf dem Leitstrahl Weser vom Sender weg Der Leitstrahlsender sendete mit zwei Antennen die leicht gegeneinander geneigt waren sodass sich zwei Richtkeulen ergaben Die nach links strahlende Antenne sendete Morsepunkte Morsezeichen e die nach rechts strahlende Antenne Morsestriche Morsezeichen t Im Uberlappungsbereich der Signale horte der Pilot einen Dauerton und die Maschine war damit auf korrektem Kurs Anfangs musste das Signal uber Kopfhorer abgehort werden eine spatere Ausfuhrung wandelte es um und zeigte die Abweichung auf einem Instrument an Vor dem Ziel kreuzten drei Signalstrahlen den Leitstrahl Ab dem ersten Signal etwa 30 km vorher Rhein musste der Flugzeugfuhrer exakt die Mitte des Leitstrahles und die Geschwindigkeit einhalten Der Bombenschutze wartete nun auf das zweite Signal rund 10 km vor dem Ziel Oder bei dem er eine spezielle X Uhr zu starten hatte Diese musste er beim Uberflug des dritten Signales 5 km vor dem Ziel Elbe erneut betatigen Damit war die Geschwindigkeit uber Grund bestimmt und die Uhr loste automatisch nach dem Ablauf einer bestimmten Zeitspanne die abhangig von der Geschwindigkeit weniger als eine Minute betrug den Bombenabwurf aus Das Zielgebiet konnte mit dem X Verfahren mit hoher Genauigkeit erreicht werden 50 der Bomben landeten nach einer Flugstrecke von 300 km in einem Zielkreis von 300 m Nach dem Ende der Erprobung im Jahre 1937 wurden 100 Bordfunkgerate und 20 Bodenstationen bestellt Diese wenigen Gerate wurden in spezielle Bomber der Kampfgruppe 100 konzentriert Dieses Pfadfinder Konzept wurde nur wenige Jahre spater von der britischen Royal Air Force RAF kopiert und perfektioniert Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Luftwaffe die einzige der Welt die bei Nacht oder schlechter Sicht einen Prazisionsangriff fliegen konnte wahrend die RAF zur selben Zeit noch wie in der Seefahrt mit einem astronomischen Navigationsverfahren arbeitete X Systeme wurden in der Anfangsphase der deutschen Offensive bei Nachtangriffen unter anderem beim Unternehmen Mondscheinsonate am 14 15 November 1940 gegen Coventry eingesetzt Fur die nachtlichen Luftangriffe auf England wurden zunachst zwei X Sendestellen auf eine zu bombardierende Stadt ausgerichtet spater kamen weitere hinzu An folgenden Standorten wurden Sendestellen aufgebaut Auswahl Julianadorp Den Helder Audembert Calais Ecalgrain Cherbourg Morlaix Brest Das X Verfahren konnte in England hauptsachlich durch Reginald Victor Jones entschlusselt und bereits 1940 erfolgreich dadurch gestort werden dass Radiostationen das Punkt Morse Signal aussendeten was zu Irritationen und in der Folge zu Flugbahnen ausserhalb des eigentlichen Leitstrahles fuhrte Diese Storsender Domino waren allerdings vor dem Grossangriff auf Coventry versehentlich auf die falsche Frequenz eingestellt Nach dem Krieg kamen der Erfinder auf der deutschen Seite Johannes Plendl und der Abwehrende auf der britischen Seite Reginald Victor Jones zusammen und wurden gute Freunde Siehe auch BearbeitenKnickebein Funkfeuer Y Verfahren Erika Funkfeuer Nachfolger von X und Knickebein VerfahrenLiteratur BearbeitenB Johnson Streng geheim Wissenschaft und Technik im Zweiten Weltkrieg Weltbild Verlag Augsburg 1999 ISBN 3 89350 818 X R V Jones Most Secret War British Scientific Intelligence 1939 1945 First published 1978 Hamish Hamilton Coronet paperback edition 1979 ISBN 0 340 24169 1 Fritz Trenkle Die deutschen Funkfuhrungsverfahren bis 1945 Dr Alfred Huthig Heidelberg 1987 ISBN 3 7785 1647 7 Joachim Beckh Blitz und Anker Band 2 Informationstechnik Geschichte amp Hintergrunde ISBN 3 8334 2997 6 Weblinks BearbeitenKnickebein Memento vom 3 Juni 2005 im Internet Archive Les stations de radio guidage Radarstasjoner og spesielt radionavigasjonsutstyr i Rogaland 1940 45 Greg Goebel Battle of the Beams Knickebein 1 September 2022 abgerufen am 1 Februar 2023 englisch Funkmess ortungs stellungen in Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title X Verfahren amp oldid 230442392