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Wolfgang Zapf 25 April 1937 in Frankfurt am Main 26 April 2018 in Berlin 1 war ein deutscher Soziologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wissenschaftliche Bedeutung 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenZapf besuchte die Volksschule und das Real Gymnasium in Frankfurt am Main Er legte 1957 das Abitur ab Von 1957 bis 1961 studierte er Soziologie und Nationalokonomie in Frankfurt Hamburg und Koln Er war Stipendiat des Cusanuswerks und absolvierte wahrend des Studiums Praktika in der Marktforschung und in der Industrie In Frankfurt schloss er 1961 sein Studium mit dem Diplom in Soziologie ab 1962 bis 1966 war er Assistent von Ralf Dahrendorf am Soziologischen Seminar der Universitat Tubingen Er wurde 1963 promoviert er zum Dr phil in Tubingen mit einer Arbeit uber die Wandlungen der deutschen Elite Munchen Piper 1965 21966 Die Elitenforschung war in diesen Jahren ein hochaktuelles Gebiet und wurde intensiv von Dahrendorf gepflegt Von 1966 bis 1967 war er wissenschaftlicher Assistent von Dahrendorf an der Universitat Konstanz 1967 habilitierte er sich ebenda mit einer Arbeit uber Materialien zur Analyse des sozialen Wandels welche lediglich als Hektographie vorliegt 1968 war er German Kennedy Fellow an der Harvard University Von 1968 bis 1972 war Zapf ordentlicher Professor fur Soziologie an der Universitat Frankfurt Von 1969 bis 1970 war Zapf Mitglied des Senats der Universitat Frankfurt Von 1974 bis 1975 und 1982 bis 1983 bekleidete er das Amt eines Dekans der Fakultat fur Sozialwissenschaften der Universitat Mannheim Von 1973 bis 1975 war er Direktor des Instituts fur Sozialwissenschaften der Universitat Mannheim Im Jahr 1972 wechselte er an die Universitat Mannheim wo er bis 1987 lehrte In den fruhen 1970er Jahren organisierte er zusammen mit Okonomen von der Universitat Frankfurt das SPES Projekt Sozialpolitisches Entscheidungs und Indikatorensystem Das Projekt mundete 1979 in den Sonderforschungsbereich 3 Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik Frankfurt Mannheim In den Jahren 1979 1981 und von 1985 bis 1987 fungierte er als Sprecher dieses Sonderforschungsbereichs und 1980 und von 1982 bis 1984 als stellvertretender Sprecher Von 1967 bis 1974 1983 bis 1984 war er Vorstandsmitglied und von 1987 bis 1990 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft fur Soziologie von 1973 bis 1976 war Zapf Vorsitzender der Sektion Soziale Indikatoren der DGS Von 1972 bis 1977 war Zapf Mitglied des Steering Committee des Center for Social Indicators des Social Science Research Council SSRC in Washington D C Von 1973 bis 1975 fungierte er als Leiter der Planungsgruppe Sozialwissenschaften bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG Von 1976 bis 1985 war er Mitglied der DFG Senatskommission fur Empirische Sozialforschung Im September 1987 wurde Zapf zum wissenschaftlichen Geschaftsfuhrer Prasident des Wissenschaftszentrums Berlin fur Sozialforschung WZB ernannt welches Amt er bis zum 31 August 1994 ausubte Daneben war er gleichzeitig Direktor der Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung 2 welche Funktion er bis zu seiner Emeritierung 2002 beibehielt Zapf fuhrte seine Lehrtatigkeit auch neben seinen Funktionen am WZB von 1988 bis 2002 als Professor fur Soziologie an der Freien Universitat Berlin fort Er ubernahm ausserdem Lehrtatigkeiten an verschiedenen anderen europaischen und amerikanischen Universitaten 1980 war er Visiting Professor for Comparative European Studies an der Stanford University Er war 1976 1981 und 1986 Gastprofessor am Institut fur Hohere Studien IHS in Wien 1986 war er Visiting Fellow an der Hoover Institution der Stanford University Von 1987 bis 1990 war Zapf Mitherausgeber der Zeitschrift fur Soziologie Er war Mitglied im Beirat von Social Indicators Research und Fachgutachter der Alexander von Humboldt Stiftung Von 1993 bis 1999 fungierte Zapf als Vorsitzender des Kuratoriums von GESIS Zapf war ausserdem Mitglied der ISQOLS Zapf heiratete 1966 Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor Wissenschaftliche Bedeutung BearbeitenDie Schwerpunkte der Arbeiten Zapfs liegen in chronologischer Betrachtung ihrer Bearbeitung im Bereich der Elitenforschung der gesellschaftlichen Modernisierung und damit eng verbunden der Theorien des Sozialen Wandels der Sozialberichterstattung und der Sozialindikatorenforschung Zapfs erste Publikationen beschaftigen sich mit der Elitenforschung insbesondere mit dem langfristigen historischen Wandel der deutschen Elite Wohl im Zusammenhang damit entwickelte sich sein Interesse fur die langfristigen Prozesse des sozialen Wandels auf der Makroebene welche er in seiner Habilitation thematisierte Offenkundig kam er damit in Beruhrung mit der Modernisierungsforschung welche gerade in den 1960er Jahren in den USA en vogue war Hieraus entstanden seine ersten Arbeiten zur Modernisierungstheorie und der Sammelband Theorien des sozialen Wandels Die empirische Ausarbeitung sollte einerseits in der historisch komparativen Datensammlung zur Entwicklung westeuropaischer Gesellschaften geschehen hierzu beantragte er zusammen mit Peter Flora das HIWED Projekt Historische Indikatoren Westeuropaischer Demokratien Auf der anderen Seite stand die Implementation der Sozialindikatorenforschung deren Ursprunge ebenfalls in den 1960er Jahren in den USA liegen in Deutschland Das SPES Projekt Sozialpolitisches Entscheidungs und Indikatorensystem fur die Bundesrepublik Deutschland sollte ein System sozialer Makroindikatoren entwickeln Die Hauptprodukte dieser Arbeiten war der Soziologische Almanach Herausgeber Eike Ballerstedt und Wolfgang Glatzer und der Sammelband Lebensbedingungen in der Bundesrepublik 1977 21978 welche letzteres Buch das Instrument der Sozialindikatoren auf die Bundesrepublik anwandte Kern des Bandes ist ein sogenanntes Sozialindikatorentableau mit mehreren hundert Indikatoren welche quantifiziert wurden Eine historisch langerfristige Betrachtung der gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands seit dem 19 Jahrhundert erfolgte in dem Werk Wandel der Lebensbedingungen in Deutschland 1982 Neuland innerhalb der Soziologie in Hinblick auf Massendatenanalyse wurde durch Zapfs Assistenten Johann Handl Karl Ulrich Mayer und Walter Muller im SPES Projekt durch die Auswertung der Zusatzerhebung zum Mikrozensus 1971 beschritten die Publikation Klassenlagen und Sozialstruktur 3 stellt die erste mit Mikrodaten erstellte Klassenanalyse fur Deutschland dar Es stellte sich bald heraus dass man mit Makroindikatoren allein viele soziale Themen nicht erfassen konnte da die Hauptquelle der Indikatoren die amtliche Statistik war welche insbesondere keine Meinungs und Einstellungsforschung betreibt Analog zur amerikanischen Situation war man bestrebt einen sozialen Survey zu entwickeln welcher subjektive und objektive Sachverhalte gemeinsam erhebt welche somit aufeinander bezogen werden konnten dieses Instrument war der Wohlfahrtssurvey Die zentrale Publikation basierend auf Auswertungen dieses Surveys war Lebensqualitat in der Bundesrepublik Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden 1984 Viele andere Publikationen welche diese Datenquelle verwendeten folgten bis auf den heutigen Datenreport Das zentrale theoretische Konzept dieser Arbeiten war die Wohlfahrts und Lebensqualitatsforschung nach US amerikanischen Vorbild Die Entwicklung von Panel Studien in den 1980er Jahren wie das deutsche Sozio okonomische Panel bot Gelegenheit Elemente des Wohlfahrtssurveys in diese Panelstudie zu integrieren und somit Lebensqualitat im Langsschnitt abzubilden Mit diesen Datenquellen war nun eine solide Grundlage fur mannigfaltige Datenkompilationen Sozialstruktur und Wohlfahrtsanalysen geschaffen Zapfs Wechsel an das Wissenschaftszentrum Berlin in 1987 und der Zusammenbruch der DDR offneten ein neues Forschungsfeld Zunachst konnte durch die Ausdehnung des Wohlfahrtssurveys auf Ostdeutschland eine Datengrundlage fur eine sozialwissenschaftliche Transformationsforschung geschaffen werden Im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte wurde die getrennte Analyse und Gegenuberstellung von Ost und West allerdings immer gegenstandsloser Zapfs theoretischer Hintergrund blieb die Modernisierungstheorie und er gilt als prominentester Vertreter der Modernisierungsforschung in der deutschen Soziologie Den Kern der Modernisierung sieht er in der Steigerung der gesamt gesellschaftlichen Anpassungs und Steuerungskapazitaten das heisst als positive Bilanz von steigenden Ressourcen und steigenden Belastungen 4 Zentral wurden fur ihn im Laufe der Zeit Konzepte der sozialen Steuerung der sozialen Planbarkeit und der sozialen Innovationsfahigkeit von Gesellschaften Der Zusammenbruch des sozialistischen Wirtschaftssystems gab ihm Gelegenheit seine theoretischen Vorstellungen zu erweitern z B durch das Konzept der nachgeholten Modernisierung Vertreter neuerer Konzepte der Modernisierungsforschung stehen der Modernisierungstheorie im engeren Sinne die Zapf als eine amerikanische Erfindung der 1950er Jahre 5 bezeichnete kritischer gegenuber Diese Neufassung der Modernisierungstheorie ist weniger ethnozentrisch und pfadabhangig und ist auch den Misserfolgen und Schattenseiten z B Umweltgefahrdung Rustungswettbewerbe wirtschaftliche Aussenwirkungen der westlichen Industrielander gegenuber sensibel So ist mit Rucht 6 gesellschaftliche Modernisierung ein variantenreicher und keineswegs linearer Vorgang gekennzeichnet von ungleichzeitigen Ablaufen Ruckschritten und widerspruchlichen Teilentwicklungen Das zu Grunde gelegte Modell einer modernen Gesellschaft konne auf einer begrenzten Anzahl unterschiedlicher Entwicklungspfade erreicht werden Zapf war erfolgreich in der Forderung und Platzierung junger Soziologen so gehoren zu seinen ehemaligen Studenten und Mitarbeitern Karl Ulrich Mayer Walter Muller Peter Flora Johann Handl Jens Alber Wolfgang Glatzer Heinz Herbert Noll Jurgen Kohl Roland Habich Franz Rothenbacher und viele andere Veroffentlichungen Bearbeiten zus mit Joachim Bergmann 1965 Kommunikation im Industriebetrieb Frankfurt Europaische Verlagsanstalt 1965 2 Aufl 1966 Wandlungen der deutschen Elite Munchen Piper Dissertation Hrsg und Mitautor 1965 Beitrage zur Analyse der deutschen Oberschicht Munchen Piper Hrsg 1969 4 Aufl 1979 Theorien des sozialen Wandels Konigstein Ts Verlagsgruppe Athenaum Hain Scriptor Hanstein Neue wissenschaftliche Bibliothek Bd 31 Soziologie Hrsg 1974 1975 Soziale Indikatoren Konzepte und Forschungsansatze Bd 1 und 2 Frankfurt Herder amp Herder 1974 Bd 3 Frankfurt Campus 1975 Hrsg 1976 Gesellschaftspolitische Zielsysteme Soziale Indikatoren Bd 4 Frankfurt Campus 1976 Sozialberichterstattung Moglichkeiten und Probleme Gottingen Verlag Otto Schwartz amp Co Kommission fur wirtschaftlichen und sozialen Wandel Bd 125 zus mit Hans Jurgen Krupp 1977 Sozialpolitik und Sozialberichterstattung Frankfurt und New York Campus Hrsg und Mitautor 1977 Probleme der Modernisierungspolitik Meisenheim am Glan Verlag Anton Hain Mannheimer sozialwissenschaftliche Studien Bd 14 Hrsg und Mitautor 1977 2 Aufl 1978 Lebensbedingungen in der Bundesrepublik Frankfurt und New York Campus Hrsg zus mit Erich Wiegand 1982 Wandel der Lebensbedingungen in Deutschland Frankfurt Campus zus mit Wolfgang Glatzer und anderen 1984 Lebensqualitat in der Bundesrepublik Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden Frankfurt und New York Campus Hrsg und Mitautor 1987 German Social Report In Social Indicators Research vol 19 no 1 S 5 171 zus mit anderen 1987 Individualisierung und Sicherheit Untersuchungen zur Lebensqualitat in der Bundesrepublik Deutschland Munchen Beck Perspektiven und Orientierungen Bd 4 1987 Aufsatze zur Modernisierungsforschung und Modernisierungstheorie Mannheim Hektograph 1987 1994 Modernisierung Wohlfahrtsentwicklung und Transformation Soziologische Aufsatze 1987 1994 Berlin Sigma Hrsg zus mit Meinolf Dierkes Mitautor 1994 Institutionenvergleich und Institutionendynamik WZB Jahrbuch 1994 Berlin Sigma Hrsg zus mit Hansgert Peisert 1994 Gesellschaft Demokratie und Lebenschancen Festschrift fur Ralf Dahrendorf Stuttgart Deutsche Verlagsanstalt Hrsg 1996 Lebenslagen im Wandel Sozialberichterstattung im Langsschnitt Frankfurt und New York Campus Verlag 1996 Hrsg und Mitautor zus mit Roland Habich 1996 2 Aufl 1997 Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Deutschland Sozialstruktur sozialer Wandel und Lebensqualitat Berlin Sigma Hrsg mit Bernhard Schafers 1998 2 Aufl 2001 Handworterbuch zur Gesellschaft Deutschlands Opladen Leske und Budrich Wolfgang Glatzer Hrsg 2002 Sozialer Wandel und gesellschaftliche Dauerbeobachtung Festschrift fur Wolfgang Zapf Opladen Leske und Budrich Literatur BearbeitenBallerstedt Eike und Wolfgang Glatzer 1 Aufl 1974 3 Aufl 1979 Soziologischer Almanach Handbuch gesellschaftlicher Daten und Indikatoren Frankfurt und New York Campus Sozialpolitisches Entscheidungs und Indikatorensystem fur die Bundesrepublik Deutschland SPES Bd 5 Glatzer Wolfgang 2012 Wolfgang Zapf Pioneer of Social Indicators and Quality of Life Research In Applied Research in Quality of Life The Official Journal of the International Society for Quality of Life Studies Jg 7 Nr 4 S 453 457 Handl Johann Karl Ulrich Mayer und Walter Muller 1977 Klassenlagen und Sozialstruktur Empirische Untersuchungen fur die Bundesrepublik Deutschland Frankfurt und New York Campus Sozialpolitisches Entscheidungs und Indikatorensystem fur die Bundesrepublik Deutschland SPES Bd 9 Karl Ulrich Mayer Wolfgang Zapf Ein Nachruf In Soziopolis Gesellschaft beobachten 16 Mai 2018 abgerufen am 15 April 2020 Neidhardt Friedhelm 2018 Nachruf auf Wolfgang Zapf 1937 2018 Inː Berliner Journal fur Soziologie Jg 28 S 529 531 Rucht Dieter 1994 Modernisierung und neue soziale Bewegungen Deutschland Frankreich und USA im Vergleich Frankfurt und New York Campus S 60 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wolfgang Zapf im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Wissenschaftszentrum Berlin fur Sozialforschung Trauer um Wolfgang Zapf Beitrag vom 2 Mai 2018 zugegriffen am 3 Mai 2018 Prof Dr Wolfgang Zapf bei Wissenschaftszentrum Berlin fur Sozialforschung Archiviert vom Original am 13 Januar 2014 abgerufen am 13 Januar 2014 Handl et al 1977 Zapf 2003 430 Zapf 1991 32 Rucht 1994 60 Normdaten Person GND 124137237 lobid OGND AKS LCCN n50015779 VIAF 111843216 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zapf WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher SoziologeGEBURTSDATUM 25 April 1937GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 26 April 2018STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Zapf amp oldid 220144863