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Willy Burkle 7 Oktober 1906 in Stuttgart 1973 war ein deutscher Unternehmer der als Salatkonig bekannt und in der Nachkriegszeit in einen Finanzskandal verwickelt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Finanzskandal 3 Aufarbeitung des Finanzskandals 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilly Burkle absolvierte seine Volksschulzeit in Undingen und in Stuttgart wo er in der Paulinenpflege 1 aufgezogen wurde Danach machte er eine Lehre zum Kaufmann bei einem Holzhandelsbetrieb 2 und besuchte die Stadtische Handelsschule in Stuttgart Er arbeitete in einer Molkereigenossenschaft im Motorradhandel und einem Feinkostgeschaft 2 und war spater als selbststandiger Handelsvertreter tatig Ab 1928 handelte er mit Speiseol 3 bzw fettfreien Salatsaucen Seine Salatine verkaufte er zunachst vom Handwagen aus an den Hausturen die Gewinne steckte er in weitere Unternehmen Sein Motto soll sobald ein Artikel nicht oder schwer zu beschaffen war gelautet haben Das konne mir auch das mache mir selber 2 Dies bezog sich insbesondere auf die Herstellung von Ersatznahrungsmitteln auf die Burkle sich speziell wahrend der Zeit des Zweiten Weltkriegs verlegte Er stellte unter anderem einen Vitamin Hefe Extrakt einen Malzextrakt und einen Sirupersatz namens Cerebona her 3 1944 leitete er eine Zuckerfabrik in Schwetz an der Weichsel 3 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erweiterte er seinen Immobilienbesitz und seine Geschaftstatigkeit in und um Stuttgart Unter anderem pachtete er eine Ziegelei errichtete ein Baustoffwerk und vertrieb Radioapparate zunachst unter dem Markennamen Rondo spater als Ponti Apparate Die Radios wurden in Tongefasse eingebaut die Burkle in seiner Keramikwerkstatte auf der Gutenhalde produzieren liess 2 4 Fur seine Gutenhalde Keramik fertigte Burkle auch eigene Entwurfe Auch die Handelsfirmen Schmidt amp Co GmbH 5 in Stuttgart Feuerbach und die Ernst Spiess GmbH in Stuttgart gingen auf Burkle zuruck 3 1950 kam es zur Burkle Affare einem Finanzskandal um uberhohte Kredite fur Burkle Burkles Ehefrau Elisabeth uberlebte ihren Gatten der 1973 starb 6 Der Finanzskandal BearbeitenAm 17 September 1948 akzeptierte der Verwaltungsrat der Stuttgarter Girokasse Burkles Vermogen in Hohe von 1 7 Millionen DM als Sicherheit fur einen Wechsel uber 185 000 DM Bis zum 28 Februar 1950 wuchsen die Schulden Burkles bei der Girokasse auf fast 8 Millionen DM an Burkle tatigte in der Nachkriegszeit Investitionen in verschiedene Projekte Unter anderem warb sein Jugendfreund Lothar Fink fur eine Heimkehrersiedlung die Burkle in der Fildergemeinde Bonlanden erstellen wollte 7 Der Salat Millionar kaufte fur 200 000 DM 60 Morgen Heide um auf dem Gutenhalde genannten Anwesen dessen ersten Teil er schon 1941 erworben hatte 8 unter anderem eine Musterlandwirtschaft zu errichten die uber gepflasterte Wirtschaftsstrassen gekachelte Pferdestalle und mit Eichenholz gebaute Schweine und Kuhstalle verfugte Allerdings trug der landwirtschaftliche Betrieb sich nie selbst die Futtermittel mussten aus den Uberschussen der Nahrmittelfabrik Willy Burkle finanziert werden Im Wohnhaus des Gutes fanden sich eine Sauna und ein Wannenbad mit Mosaikbildern Ausser diesem ausserlich im niederdeutschen Stil gehaltenen Hof legte Burkle auf dem Gelande eine Keramikwerkstatt an in der zeitweise bis zu 100 Personen beschaftigt waren Die Anlage auf der Gutenhalde wurde unter anderem vom Stuttgarter Oberburgermeister Arnulf Klett als Festgelande genutzt auf dem eine Tagung der bundesdeutschen Oberburgermeister beendet wurde Gefeiert wurde mit einer Freiluftauffuhrung des Staatstheaters und einer opulenten Mahlzeit bei der ganze Ochsen am Spiess gebraten wurden Auch die US Besatzungsmacht wusste das Burkle Anwesen zu schatzen Gleichzeitig jedoch gerieten Burkle und die mit ihm verbundenen Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten Seine Lieferfirma Weisschadel in Esslingen am Neckar ging in betrugerischen Konkurs die Nahrmittelfabrik Willy Burkle musste Insolvenz anmelden die Radiofabrik Lennartz amp Boucke in Tubingen wurde zahlungsunfahig Weitere Projekte die Burkle angedacht hatte kamen nicht mehr zustande Darunter war die Idee der Bona Gilde einer Handelsorganisation die Gross und Zwischenhandel vermeiden und Direktverkauf von Waren durch Fluchtlingsfrauen von Lkws aus durchfuhren sollte und der Bau eines rohrenlosen Radiogerates moglicherweise nach Planen des Erfinders Robert Denk 9 Die ersten Kredite der Girokasse wurden von Oberburgermeister Klett Burgermeister Kirn und Senator Kramer den Mitgliedern des Kreditausschusses gewahrt um dem Ruckgang der Burkle Unternehmen entgegenzuwirken Christian Harle Prasident der Landesversicherungsanstalt und Mitglied des Verwaltungsrates warnte fruhzeitig vor der Kreditvergabe Er stellte fest dass Burkles Sicherheiten nicht einmal fur die Halfte des insgesamt gewahrten Kredites ausreichten wurde jedoch offenbar nicht ernst genommen Daraufhin liess er sich von seinem Amt entbinden Nachdem die Girokasse jedoch Bilanz zog und die Gemeinde als Burge fur die Millionenforderungen einstehen musste beschloss der Gemeinderat die Ausfallburgschaft zu ubernehmen Nach einem aussergerichtlichen Rahmenabkommen erhielt die Girokasse jedoch von Burkle diverse Sicherheiten in Form von Grundstucken Maschinen etc uber deren Wert so ein Zitat im Spiegel vom 3 August 1950 sich noch nichts Endgultiges sagen liess 2 Eine Betriebs und Vermogensverwaltungsgesellschaft fur die Burkleschen Betriebe Tochtergesellschaften und Beteiligungen wurde gegrundet die alle Aktiva und Passiva ubernahm und auf die Burkle keinen Einfluss mehr hatte Unter Vorbehalt ausgeschlossen davon waren nur die Import Exportgesellschaft Schmid amp Co die mit Kaviar handelte 10 die Ponti GmbH und die Gutenhalde jedoch ohne den Keramikbetrieb Bei den Kunden der Girokasse loste dieses Vorgehen Emporung und Unruhe aus In einem Schreiben versuchte die Girokasse dem entgegenzusteuern Die Spareinlagen sind in keiner Weise gefahrdet Es gilt jetzt das Kreditengagement Burkle durch Heranziehung seiner erheblichen Vermogenswerte mit Unterstutzung der Stadt Stuttgart in Ruhe abzuwickeln 2 Burkle selbst plante nach diesem Zusammenbruch sich im Ost West Geschaft auf dem Textilsektor zu sanieren 2 Dies gelang ihm allerdings nicht Nachdem die Behauptung lanciert worden war Burkle sei der Regierung der Ostzone mit der Begrundung besonders empfohlen worden er habe die KPD durch Geldzahlungen unterstutzt fanden richterliche Ermittlungen statt Die Richtigkeit der Behauptung konnte nicht bestatigt werden Dennoch wurde Alois Mahringer der die Burkle Affare aufzuarbeiten hatte Ende 1950 mit der Ausserung zitiert Der Burkle hat gesagt er sei mit Fraulein Pieck spazieren gefahren 10 Die Besatzungsmachte verhinderten nach diesen Geruchten jedenfalls Burkles geplantes West Ost Geschaft Aufarbeitung des Finanzskandals BearbeitenWie es uberhaupt dazu kommen konnte dass Burkle Kredite in solcher Hohe erhielt liess sich ruckblickend nicht mehr aufklaren Wahrend er selbst behauptete das Geld nicht nur vom damaligen Girokassen Direktor Wolf sondern auch von den Spitzen der Stadt und Girokassenverwaltung geradezu aufgedrangt bekommen zu haben warf der Nachfolger Wolfs Dr Alois Mahringer Burkle Erpressung vor Kriminaloberkommissar George hatte sich zwar vorgenommen Burkle als Inhaber von elf Firmen unter allen Umstanden zur Strecke zu bringen 10 konnte dieses Ziel jedoch nicht erreichen Wolf selbst verstarb bevor die Untersuchungen zur Burkle Affare in Gang kamen Feststellen liess sich immerhin dass Wolf nach der Wahrungsreform im Jahr 1948 Burkle als Kunden der All Bank fur die Girokasse abgeworben hatte indem er ihm 6 statt 12 Prozent Zinsen anbot Dies war fur Burkle ein verlockender Vorschlag gewesen da er zu diesem Zeitpunkt sein Konto bei der All Bank um 250 000 DM uberzogen hatte Er hatte damals beim Prinzen von Hohenzollern Holz gekauft das er nicht sofort losschlagen konnte und erst spater fur 700 000 DM an das Volkswagenwerk verkaufen konnte Wolf hatte dabei offenbar auf Burkles in Zeiten der Warenknappheit bewahrte Geschaftstuchtigkeit vertraut ferner spielten offenbar auch die personlichen Beziehungen Burkles zur Familie Klett eine wesentliche Rolle Arnulf Kletts Ehefrau hatte beispielsweise schon die Gattin des US amerikanischen Generals Clay zum Baden ins Freibad in Bonlanden mitgenommen Eine erste Haus und Werksbesichtigung bei Burkle nahm Wolf mit dem Wechsel Abteilungsleiter Beutler und dem Kreditreferenten Schmid vor eine zweite wurde durch die Girokassenchefs Laemmle und Richter durchgefuhrt Danach wurde Willy Burkle von Wolf personlich telefonisch informiert dass 250 000 DM in bar zur Abholung und zur Ablosung von der All Bank fur ihn bereitlagen Noch am selben Tag so ergaben spater die Untersuchungen wurde der erste Wechsel in Hohe von 185 000 DM diskontiert Ein Wirtschaftsprufer bestatigte den Aufsichtsorganen der Stuttgarter Girokasse also dem Verwaltungsrat unter dem Vorsitz von Arnulf Klett sowie dem Kreditausschuss dem ebenfalls Klett vorstand die Burkle Unternehmen seien 1 6 Millionen DM wert Klett unterschrieb auch das Bankformular in dem erstmals der Kredit fur Burkle gewahrt wurde Den nachsten Kredit erlangte Burkle im November 1948 Er beantragte die Summe von 1 7 Millionen DM mundlich und formlos bei Direktor Wolf und erhielt sie umgehend Nur einen einzigen Kreditantrag uberhaupt stellte Willy Burkle bei der Girokasse schriftlich Am 1 Marz 1949 beantragte er 2 25 Millionen DM die er zusammen mit einem Wechselkredit in Hohe von 750 000 DM erhielt Am 20 April 1949 hatte er 3 8 Millionen DM Schulden am 3 Juni 1949 4 6 Millionen DM am 11 Juni 1949 waren es 4 8 Millionen DM und am 20 Juli 1949 waren Burkles Schulden auf 5 162 Millionen DM angestiegen Nun protestierte der Stuttgarter Burgermeister Hirn SPD der ebenfalls zum Verwaltungsrat der Girokasse gehorte gegen diese standige Erweiterung der Kredite Dennoch konnte Burkle bis zum 21 Oktober 1949 insgesamt 5 533 Millionen DM Kreditschulden bei der Girokasse die laut ihrer Satzung eigentlich uberhaupt keine Industriekredite vergeben und nur ein Prozent der Gesamteinlagen als Personalkredit ausgeben durfte anhaufen Insgesamt hatte sie Burkle damit hochstens 1 78 Millionen DM gewahren durfen Die Burkle Betriebe sollten daraufhin liquidiert werden Als Treuhander wurde der Chef der Wurttembergischen Finanz AG Raach eingesetzt der offenbar im gleichen Stil wie Burkle noch weiterwirtschaftete Die Unternehmen hatten in Zeiten der Reichsmarkfulle und der Warenknappheit viel Geld abgeworfen waren jedoch unter den veranderten Bedingungen nach der Wahrungsreform nicht mehr uberlebensfahig Nachdem der Markt fur Maisprodukte und Suppenpaste in der Ostzone weggebrochen war waren etwa die Produkte der Nahrmittelfabrik Willy Burkle nicht mehr zu verkaufen Unter Raach stieg die Summe auf Burkles Schuldkonto am 18 November 1949 auf 5 991 Millionen DM woraufhin der Kreditausschuss ihm gleich noch weitere 300 000 DM bewilligte am 24 November war die Grenze von 6 Millionen uberschritten am 14 Dezember 1949 hatte Burkle 6 110 Millionen DM Kreditschulden und am 5 Januar 1950 6 245 Millionen DM Immer noch wurden weitere Kredite gewahrt um die maroden wirtschaftlichen Konstrukte zu stutzen Raach liess sich im Marz 1950 wegen der Unmoglichkeit der Zusammenarbeit mit Burkle 10 von seiner Treuhanderschaft entbinden Zu diesem Zeitpunkt betrug die Kreditschuld 7 866 397 DM Raach und Burkle beschuldigten einander dieses weitere Anwachsen verschuldet zu haben Die Kreditaffare wurde nun vor dem Stuttgarter Stadtparlament verhandelt Gegen den Verwaltungsrat der Girokasse wurde ein Misstrauensantrag gestellt und die Leitung der Girokasse wurde abgesetzt Neuer Chef wurde Dr Alois Mahringer der schon 1931 in Berlin den Fall Lahusen miterlebt hatte und den Burkle Skandal als zehnfachen Fall Lahusen bezeichnete 10 Erst Mahringer versuchte durch die Grundung der Betriebs und Vermogensverwaltungsgesellschaft einen Strich unter die Burkle Angelegenheit zu ziehen Schluss mit allen Versuchen die verlorenen Kredit Millionen durch weitere Geldspritzen in die kranken Burkle Betriebe wieder hereinzuholen 10 Nachdem die Vorkommnisse publik geworden waren tagte der Ministerrat Am 18 Dezember 1950 beschloss er einen Staatsbeauftragten zur Klarung der Burkle Affare zu ernennen Dieser sollte unter anderem feststellen ob die Stadtische Girokasse Ersatzanspruche gegenuber den Mitgliedern des Verwaltungsrates hatte Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt dass die Girokasse in mindestens 24 weiteren Fallen ebenfalls uberhohte Kredite an unsichere Betriebe vergeben hatte Der BHE Abgeordnete Wilhelm Mattes kundigte noch wahrend der Untersuchung an weitere Falle offentlich zu machen 10 Einzelnachweise Bearbeiten Geschichte der Paulinenpflege Memento vom 24 Januar 2013 im Internet Archive a b c d e f g Das mache mir selber in Der Spiegel 31 1950 S 21 23 a b c d Munzinger Biographie Bilder und Beschreibungen auf 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