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Hinrich August Wilhelm Voss 17 September 1882 in Altona 26 September 1952 in Eutin war ein deutscher Blindenlehrer Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit Jugend und Ausbildung 2 Wirken als Padagoge 3 Familie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseKindheit Jugend und Ausbildung BearbeitenWilhelm Voss war ein Sohn von Hinrich Voss 19 September 1846 in Sandkuhle 27 Juni 1918 in Elmshorn und dessen Ehefrau Catharina geborene Kolln 16 April 1846 in Wisch 13 Marz 1932 in Hamburg Der Grossvater mutterlicherseits war der Landwirt Franz Kolln 1818 1856 aus Hainholz und verheiratet mit Catharina geborene Schluter 1817 1894 1 Voss hatte funf altere und zwei jungere Geschwister Seine Eltern hatten 1873 geheiratet der Vater danach als Tischler eine Steinkohlenhandlung in Altona eroffnet Aufgrund wirtschaftlicher Probleme des Vaters zog die Familie im Verlauf von neun Jahren vier Mal in Altona um und liess sich 1885 86 in Kaltenkirchen nieder Dort eroffnete sein Vater ein Fischgeschaft Die Mutter arbeitete ausserdem als Haushilfe und Torfstecherin Sein Vater musste das Fischgeschaft jedoch bald schliessen woraufhin die Familie zu nahen Verwandten der Mutter nach Elmshorn zog und zum ersten Mal einen dauerhaften Wohnort hatte Der Vater fand eine Stelle in einem Sagewerk und unterhielt spater eine kleine wenig ertragliche Tischlerei Ein Grund dafur konnte gewesen sein dass sich der Vater sehr in der Christlichen Gemeinschaft Elmshorn engagierte Es handelte sich um eine pietistisch ausgerichtete Erweckungsbewegung die dazu fuhrte dass das Familienleben schrittweise von nahezu taglich abgehaltenen Bibellesestunden Andachten und Missionsveranstaltung gepragt war 1 Ab dem April 1888 besuchte Voss die Zweite Knaben Volksschule in Elmshorn in der ihn seine Mitschuler aufgrund der religiosen Ausrichtung der Eltern hanselten Hinzu kam dass der Vater sehr mildtatig war sodass die Familie unter Armut litt Voss schrieb daruber in seinen Lebenserinnerungen und lehnte die Religiositat offensichtlich ab Im Erwachsenenalter zeigte er keine klare religiose Haltung 2 Voss erwies sich als nur massig guter Schuler und hatte Probleme mit der Padagogik die von Prugelstrafen gepragt war Sein Lehrer Wilhelm Pumplun unterstutzte ihn und gab ihm gemeinsam mit anderen Kindern kostenlosen Nachhilfeunterricht Voss entwickelte sich somit zu einem Schulgehilfen auf privater Basis Pumplun besass aufgrund seiner vermogenden Familie eine grosse Bibliothek in der Voss las und die Bestande katalogisierte Sein Lehrer bezahlte fur ihn Posaunenunterricht Aufgrund seines Lehrers beschloss Voss fruh selbst diesen Beruf zu ergreifen 3 Voss Eltern hatten keine ausreichenden Mittel um ihrem Sohn einen Besuch der Praparandenanstalt finanzieren zu konnen Drei Unternehmer der Glaubensgemeinschaft gewahrten ihm ein Darlehen uber 2000 Reichsmark fur das er wahrend der Ausbildung keine Zinsen zahlen musste Er meldete sich an der privat betriebenen Anstalt in Uetersen an die er als sehr armlich ausgestattet beschrieb Dort gab es nahezu kein Anschauungsmaterial und die Ausbildung bestand im Auswendiglernen der fur die Aufnahmeprufung des Lehrerseminars notwendigen Inhalte Voss legte den neun Kilometer langen Weg zur Schule zu Fuss zuruck und nutzte diese Zeit zum Lernen 3 Aufgrund eines vorgezogenen Prufungstermins besuchte Voss die Praparandenanstalt nur eineinhalb Jahre und meldete sich Anfang 1900 zur Aufnahmeprufung fur Lehrerseminare die er erfolgreich ablegte Danach lernte er am Koniglichen Schullehrerseminar in Uetersen und lebte im dortigen Internat Gute Leistungen verhalfen ihm zu einem kleinen Stipendium Im September 1902 bestand er die Erste Lehrerprufung und die Prufungen fur Kantoren und Organisten Danach absolvierte er als Einjahrig Freiwilliger den Militardienst in Altona 3 Wirken als Padagoge BearbeitenVoss hatte wahrend der Zeit am Lehrerseminar eine staatliche Ausbildungsforderung erhalten die er hatte zuruckzahlen mussen falls er sich nach Abschluss der Ausbildung frei beworben hatte Daher nahm er Anfang Oktober 1903 eine ihm zugewiesene Stelle als Zweiter Lehrer der zweiklassigen Gemeindeschule von Kiebitzreihe an Im April 1905 erhielt er die freigewordene Stelle als Erster Lehrer und bestand acht Monate spater in Uetersen die Zweite Lehrerprufung Im Oktober 1906 wechselte er an die Erste Knaben Volksschule in Neumunster Sein Vertrag sah vor dass er fur eine geringe Aufwandsentschadigung vier Unterrichtsstunden am dortigen Zentralgefangnis geben musste 4 1910 bewarb sich Voss erfolgreich bei der Provinzial Blindenanstalt Landesblindenanstalt in Kiel Diese befand sich in Tragerschaft der Provinzialverwaltung hatte im Jahr 1909 100 Schuler und erhielt 1910 einen grossen Anbau Voss lehrte hier Naturwissenschaften und Musik ubernahm die Leitung des Anstaltschores des Schulerchores und eines Blasorchesters und bemuhte sich insbesondere darum die Didaktik zu verbessern Er besuchte Vortrage und Arbeitsgemeinschaften der Kieler Universitat Er beteiligte sich regelmassig in Arbeitsgruppen des Psychologischen Seminares an dem sich Direktor Johannes Wittmann mit Problemen der Blindenpsychologie beschaftigte 5 Im August 1914 folgte Voss der Einberufung zum Kriegsdienst Er kampfte an der Ostfront arbeitete ab 1916 lediglich in Schreibstuben Im Mai 1918 wurde er entlassen um in seiner Heimat kriegsbedingt erblindete Personen zu unterrichten Er ging nach Kiel und wurde offiziell weiterhin als Militar wieder an der Landesblindenanstalt tatig Nach Kriegsende erhielt er wieder seine vorherige Stelle 6 Voss bemuhte sich methodische Ansatze des Blindenunterrichts zu etablieren die auf empirischer Psychologie basierten Er beschaftigte sich wissenschaftlich insbesondere mit dem synasthetischen Entstehen von Photismen bei Blinden Im Rahmen seiner Forschungen kooperierte er mit Georg Anschutz der sich in Hamburg mit Photismen bei sehenden Personen beschaftigte Aufgrund seiner Forschungsergebnisse gab Voss Vortrage an der Universitat Hamburg und schrieb mehrere Aufsatze uber seine Erkenntnisse Fachleute interessierten sich insbesondere fur seine breit angelegten Untersuchungen fur die er Zeichnungen blinder Kinder gesammelt hatte und auf deren Basis er eine eigene Methode des Zeichenunterrichts fur Blinde erarbeitete 5 Voss refererierte oft bei Fortbildungsveranstaltungen des Kieler Lehrervereins und anderen Vereinigungen uber Kinderpsychologie und Padagogik Er griff zeitgenossische reformpadagogische Ansatze auf bei denen das Kind seine Fahigkeiten frei entfalten sollte Im Marz 1924 wurde er zum Ersten Lehrer und stellvertretenden Direktor der Landesblindenanstalt ernannt und ein Jahr spater zum Blindenoberlehrer befordert 5 Voss trat politisch nicht besonders in Erscheinung Nach der Machtergreifung wurde er 1933 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV und arbeitete ab Anfang Februar 1935 als deren Blockwart 1937 reichte er eine Bewerbung als Direktor ein und gab dabei an dass die NSV fur ihn beantragt habe in die NSDAP aufgenommen zu werden was im April 1938 erfolgte Im September 1933 trat er in den Nationalsozialistischen Lehrerbund ein was Voraussetzung war um weiterhin als Lehrer arbeiten zu konnen Er gehorte daruber hinaus offensichtlich keinen weiteren nationalsozialistischen Organisationen an und blieb passiv Der Parteieintritt erfolgte offensichtlich aus opportunistischen Grunden Welche Rolle er im Bereich der nationalsozialistischen Eugenik spielte ist unbekannt auch ob die Kieler Anstalt an Zwangssterilisierungen Blinder teilnahm 6 Die Schulerzahlen gingen in Kiel vielleicht auch aufgrund der Zwangssterilisierungen deutlich zuruck Um 1940 lernten hier 26 Personen 1941 wurde die Schule erstmals von Bomben getroffen Dies konnte der Grund gewesen sein warum die Schule schloss Kinder mussten ab diesem Zeitpunkt die Blindenanstalt in Hannover Kirchrode besuchen Voss wurde eine Stelle beim Fursorge Erziehungsdienst zugeteilt Ab Anfang April 1941 arbeitete er im Landesjugendheim in Selent wo er die Leitung eins Jugendheims erlernen sollte Im Juni desselben Jahres wurde er zum Leiter eines neuen Heimes in Sundacker ernannt Wenige Wochen spater ging er auf eigenen Wunsch wieder nach Selent und arbeitete dort als stellvertretender Direktor 6 Nach Kriegsende ubernahm Voss die kommissarische Leitung des Landesjugendheimes in Heiligenstedten Die britischen Militarbehorden visitierten alle Jugendheime und entliessen Voss im Marz 1946 kommentarlos Anfang April 1946 wurde er vom Dienst suspendiert erhielt jedoch weiterhin seine Bezuge Er bat um Auskunfte uber den Kundigungsgrund die er jedoch nicht erhielt Ende Mai 1946 beantragte er seine Pensionierung Im Dezember hoben die Behorden die Suspendierung formal auf und versetzten ihn sofort in den Ruhestand Er durfte mit seiner Familie weiterhin die Dienstwohnung in Selent nutzen 6 1950 ging Voss mit seiner Frau nach Timmdorf Im Ruhestand forschte er wieder uber das Zeichnen blinder Personen und sprach hierzu 1915 bei einem Kongress von Blindenlehrern in Hannover Kirchrode Er schrieb ein Manuskript fur ein Buch das er nicht mehr fertigstellte Sein Sohn und seine Frau uberarbeiteten es und erganzten es um von ihm gesammelte Materialien Das Buch erschien 1955 als Die Bildgestaltung des blinden Kindes 7 Familie BearbeitenAm 11 April 1912 heiratete Voss in Medelby Anna Marie Christine Kock 20 September 1886 in Kappeln 2 Marz 1978 in Lubeck Sie war eine Tochter des Diakons Johannes Kock 30 September 1860 in Norderstapel 13 Marz 1936 in Kiel und dessen Ehefrau Mathilde geborene Dau 1866 1934 Johannes Kock arbeitete als Diakon in Kappeln danach als Pastor in Medelby und Quern 1 Anna Kock arbeitete als Lehrerin in Medelby und Lauenburg und ab 1910 als Blindenlehrerin in Kiel Sie bekam eine Tochter und einen Sohn 1 Literatur BearbeitenHartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 412 416 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Hartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 412 Hartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 412 413 a b c Hartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 413 Hartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 413 414 a b c Hartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 414 a b c d Hartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 415 Hartwig Moltzow Voss Wilhelm in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 416 Normdaten Person GND 12228187X lobid OGND AKS VIAF 59962021 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Voss WilhelmALTERNATIVNAMEN Voss Hinrich August Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher BlindenlehrerGEBURTSDATUM 17 September 1882GEBURTSORT AltonaSTERBEDATUM 26 September 1952STERBEORT Eutin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Voss Blindenpadagoge amp oldid 237876830