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Wilhelm Bruno Lindner 20 Marz 1814 in Leipzig 18 Mai 1876 ebenda war ein deutscher Theologieprofessor und Bucherdieb Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Stammtafel 1 2 Das Gerichtsverfahren 2 Zeitgenossische Quellen zum Gerichtsverfahren 3 Werke 4 Fussnoten 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenSein Vater Friedrich Wilhelm Lindner war ab 1815 ordentlicher Professor fur Philosophie und ab 1825 Professor fur Katechetik an der Theologischen Fakultat der Leipziger Universitat Als Kind erlitt Wilhelm Bruno einen Unfall und musste daraufhin lange Zeit das Bett huten nbsp ungefahre Lage des Wohnhauses von W B LindnerEr studierte vom Sommersemester 1832 bis etwa zum Sommersemester 1835 in Leipzig Theologie 1 1839 habilitierte er sich und lehrte ab 1840 als Privatdozent fur Theologie Im Wintersemester 1845 46 wurde er ausserordentlichen Professor und Fruhprediger an der Universitatskirche Er veroffentlichte ein Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte sowie weitere Werke 1848 grundete er den Verein fur brotlose Arbeiter mit dem er als Vorsitzender angehorte Im September 1849 bei Grundung des Lutherischen Zentralvereins in Preussen unterschrieben Lindner und sein Vater den Zuruf der lutherischen Vereine an die evangelisch lutherischen Gemeinden in Preussen 1850 heiratete er Benedicta Ulrica Friederike geb Engel mit der er acht Kinder hatte von denen zwei noch sehr jung 1859 nach schwerer Krankheit verstarben 2 Es erreichten nur funf Kinder das Erwachsenenalter Die Familie wohnte in der Lindenstrasse 8 1859 verlor er wegen Handschriftendiebstahls seine Professur und wurde 1860 zu sechs Jahren Arbeitshaus verurteilt Uber seine Zeit nach dem Arbeitshaus ist nichts bekannt vor allem weil er nicht mehr in Akten der Universitat Leipzig Erwahnung findet Aus den Leipziger Adressbuchern dieser Zeit ist jedoch zu erfahren dass er bis zu seinem Tod 1876 in dem Haus in der Lindenstrasse heute An der Verfassungslinde 8 auch als Ulrichsgasse 55 56 oder Thalstrasse 29 bezeichnet lebte das er nach dem Tod seines Vaters 1864 geerbt hatte Danach ging das Haus in den Besitz seiner Frau uber Stammtafel Bearbeiten Gottliebe Elisabeth geb Rudolph 1780 Friedrich Wilhelm Lindner 1779 1864 Benedicta Ulrica Friederike Lindner geb Engel 19 November 1830 in Kloster Malchow 3 23 Oktober 1902 in Dresden Wilhelm Bruno Lindner 1814 1876 Carl Friedrich Traugott Lindner 4 5 Oktober 1813 in Weida 18 Marz 1880 5 Auguste Emilie L geb Baag 22 September 1817 23 Marz 1895 6 Ida Lindner 7 Hermann Friedrich Wilhelm 6 April 1852 in Leipzig 8 14 Februar 1922 in Dresden 9 Martin Traugott Bruno Lindner 1853 1930 Winfried Traugott Woldemar 18 Mai 1855 in Leipzig 19 Mai 1934 in Hosterwitz 10 Frieda Gottliebe Mathilde 7 Juli 1856 11 1859 Ida Elisabeth 3 August 1858 12 1859 Maria Clementine 7 Oktober 1859 in Leipzig 1 Februar 1940 in Dresden 13 Ida Julie Telma Katharina 21 April 1864 in Leipzig 7 Januar 1891 in Dreibergen 14 Carl Friedrich Ernst 13 Februar 1866 15 Das Gerichtsverfahren Bearbeiten Zu trauriger Beruhmtheit gelangte er durch das Gerichtsverfahren das ihn des Diebstahls anklagte Es stellte sich heraus dass er in den Jahren 1858 und 1859 zahlreiche wertvolle Miniaturen und Malereien aus mittelalterlichen Handschriften und fruhen Drucken aus der Universitatsbibliothek und der Stadtbibliothek entwendet hatte Der damalige Direktor der Universitatsbibliothek Ernst Gotthelf Gersdorf hatte am 13 Marz 1859 entdeckt dass Lindner einige zum Teil bereits vermisste Miniaturen und Malereien entwendet hatte Gersdorf war von dem Buchhandler Theoderich Oswald Weigel in dessen Wohnung eingeladen worden weil dieser ihm einige seltene Stucke hatte zeigen wollen die ihm Lindner geliehen hatte Gersdorf stellte daraufhin am 13 und 14 Marz weitere Nachforschungen in der Universitatsbibliothek an Am 15 Marz wurde Lindners Wohnung in Gemeinschaft mit Gustav Hartenstein seit 1859 Professor der Philosophie und wissenschaftlicher Bibliothekar versiegelt Lindner wurde befragt leugnete jedoch seine Taterschaft Als ihm die Stucke vorgelegt wurden gab er zu sie aus der Universitatsbibliothek entwendet zu haben Es gab einen ersten Gerichtsprozess nach dem Lindner auf Kaution von 5 000 Talern freigelassen wurde Im September 1859 jedoch entdeckte Gersdorf den Verlust der 36 zeiligen Bibel und anderer Stucke Am 24 September wurde Lindner erneut festgenommen Der Prozess fand vom 27 bis zum 29 Februar 1860 statt Er hatte nicht nur Miniaturen und ganze Blatter mit einem Skalpell aus mittelalterlichen Handschriften und fruhen Drucken geschnitten sondern um einer Entdeckung zu entgehen Falschungen an die entsprechenden Stellen der Bucher geklebt Die Schatzung des Wertes der einzelnen Handschriften an denen der Schaden verubt worden war gestaltete sich schwierig wurde aber letztendlich auf 1158 Taler und 2 Groschen festgesetzt 16 Er wurde zu sechs Jahren Arbeitshaus verurteilt Die Staatsanwaltschaft in Person von Staatsanwalt Barth prangerte an dass er als Professor der Theologie dem Ruf der Universitat Leipzig einen irreparablen Schaden zugefugt habe wahrend sein Verteidiger versuchte sein Verhalten mit Verweis auf seine lange Isolierung in der Kindheit und das Unverstandnis fur seine Begeisterung fur wertvolle Miniaturen und Malereien zu erklaren Er habe die Kunstwerke aus ihrem drohenden Vergessenwerden in den Bibliotheken retten wollen indem er sie seiner eigenen Sammlung zufugte Lindner wurde bei der Verurteilung zugutegehalten dass er einige Stucke wieder in die Bibliotheken zuruckgebracht habe Sein Verteidiger erinnerte die Anwesenden dass Lindner vom Tod seiner Kinder 1859 so erschuttert gewesen sei dass er es als Strafe Gottes fur seine Diebstahle ansah wodurch sein schlechtes Gewissen angeregt wurde Sein Anwalt Schrey ging in Berufung die jedoch vom Oberappellationsgericht in Dresden am 13 April 1860 verworfen wurde Lindner kam in das Arbeitshaus in Zwickau wurde 1861 zu einer Gefangnisstrafe begnadigt und 1863 vorfristig aufgrund einer koniglichen Begnadigung entlassen Die von mehreren Quellen kolportierte Ansicht sein Vergehen ware umso schockierender gewesen da er Moraltheologie gelehrt habe ist insofern irrefuhrend als dass sein Vater Friedrich Wilhelm Lindner dieses Fach an der Leipziger Universitat lehrte Zeitgenossische Quellen zum Gerichtsverfahren Bearbeiten Der Lindnersche Process welcher ziemlich ein volles Jahr die offentliche Meingung vielfach beschaftigte hat in den diese Woche gepflogenen offentlichen Bezirksgerichtsverhandlungen sein Ende erreicht und die Verurtheilung des ehemaligen Predigers und Professors der Theologie wegen Diebstahls zu 6 Jahren Arbeitshaus zur Folge gehabt Der Fall ist wenn man die Stellung des Mannes bedenkt ein unerhorter und die Entrustung uber die der Universitatsbibliothek zugefugten Schaden und Verluste namentlich in der Gelehrtenwelt eine allgemeine Die Anzahl der von Dr Lindner aus den wertvollsten Buchern herausgeschnittenen Gegenstande als Initialen Holzschnitte Malereien Pergamente etc betragt zwischen 5 und 600 der Werth der entwendeten Gegenstande uber 1100 Thaler die zum grossten Theil bereits von den Angehorigen des Verurtheilten gezahlt worden sind Unter den defect gemachten Werken befindet sich auch ein altes lateinisches Werk wo er seinen Diebstahl dadurch zu verdecken suchte dass er eine bedruckte Seite uberklebte Merkwurdiger Weise liess er ganz unten am Fusse der Seite die Worte unverdeckt Noli peccare Deus videt auf Deutsch Hute Dich zu sundigen Gott sieht s Zeitungsartikel der Leipziger Dorfzeitung vom 3 Marz 1860Werke BearbeitenDe Joviniano et Vigilantio puroris doctrinae quarto et quinto seculo antesignanis Leipzig 1839 Wurttembergische Chiliasten in Russland Aus Pinkertons Russia mitgetheilt in Zeitschrift fur historische Theologie Bd IX Heft 1 Leipzig 1939 De lege historiae ecclesiasticae scritore literum esse debere a partium studio recte intelligenda in Zeitschrift fur historische Theologie Bd X Heft 2 Leipzig 1840 Rede am 7 Stiftungsfeste des Frauen Bibelvereins Dresden 1842 Predigten gehalten in der Universitats Kirche zu Leipzig Leipzig 1844 Erinnerung an den verewigten Prases der historisch theologischen Gesellschaft zu Leipzig Domherrn Professor Dr Chr Fr Illgen in Zeitschrift fur historische Theologie Bd XV Heft 1 Leipzig 1845 Symbolae ad historiam theologiae mysticae De Macario dissertatio historico theologica Leipzig 1846 Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte mit besonderer Berucksichtigung der dogmatischen Entwicklung Leipzig 1848 1854 Zwei Zeitpredigten in Dr G C A Harless Abschiedspredigt und Antrittspredigt Leipzig 1850 Martha und Maria Die innere Mission und die Kirche Leipzig 1851 Die Herrlichkeit der Kirche Christi Zwei Zeitpredigten Leipzig 1851 Was heisst es ein Kind in Christo seyn Leipzig 1851 Christologische Predigten Leipzig 1855 107 S Viri anonymi apostolici epistola ad Diognetum ad optimarum editionum fidem recudi Leipzig 1857 Liber de resurrect Leipzig 1958 17 Quinti Septimii Florentis Tertulliani De anima liber textum denuo recensuit Leipzig 1861 86 S Sachsens grosse Erinnerungen Ein Kreis von Gedichten Leipzig 1841 199 S Niclas Brenner oder die Belagerung Leipzigs im Jahre 1642 Erzahlung Stuttgart 1842 Die Wasserkur oder die beiden verlorenen Sohne Eine Erzahlung Leipzig 1849 69 S Die Bettlerin und das Lochhaus im Neinigt Erzahlungen Leipzig 1852 Fussnoten Bearbeiten Vorlesungsverzeichnisse der Jahre 1834 1835 1836 Dietmar Debes Die Akte Lindner in Leipziger Blatter 5 1984 Geschichte und Stammtafeln des Geschlechts Engel Breslau 1914 Tafel XI Universitatsarchiv Leipzig Vorlesungsverzeichnis der Universitat Leipzig Sommerhalbjahr 1835 http archiver rootsweb com th read LINTNER 1999 05 0927169454 1 2 Vorlage Toter Link archiver rootsweb com Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis http archiver rootsweb com th read LINTNER 1999 05 0927169454 1 2 Vorlage Toter Link archiver rootsweb com Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Taufregister St Thomas zu Leipzig Jahrgang 1852 S 232 Nr 324 als Patin von Hermann Friedrich Wilhelm Lindner angegeben Vorlesungsverzeichnisse der Universitat Leipzig 1869 1871 Universitatsarchiv Leipzig Matrikel zwischen 1825 und 1889 Filmnr 518 Pfarrerverzeichnis fur Sachsen Kirchliches Archiv Leipzig Taufkartei weiblich Liebich Lippert 1851 1875 Kirchliches Archiv Leipzig Taufkartei weiblich Liebich Lippert 1851 1875 Stammfolge Engel 2 aus Bernau in Brandenburg in Mecklenburgisches Geschlechterbuch Bd 4 1939 S 150 Stammfolge Engel 2 aus Bernau in Brandenburg in Mecklenburgisches Geschlechterbuch Bd 4 1939 S 150 Kirchliches Archiv Leipzig Taufkartei mannlich Lindner Loffler 1851 1875 Dietmar Debes Die Akte Lindner In Leipziger Blatter 5 1984 S 21 http www tertullian org bibliography htmLiteratur BearbeitenDer Prozess gegen Dr Wilhelm Bruno Lindner wegen Diebstahls nach den Ergebnissen der von dem konigl Bezirksgericht zu Leipzig vom 27 bis 29 Februar stattgefundenen offentlichen Hauptversammlung zusammengestellt nebst vollstandigen Reden der Konigl Staatsanwaltschaft und der Vertheidigung Leipzig 1860 Bernhard Engel Geschichte und Stammtafeln des Geschlechts Engel Selbstverlag Bernhard Engel Breslau 1914 Tafel XI Dietmar Debes Die Akte Lindner in Marginalien H 28 1967 S 50 58 Walter Fellmann Der Theologieprofessor und das siebente Gebot in Leipziger Pitaval Berlin 1980 S 125ff Dietmar Debes Die Akte Lindner in Leipziger Blatter 5 1984 S 21 Weblinks BearbeitenKurzbiografie im Leipziger Universitatsjournal Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Wilhelm Bruno Lindner an der Universitat Leipzig Sommersemester 1840 bis Sommersemester 1859 Wilhelm Bruno Lindner im Professorenkatalog der Universitat LeipzigNormdaten Person GND 117029939 lobid OGND AKS VIAF 49992446 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lindner Wilhelm BrunoKURZBESCHREIBUNG deutscher Theologieprofessor und BucherdiebGEBURTSDATUM 20 Marz 1814GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 18 Mai 1876STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Bruno Lindner amp oldid 228984387