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Als Westminstersynode engl Westminster Assembly bezeichnet man das puritanisch presbyterianische Kirchenkonzil im 17 Jahrhundert das vom britischen Parlament zur Neuordnung der Kirche von England einberufen wurde An der Synode die in der Westminster Abbey tagte waren auch Kirchenvertreter aus Schottland beteiligt Die Synode dauerte insgesamt sechs Jahre 1643 1649 Sie verfasste verschiedene Schriften darunter die Westminster Confession of Faith einen grossen Westminster Larger Catechism und einen kleinen Katechismus Westminster Shorter Catechism sowie eine allgemeine Gottesdienstordnung Westminster Directory of Public Worship auch Directory of Public Worship genannt Diese Schriften gelten noch heute als zentrale Bekenntnisschriften der presbyterianischen Kirchen The Assertion of Liberty of Conscience By the Independents at the Westminster Assembly of Divines Gemalde von John Rogers Herbert um 1844 Die Fraktion der puritanischen Abgeordneten im Parlament hatte vom Juni 1642 bis zum Mai 1643 funfmal erfolglos versucht die Versammlung zu berufen Das Vorhaben scheiterte jeweils da Konig Karl I von England stets seine Unterschrift fur das Gesetz verweigert hatte Erst die sechste Gesetzesinitiative hatte Erfolg Der Entwurf wurde durch das House of Commons eingebracht und erlangte im Juni 1643 Gesetzeskraft auch ohne die Unterschrift des Koniges da zuvor das House of Lords dem Gesetz bereits zugestimmt hatte Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung 2 Bedeutung 3 Ablauf 4 Literatur 5 WeblinksZusammensetzung BearbeitenDie Synode bestand aus insgesamt 30 Laien davon 10 Adlige und 121 Geistlichen Dabei reprasentierten die Kirchenvertreter insgesamt vier verschiedene christliche Stromungen Vertreter der Episkopalkirche darunter etwa James Ussher Erzbischof von Armagh die jedoch an den Verhandlungen des Konzils so gut wie nie teilnahmen da sie vom Konig keine Erlaubnis erhielten Die Episkopalkirche vertrat eine staatskirchenrechtliche Verfassung der Kirche an deren Spitze der jeweilige Landesherr die bischofliche Kirchenhoheit innehatte Vertreter der presbyterianischen Kirche die grosste Gruppe darunter unter anderem Personlichkeiten wie Edward Reynolds George Gillespie und Samuel Rutherford Die Presbyterianer propagierten ein Gremium von Altesten durch welche die Kirche geleitet werden sollte Eine kleine Gruppe Unabhangiger die im Wesentlichen die verschiedenen Auspragungen des Kongregationalismus die Autonomie der einzelnen Kirchengemeinde hat oberste Prioritat reprasentierten Zu ihnen gehorte Thomas Goodwin Die Vertreter wurden von Oliver Cromwell unterstutzt Verfechter der Theologie von Thomas Erastus darunter John Lightfoot nach deren Auffassung die Kirche der Staatsgewalt untergeordnet werden sollte Bedingt durch den Teilnahmeverzicht der Episkopalkirchenvertreter und den Tod verschiedener anderer Synodaler verfugte das Parlament die Benennung von 21 weiteren Geistlichen Die durchschnittliche Zahl der Teilnehmer an dem Konzil schwankte zwischen 60 und 80 Personen Die erste Sitzung des Konzils fand am 1 Juli 1643 in der sogenannten Henry VII Lady Chapel in Westminster Abbey statt Spater zog man mit der Versammlung in die Jerusalem Chamber of Westminster um Die Synode tagte in den Jahren von 1643 bis 1649 insgesamt 1163 mal Es wurde nie formell durch einen Parlamentsbeschluss aufgelost Bedeutung Bearbeiten nbsp Englands miraculous preservation emblematically described allegorische Darstellung der Machtverhaltnisse Die Parlamentsanhanger befinden sich auf der Arche wahrend die Royalisten in der Sintflut ertrinken In der Zeit des englischen Interregnum beschaftigte man sich vornehmlich mit Kirchenrechtsfragen etwa der Ordination oder der Kirchensteuer Die Westminster Assembly kann heute als beratendes Gremium des Parlamentes angesehen werden da dies uber die Besetzung der Synodalen entschied die Themen bestimmte und den Arbeitsbereich abgrenzte Das Parlament bewilligte den Synodalen eine Sitzungspauschale von vier Schilling am Tag zur Deckung der Unkosten Die erste Aufgabe die das Parlament dem Konzil zur Bearbeitung ubertrug war die Uberarbeitung der Neununddreissig Artikel Fur die Debatte um die ersten funfzehn Artikel wurden zehn Wochen verwandt Im Burgerkrieg zwischen den Truppen des Parlaments und den konigstreuen Truppen von Karl I war zu einer Pattsituation gekommen Die irischen Katholiken die sich im Jahre 1641 erhoben hatten drohten damit sich der royalistische Seite anzuschliessen Verzweifelt nach Hilfe suchend entsandte das Parlament eine Delegation nach Schottland Die Englander ersuchten die Schotten fur die Verteidigung der Burgerrechte zu gewinnen Die sahen jedoch in der Auseinandersetzung einen religiosen Charakter bei dem es sich um die Verteidigung der religiosen Freiheiten handelte Schliesslich verstandigte man sich auf ein gemeinsames Abkommen dem Solemn League and Covenant welches den Anliegen beider Parteien Rechnung trug Die Schotten sagten zu den Kampf des Parlaments gegen die Papisten zu unterstutzen unter der Bedingung dass das schottische System der Kirchenverwaltung in England ubernommen wurde Sechs schottische Vertreter wurden bestimmt um fortan an den Verhandlungen des Konzils in Westminster Abbey teilzunehmen Schliesslich setzten die Parlamente in Schottland und England durch dass alle Personen alter als 18 Jahre einen Eid auf die Solemn League and Covenant zu leisten hatten Ablauf BearbeitenAm 12 Oktober 1643 erhielt die Synode eine Weisung des Parlaments Die Geistlichen sollten unverzuglich uber Ordnungen und Regeln beraten die in bestmoglicher Ubereinstimmung mit Gottes heiligem Wort den Kirchenfrieden im Land in angemessener Art und Weise bewahren und zu einer starkeren Einigkeit mit der Kirche von Schottland und anderen reformierten Kirchen im Ausland fuhren Daraufhin beendete Die Synode die Uberarbeitung der Neununddreissig Artikel und begann eine Reihe eigener Schriften zu erstellen In den folgenden vier Jahren schuf die Synode unter anderem das Directory of Public Worship The Form of Presbyterial Church Government ein Glaubensbekenntnis das Bekenntnis von Westminster einen ausfuhrlichen Katechismus Westminster Larger Catechism sowie einen kurzeren Katechismus Westminster Shorter Catechism und leitete diese an das Parlament weiter Das House of Commons bestand darauf verschiedene biblische Beweise in den beiden Katechismen und dem Bekenntnis von Westminster zu veroffentlichen Die Geistlichen untersuchten und bestatigten ebenfalls den Gebrauch des Psalters in metrischer Fassung nach Rouse im Gottesdienst Alle Schriftstucke wurden heftig debattiert Die Verfechter des Erastianismus die Presbyterianer und die Gruppe Unabhangiger konnten sich nicht auf eine Form der Kirchenverwaltung einigen Die Unabhangigen pladierten fur eine vollkommene Autonomie der einzelnen Kirchengemeinden ohne jede ubergeordnete Struktur Ihnen widerstrebte der Gedanke einer Kirchengerichtsbarkeit und so vertraten sie die Auffassung die Gemeindeglieder vor Ort sollten die alleinige Machtbefugnis und Amtsgewalt haben Dem Standpunkt jede Gemeinde solle eigenstandig ihren Pfarrer bestimmen konnen stimmten sie zu lehnten jedoch einen Eingriff in und Korrektur der Entscheidungen durch Alteste ab Die Verfechter des Erastianismus befurworteten die Unterordnung der Kirche unter die Staatsgewalt Gemass ihren Vorstellungen sollten zivile Richter da selbst Christen uber die alleinige Gerichtsbarkeit verfugen nicht eigene Kirchengerichte Sunden sollten ihrer Uberzeugung nach durch die zivilen Gerichte bestraft werden Den Kirchen sollte gemass ihrer Auffassung der Ausschluss der Glaubigen von den Sakramenten oder die Exkommunikation verboten werden Die abgeschlossene Arbeit des Konzils wurde letztlich mit Anderungen vom Parlament in England verabschiedet allerdings wahrend der Restauration im Jahr 1660 wieder annulliert Die Church of Scotland begrusste alle Schriften des Konzils und ubernahm diese Daruber hinaus gelten die Ausarbeitungen der Westminster Assembly als Eckstein der presbyterianischen Kirchenlehre und weiterer reformierter Kirchen die sich in Europa und den Vereinigten Staaten bildeten Heute ist die Synode von Westminster Gegenstand eines umfangreichen Forschungsprojektes in Cambridge Literatur BearbeitenWilliam Maxwell Hetherington History of the Westminster Assembly of Divines ISBN 978 1 117 66926 7 E A Livingstone F L Cross Hrsg The Oxford Dictionary of the Christian Church London Oxford UP 2005 ISBN 978 0 19 280290 3 Benjamin Breckinridge Warfield The Works of Benjamin B Warfield Baker Book House 1978 ISBN 978 0 8010 9645 7 J Gordon Melton Westminster Confession In Encyclopedia of World Religions Encyclopedia of Protestantism Nr 6 Facts of File New York 2005 ISBN 978 0 8160 5456 5 Peter Wallace Westminster Assembly In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 8 Mohr Siebeck Tubingen 2005 Sp 1498 1499 Weblinks BearbeitenThe Westminster Assembly Project History of the Westminster Assembly of Divines The 1646 Westminster Confession Westminster Assembly and Related Documents Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Westminstersynode amp oldid 232246887