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West Virginia State Board of Education v Barnette 319 U S 624 1943 ist eine bedeutende Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten Das Gericht entschied mit 6 zu 3 Stimmen dass offentliche Schulen ihre Schuler nicht dazu zwingen konnen die amerikanische Flagge zu grussen und oder das Treuegelobnis aufzusagen und begrundete dies mit der Redefreiheitsklausel im 1 Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten Das Recht auf Redefreiheit schutzt gemass Barnette somit auch das Unterlassen von Rede und Tat Die von Robert H Jackson verfasste Mehrheitsmeinung gilt als wichtiges Dokument das freie Rede und verfassungsmassige Rechte generell als ausserhalb des Zugriffs von Mehrheiten und Amtspersonen definiert West Virginia State Board of Education v BarnetteVerhandelt 11 Marz 1943Entschieden 14 Juni 1943Name West Virginia State Board of Education et al v Walter Barnette et al Zitiert 319 U S 624 1943 SachverhaltMarie und Gathie Barnett Schulerinnen an einer offentlichen Schule im Bundesstaat West Virginia waren von ihrem Vater aus religiosen Grunden angewiesen worden Flaggengruss und Pledge of Allegiance zu unterlassen und waren dafur von der Schule verwiesen worden EntscheidungDas im 1 Verfassungszusatz garantierte Recht auf Redefreiheit verbietet es offentlichen Schulen ihre Schuler zum Grussen der Amerikanischen Flagge oder zum Aufsagen des Pledge of Allegiance zu zwingen BesetzungVorsitzender Harlan F StoneBeisitzer Owen Roberts Hugo Black Stanley F Reed Felix Frankfurter William O Douglas Frank Murphy Robert H Jackson Wiley B RutledgePositionenMehrheitsmeinung Jackson Stone Black Douglas Murphy RutledgeZustimmend Black DouglasMurphyMindermeinung FrankfurterRoberts ReedAngewandtes Recht1 Verfassungszusatz 14 Verfassungszusatz W Va Code 1734 1941 Die Entscheidung in Barnette widerrief eine nur drei Jahre altere Entscheidung zur selben Frage Minersville School District v Gobitis 310 U S 586 1940 in der das Gericht noch die Ansicht vertreten hatte dass solche schulinterne Vorschriften auf demokratischem Weg geandert werden sollten Der Widerruf von Gobitis war ein Sieg fur die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas deren Religion ihnen Gruss und Treuegelobnisse an staatliche Symbole und Institutionen verbietet Allerdings begrundete die Mehrheit in Barnette das Recht zur Verweigerung solcher Handlungen nicht mit der ebenfalls im 1 Zusatzartikel garantierten Religionsfreiheit sondern mit dem weiter reichenden Recht auf Redefreiheit 1 Inhaltsverzeichnis 1 Sachverhalt 2 Argumente 3 Entscheidung des Gerichts 4 Auswirkungen 5 EinzelnachweiseSachverhalt BearbeitenNach der Entscheidung in Gobitis verabschiedete der Bundesstaat West Virginia ein Gesetz das die offentlichen Schulen des Staates dazu verpflichtete in den Fachern Geschichte Staatskunde und US Verfassung Amerikanische Ideale Prinzipien und Amerikanischen Geist zu unterrichten Die Schulbehorde des Staates verabschiedete in Reaktion darauf am 9 Januar 1942 eine Verordnung wonach die Schuler dazu verpflichtet sind am Flaggengruss teilzunehmen die Verweigerung des Flaggengrusses ist ein Akt der Insubordination und wird entsprechend geahndet Die Verweigerung war also als Insubordination definiert und wurde mit Schulverweis geahndet bis der Schuler dazu bereit war am Flaggengruss teilzunehmen Zusatzlich konnten die Eltern strafverfolgt werden weil das von der Schule verwiesene minderjahrige Kind als unentschuldigt abwesend galt und die Eltern darum die Schulpflicht verletzten Dies konnte mit einer Busse bis zu 50 Dollar und oder Gefangnis bis 30 Tagen bestraft werden Marie und Gathie Barnett in der Entscheidung falschlich als Barnette geschrieben 2 waren Kinder einer Familie die den Zeugen Jehovas angehorte Sie besuchten die offentliche Slip Hill Grade School bei Charleston und wurden von ihrem Vater Walter Barnett dazu angewiesen nicht am Flaggengruss oder Treuegelobnis in ihrer Schule teilzunehmen worauf sie von der Schule verwiesen wurden Auf Rat ihres Anwalts besuchten die Madchen weiterhin jeden Morgen die Schule und wurden nach Verweigerung des Flaggengrusses jeweils wieder nach Hause geschickt so dass sie die Schulpflicht formal nicht verletzten 3 Die Barnetts reichten im United States District Court Klage gegen den Schulbezirk ein und beriefen sich auf ihr Recht auf Religionsfreiheit Der Schulbezirk berief sich auf Gobitis Das Gericht gab den Barnetts Recht Ordinarily we would feel constrained to follow an unreversed decision of the Supreme Court of the United States whether we agreed with it or not The developments with respect to the Gobitis case however are such that we do not feel that it is incumbent upon us to accept it as binding authority Normalerweise wurden wir uns von einem Prazedenzfalls des Obersten Gerichtshof gebunden fuhlen egal ob wir mit ihm einverstanden sind Hingegen ist die Entwicklung seit Gobitis derart dass wir uns nicht dazu verpflichtet fuhlen diese Entscheidung als bindend zu akzeptieren United States Court for the Southern District of West Virginia Die staatliche Schulbehorde reichte darauf unter Umgehung des United States Court of Appeals direkt beim Obersten Gerichtshof Berufung ein der den Fall annahm Argumente BearbeitenDie Schulbehorde argumentierte dass ihr Vorgehen mit der fruheren Entscheidung in Gobitis konform sei Barnetts Anwalte argumentierten fur eine Revision dieser Entscheidung insbesondere gegen das dort festgelegte Prinzip wonach die Legislative dazu berechtigt sei derartige Entscheidungen zu treffen Sie vertraten die Ansicht dass somit die Legislative ihre eigenen Machtbefugnisse definieren konne was aus rechtsstaatlicher Sicht problematisch sei Die American Civil Liberties Union wendete sich als Amicus Curiae an das Gericht und argumentierte dass Gobitis falsch entschieden worden sei Generell war die Erwartung dass das Gericht Gobitis revidieren wurde Der Rucktritt James F Byrnes im vorherigen Jahr und sein Ersatz durch Wiley Rutledge hatten die Mehrheitsverhaltnisse zur Interpretation des 1 Verfassungszusatzes dort wesentlich verandert Bereits vorher hatte der neu besetzte Gerichtshof Jones v City of Opelika 316 U S 584 1942 von 1942 nach nur neun Monaten durch Murdock v Pennsylvania 319 U S 105 1943 widerrufen Entscheidung des Gerichts BearbeitenDas Gericht entschied mit 6 zu 3 Stimmen dass das Gesetz verfassungswidrig war und hob somit Gobitis auf Die Mehrheitsmeinung von Richter Jackson argumentierte dass der Flaggengruss eine Form des Ausdrucks ist und ein primitives aber effektives Mittel zur Kommunikation von Ideen darstellt Jackson schrieb auch dass eine vorgeschriebene Vereinheitlichung der Meinung notwendigerweise fehlschlagen musse und klar dem 1 Zusatzartikel der Verfassung widerspricht Das Gericht hielt dabei fest If there is any fixed star in our constitutional constellation it is that no official high or petty can prescribe what shall be orthodox in politics nationalism religion or other matters of opinion or force citizens to confess by word or act their faith therein Wenn es einen Fixstern in unserer Verfassungskonstellation gibt so ist dies dass kein Amtstrager hoch oder gering vorschreiben kann was orthodox sein soll in Politik Nationalismus Religion oder anderen Fragen der Meinung oder Burger dazu zwingen kann solche Ideen in Wort oder Tat zu unterstutzen Mehrheitsmeinung von Richter Jackson Das Gericht verkundete sein Urteil am 14 Juni dem Flag Day Die Richter Black und Douglas verfassten eine zustimmende Meinung in der sie festhielten Words uttered under coercion are proof of loyalty to nothing but self interest Love of country must spring from willing hearts and free minds inspired by a fair administration of wise laws enacted by the people s elected representatives within the bounds of express constitutional prohibitions Unter Zwang geausserte Worte sind Zeichen der Treue zu nichts als Eigennutz die Liebe zu seinem Land muss aus geneigten Herzen und Freiem Verstand kommen inspiriert von der fairen Anwendung weiser Gesetze erlassen von gewahlten Volksvertretern innerhalb der Verfassungsmassigen Grenzen Zustimmende Meinung Black und Douglas Richter Frankfurter der drei Jahre fruher die Mehrheitsmeinung in Gobitis verfasst hatte verfasste eine ablehnende Meinung Die Richter Roberts und Forman stimmten gegen die Mehrheit ohne eine separate Meinung zu verfassen Auswirkungen BearbeitenDie Mehrheitsmeinung in Barnette wird allgemein als eine der weitreichendsten Entscheidungen im Bereich der in der Bill of Rights kodifizierten Grundrechte angesehen In der Folge entschied das Gericht in mehreren ahnlichen Fallen im Sinne der Religionsfreiheit beispielsweise in Sherbert v Verner 374 U S 398 1963 wo das Recht einer Angehorigen der Siebenten Tags Adventisten festgelegt wurde am Samstag ihrem Sabbat nicht arbeiten zu mussen oder in Wisconsin v Yoder 406 U S 205 1972 das Recht der Amischen ihre Kinder nach der achten Klasse nicht mehr in die Schule zu schicken Einzelnachweise Bearbeiten John W Johnson Historic U S Court Cases An Encyclopedia Taylor amp Francis 2001 ISBN 978 0 415 93756 6 S 953 google com Though the Flag Salute Cases are generally seen as involving freedom of religion that issue is virtually absent from Jackson s majority opinion He accepted without question that the Jehovah s Witnesses sincerely held beliefs which made it impossible for them to conscientiously salute the flag But Jackson did not offer any analysis of the importance of that belief or even of the role of religious freedom in striking down the mandatory flag salute Rather than grounding his opinion in terms of freedom of religion Jackson analyzed the case as one of freedom of speech and expression West Virginia v Barnette 75 years later auf der Webseite der West Virginia University abgerufen am 22 April 2022 Recollections of West Virginia State Board of Education v Barnette in St John s Law Review 2007 81 4 770 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title West Virginia State Board of Education v Barnette amp oldid 237392834