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Die Wendener Hutte ist als altes Eisen und Hammerwerk ein technisches Kulturdenkmal Es entstand 1728 noch in vorindustrieller Zeit und bestand bis in die Zeit der Industrialisierung Der Hochofen wurde 1866 stillgelegt Die Anlage befindet sich in der Sauerlander Gemeinde Wenden im Ortsteil Wendenerhutte und kann als Museum besichtigt werden Sie ist eine der altesten Hochofenanlagen Deutschlands Von links nach rechts Pferdestall Giesshalle und Hammerwerk Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 2 Unternehmensentstehung 3 Rohstoffbasis 4 Produktion und Absatz 5 Bedeutung und Ende 6 Die Hutte als Industriedenkmal 7 Huttenarchiv 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHintergrunde Bearbeiten nbsp RohstoffmagazinTeile des heutigen Kreises Olpe entwickelten sich seit der fruhen Neuzeit auf der Basis von Bergbau Eisenerzeugung und verarbeitung zu dem wichtigsten gewerblichen Zentrum des Herzogtums Westfalen Nach Einbruchen im Gefolge des dreissigjahrigen Krieges erfuhr das Gebiet im 18 Jahrhundert einen neuen Aufschwung Spezialisiert war der Raum Olpe insbesondere von der Herstellung von Eisenblechen die vor allem von den Fertigwarenproduzenten in der Grafschaft Mark abgenommen wurden Die notwendigen Halbfertigwaren stammten zwar zu einem Teil aus dem benachbarten Siegerland aber auch aus der naheren Umgebung Diese basierten auf dem Eisenbergbau und der Holzkohleproduktion der Region Im Kreis Olpe bestanden noch 1855 7 Huttenwerke von diesen lagen allein 5 in der Umgebung von Wenden Unternehmensentstehung Bearbeiten nbsp Wilhelm Remy 1702 1761In der Nahe des spateren Huttenstandorts bestand um 1534 ein Hammerwerk In den folgenden Jahrhunderten fehlen jedoch jegliche Nachrichten uber eine eisengewerbliche Produktion Im Jahr 1728 grundeten Johannes Ermert und sein Vater das Huttenwerk In der Verleihungsurkunde wurde ausdrucklich auf das fruhere Hammerwerk Bezug genommen Das Gelande gehorte zuvor dem Kloster Drolshagen Ein Grund fur die Errichtung der Hutte an dieser Stelle durfte der Erwerb von Eisensteingruben in der Nahe gewesen sein So war Ermert zuvor das Bergwerk Schmidtseifen bei Mollmicke verliehen worden 1 Der Bau der Werksanlage hat Ermert allerdings finanziell uberfordert Es war eine Huttenwerk ein Wohnhaus ein Kohleschuppen und ein Hammerwerk entstanden Anteile gingen daher 1731 an zwei auswartige Unternehmer darunter auch Wilhelm Remy aus Bendorf uber Die beiden Geldgeber investierten 2500 Reichstaler in den Betrieb und sollten dafur einen Anteil des Gewinns bekommen Da das Unternehmen weiterhin Verluste einfuhr wurden weitere Gelder notig Remy schoss ausweislich der Bilanz von 1736 weitere 7500 Reichstaler zu Damit war Remy der Hauptglaubiger und eigentlicher Besitzer des Unternehmens Ermert blieb Verwalter und Huttenmeister Das Huttenwerk blieb bis zur Betriebseinstellung im Besitz der Familie Remy Diese war damals die bedeutendste eisengewerbliche Familie am Mittelrhein Nach dem Tod von Wilhelm Remy haben seine Nachkommen Johannes Remy Johann Friedrich Remy und Johann Wilhelm Remy den Familienbesitz neu strukturiert Der Huttenfachmann Gerhard Beyer wurde Miteigentumer und es wurde als neue Firma die Wendener Hutten und Hammergewerkschaft Bruder Remy amp Beyer gegrundet Nach dem Tod aller bisherigen Gewerken 1820 ging die Hutte in den Besitz von Louis Remy uber 1 Rohstoffbasis BearbeitenDas Unternehmen profitierte von der Nahe der Eisengruben im benachbarten Siegerland Teilweise gegen den Protest von siegerlander Interessenten wurde nicht nur Erz importiert sondern die Hutte erwarb eigene Bergwerke oder Anteile von Gruben bis in den Westerwald hinein Nur ein Bruchteil des Erzes stammte aus dem Herzogtum Westfalen selbst Die notige Holzkohle stammte von meist adeligen Waldbesitzer und verfugte auch uber einen eigenen Wald Interessanterweise hat das Unternehmen bereits 1774 und 1783 Steinkohle genutzt 2 Besonders gross war die Bedeutung der Grube Goldene Haardt im Saynschen 3 Produktion und Absatz BearbeitenDie Hutte produzierte vor allem Stahlkuchen den sie wegen der niedrigen Kohlenstoffanteile fur relativ niedrige Kosten frischen konnte Hergestellt wurden auch Roheisenmasseln Der 1728 erbaute Stahlhammer wurde 1774 in einen Raffinierhammer umgewandelt Mit diesem liess sich hochwertiges Eisen zur Herstellung von Fertigwaren produzieren Im Jahr 1803 wurde einige hundert Meter entfernt ein weiterer solcher Hammer errichtet Die Rohstahlproduktion wurde in andere Hammer etwa in Langenei Kickenbach Maumke Lenhausen Borghausen oder Herrntrop verlagert Zuletzt kam 1802 noch der Siepertinger Hammer bei Eslohe hinzu Die Hammer wurden vom Huttenwerk entweder gepachtet oder ganz erworben Zwischen 1774 und 1783 stellte die Hutte nicht nur Halbstoffe her sondern mit Pflugscharen auch Fertigwaren 4 Die Produktionsmenge lag Mitte des 18 Jahrhunderts bei jahrlich durchschnittlich 480 Tonnen Dies war deutlich mehr als die Hoppecker Hutte 315 Tonnen die Olsberger Hutte 277 Tonnen oder gar die Wocklumer Hutte 159 Tonnen produzierten 5 source source source source source source Geblaseantrieb source source source source source Wasserrad und HammerwelleDie Produkte waren fur ihre Qualitat bekannt Das Hauptabsatzgebiet waren anfangs neben Schmieden in der Nachbarschaft die markischen und bergischen Gewerbezentren Spater kamen auch die Niederlande hinzu Auch die Geschaftsbeziehungen im Herzogtum Westfalen weiteten sich aus So bestanden Geschaftsbeziehungen mit dem Kloster Drolshagen oder mit Unternehmern aus Olpe Attendorn und Drolshagen 6 3 Bedeutung und Ende BearbeitenLouis Remy hat vergeblich versucht das Puddelverfahrens das er bei einem Auslandsaufenthalt in England kennengelernt hatte in Wenden einzufuhren In seiner Zeit wurde die Technik von Hochofen und Geblase gleichwohl mehrfach modernisiert Unter anderem wurde anstelle des rechteckigen ein runder Hochofenschaft errichtet Er liess zwischen 1827 und 1830 ein neues reprasentatives Faktorei und Wohngebaude erbauen Fur seine Bedeutung spricht dass er 1851 zum Prasidenten der Handelskammer fur die Kreise Olpe Arnsberg Meschede und Brilon heute Industrie und Handelskammer Hellweg Sauerland gewahlt wurde auch wenn er das Amt aus Gesundheitsgrunden kaum praktisch ausgeubt hatte Kurz vor seinem Tod initiierte er noch die Beteiligung der Hutte und zahlreicher Firmen des Kammerbezirks an der Weltausstellung in Paris von 1855 7 Die Wendener Hutte stand in direkter Konkurrenz zu dem eisenindustriellen Unternehmen im benachbarten Siegerland In einem zeitgenossischen Bericht aus dem 18 Jahrhundert hiess es dass die Hutte dem Siegerland und seinem Stahlcommercium mit Rohstahleisen und Kohle sehr grossen Abbruch tue Standige Erweiterungen und Umrustungen hielten sie stets auf dem neuesten technischen Stand Die maschinelle Ausstattung des Eisenwerks galt damals entsprechend als besonders hochwertig Trotz der fruhen Versuche Steinkohle einzusetzen hielt die Hutte auch wegen des fehlenden Eisenbahnanschlusses an der Holzkohle fest Wie die anderen Hutten der Gegend auch erlag sie letztlich der ubermachtigen Konkurrenz der auf Steinkohle basierenden entstehenden Industrie im Ruhrgebiet und stellte 1866 endgultig ihren Betrieb ein Die Hutte als Industriedenkmal Bearbeiten nbsp Ausstellungs und Eingangsgebaude Alte Faktorei Die Anlage besteht aus sieben Gebauden Wohnhaus ehemaliger Pferdestall Remise Giesshalle mit Mollerboden und Hochofen Dampfkesselhaus Materiallager und Hammerwerk Eine technikhistorische Besonderheit stellt der Hochofen dar Er besitzt nicht mehr wie in der Zeit noch weit verbreitet und in der Luisenhutte Wocklum noch erhalten eine offene Brust sondern einen so genannten Stossherd Von dieser nur kurze Zeit gebrauchlichen Ubergangsform zur geschlossenen Brust ist die in der Wendener Hutte erhalten Der Museumsverein Wendener Hutte ist Trager dieses einzigartigen technischen Kulturdenkmals Seit 2007 gibt es ein neues Besucherhaus und ein kleines Museum uber die Geschichte der Eisenherstellung In dem Besucherhaus finden auch wechselnde Veranstaltungen und Ausstellungen statt Huttenarchiv BearbeitenEin betrachtlicher Teil der schriftlichen Uberlieferung der Hutte ist erhalten und befindet sich heute im Westfalischen Wirtschaftsarchiv in Dortmund Bestand WWA F 40 8 Im Bestand WWA S 8 121 befindet sich noch ein Typoskript zur Geschichte der Hutte 9 Literatur Bearbeiten nbsp Teich hinter dem HammerwerkBoris Brosowski Grundzuge der Industrialisierung im sudlichen Sauerland in der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts Olpe 1994 K H Kaufmann Chronik der Wendener Hutte 1728 1978 Wenden 1978 Ottfried Dascher Bernd D Plaum Horst Wermuth Bearb Das Archiv der Wendener Hutte 1731 1932 Inventar zum Bestand F 40 Dortmund 1994 ISBN 3 921467 18 7 Monika Loecken Die Wendener Hutte Technisches Kulturdenkmal mit grosser schriftlicher Uberlieferung In Archivpflege in Westfalen und Lippe 51 1999 S 35 39 PDF Version Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wendener Hutte Album mit Bildern Videos und Audiodateien Museum Wendener Hutte NRW Stiftung Wendener Hutte Bilder der Wendener Hutte im Bildarchiv des LWL Medienzentrums fur WestfalenEinzelnachweise Bearbeiten a b Wilfried Reininghaus Reinhard Kohne Berg Hutten und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit Munster 2008 S 411 Wilfried Reininghaus Reinhard Kohne Berg Hutten und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit Munster 2008 S 411 f a b Stefan Gorissen Ein vergessenes Revier Eisenerzbergbau und Eisenhuttenwesen im Herzogtum Westfalen im 18 Jahrhundert In Karl Peter Ellerbrock Tanja Bessler Worbs Hrsg Wirtschaft und Gesellschaft im sudostlichen Westfalen Gesellschaft fur Westfalische Wirtschaftsgeschichte Dortmund 2001 S 34 Wilfried Reininghaus Reinhard Kohne Berg Hutten und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit Munster 2008 S 412 f Stefan Gorissen Ein vergessenes Revier Eisenerzbergbau und Eisenhuttenwesen im Herzogtum Westfalen im 18 Jahrhundert In Karl Peter Ellerbrock Tanja Bessler Worbs Hrsg Wirtschaft und Gesellschaft im sudostlichen Westfalen Gesellschaft fur Westfalische Wirtschaftsgeschichte Dortmund 2001 S 39 Wilfried Reininghaus Reinhard Kohne Berg Hutten und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit Munster 2008 S 413 Pioniere der deutschen Eisenindustrie suedwestfalen manager de abgerufen am 18 Mai 2015 Bestandsubersicht Bestand WWA S 8 12150 970805 7 827989 Koordinaten 50 58 14 9 N 7 49 40 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wendener Hutte amp oldid 225195111