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Waldfinnen schwedisch skogsfinnar norwegisch skogfinner finnisch metsasuomalaiset ist eine Bezeichnung fur die Finnen die zwischen dem Ende des 16 und dem Ende des 17 Jahrhunderts nach Schweden und Norwegen einwanderten Im Gegensatz zu den bereits seit Mitte des 16 Jahrhunderts eingewanderten Finnen die vor allem in Bergbau und Huttenwesen arbeiteten schufen sie sich durch Brandrodung finn huuhta der grossen unberuhrten Nadelwalder im Landesinneren neue landwirtschaftliche Nutzflachen Daher ruhrt auch die alternative schwedische Bezeichnung svedjefinnar Brandrodungsfinnen Brandrodung in Finnland 1892Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kultur 3 Situation heute 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenIm 16 Jahrhundert kolonisierten die Einwohner der finnischen Landschaft Savo schwed Savolax mittels Brandrodung in kurzer Zeit grosse bisher unbewohnte Waldgebiete im damals zu Schweden gehorenden Finnland Nach dem Abbrennen kleinerer Waldstucke wurde eine speziell fur diesen Zweck gezuchtete Sorte von Roggen der so genannte svedjerag direkt in die warme nahrstoffreiche Asche ausgesat Der Ertrag war im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft enorm liess jedoch schon nach wenigen Jahren stark nach so dass neue Flachen abgebrannt werden mussten Diese Bewirtschaftungsform fuhrte zu einer schnell wachsenden sehr mobilen Bevolkerung Als die ungenutzten Flachen zur Neige gingen wanderten viele Einwohner in Richtung Westen aus Bis zu 12 000 Finnen hauptsachlich aus Savo und dem nordlichen Hame schwed Tavastland zogen nach Varmland Dalarna Vastmanland Halsingland Medelpad Angermanland und ins sudliche Lappland teilweise auch gelockt durch Steuerbegunstigungen im Rahmen der Kolonisierungspolitik des schwedischen Konigs Karl IX Die neuen Siedlungsgebiete wurden als Finnmark Finnenland oder Finnskog Finnenwald bezeichnet Der Staat stand den Einwanderern zwiespaltig gegenuber Einerseits zahlten sie Steuern und verbesserten durch die Erschliessung neuer Flachen die Nahrungsmittelversorgung im Land Andererseits kamen sie durch das Abbrennen des Waldes zunehmend in Konflikt mit der schnell wachsenden Industrie die grosse Mengen an Holzkohle benotigte 1647 und 1664 wurden daher in Schweden erstmals Gesetze gegen das Brandroden erlassen Obwohl diese Verbote nie vollstandig durchgesetzt werden konnten erschwerten sie die traditionelle Landwirtschaft so dass viele Finnen sich andere Einkommensquellen suchen mussten Viele arbeiteten in der Forstwirtschaft oder als Kohler fur die neuen Eisenhutten Die abgebrannten Boden auf denen nach einigen Jahren kein Getreide mehr gedieh konnten als Weiden weiter genutzt werden so dass die Viehzucht einen immer grosseren Stellenwert einnahm Die Brandrodung verlor mehr und mehr an Bedeutung bis sie gegen Ende des 19 Jahrhunderts ganzlich aufhorte Kultur BearbeitenIn manchen isolierten Regionen uberlebten die finnische Sprache und Kultur abgeschnitten vom finnischen Mutterland und ohne finnische Schriftwerke uber 350 Jahre lang bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts vor allem in den varmlandischen Gebieten Fryksdalen und Klaralvdalen sowie den angrenzenden norwegischen Gemeinden in Finnskogen In den Jahren 1817 und 1821 1822 bereiste der in Savo geborene Ethnologe und Fennoman Carl Axel Gottlund 1796 1875 die Siedlungsgebiete der Waldfinnen in Schweden und Norwegen und beschrieb ausfuhrlich das Leben und die Traditionen der Einwohner Er notierte auch die lokalen Sagen und Marchen sowie einige Runengesange Zudem versuchte er mit einigem Erfolg die oft schwierige wirtschaftliche Situation der Waldfinnen zu verbessern u a durch Petitionen an die schwedische Regierung Seine Bemuhungen den finnisch besiedelten Gebieten zu Unabhangigkeit und Autonomie zu verhelfen blieben jedoch erfolglos Situation heute BearbeitenHeute sind die Waldfinnen vollig in der schwedischen Gesellschaft assimiliert In Norwegen haben die Waldfinnen den Status einer anerkannten Minderheit neben Juden Kvenen Sinti und Roma Tausende finnische Ortsnamen erinnern noch heute an ihre Rolle in der skandinavischen Geschichte In jungerer Zeit wird versucht aktiv die waldfinnische Kultur zu erhalten und zu fordern Das norwegische Grue und das schwedische Torsby beides Hauptorte der waldfinnischen Besiedlung haben eine Stadtepartnerschaft mit dem finnischen Rautalampi von wo viele der Einwanderer stammten Bekannte Personlichkeiten waldfinnischer Abstammung sind Bjorn Skifs Dan Andersson Gunnar Myrdal Sven Goran Eriksson Leif Boork Gunnar Broberg und Tage Erlander Das Freilichtmuseum Glomdalsmuseet in Elverum besitzt mehrere Gebaude zur Bautradition der Waldfinnen in Norwegen Siehe auch BearbeitenSchwedenfinnenLiteratur BearbeitenCarl Axel Gottlund Dagbok ofver dess resor pa finnskogarne i Dalarne Helsingland Vestmanland och Vermland ar 1817 herausgegeben von Nils Sahlstrom mit einem Vorwort von K B Wiklund Faksimile Falun Dalarnas museum in Zusammenarbeit mit der finnischen Literaturgesellschaft in Helsinki 1984 424 Seiten Dagbok over mina vandringar pa Wermlands och Solors finnskogar 1821 Faksimile Kirkenaer Gruetunet museum in Zusammenarbeit mit der finnischen Literaturgesellschaft in Helsinki 1986 532 Seiten Karl Axel Gottlunds och prosten Jacob Boethii brev om finnmarkerna i Dalarna och Bergslagen Filipstad 1928 40 Seiten Carl Axel Gottlunds Varmlandsbrev 1821 1823 herausgegeben von J J Mikkola Helsinki 1925 361 Seiten Koautor Jooseppi Julius Mikkola 1866 1946 Richard Gothe 1883 1953 Medelpads finnmarker kulturhistoriska undersokningar om finsk bosattning i mellersta Norrland under 15 16 och 1700 talen Stockholm 1945 Forfattarens forlag reprint Gotab Stockholm 1988 Arne Jartelius Invandrarnas svenska historia Kann ditt land nr 19 Svenska Turistforeningen Stockholm 1988 Skandinavian metsasuomalaiset Facta 8 Tietosanakirja Helsinki 1971 Weblinks BearbeitenFinnsam Netzwerk fur die Waldfinnische Kultur in Skandinavien schwedisch Wer waren die Waldfinnen Gesprach mit dem Ethnologen Antti Metsankyla Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldfinnen amp oldid 233062878