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Das Vareler Waisenstift ist ein unter Denkmalschutz stehendes Waisenhaus in der niedersachsischen Stadt Varel errichtet in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts Dem ursprunglichen Stiftungszweck dient das Stift auch heute noch Ansicht des GebaudesDetailsansicht mit dem Wappen des Stifters Anton I von AldenburgGedenkplaketteBlick in den InnenhofWaisenhaus Varel Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Aufbau 2 Heutige Nutzung 3 Geschichte 3 1 17 Jahrhundert 3 2 18 Jahrhundert 3 3 19 Jahrhundert 3 4 20 Jahrhundert 4 Sanierungsarbeiten 5 Literatur 6 WeblinksLage und Aufbau BearbeitenAm westlichen Stadteingang wirkt die imposante Fassade des Waisenhauses auf ihre Betrachter Das Backsteingebaude ist U formig angelegt zweigeschossig im Hauptbau der zur Strasse ausgerichtet ist und eingeschossig in den beiden Flugeln Uber der Eingangstur am Mittelbau lautet eine Inschrift QUID RETRIBUAM DOMION AD 1671 Wie soll ich mich dem Herrn dankbar erweisen 1671 Die erste Aussenwohngruppe wurde 1982 in einem Wohnhaus in Rastede untergebracht ein Jahr spater folgte die zweite Gruppe in einem Haus in Winkelsheide und im Jahr 1992 wurde ein drittes Wohnhaus in Rallenbuschen erworben Auf dem ursprunglichen Gelande des Waisenstifts befinden sich neben dem Hauptgebaude ein weiteres Verwaltungsgebaude und drei 1980 errichtete Wohnhauser fur Kinder Heutige Nutzung BearbeitenAuch heute ist der Stiftungsgedanke weiterhin umgesetzt in den Wohngemeinschaften und auch im Hauptgebaude werden nach wie vor Kinder untergebracht und auch unterrichtet Das Waisenstift ist ein heilpadagogisches Kinderheim dessen Raumlichkeiten unter anderem auch kulturell genutzt werden Seit der aufwendigen Restaurierung ist auch das Hauptgebaude wieder vielfaltig nutzbar beispielsweise kann das sogenannte Regentenzimmer fur Trauungen und Veranstaltungen genutzt werden Ausserdem finden im Waisenhaus regelmassige Veranstaltungen wie die Weihnachtskonzerte statt Geschichte Bearbeiten17 Jahrhundert Bearbeiten Die Geschichte des Waisenhauses ist eng verbunden mit der Geschichte der Herrschaften in Varel Im Jahr 1663 vermachte der Oldenburger Graf Anton Gunther seinem unehelichen Sohn Anton I von Aldenburg die Edle Herrschaft Varel die Vogtei Jade sowie die Freie Herrschaft Kniphausen Lange Verhandlungen und hohe Abstandszahlungen machten diese Ubertragungen uberhaupt moglich Wahrscheinlich auch als Dank an seinen Vater liess Anton I zwischen 1669 und 1671 das Waisenstift errichten Der soziale Grundgedanke bezuglich der Einrichtung spezieller Waisenhauser ist ein eher neuzeitlicher Aspekt der fur diese Zeit herausragend ist Dennoch entsprach die Grundung den pietistischen Bestrebungen der Zeit und das Gebaude ist neben der Schlosskirche und nach dem Abbruch des Schlosses das einzige architekturgeschichtlich bedeutende herrschaftliche Gebaude das noch erhalten ist Der Hintergrund des Waisenhauses als eigene Einrichtung schliesst einen padagogischen Anspruch mit ein Hier sollen materiell und seelisch geistig unversorgte Kinder durch religios gepragte Anstaltserziehung verbunden mit einfacher Berufsausbildung dahin gebracht werden der Gesellschaft nutzlich zu sein oder ihr spater wenigstens nicht zur Last zu fallen Bevor die Stiftung vollendet wurde starb Anton I am 27 Oktober 1680 Das hatte zur Folge dass der danische Konig Christian V Besitzanspruche hatte die Varels Unabhangigkeit erneut gefahrdeten Das Oldenburgische Traktat vom 12 Juli 1693 beendete die Verhandlungen mit dem Ergebnis dass die Edle Herrschaft Varel zwar unter der Oberhoheit Danemarks stand jedoch im Besitz der Aldenburger war 18 Jahrhundert Bearbeiten Die Situation des Waisenstifts zu Anfang des 18 Jahrhunderts war von finanziellen und verwaltungsbezogenen Missstanden gepragt Die Schaden von Sturmfluten bedeuteten hohe Wiederherstellungskosten die zum Teil mit Ruckzahlungsfristen von der Oldenburgischen Deichkasse gewahrt wurden Die Weihnachtsflut von 1717 zwang Anton II den Sohn Antons I die Schweiburger Landereien zu verkaufen da keine finanziellen Alternativen moglich waren 1738 starb Anton II Das ursprungliche Kapital des Waisenstiftes sank von 21 287 Thalern 1716 auf nur 5 734 Thaler 1738 Nach dem Tod Antons II trat seine Tochter Charlotte Sophie ihr Erbe an und heiratete den hierdurch zum Reichsgrafen aufsteigenden Wilhelm von Bentinck die Ehe wurde kurz darauf im Jahr 1740 geschieden Die Schuldensumme stieg weiter an und Varel wurde unter oldenburgische Herrschaft gestellt Somit ging Varel von Aldenburger Besitz zu den Bentincks uber In den Jahren 1759 1768 regierte Graf Christian Friedrich Anton von Bentinck Varel und die finanzielle Lage entspannte sich langsam Durch weitere Zuwendungen wuchs das Kapitalvermogen des Stifts im Jahr 1777 wieder auf 25 964 Thaler an Im Jahr 1811 wurden Varel und Oldenburg durch das Franzosische Kaiserreich annektiert und die Zinsen fur das Waisenhaus blieben aus Wahrend der Besetzung wurde das Gebaude als Lazarett Magazin und schliesslich als Gefangnis genutzt Die Starke des Grafen von Bentinck verhinderte weitere Einmischungen der Franzosen Fur den Grafen Wilhelm Gustav Friedrich Sohn von Christian Friedrich Anton hatte es in den Folgejahren hochste Prioritat die Herrschaften Kniphausen und Varel zuruckzugewinnen Er machte sein Anliegen auf dem Wiener Kongress deutlich wurde jedoch erst auf dem Aachener Kongress 1818 angehort Die Ruckgewinnung der Rechte an Varel und Kniphausen wird in dem 1825 formulierten Berliner Vertrag festgehalten 19 Jahrhundert Bearbeiten Jahrelange Erbauseinandersetzungen mit Erben in Holland und England hatten zur Folge dass der Oldenburgische Staat durch einen Ankauf Varels und Kniphausens die Grafenherrschaften im Jahr 1854 beendete Durch den Kauf folgte ein wirtschaftlicher Aufschwung Varel wurde ein wichtiger Industriestandort im Oldenburger Land Manchester Norddeutschlands Neben der Schifffahrt entwickelte sich auch das Handwerk weiter zur selben Zeit standen grundlegende Veranderungen in der Verwaltung an Da Varel 1858 zur Stadt 1 Klasse mit eigenem von Burgern gewahltem Stadtrat wurde folgte einige Jahre spater eine Umwandlung des Waisenheims in eine stadtische Anstalt Die Verwaltung lag unmittelbar beim Staat 20 Jahrhundert Bearbeiten In den Folgejahren nahm das Waisenhaus bis zu 38 Kinder gleichzeitig auf und wurde weiter ausgebaut Die nachste Umstrukturierung fand 1978 statt Ein Konzeptwechsel hin zu einem heilpadagogischen Kinderheim mit Veranderungen in der Satzung neuen bauliche und organisatorische Losungen wurden dringend notig Infolgedessen wurden zwischen 1982 und 1992 drei Wohnhauser erworben um Aussenwohngruppen unterzubringen und so eine intensivere Betreuung in Kleingruppen zu ermoglichen Der heutige Trager des Hauses ist der Bezirksverband Oldenburg Es ist gelungen dem Stiftungszweck uber 300 Jahre kontinuierlich treu zu bleiben und ihn zu verteidigen Im Jahr 1996 wurde das Gebaude nach einem Gutachten des Landesamtes fur Denkmalpflege zu einem profanen Denkmal von nationalem Rang ernannt und auf diese Weise Forderungen zum Erhalt und zur Sanierung ermoglicht Sanierungsarbeiten BearbeitenSchon zur Grundungszeit des Stifts stellte das Gebaude etwas selten Bedeutungsvolles dar Im hollandischen Renaissancestil erbaut wies es nach jahrhundertelanger Nutzung gegen Ende des 20 Jahrhunderts massive Mangel auf die zu beheben waren Ein Gutachten von 1990 stellte heraus dass vor allem die ursprunglich belassene Dachbalkenkonstruktion von innen heraus verfaulte Mehrere Millionen Mark wurden von einem Forderverein der Stadt Varel dem Land Niedersachsen der Lotto Stiftung der Bezirksregierung Weser Ems und dem Landkreis Friesland aufgebracht um in drei Etappen eine Sanierung finanzieren zu konnen Zwischen 1996 und 2000 schaffte es der leitende Architekt Hans Heino Predel Fehlsanierungen zu beheben und das Dach mit einer Art Metallstutze zu versehen um die Stabilitat wiederherzustellen In den Obergeschossen mussten die Boden erneuert werden da alte Dielen sich verzogen hatten Ausserdem wurde die Fassade behutsam gesaubert und die Frontbeschriftungen wiederhergestellt Alle Arbeiten erforderten grosse Vorsicht um keinen weiteren Schaden anzurichten Ursprunglich verlief eine alte Graft um das Gebaude die um eine Biegung erweitert wurde um den historischen Verlauf wiederherzustellen Die Ernennung des Waisenstifts zu einem Denkmal von nationalem Rang ermoglichte erst notige Bundesmittel fur die Sanierung in Anspruch zu nehmen Vorher war eine Kernsanierung aus Kostengrunden nicht moglich Literatur BearbeitenWilhelm Janssen Claus Soltau Karl Erich Speith Das Waisenstift in Varel und sein Stifter Anton I von Aldenburg In Heimatverein Varel e V Hg Vareler Heimathefte Heft 12 Allmers Varel 1987 ISBN 3924113319 Ursula Maria Schute Das Waisenhaus in Varel In Mitteilungsblatt der Oldenburgischen Landschaft Nr 91 1996 8 11 ISSN 0175 7512 Helmut Popken Ein Denkmal von nationalem Rang In Ostfriesland Magazin 9 1997 92ff Edel Marzinek Spath Neuer Glanz fur ein altes Waisenhaus In Ostfriesland Magazin 1 2001 84f Martin Wenz Das Waisenhaus in Varel In Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 1 2001 21f Antje Sander und Joachim Tautz Hrsg Das Waisenstift zu Varel Ein Haus und seine Kinder von 1671 bis zur Gegenwart Oldenburg 2022 Isensee Verlag ISBN 978 3 7308 1913 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Waisenhaus Varel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadt Varel Waisenhaus Stadt Varel Varel Pfad Homepage des Waisenstifts Varel53 398363 8 127117 Koordinaten 53 23 54 1 N 8 7 37 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waisenhaus Varel amp oldid 227193465