www.wikidata.de-de.nina.az
Vounous Bellapais eigentlich Vounoi 1 ist ein Graberfeld der fruhen und mittleren Bronzezeit EC1 MC im Norden der Insel Zypern der meist aus Felskammern besteht Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Anlage des Friedhofes 4 Anlage der Graber 5 Bestattungen 6 Beigaben 6 1 Besondere Funde 6 2 Bronze 6 3 Glas 6 4 Tierknochen 6 5 Terrakottamodelle 6 5 1 Hausmodell 6 5 2 Pflugszene 6 5 3 Mahlszenen 6 5 4 Tisch 6 5 5 Weiteres 7 Datierung 8 Weitere Fundstellen in der Nachbarschaft 9 Literatur 10 Weitere Publikationen 11 Einzelnachweise 12 WeblinksLage BearbeitenVounous Bellapais liegt in den nordlichen Fussbergen des Kyrenia Gebirges nordostlich der Abtei Bellapais etwa in der Mitte zwischen dem Kloster und dem Ort Agios Epiktetos zugleich sudostlich von Kazaphani auf dem Nordhang eines kleinen Hugels Von der Hauptkette des Pentadaktylos wird dieser durch eine Schlucht getrennt Forschungsgeschichte BearbeitenDie Fundstelle wird bereits von Einar Gjerstad erwahnt 1931 1932 wurde das Graberfeld durch Porphyrios Dikaios Kurator des Cyprus Museum in Nikosia teilweise ausgegraben nachdem eine Anzahl von Funden durch die Bezirkspolizei in Kyrenia beschlagnahmt worden war Die Funde stammten wie Dikaios feststellen konnte aus umfanglichen Raubgrabungen Das Zypernmuseum finanzierte eine kurze Notgrabung mit Spendenmitteln wurde eine weitere Ausgrabungskampagne im selben Jahr ermoglicht Insgesamt wurden im Jahre 1931 31 Graber aufgedeckt 2 im Jahre 1932 weitere 17 Graber 1933 fanden weitere Grabungen unter der Leitung von Dikaios und Claude F Scheffer vom franzosischen Nationalmuseum statt 1937 untersuchte James Rivers Stewart mit Mitteln der British School at Athens Graber im ostlichen Teil der Nekropole Nekropole A Anlage des Friedhofes BearbeitenDikaios 3 unterscheidet vier Gruppen nach ihrer Lage obere ostliche Gruppe obere westliche Gruppe Zentrale Gruppe untere GruppeGruppe 1 enthalt die altesten Graber Der Kalkstein im Westen des Graberfeldes ist recht hart und die Grabkammern waren dementsprechend gut erhalten wahrend sie im Osten meist zusammengesturzt waren was ihren Inhalt allerdings weitgehend vor Raubgrabern schutzte Anlage der Graber BearbeitenDie Graber sind in den anstehenden Kalkstein eingetieft Sie haben eine rundliche Grab 16 20 30 bis unregelmassig rundliche Form manchmal auch oval Grab 7 oder pilzformig Grab 27 und sind meist durch einen kurzen Gang mit dem Zugangsschacht verbunden Bei einigen Grabern Grab 5 Grab 11 grenzt die Kammer direkt an den Schacht Der Zugang zur Grabkammer wurde meist durch eine Steinplatte verschlossen die manchmal aussen noch durch kleinere Steine gesturzt wird Die Kammern sind meist recht niedrig 1 20 1 40 m im Einzelfall noch kleiner Grab 36 mit 1 04 Grab 31 mit 1 14 m es kommen jedoch auch Kammern vor in denen man aufrecht stehen konnte Grab 15 ist 1 80 m hoch Grab 38 1 85 m Grab 6 1 90 m und Grab 12 2 2 m Die maximale Lange der Grabkammern betragt 5 30 m Grab 11 Das sehr reich ausgestattete Grab 15 zeichnet sich durch eine Seitenkammer im Westen aus viele andere Graber 3 6 7 11 wiesen eine leichte seitliche Beule auf die scheinbar angelegt wurde um den Verschiedenen unterzubringen Grab 5 hat zwei Seitenkammern die westliche mit dem Skelett von L formiger Gestalt Dikaois 1940 Abb 4 Einzelne Graber waren miteinander verbunden 39 und 40 Die Graber sind meist Nord Sud orientiert mit dem Zugang nach Norden 4 Grab 38 war Ost West orientiert Grab 50 West Ost Die Zugange sind entweder kurz mit parallelen Seiten oder lang mit trapezformigem Grundriss Bestattungen BearbeitenDie Grabkammern enthielten meist mehrere Bestattungen die uberwiegend nicht gleichzeitig sind Es scheint als habe man altere Bestattungen oft zur Seite geschoben um Platz fur neue Leichname zu schaffen 5 Grab 19 enthielt eine Doppelbestattung in Grab 36 insgesamt neun Bestattungen Grab 38 und 40 sind Einzelbestattungen Die Toten liegen meist im Westen der Kammer Dikaois interpretiert die Kammern als Familiengraber 1940 102 Beigaben BearbeitenDie Beigaben bestehen vor allem aus Keramik die charakteristische rotpolierte Red polished und weiss bemalte White painted Ware seltener schwarzpolierte Black polished Keramik Grab 37 Neben Feinkeramik wurden auch Kochtopfe beigegeben Die Keramik zeigt oft sehr barocke Formen und reiche plastische Verzierung Schlangen Vogel Hirsche vermutlich handelt es sich uberwiegend um spezielle Grabkeramik Die Beigaben lagen meist nur auf einer Seite der Kammer Ausser Gefassen wurden auch Spinnwirtel Figurinen Grab 34 und zwei Modelle aus Ton gefertigt Spinnwirtel wurden auch aus Knochen angefertigt Grab 36 Grabbeigaben aus Bronze Silex Klingen und Kratzer Steingerate Keulenkopfe Wetzsteine und Glas meist Perlen sind insgesamt seltener und innerhalb der einzelnen Graber wenig zahlreich Keramik konnte auch uber den Bestatteten liegen Grab 35 Besondere Funde Bearbeiten Grab 11 enthielt einen rotpolierten Krug mit plastischer figurlicher Verzierung auf der Schulter Dikaios 1940 Abb 10 Grab 15 enthalt einen Krug mit eingeritzten Hirschen auf der Schulter Dikaios 1940 Abb 14 Grab 22 mit einem Haus oder Tempelmodell Grab 23A mit einem Askos in Vogelform und Ritzverzierung aus rotpolierter Ware Grab 28 mit einer schiffsformigen Pyxis und Tierkopfprotomen Grab 31 mit Krug in Vogelform und mit Ritzverzierung Grab 36 mit einer rotpolierten Schale auf deren Rand Vogel ein Horntier sitzen wahrend auf dem Gefasskorper eine Schlange ausmodelliert ist 6 Grab 37 Pyxis mit einem menschlichen Paar auf dem DeckelBronze Bearbeiten Griffplatten und Griffangeldolche Messer Nadeln Ohrringe Grab 16 Ringe Grab 47 Halsketten aus Draht Grab 21 und Pinzetten sind aus Kupfer gefertigt das nur geringe Spuren von Blei und Arsen enthalt 7 Glas Bearbeiten Perlen Grab 19 20 Tierknochen Bearbeiten Grab 36 enthielt Teile eines Ochsen Grab 13 die Reste mehrerer Tiere auf dem Boden der Kammer Tierknochen vermutlich Speisebeigaben wurden auch oft in grossen Schalen niedergelegt 8 In Grab 19 lagen Tierknochen unter und neben den Bestatteten Terrakottamodelle Bearbeiten Hausmodell Bearbeiten Aus Grab 22 der Zentralgruppe stammt das Terrakottamodell einer runden Einhegung 9 Es ist aus rotpolierter Keramik hergestellt und misst 37 cm im Durchmesser Die runde Tonplatte ist von einer 8 cm hohen Mauer begrenzt die einen hoheren Torbogen aufweist Das Modell war bei der Auffindung stark zerscherbt vermutlich wurde es bereits durch antike Grabrauber zerbrochen 10 Von zwei Figuren rechts des Stuhls sind nur die Fusse erhalten weitere Figuren wie der Kletterer und die Frau mit Kind waren ganzlich abgebrochen aber noch erhalten Das Modell enthalt zwei Einhegungen mit jeweils zwei hintereinanderstehenden kleinen langhornigen Rindern sechs Figuren die auf Banken entlang der Wand sitzen eine mannliche Figur mit ineinandergelegten Handen auf einem grossen Stuhl oder Thron mit Ruckenlehne und breiten T formigen Streben eine Gruppe von funf Personen rechts der thronenden Figur davon zwei weitgehend erganzt eine kniende Figur schrag vor den halbplastischen Figuren auf der Wand Blickachse zwischen die Figuren eine Figur in einem Stiergehege zwei Personen eine davon mit Kind auf beiden Seiten des anderen Stiergeheges und eine Figur zwischen Thron und der Figur mit dem Kind insgesamt ein recht unubersichtliches Gewimmel Dikaois 1940 Tafel 7 Links des Eingangs immer von der Tur aus gesehen schaut eine Figur mit ausgebreiteten Armen von aussen uber die Mauer Der Thron befindet sich nicht im Zentrum der Platte sondern im Bereich links der Tur im hinteren Bereich der Einhegung Dikaios geht fur die Fruhbronzezeit aufgrund der damals noch sparlichen Grabungsbefunde von rechteckigen Hausern aus halt es jedoch fur moglich dass im Sakralbereich runde Bauwerke oder Einhegungen Verwendung fanden eine Tradition die sich seiner Ansicht nach vielleicht auch in der Form der Graber in Vounous niederschlug 11 Er verweist in diesem Zusammenhang auf die neolithischen Hauser von Khirokitia die allerdings wie wir heute wissen wesentlich alter sind und auf den Temenos von Ayios Iakovos aus der spaten Bronzezeit Er sieht in dem Modell die Darstellung unterirdischer Gotter Die drei Figuren an der Wand gegenuber dem Eingang halten zwei Schlangen in den Handen senkrechte Wellenlinien auf halber Strecke zwischen der mittleren Figur und den ausseren Figuren Vor ihnen befindet sich eine halbkreisformige leicht abgehobene Plattform Sie sind nur halbplastisch aus der Wand herausgearbeitet nur die mittlere deutlich breitere Darstellung hat ein ausgearbeitetes Gesicht und konnten auch Architekturornamente darstellen Dikaois 1940 121 sieht sie jedoch als Abbilder von Gottern und interpretiert die wellenformigen Auswuchse an ihren Kopfen als Horner Er zitiert Rene Dussaud Syria 13 der sie als chthonische Gotter interpretiert Dikaios neigt dazu die nicht vollstandig erhaltenen Horner als Stierhorner zu deuten und verweist auf den minoischen Minotaurus und Anzeichen von Stierverehrung im spatbronzezeitlichen Zypern Idalion Ayia Irini Er interpretiert den Stierkult als Verehrung eines Fruchtbarkeitsgottes wahrend die Schlange zu einem Hausgott Heilgott astralen oder chthonischen Gott gehoren konne 12 Dikaios sieht die Figur auf dem Thron die sitzenden und die funf stehenden Figuren als Teilnehmer einer kultischen Handlung an und widerruft seine fruhere Deutung der Figur mit dem Kind als Muttergottheit 13 Auch die Deutung Dussauds der den Thronenden als den Verstorbenen ansieht lehnt er ab Insgesamt interpretiert er das Modell als Beleg fur eine Verehrung von Fruchtbarkeits und Unterweltsgottern mit den Symbolen Stier und Schlange die vielleicht vom asiatischen Festland ubernommen worden seien aber auch eine einheimische zypriotische Entwicklung darstellen konnten 14 Sturt Manning 1993 45 sieht das Modell als Beleg fur die beginnende Entwicklung von Herrschaftsstrukturen und erblicher Herrschaft Er deutet die mannliche Figur auf dem Sitz Thron als Zentrum der Darstellung da sie die grosste Figur sei und die Aufmerksamkeit auf sie konzentriert sei Die Tatsache dass sie die Verehrung nicht selber ausfuhre sondern der knienden Figur uberlasse verweise auf ihre gesicherte soziale Position Die Quellen von Leben Macht Reichtum und sozialer Reproduktion seien in Form von Vieh und der Frau mit dem Kind um sie versammelt Die Halbfiguren auf der Wand reprasentierten vielleicht die Ahnen Desmond Morris 1985 interpretiert das Modell als Abbild dorflichen Alltagslebens a busy scene of village life 15 wahrend Nicolas Coldstream 1986 auf Ahnlichkeiten mit dem Kotchati Bukranion verweist und ebenfalls einen sakralen Inhalt annimmt eine Deutung in der ihm im Licht des Fundes von Kissonerga Mosphilia auch Peltenburg 1988 folgt Dieser sieht auch Parallelen zu dem Fund von Platia Magoula Zarkou und Haus Modellen des Balkanraumes Hier ware zum Beispiel Ovcarovo 16 zu nennen Pflugszene Bearbeiten Eine Pflugszene Dikaios 1940 Tafel 9 10 steht auf einer langrechteckigen Tonplatte die von funf kurzen Fussen getragen wird Sie ist 41 cm lang 19 cm breit und zeigt insgesamt funf stilisierte menschliche Figuren funf Vierfusser davon vier mit Joch und zwei Pfluge Dikaios identifiziert vier Ochsen zwei Pfluger eine Figur die einem gesattelten Tier Esel folgt und zwei Figuren die vielleicht Saatkorn tragen Abb gegenuber Tafel 9 Das Modell stammt aus einem geplunderten Grab und war stark zerbrochen Ein Teil des Tisches war polizeilich beschlagnahmt worden die verhafteten Grabrauber aus Kazaphani verwiesen die Archaologen auf das Grab ohne Nummer das den Rest der Bruchstucke enthielt 17 Eine weitere Pflugszene mit nur einem Pfluger und einem Ochsengespann stammt von der Schulter eines langhalsigen rotpolierten Kruges Tafel 28 Mahlszenen Bearbeiten Ein Krug mit figurlicher Verzierung zeigt das Mahlen von Getreide Dikaios 1940 Tafel 21 nur eine der vier mahlenden stark stilisierten Frauenfiguren ist erhalten Ein rotpolierter Krug mit drei Halsen und einem Doppelhenkel zeigt das gleiche Motiv Dikaios 1940 Tafel 25 e f hier sitzt die mahlende Figur auf dem Rand zwischen den Ausgussen Tisch Bearbeiten Ein runder rotpolierter Tontisch den Dikaios als Opfertafel interpretiert Dikaois 1940 Tafel 33 b hat einen runden Fuss und tragt zwei Tassen mit einziehendem Rand und einen Henkelkrug die alle ritzverziert sind Auch der Fuss des Tisches und sein Rand tragen Ritzverzierung Weiteres Bearbeiten Tonhorner sind relativ haufig sowohl mit Bemalung Tafel 2 41 wie auch mit Ritzverzierung Tafel 28 Dikaois erwahnt noch das Modell einer Spindel vielleicht auch einer Bronzenadel und das Modell einer Burste Tafel 38c Datierung BearbeitenDer Friedhof setzt mit EC1 ein und hat keine Verbindung zu der vorhergehenden Philia Phase Manning 1993 38 Weitere Fundstellen in der Nachbarschaft BearbeitenErimi Troulli Agios EpiktikosLiteratur BearbeitenJohn Nicolas Coldstream The Originality of Ancient Cypriot Art Cultural Foundation of the Bank of Cyprus Nicosia 1986 Porphyrios Dikaios Excavations at Vounous Bellapais in Cyprus 1931 2 Archaeologia or Miscellaneous tracts relating to Antiquity Society of Antiquaries of London Oxford 1940 S 1 168 Sturt W Manning Prestige distinction and competition The anatomy of socioeconomic complexity in Fourth to Second Millennium B C E In Bulletin of the American Schools of Oriental Research 292 1993 S 35 58 Desmond Morris The art of ancient Cyprus Phaidon Oxford 1985 ISBN 0 7148 2280 9 Edgar J Peltenburg A Cypriot model for prehistoric ritual In Antiquity 62 1988 S 289 293 Priscilla Schuster Keswani Death prestige and copper in Bronze Age Cyprus In American Journal of Archaeology 109 2005 S 341 401 Weitere Publikationen BearbeitenEleanor und James Stewart Vounous 1937 38 Field report on the excavations sponsored by the British School of Archaeology at Athens Lund Gleerup 1950 Anne Elizabeth Dunn Vaturi Vounous C F A Schaeffer s excavations in 1933 Tombs 49 79 Paul Astrom Jonsered 2003 ISBN 91 7081 191 1 Studies in Mediterranean Archaeology 130 Ruth Amiran More About the Vounous Jar Some EB IV Antecedents In Bulletin of the American Schools of Oriental Research 210 1973 S 63 66 Priscilla Schuster Keswani Death Prestige and Copper in Bronze Age Cyprus In American Journal of Archaeology 109 3 2005 Einzelnachweise Bearbeiten Dikaois 1940 Anm 1 Dikaois 1940 S 2 Dikaois 1940 S 95 Dikaois 1940 S 96 Dikaois 1940 S 99 Dikaois 1940 S 74 Dikaois 1940 S 174 Dikaois 1940 S 99 Dikaois 1940 S 95 Dikaois 1940 Anm 1 auf S 118 Dikaois 1940 S 120 Dikaois 1940 S 123 Dikaois 1940 Anm 1 auf S 124 Dikaois 1940 S 125 N Coldstream The originality of ancient Cypriot art Cultural Foundation of the Bank of Cyprus Nicosia 1986 S 281 Henrietta Todorova Kamenno Mednata Epocha v Bulgaria Sofia 1986 S 120 Dikaois 1940 S 127Weblinks BearbeitenL Dollhofer K Schaller Uber die Quadratur kreisformiger Heiligtumer der kyprischen Bronzezeit In Altmodische Archaologie Festschrift fur Friedrich Brein Forum Archaeologiae 14 III 2000 http farch net 35 312222222222 33 368055555556 Koordinaten 35 18 44 N 33 22 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedhof Vounous Bellapais amp oldid 236645433 Hausmodell