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In dem Text Von Deutscher Baukunst aus dem Jahr 1773 der dem Erbauer des Strassburger Munster Erwin von Steinbach gewidmet ist beschreibt Johann Wolfgang Goethe seine Auffassung von wahrer Kunst und seinen Geniebegriff welche er durch das Werk Steinbachs verdeutlicht Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Erwin von Steinbach als Genie fur Goethe 3 Wahre Kunst fur Goethe 4 Relevanz fur die Epoche des Sturm und Drang 5 Literatur 6 WeblinksInhalt BearbeitenGoethe beginnt mit einer Wurdigung von Steinbachs Werk indem er den Gedanken verwirft Steinbach aus Ehrerbietung ein Denkmal zu bauen da er sich durch den Bau des Munsters bereits selbst ein Denkmal geschaffen habe Als Goethe das erste Mal das Munster sah war er von dem allgemein geltenden Vorurteil alles was gotisch ist sei von willkurlichen Verzierungen erdruckt und uberladen eingenommen Gotisch war fur ihn wie fur die meisten seiner Zeitgenossen alles was sich nicht mit seiner Auffassung von Kunst vereinbaren liess Dieses Urteil wurde von seinen unerwarteten Empfindungen beim Anblick des Munsters entkraftet Der Eindruck dass alle Einzelheiten miteinander harmonierten erfullte seine Seele und das Munster wirkte auf ihn wie etwas von Gottern Erschaffenes fur die Ewigkeit Somit ware gotisch fur Goethe kein passender Begriff da er bei diesem Kunstwerk nicht genugend Ehrerbietung erzeuge Nach Goethes Ansicht war Steinbach der Erste dem es gelang bei einem Kunstwerk unzahlige Einzelheiten zu einem harmonisierenden Ganzen zusammenzufugen Ausserdem habe er nur seine eigenen Ideen miteingebracht und keine fremden Gedanken zugelassen wobei er sich vorrangig von seinen Gefuhlen habe leiten lassen Durch das Munster habe Steinbach einen ewig wahrenden gottgleichen Status erreicht da Goethe ihm die gleiche Schopfungskraft wie den Gottern zuspricht Des Weiteren solle er mehr Seligkeit zu den Menschen bringen als Prometheus Damit entspricht Steinbach Goethes Vorstellungen von einem Genie Nach Goethe ist in jedem Menschen eine bildende Natur die deutlicher wirkt je mehr man sich nach seinen Gefuhlen richtet Um seine Vorstellungen von wahrer Kunst zu verdeutlichen fuhrt Goethe das Gegenteil auf Als Beispiel hierfur nennt er die Franzosen und Italiener die ihre architektonischen Meisterwerke an alte Formen anlehnen und diese somit nur nachahmen wurden Hierbei sei jedoch nicht immer von Nachahmung zu sprechen vielmehr wurden sie fremdes Gedankengut verwenden und es durch ihre Bearbeitung verderben Sie seien nicht in der Lage ewig Wahrendes zu schaffen da sie sich nicht auf ihre Gefuhle verlassen hatten und somit nicht die harmonisierende Wirkung des Munsters erreicht hatten Bei der Schaffung ihrer Kunstwerke hatten sie sich an das gehalten was andere von ihnen verlangt haben und somit seien keine eigenen Erschaffungen entstanden Da immer noch aus alten Prinzipien und Regeln beschlossen werde was richtig sei entstehe nichts Neues sondern nur einfaltige und patriarchalische Kunst Da die bestehenden Regeln haufig gegen die Natur gerichtet seien wurden diese Prinzipien die Kunst und deren Erkenntnis behindern Das bedeutet die Menschen seien dadurch unfahig die Wahrheit zu erkennen Fur Goethe war diese durch die alte Regeln hervorgerufene Einformigkeit unertraglich und er glaubte seine Seele werde durch sie unterdruckt Wahre Kunst aussere sich darin dass wie in der Natur unzahlige Einzelteile ein harmonisierendes Ganzes ergeben wurden wobei alles seinen Zweck habe und nichts nutzlos sei Kunst entstehe aus willkurlichen Formen da sie erst durch Empfindungen zu etwas Ganzem werde und nur aus eigenen Ideen ohne die nach Johann Gottfried Herder ungeliebten Einflusse Diese Form der Kunst sei die einzig Wahre Goethe mag nichts Gekunsteltes fur ihn trifft dieser Zustand vor allem auf die Natur zu Aus diesem Grund sollten die Menschen aufhoren die Dinge um sie herum also die Natur zu verschonern da diese schon vollkommen seien Goethe sieht dort Schonheit wo viele seiner Mitmenschen nur Unkultiviertheit Rauheit sehen daher sei er auch in der Lage das Munster dementsprechend zu wurdigen wo andere vielleicht nur Verstandnislosigkeit aufbringen Diese Schonheit entsteht durch Sinneseindrucke und ist nicht rational erklarbar Kritiker des Munsters werden dazu aufgefordert zu den Italienern oder Franzosen zu gehen und somit der wahren Kunst den Rucken zuzuwenden Das Munster verdiene Anerkennung und in Anbetracht dessen werde Goethe uber die seiner Meinung nach fehlgeschlagenen Versuche Steinbachs hinwegsehen Aus diesen Grunden bringt Goethe dem Strassburger Munster und seinem Erbauer hochste Bewunderung entgegen Erwin von Steinbach als Genie fur Goethe BearbeitenIm Sturm und Drang galt jemand als Genie wenn er ein Leitbild menschlichen Verhaltens mit grosser schopferischer Geisteskraft war und nach den eigenen individuellen Werten Normen Planen und Ideen handelte Somit war ein Genie der Inbegriff menschlicher Selbstverwirklichung Weiterhin war ein Genie jemand der fur die Zukunft oder Gegenwart etwas Wegweisendes vollbracht hat Die Natur war ein wesentlicher Bestandteil genialen Handelns Viele dieser Merkmale lassen sich auch bei Steinbach wiederfinden Ein wesentliches Merkmal an dem sich ein Genie festmachen lasst ist die auch bei Steinbach zu findende Schopfungskraft Goethe spricht ihm sogar gottliche Schopfungskraft zu gleiches Schicksal mit dem Baumeister der Berge aufthurmte in den Wolken Um die gottliche Schopfungskraft zu verdeutlichen verwendet Goethe haufig biblische Vergleiche zum Beispiel indem er Steinbachs Entwurfe zum Munster als Babelgedanken bezeichnet Auch das Munster selbst wird mit einem hocherhabenen weitverbreiteten Baume Gottes verglichen um dessen Herrlichkeit zu betonen Hinzu kommt dass Goethe an Steinbach erklart was er sich unter Verselbstung vorstellt denn Steinbach habe sein Meisterwerk nicht durch fremde Flugel erschaffen sondern seine eigene Idee sei in seiner Jugendseele entstanden und hatte sich in seinem Geist weiterentwickelt Diese eigene Idee hatte niemals entstehen konnen wenn er sich von Vorgaben hatte leiten lassen Durch den Bau des Munsters blieb seine Eigenstandigkeit jedoch erhalten Deutlich dass Steinbach fur Goethe ein Genie ist wird auch an dem Vergleich mit Prometheus Steinbach sei wie Goethes Prometheus da auch er die gleiche Schopfungskraft wie die Gotter habe und somit kein Diener der Gotter sei Zusammengefasst verkorpert Steinbach fur Goethe ein Genie Wahre Kunst fur Goethe BearbeitenFur Goethe aussert sich wahre Kunst darin dass der Schopfer durch seine Individualitat im Kunstwerk erkennbar ist es handelt sich also um charakteristische Kunst Dabei musse der Kunstler sich nach seinem Gefuhl richten und nicht nach Planen alten Massen und festen Vorgaben Dadurch dass der Kunstler mehr Gefuhle miteinbringt zeigt das Kunstwerk lebendige Schonheit Da die Kunst sich hauptsachlich nach der Natur richten sollte und in der Natur nichts unnotig ist ist auch bei der wahren Kunst nichts Unnotiges Vielmehr harmonieren unzahlige Einzelteile miteinander und ergeben durch die Empfindungen des Betrachters das Kunstwerk Individualitat ist sehr wichtig In der Architektur beispielsweise aussert sie sich durch freistehende Saulen Dadurch dass sie nicht eingemauert sind symbolisieren sie auch wie die Kunstler seien sollten frei von Prinzipien Relevanz fur die Epoche des Sturm und Drang BearbeitenDieser Text von Goethe ist fur den Sturm und Drang insofern relevant als Goethe anhand von Erwin von Steinbach und dem Strassburger Munster erklart was fur ihn wahre Kunst ist und was er unter Genie versteht Somit sind seine Ausfuhrungen als Leitbild fur die Gesellschaft zu verstehen Des Weiteren stellt Goethe einen Bezug zu Herder her indem er schreibt Kunst musse eigenen Ideen entspringen Diese Ideen aber auch die Empfindungen des Betrachters sollen nicht von Abstraktionen und fremden Gedanken uberlagert werden Typisch fur Sturm und Drang ist auch dass Begriffe wie Seele Empfindung und Gefuhl diesen Text pragen Literatur BearbeitenJohann Gottfried Herder Auszug aus einem Briefwechsel uber Ossian und die Lieder der alten Volker 1773 In Erich Loewenthal Hrsg Sturm und Drang Kritische Schriften Lambert Schneider Heidelberg 1972 S 533 Weblinks BearbeitenVon Deutscher Baukunst bei Zeno org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Von Deutscher Baukunst amp oldid 223377913