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Volker Speitel 1950 ist ein ehemaliges Mitglied der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion RAF und wird deren zweiter Generation zugerechnet Er wurde 1978 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt Nach seiner Verhaftung im Oktober 1977 wurde Speitel einer der wichtigsten Zeugen der Staatsanwaltschaft und machte umfangreiche Angaben uber die Ablaufe innerhalb der RAF So enthullte er wie Schusswaffen und Sprengstoff in praparierten Handakten in die JVA Stuttgart Stammheim geschmuggelt wurden Mit zwei der Waffen erschossen sich die inhaftierten RAF Anfuhrer Andreas Baader und Jan Carl Raspe in der sogenannten Todesnacht von Stammheim am 18 Oktober 1977 1 Leben BearbeitenSpeitel erlernte den Beruf des Grafikers Seit 1969 war er mit Angelika Speitel verheiratet die spater ebenfalls RAF Mitglied wurde Zusammen mit Christof Wackernagel Siegfried Hausner Willy Peter Stoll und seiner Frau lebte Speitel Anfang der 1970er Jahre in einer Stuttgarter Wohngemeinschaft Er engagierte sich zunachst in der Gefangenenhilfsorganisation Rote Hilfe und spater in den sogenannten Komitees gegen die Folter an politischen Gefangenen in der BRD die die Haftbedingungen der ersten Generation der RAF kritisierten 2 Seit 1973 arbeitete Speitel in der Anwaltskanzlei von Jorg Lang und Klaus Croissant Nachdem Jorg Lang der fur Speitel eine wichtige Bezugsperson war in die Illegalitat ging ubernahm er einen Teil von dessen Aufgaben 3 nbsp In einem solchen Versteck in den Handakten hat Volker Speitel nach eigenen Angaben die Waffen deponiert mit denen sich Andreas Baader und Jan Carl Raspe in der sogenannten Todesnacht von Stammheim 1977 erschossen Spater praparierte er nach seiner eigenen Aussage die Handakten der Rechtsanwalte Arndt Muller und Armin Newerla unter anderem mit drei Schusswaffen und 650 Gramm Sprengstoff die in die JVA Stuttgart zu den inhaftierten Terroristen der ersten Generation geschmuggelt wurden Der Tod von Holger Meins im November 1974 wurde fur Speitel zu einem Schlusselerlebnis Uber den Kontakt zu dem Heidelberger Rechtsanwalt Siegfried Haag Wahlverteidiger von Andreas Baader schloss er sich der RAF an und lebte kurzzeitig mit einer Gruppe Illegaler in Frankfurt 4 Uber seinen Eintritt in die Gruppe sagte er spater 5 Der Eintritt in die Gruppe das Aufsaugen ihrer Norm und die Knarre am Gurtel entwickeln ihn dann schon den neuen Menschen Er ist Herr uber Leben und Tod geworden bestimmt was gut und bose ist nimmt sich was er braucht und von wem er es will er ist Richter Diktator und Gott in einer Person wenn auch fur den Preis dass er es nur fur kurze Zeit sein kann 1975 kehrte Speitel nach Stuttgart zuruck und war fur Kurier und Botendienste zwischen den inhaftierten und freien RAF Mitgliedern zustandig Die Anwaltskanzlei Croissant war nach Speitels Angaben die Zentrale fur die Kommunikation zwischen der inhaftierten ersten und der aktiven zweiten Generation der RAF Speitel wurde am 2 Oktober 1977 in einem Zug in Puttgarden verhaftet 6 Er wurde zusammen mit Hans Joachim Dellwo im Dezember 1977 angeklagt Speitel sagte sich im Herbst 1977 von der RAF los und sagte umfangreich aus 7 Er belastete dabei Peter Jurgen Boock Gert Schneider und Christof Wackernagel erheblich Der gerichtlichen Uberprufung seiner Aussagen waren durch kommissarische Zeugenvernehmung im Ausland Grenzen gesetzt weil Speitel trotz gerichtlicher Vorladung zu einigen Gerichtsverfahren nicht erschien und der Bundesminister des Innern sich weigerte eine ladungsfahige Anschrift bekanntzugeben 8 Speitels Aussagen besitzen eine Bedeutung fur das Verstandnis der Vorgange in der Todesnacht von Stammheim 9 Speitel wurde am 14 Dezember 1978 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren und zwei Monaten Gefangnis verurteilt nachdem er umfangreiche Angaben gemacht hatte was sich strafmildernd auswirkte Einzeltaten wurden nicht angeklagt Am 1 September 1979 wurde Speitel entlassen und tauchte mit Hilfe des Zeugenschutzprogramms des Bundeskriminalamts ab Zunachst war Speitel unter einem anderen Namen mit Hilfe der Behorden in Brasilien untergetaucht wo er eine Werbeagentur betrieb Bereits nach kurzer Zeit erhielt sein Unternehmen Auftrage von VW do Brasil Da jedoch in Brasilien die Gefahr der Entdeckung gegeben war siedelte Speitel wieder nach Deutschland uber 10 11 Unter dem Namen Thomas Keller wurde er unter anderem 1985 Werbechef des Anhanger Herstellers Westfalia 1980 veroffentlichte Der Spiegel in drei Teilen Speitels autobiografischen Text mit dem Titel Wir wollten alles und gleichzeitig nichts Volker Speitel uber seine Erfahrungen in der westdeutschen Stadtguerilla 12 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Knobbe Der Anklager und sein Informant In Focus 27 April 2007 Tobias Wunschik Baader Meinhofs Kinder Die zweite Generation der RAF Opladen Westdeutscher Verlag 1997 S 205f Tobias Wunschik Baader Meinhofs Kinder Die zweite Generation der RAF Opladen Westdeutscher Verlag 1997 S 206 Volker Speitel Wir wollten alles und gleichzeitig nichts Interview mit Speitel In Der Spiegel Nr 32 1980 S 30 39 siehe auch den ersten und dritten Teil des Interviews In Der Spiegel Nr 31 1980 S 36 49 und Nr 33 1980 S 30 36 Jan Philipp Reemtsma Lust an Gewalt In Die Zeit 8 Marz 2007 Martin Knobbe Der Anklager und sein Informant In Stern 27 April 2007 Peter Henkel Speitel und Hans Joachim Dellwo sagen sich von der RAF los In Frankfurter Rundschau 18 November 1978 Tobias Wunschik Baader Meinhofs Kinder Die zweite Generation der RAF Opladen Westdeutscher Verlag 1997 S 139f Thomas Wunschik meinte Dass die Aussagen der RAF Aussteiger aus der DDR in wesentlichen Punkten ubereinstimmen konnte theoretisch das Resultat einer Absprache zwischen den Angeklagten bzw ihren Verteidigern sein an der sogar die Bundesanwaltschaft die glaubwurdige Kronzeugen zu gewinnen suchte partizipiert haben konnte Tatsachlich hat es solche Ubereinkunfte vor Beginn der Vernehmungen des im Herbst 1977 festgenommenen Volker Speitel gegeben In Baader Meinhofs Kinder Die zweite Generation der RAF Opladen Westdeutscher Verlag 1997 S 150 mit Verweis auf Anm 813 Rolf Gossner Das Anti Terror System Politische Justiz im praventiven Sicherheitsstaat Terroristen amp Richter 2 Hamburg VSA 1991 S 139 Stefan Aust Der Baader Meinhof Komplex 1 Auflage der Neuausgabe erweiterte und aktualisierte Ausgabe Hoffmann und Campe 2017 ISBN 978 3 455 00033 7 S 829 Gunter Handlogten Werner Mathes Rainer Nubel Die Nacht von Stammheim In Stern 9 Oktober 2002 FOCUS Online Der Meistersinger der RAF In FOCUS Online focus de abgerufen am 22 Oktober 2017 Volker Speitel Wir wollten alles und gleichzeitig nichts In Der Spiegel Teil 1 Nr 31 1980 Teil 2 Nr 32 1980 Teil 3 Nr 33 1980 Gegendarstellung Nr 37 1980 PersonendatenNAME Speitel VolkerKURZBESCHREIBUNG deutscher Terrorist der Rote Armee FraktionGEBURTSDATUM 1950 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volker Speitel amp oldid 232664529