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Die Ville du Havre war ein ursprunglich auf den Namen Napoleon III getauftes Passagierschiff der franzosischen Reederei Compagnie Generale Transatlantique CGT das als Transatlantikliner zwischen 1866 und 1873 Passagiere Fracht und Post von Le Havre nach New York beforderte Am 22 November 1873 kollidierte die Ville du Havre im Nordatlantik mit dem schottischen Klipper Loch Earn brach auseinander und ging innerhalb von zwolf Minuten unter 226 der 313 Menschen an Bord ertranken Ihr Untergang war neben der La Bourgogne eine der grossten Tragodien in der zivilen franzosischen Dampfschifffahrt im 19 Jahrhundert Ville du Havre SchiffsdatenFlagge Frankreich Frankreichandere Schiffsnamen Napoleon III 1865 Schiffstyp PassagierschiffHeimathafen Le HavreReederei Compagnie Generale TransatlantiqueBauwerft Thames Ironworks and Shipbuilding and Engineering LondonStapellauf 2 November 1865Indienststellung 26 April 1866Verbleib 22 November 1873 gesunkenSchiffsmasse und BesatzungLange 128 5 m Lua Breite 14 08 mTiefgang max 6 81 mVermessung 3 950 BRT ab 1871 MaschinenanlageMaschine Vierzylindrige DampfmaschinenMaschinen leistung 3 570 PS 2 626 kW Hochst geschwindigkeit 13 kn 24 km h Propeller 1TransportkapazitatenZugelassene Passagierzahl I Klasse 170II Klasse 100III Klasse 50 Inhaltsverzeichnis 1 Das Schiff 2 Untergang 3 Passagiere 4 Literatur 5 WeblinksDas Schiff BearbeitenDas Dampfschiff Ville du Havre entstand unter dem Namen Napoleon III in der traditionsreichen Bauwerft Thames Ironworks and Shipbuilding and Engineering Co Ltd im Londoner Stadtteil Leamouth westlich des Gebiets wo der Fluss Lea in die Themse mundet Ihr Betreiber war die 1861 gegrundete franzosische Schifffahrtsgesellschaft Compagnie Generale Transatlantique auch als French Line bekannt Sitz der Reederei war Paris aber der Heimathafen ihrer Schiffe war Le Havre Von dieser Stadt bekam das Schiff auch seinen Namen nbsp Die Ville du Havre in ihrer Zeit als Napoleon III Die Napoleon III lief am 2 November 1865 als 3 376 BRT grosser Raddampfer vom Stapel Das Schiff war aus Eisen gebaut verfugte uber zwei Seitenschaufelrader und war ursprunglich 111 5 m lang und 13 9 m breit Es wurde mit Maschinerie des in London ansassigen Maschinenherstellers Ravenshill amp Salked ausgestattet Die zu erreichende Geschwindigkeit lag bei 11 5 Knoten und die Tragfahigkeit bei 5 100 Tonnen Es hatte zwei Schornsteine und zwei Masten Die Passagierunterkunfte waren fur 170 Passagiere der Ersten Klasse 100 Passagiere der Zweiten Klasse und 50 Passagiere der Dritten Klasse ausgelegt Am 26 April 1866 legte die Napoleon III in Le Havre zu ihrer Jungfernfahrt nach New York City via Brest ab Auf dieser Route machte der Dampfer bis zum 30 August 1869 funf Atlantikuberquerungen Dass das Schiff nur eine relativ geringe Reisegeschwindigkeit erreichte enttauschte die Reederei Am 16 September 1871 fuhr die Napoleon III nach Grossbritannien wo sie in der Werft Andrew Leslie amp Company in Hebburn am Fluss Tyne in Nordengland grosseren Umbaumassnahmen unterzogen wurde Der Rumpf wurde auf 128 5 m verlangert wodurch sich auch der Rauminhalt des Schiffs von ursprunglich 3 376 BRT auf 3 950 BRT erhohte Ausserdem wurde sie mit einer Einzelschraube bestuckt mit Niederdruckdampfmaschinen von Maudsley Field amp Company aus London versehen und ihre Schaufelrader wurden entfernt Zusatzlich wurde ein dritter Mast hinzugefugt Im Zuge der Erneuerung erhielt das Schiff den Namen Ville du Havre Am 8 Marz 1873 wurde das modernisierte Schiff wieder seinen Eignern ubergeben Nach dem Bestehen erneuter Testfahrten nahm die Ville du Havre am 29 Marz 1873 ihren Passagierservice auf der Route Le Havre Brest New York wieder auf Untergang BearbeitenAm Sonnabend dem 15 November 1873 verliess die Ville du Havre den Hafen von New York zu einer weiteren Uberfahrt nach Le Havre An Bord befanden sich 172 Besatzungsmitglieder und 141 Passagiere insgesamt 313 Personen Das Kommando hatte Kapitan Marino Surmont Eine Woche nach dem Auslaufen am Sonnabend dem 22 November 1873 gegen 2 00 Uhr nachts kollidierte das Schiff etwa 680 Meilen nordwestlich der Azoren mit dem Segelschiff Loch Earn Die Loch Earn war ein 1248 BRT grosser eiserner Dreimast Klipper der schottischen Reederei Loch Line Glasgow der unter dem Kommando von Kapitan William Robertson mit 85 Passagieren und Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von London nach New York war Die Ville du Havre fuhr mit Volldampf bei einer Geschwindigkeit von 12 Knoten und hatte alle Segel gesetzt Kapitan Robertson an Bord der Loch Earn hatte die hell erleuchtete Ville du Havre zuerst gesichtet Als er erkannte dass sie viel zu nah war schlug er die Schiffsglocke und legte das Ruder nach Steuerbord um Fur ein Ausweichmanover war es aber bereits zu spat der Bug der Loch Earn rammte mit voller Wucht die Steuerbordseite der Ville du Havre die schwer erzitterte Der Larm und die Erschutterung weckten die Passagiere die verwirrt waren und sich an Deck begaben Kapitan Surmont versuchte die Lage zu beruhigen und erklarte dass man nicht in Gefahr schwebe Tatsachlich aber war die Ville de Havre fast in zwei Teile geteilt worden und sank schnell uber den Bug Als dies erkannt wurde brach Panik aus Es begann ein Kampf um Schwimmwesten und Platze in den Rettungsbooten die aber erst kurzlich frisch gestrichen worden waren und dadurch in ihren Klampen am Deck klebten Nur ein paar von ihnen konnten gelost werden Der hintere Mast sturzte auf ein mit etwa 40 Personen besetztes bereits im Wasser treibendes Rettungsboot und totete fast alle Insassen Kurz danach prallte der Vordermast auf das Oberdeck wodurch noch mehr Menschen zu Tode kamen Es blieb nicht viel Zeit das Schiff zu verlassen Zwolf Minuten nach dem Zusammenstoss brach die Ville du Havre in zwei Halften und sank 111 Besatzungsmitglieder und 115 Passagiere starben Kapitan Robertson an Bord der Loch Earn versuchte alles um den Schiffbruchigen des gerammten Schiffs zu helfen Er liess Boote zu Wasser und nahm 87 Uberlebende an Bord seines Schiffes Die Rettungsversuche dauerten bis 10 Uhr vormittags an Gegen 15 00 Uhr am selben Tag wurden die Uberlebenden der Ville du Havre von dem amerikanischen Frachtdampfer Tremountain unter dem Kommando von Kapitan Urquhart ubernommen und nach Cardiff gebracht Dort wurden die Geretteten zunachst im Royal Hospital untergebracht Die Loch Earn war zwar durch ihren eingedruckten Bug schwer beschadigt setzte ihre Reise aber dennoch fort Erst am 28 November mussten Mannschaft und Passagiere das Schiff verlassen da es zu sinken begann Die Schiffbruchigen wurden von dem Schiff British Queen aufgenommen und nach Plymouth gebracht Passagiere BearbeitenUnter den Passagieren befand sich Rufus Wheeler Peckham Richter am Obersten Gericht des US Bundesstaats New York und Kongressabgeordneter fur New York mit seiner zweiten Frau Mary Beide befanden sich auf dem Weg nach Sudfrankreich wo der angeschlagene Peckham sich gesundheitlich erholen sollte Beide kamen bei dem Untergang ums Leben Seine letzten uberlieferten Worte waren Frau wir mussen sterben lass uns mutig sterben Auch der franzosische Karikaturist Victor Collodion und seine Frau Francoise die erst seit vier Monaten verheiratet waren waren unter den Todesopfern Der schweizerische Theologe Cesar Louis Pronier der venezolanische Anwalt und Politiker Felipe Larrazabal sowie Mary Cramer Curtis eine Tochter des ehemaligen Senators des Bundesstaats New York John Cramer kamen ebenfalls ums Leben An Bord waren auch Anna Larsen Spafford Ehefrau des prominenten Chicagoer Anwalts und Immobilienmaklers Horatio Gates Spafford und ihre vier Tochter Anna uberlebte als Einzige Horatio Spafford wurde neben anderen Schicksalsschlagen auch dadurch zu dem Text des Kirchenliedes It Is Well with My Soul inspiriert Der Augenzeugenbericht der 17 jahrigen Uberlebenden Madeleine Curtis Mixter 1856 1915 die bei dem Untergang ihre Eltern und ihren Grossvater verlor wurde spater zu dem Essay A Sad Tale Must be Told Madeleine Curtis Mixter s Account of the Loss of the Ville du Havre verarbeitet welches 1997 in der akademischen Marinefachzeitschrift American Neptune Jahrgang 57 Ausgabe 3 Seiten 229 236 erschien Literatur BearbeitenCharles Neider Great Shipwrecks and Castaways First Hand Accounts of Disasters at Sea Harper and Brothers Publishers New York 1952 William Henry Flayhart Perils of the Atlantic Steamship Disasters 1850 to the Present W W Norton amp Company New York 2003Weblinks BearbeitenDer Untergang der Ville du Havre im Detail Kurze Zusammenfassung technischer Daten und des Untergangs PDF Datei 14 kB LOSS OF THE VILLE DU HAVRE Bericht in der New York Times vom 2 Dezember 1873 LATEST NEWS BY CABLE Bericht in der New York Times vom 8 Dezember 1873 Link zu einem fruhen Bild der Ville du Havre noch mit Seitenradern der Hymne It Is Well With My Soul Informationen zur Familie Spafford Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ville du Havre amp oldid 238852056