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Verganglichkeit der Schonheit ist ein Sonett von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau das zu Lebzeiten unveroffentlicht blieb Es ist ein Liebesgedicht das im Kontext aber auch als Parodie der in der Zeit des Barock haufigen Vanitas Thematik zu lesen ist Es wurde zuerst von Benjamin Neukirch unter dem Titel Sonnet Verganglichkeit der schonheit 1695 in Leipzig veroffentlicht Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Formaler Aufbau und Stilmittel 3 Interpretation 4 Ausgaben 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenEs wird der bleiche Todt mit seiner kalten Hand Dir endlich mit der Zeit um deine Brueste streichen Der liebliche Corall der Lippen wird verbleichen Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand Der Augen suesser Blitz die Kraeffte deiner Hand Fuer welchen solches faellt die werden zeitlich weichen Das Haar das itzund kan des Goldes Glantz erreichen Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band Der wohlgesetzte Fuss die lieblichen Gebaerden Die werden theils zu Staub theils nichts und nichtig werden Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht Diss und noch mehr als diss muss endlich untergehen Dein Hertze kan allein zu aller Zeit bestehen Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht 1 Formaler Aufbau und Stilmittel BearbeitenDas Sonett besteht aus zwei Quartetten bei denen ein umarmender Reim abba vorliegt und zwei Terzetten mit einem Schweifreim ccd eed Alle vier Strophen sind aus jambischen Sechshebern mit Mittelzasur aufgebaut d h das Gedicht ist in Alexandrinern verfasst Der erste sowie der letzte Vers der Quartette enden immer stumpf mannlich die dazwischenliegenden Verse besitzen klingende Versausgange weiblich Bei den beiden Terzetten folgt auf je zwei weibliche Kadenzen eine mannliche Angewendete Stilmittel sind bspw die Oxymora warmer Schnee und kalter Sand Vers 4 die Alliterationen Goldes Glantz Vers 7 das Hendiadyoin nichts und nichtig Vers 10 und die sprachliche Klimax Diss und noch mehr als diss Vers 12 Interpretation BearbeitenDas Gedicht erlaubt verschiedene Interpretationen Hauptsachlich steht dabei die Antithese in den letzten drei Versen im Vordergrund In der These des Gedichts geht es um die Verganglichkeit der Schonheit und des Lebens uberhaupt und greift somit das im Barock vorherrschende Vanitas Motiv auf doch Christian Hofmann von Hofmannswaldau beschreibt nur das Vergehen der ausserlichen Eigenschaften Nach der ersten Interpretation steht das Hertze Zeile 13 hier stellvertretend fur die Seele diese bleibt auch uber die Schonheit bestehen Das Sonett soll auf die Verganglichkeit des Ausseren und somit auf dessen Nichtigkeit hinweisen es ist ein Anreiz uber den Tod und Oberflachlichkeit nachzudenken 2 Nach der zweiten Interpretation bezieht sich die Antithese darauf dass die angesprochene Frau zwar schon ist sich aber jeder Liebe entzieht ihr Herz also hart wie ein Diamant bleibt trotz der Werbeversuche des lyrischen Ichs 2 Diese Interpretation wird dadurch gestutzt dass das Thema der unerhorten Liebe bei Hofmannswaldau haufig auftritt 3 sowie dadurch dass das Herz aus Diamant als ein Herz das sich nicht erweichen lasst im Petrarca ein gangiges Bild darstellt Der Petrarkismus stellt eine haufige Quelle fur die deutsche Barocklyrik dar so dass das Bild von Hofmannswaldau vermutlich daraus entnommen wurde 3 In weiteren Texten aus Deutschland und anderen Landern findet sich dasselbe Bild oft in klarerer Form so dass dieses Bild auch als gangige Metapher der Zeit Hofmanswaldaus angenommen werden kann 3 Der Diamant ist seinerseits ein Vanitas Motiv sodass die letzte Zeile als Mahnung im Sinn von Carpe diem interpretiert werden kann Ausgaben BearbeitenBenjamin Neukirch Hrsg Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bissher ungedruckte Gedichte Fritsch Leipzig 1695 S 13 Christian Hofmann von Hofmannswaldau Gedichte Reclam Stuttgart 1994 ISBN 3 15 008889 5 S 95 Weblinks BearbeitenHerrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bissher ungedruckte Gedichte Fritsch Leipzig 1695Einzelnachweise Bearbeiten Hanspeter Brode Hrsg Deutsche Lyrik 14 Auflage Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2017 ISBN 978 3 518 38107 6 S 52 53 a b Stocklein Paul 1956 Hofmannswaldau und Goethe Verganglichkeit im Liebesgedicht in Hirschenauer Weber Hg 1956 S 77 98 a b c Trunz Erich 1993 Das Herz aus Diamant in Hartmut Laufhutte Hg Literaturgeschichte als Profession Festschrift fur Dietrich Jons S 119 126 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verganglichkeit der Schonheit amp oldid 238269310