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Eine Ursulabuste ist eine Form der mittelalterlichen Reliquienbuste die um 1300 bis 1450 in Koln im Zusammenhang mit dem Kult um die Heilige Ursula und ihre vermeintlich 11 000 Gefahrtinnen in grosser Zahl hergestellt worden ist Die Busten sind mehrheitlich aus Holz gefertigt in der Fruhzeit des Kults gab es auch eine Reihe von Busten aus Edelmetall oder mit Blechbeschlag Sie sind hohl und mit einem abnehmbaren Kopfdeckel ausgestattet um Gebeine aufnehmen zu konnen Im Brustkorb in dem zusatzlich zum Schadelknochen weitere Gebeine aufbewahrt wurden befindet sich oftmals eine Schauoffnung Zwei Ursulabusten aus dem Museum Schnutgen als Dauerleihgabe im Kolnischen Stadtmuseum Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Formen und Material 3 Kunstgeschichtliche Bedeutung 4 Vorkommen 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksUrsprung BearbeitenReliquiare in Kopf oder Bustenform sind seit dem 9 Jahrhundert nachweisbar sie gingen auf einen Brauch zuruck dem Behalter einer Reliquie die Form des aufbewahrten Korperteils zu geben Diese Tradition hatte ihren Ursprung im Verbot Reliquien ohne Behaltnis zu zeigen So gab es auch Reliquienbehalter in Fuss oder Armform In Koln nahm die Verehrung der Heiligen Ursula im 13 Jahrhundert deutlich zu nachdem grosse Graberfelder romischen Ursprungs entdeckt worden waren Die Gebeine interpretierte man als diejenigen der von elf auf die Zahl von 11 000 angewachsenen Gefahrtinnen der Ursula und war plotzlich reich mit Reliquien gesegnet So besass etwa allein das Ursulastift rund 1800 Schadel im Kloster Altenberg zahlte man 1200 1 Die daraufhin zahlreich nach Koln reisenden Pilger waren vielfach Abnehmer von Ursulabusten Ein papstliches Ausfuhrverbot der Ursula Reliquien gegen Ende des 14 Jahrhunderts dampfte den schwunghaften Handel Formen und Material Bearbeiten nbsp Ursulabuste mit Schultern und Armen in der Basilika St Ursula in KolnDie Busten wurden zweckmassig gefertigt der Kopf musste gross genug sein um einen Schadel aufnehmen zu konnen der Hohlraum des Brustkorbs nahm weitere Knochen auf Diese konnten von aussen durch Offnungen im Brustraum angeschaut werden wodurch das papstliche Verbot umgangen wurde und den Wunschen des religiosen Publikums Rechnung getragen werden konnte Man unterscheidet zwei Grundformen Wahrend die meisten Busten unterhalb der Brust enden gibt es einige mit Schulter und Armansatz die bis zur Hufte geformt sind Je nach Form finden sich Grossen von 25 bis 76 Zentimetern 2 Um die Proportionen zu erhalten einen Schadelknochen aber dennoch in der Buste unterzubringen wurde der Kopf der Buste nach hinten vergrossert Als Material der Holzbusten diente meist Nussbaum oder Eichenholz die Deckel im Schadel waren aus weicherem Holz und mit einem Scharnier am Hinterkopf befestigt Formen bis hin zu Haaren und Augen waren detailreich geschnitzt Als Fassung diente ein mehrschichtiger Kreideauftrag darauf Pigmentschichten Bolus in verschiedenen Farben fur Gesicht und Haare Man kann Typen mit naturalistischem fleischfarbenem Gesicht und solche mit versilbertem Gesicht unterscheiden Den Abschluss bildete eine Vergoldung von Gewand und Haaren wobei Blattgold und Goldfirnis zum Einsatz kamen Kunstgeschichtliche Bedeutung BearbeitenDie handwerkliche Qualitat der Busten ist unterschiedlich gilt aber durchweg als gutes Niveau figurlicher Plastik 3 Die kunstgeschichtliche Bedeutung liegt in der grossen Anzahl der uber einen bekannten Zeitraum und in einem lokal eng begrenzten Radius entstandenen und erhaltenen Stucke wodurch ein genauer Stilvergleich und Ruckschlusse auf andere figurliche Plastik der Epoche und Region moglich werden In seiner umfangreichen Arbeit zu den Ursulabusten unterscheidet Oskar Karpa 1934 in einem Bestand von 150 Busten 17 Typen die er unterschiedlich datiert Die Entwicklung geht dabei von einem sehr stilisierten vergeistigten Gesichtsausdruck bis hin zu einem eher naturalistischen Bild eines frischen kolnischen Madchens 3 das dem damaligen Schonheitsideal mit hoher Stirn schmaler gerader Nase und kleinem Mund entspricht 1 Vorkommen Bearbeiten nbsp Goldene Kammer in St Ursula in KolnIn der romanischen Kolner St Ursula Kirche dem Zentrum der Ursulaverehrung werden heute noch 120 Ursulabusten aufbewahrt die meisten davon in der so genannten Goldenen Kammer wo noch eine grosse Zahl weiterer Gebeine lagert Etwa dreissig Ursulabusten sind im Besitz des Museums Schnutgen zwei davon als Dauerleihgabe im Kolnischen Stadtmuseum Einzelne Busten sind bis heute in ganz Europa zu finden Literatur BearbeitenOskar Karpa Kolnische Reliquienbusten der gotischen Zeit aus dem Ursulakreis Schriftenreihe Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Heimatschutz Jahrgang 27 Heft 1 Dusseldorf 1934 Joseph Solzbacher Veronika Hopmann Die Legende der heiligen Ursula Koln 1964 Die Hl Ursula und ihre Elftausend Jungfrauen Ausstellungskatalog Wallraf Richartz Museum 6 Juli bis 3 September 1978 Koln 1978 Einzelnachweise Bearbeiten a b Hiltrud Westermann Angerhausen Dagmar Taube Das Mittelalter in 111 Meisterwerken aus dem Museum Schnutgen Koln Koln 2003 S 85 Karpa Kolnische Reliquienbusten aus dem Ursulakreis S 22 sehr kleine Busten sind damit zu erklaren dass zwischenzeitlich auch Kinderskelette gefunden worden waren fur die sich eine Nutzung als Reliquie ergeben hatte a b Hopmann Die Geschichte der Ursula Verehrung in Die Legende der Heiligen Ursula S 70fWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ursulabusten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bildergalerie Reliquienbusten auf heilige ursula de nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 5 56 min 2 15 MB Text der gesprochenen VersionMehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ursulabuste amp oldid 204539268