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Das Umspannwerk Humboldt ist ein Baudenkmal im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg Es wurde von 1924 bis 1926 von den Architekten Hans Heinrich Muller und Felix Thumen fur die Berliner Stadtische Elektrizitatswerke Aktiengesellschaft BEWAG erbaut Bis 1993 blieb es in Betrieb Das Gebaude zahlt zu den architekturhistorisch bedeutenden Zeugnissen der Berliner Industriegeschichte Es befindet sich im Gleimviertel an der Kreuzung Kopenhagener Strasse Sonnenburger Strasse und wird heute als Geschaftshaus genutzt Umspannwerk HumboldtUmspannwerk Humboldt Ansicht von Sudosten 2019 DatenOrt BerlinAnschrift Kopenhagener Strasse Sonnenburger StrasseArchitekt Hans Heinrich MullerBauherr BewagBaustil KlinkerexpressionismusBaujahr 1924 1926Koordinaten 52 32 55 N 13 24 24 6 O 52 548606 13 406829 Koordinaten 52 32 55 N 13 24 24 6 O Inhaltsverzeichnis 1 Errichtung und Funktion 2 Architektur 2 1 Gebaudeteile 2 2 Bauschmuck und Gestaltung 3 Nachnutzung 4 Literarische Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 NachweiseErrichtung und Funktion BearbeitenDie Errichtung des Umspannwerks Humboldt erfolgte im Zuge des flachendeckenden Ausbaus der offentlichen Elektrizitatsversorgung Berlins in den 1920er Jahren Im Jahr 1925 verfugten nur etwa 25 der Privathaushalte der Stadt uber elektrischen Strom 1 obwohl die Elektropolis Berlin seinerzeit ein fuhrendes Zentrum der elektrotechnischen Industrie war Nachdem die BEWAG 1923 den Auftrag zum Ausbau des Versorgungsnetzes erhalten hatte wurde ein Bauprogramm zur Errichtung von Schaltstationen und Umspannwerken im Stadtgebiet umgesetzt Das Umspannwerk Humboldt wurde als Teil eines Netzwerks von seinerzeit 18 Umspannwerken errichtet Es gehort als freistehender Bau zu den grossten dieser Anlagen Zusatzlich entstanden mit dem Kraftwerk Klingenberg AEG und dem Kraftwerk West Siemens auch zwei Grosskraftwerke von denen die Umspannwerke Strom bezogen 2 Aufgabe der Umspannwerke spater haufig Abspannwerke war es den 30 kV Drehstrom der stadtischen Kraftwerke zu 6 kV abzuspannen mit denen dann industrielle Abnehmer die U Bahn und Strassenbahn sowie uber weitere Zwischenstationen Haushalte Kleingewerbe und Strassenbeleuchtung versorgt wurden 3 Das Abspannen erfolgte durch Transformatoren die durch Ol und Luft gekuhlt wurden Architektur BearbeitenGebaudeteile Bearbeiten nbsp Blick von der Kopenhagener Strasse auf den InnenhofIn architektonischer Hinsicht sticht das Umspannwerk aus der umliegenden Bebauung deutlich heraus obwohl sich der Gebaudekomplex am Gefuge der Blockrandbebauung des Viertels orientiert Die Anlage besteht im Wesentlichen aus vier um einen Hof angelegten fast symmetrischen Flugeln wahrend sich vom Strassenniveau mehr der Eindruck eines verschachtelten Ensembles ergibt Die Gebaude sind in Stahlskelettbauweise ausgefuhrt 4 mit Mauerwerk ausgefacht und rotem Klinker verkleidet In Materialien Formen und Volumina machen die Werksbauten deutliche Anleihen an Burganlagen oder Kirchenbauten der Backsteingotik Auf der Nordseite langs der Kopenhagener Strasse befindet sich die Phasenschieberhalle die zur Ost und Westseite je einen Kopfbau aufweist Beide sind um zwei Stockwerke erhoht und waren fur Verwaltungsraume vorgesehen Im ostlichen der Kopfbauten waren zudem die Kondensatoren untergebracht rechts neben dem Haupteingang des Umspannwerks zur Sonnenburger Strasse verraten hohe Holztore ihre einstmalige Position Der westliche Kopfbau beherbergte neben Buros auch Werkswohnungen Die Sudseite des Werks zum heutigen Spielplatz hin wird von der parallel liegenden deutlich hoheren Schalterhalle dominiert Sie ahnelt in ihrer baulichen Struktur einer Basilika mit Seitenschiff Querhaus und zuruckspringendem Mittelschiff Dieser Ruckgriff auf historische Bauformen kaschiert die funktionale Ordnung im Inneren der Halle wo der Hohenunterschied die zweistockige 30 kV und die dreistockige 6 kV Ebene der Anlage markiert 4 Ebenerdig befinden sich auf beiden Seiten der Schalterhalle lange ursprunglich offenstehende Kammerreihen fur die Olschalter Die Verbindung beider Hallen wird durch zwei hochliegende Ubergange zur Ost und Westseite gewahrleistet die jeweils an den beiden Treppen Aufzugsturmen der Schalterhalle ansetzen und die Traufhohe der beiden nordlichen Kopfbauten haben Die spitzbogigen Durchgange erschliessen reprasentativ den schmalen Innenhof in dem sich mittig das ovale Wartegebaude befindet Die Warte ist ihrerseits durch zwei Brucken mit den beiden Hallen verbunden durch ein anliegendes Treppenturmchen erschlossen Sie verfugt uber ein Glasdach und kleine halbrunde Austritte Bauschmuck und Gestaltung Bearbeiten Das Umspannwerk mutet in der Fassadengliederung uberaus schlicht an Ornamentierung fusst grundsatzlich auf der Formgestalt und den Massen des Klinkersteins kommt aber nur sparlich fur Gesimse fur die Unterteilung der Fensterbahnen oder fur Horizontalbogen bei den tief und ohne Gesimse eingeschnittenen Fensteroffnungen oder Turen zum Einsatz Auffalliges Gestaltungselement ist das vorkragende Kranzgesims das im Zahnschnitt ausgefuhrt ist Die sehr schmalen ein bis dreibahnigen Fenster setzten deutlich vertikale Akzente im Fall der Turme und Querhauses vermessen sie fast die gesamte Gebaudehohe und lassen gotische Fensterbahnen assoziieren Der Zaun zur Sonnenburger Strasse der wie einige Gelander des Werks aus schmalem Rundstahl gefertigt ist wirkt am Gebaude sehr filigran und verzichtet auf jedes Ornament Hans Heinrich Muller errichtete in seiner Funktion als Chefarchitekt der BEWAG noch zahlreiche weitere Stromverteilungsbauten im Stadtgebiet Auf dem nahen Arnimplatz ist beispielsweise eine Netzstation zur weiteren Verteilung des Stroms erhalten In enger Beziehung zum Umspannwerk Humboldt stehen insbesondere die zeitgleich errichteten Umspannwerke Kottbusser Ufer heute Paul Lincke Ufer und Wilhelmsruh In strukturellem Aufbau und der architektonischen Gestaltung ahneln sich die Anlagen stark 5 Vergleicht man aber das Umspannwerk Humboldt mit den Bauten Hans Hertleins etwa dem Wernerwerk Hochbau oder dem Umspannwerk Steglitz von Egon Eiermann relativiert sich dessen bisweilen moderne Wirkung Die hochst individuelle Orientierung Mullers an sowohl historizistisch reprasentativen funktionalen und expressionistischen Gestaltungsprinzipien steht der Architektur der Neuen Sachlichkeit letztlich noch fremd gegenuber Nachnutzung BearbeitenNach der Stilllegung der Anlage 1993 folgten verschiedene Phasen der Nachnutzung Die BEWAG nutzte die Verwaltungsraume des Werks noch fur einige Jahre Die Phasenschieberhalle wurde von 2000 bis 2004 als Dependance des Vitra Design Museums fur Wechselausstellungen genutzt 5 Im Jahr 2007 verkaufte der BEWAG Nachfolgerin Vattenfall das Gebaude fur 5 Mio Euro an den kanadischen Investor Tippin Corporation der es umbaute und an einen Online Versandhandel vermietete Ende 2014 wurde es abermals fur nunmehr 22 Mio Euro an den irischen Investor Signature Capital verkauft 6 Schon 2016 erfolgte der Weiterverkauf an den britischen Investor Avignon Capital 7 fur 43 Mio Euro 8 Derzeit werden die Innenraume des Umspannwerk Humboldt weiter umgebaut und gehoren jetzt der Reisefuhrer Firma GetYourGuide 9 Literarische Rezeption BearbeitenDurch seine Lage im Prenzlauer Berg hat das Umspannwerk Eingang in die Literatur gefunden In einer Kurzgeschichte von Durs Grunbein einem literarischen Bericht vom Abend des Mauerfalls lasst der Autor seinen Protagonisten aus dem Fenster seiner Wohnung uber das Werk hinweg in Richtung Westberlin gucken Er beschreibt in diesem Zuge die charakteristischen Betriebsgerausche der grossen Transformatorenhalle die nachts wie ein Bienenstock summte 10 Literatur BearbeitenThorsten Dame Hrsg Elektropolis Berlin Architektur und Denkmalfuhrer Petersberg Michael Imhof 2014 S 258 259 Peter Guttler und Hilmar Barthel Anlagen und Bauten der Elektrizitatsverteilung In Architekten und Ingenieurverein zu Berlin Hrsg Berlin und seine Bauten Teil X Bd A 2 Petersberg Michael Imhof Verl 2006 S 251 294 Paul Kahlfeldt Logik der Form Die Berliner Backsteinbauten von Hans Heinrich Muller Berlin Jovis 2004 Paul Kahlfeldt Hans Heinrich Muller 1879 1951 Berliner Industriebauten Birkhauser Verlag Basel Berlin Boston 1992 S 46 49 Hans Heinrich Muller Berliner Industriebauten Die Baugilde 20 1938 7 S 205 212 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Umspannwerk Humboldt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Umspannwerk Humboldt In archINFORM Eintrag in der Denkmaldatenbank Landesdenkmalamt Berlin Fotografien der Warte auf VimudeapNachweise Bearbeiten Stadt unter Strom Elektrizitat und Elektrifizierung In Berliner Zentrum Industriekultur bzi Abgerufen am 17 Marz 2019 Ines Oberhollenzer Offentliche Elektrizitatsversorgung In Thorsten Dame Hrsg Elektropolis Berlin Architektur und Denkmalfuhrer Landesdenkmalamt Berlin Michael Imhof Verlag Berlin 2014 S 213 Paul Kahlfeldt Hans Heinrich Muller 1879 1951 Berliner Industriebauten Birkhauser Verlag Basel Berlin Boston 1992 S 46 49 a b Peter Guttler und Hilmar Barthel Anlagen und Bauten der Elektrizitatsverteilung In Architekten und Ingenieurverein zu Berlin Hrsg Berlin und seine Bauten Teil X Bd A 2 Michael Imhof Verlag Petersberg 2006 S 261 a b Thorsten Dame Umspannwerk Humboldt In Thorsten Dame Hrsg Elektropolis Berlin Architektur und Denkmalfuhrer Michael Imhof Landesdenkmalamt Berlin Petersberg 2014 S 259 Pressemitteilung der BNP Paribas Abgerufen am 19 September 2019 Charles Kingston Avignon Capital adds to Berlin tech cluster assets 12 August 2016 abgerufen am 19 September 2019 englisch Avignon Capital Transaction Report 2016 17 Abgerufen am 19 September 2019 englisch Impressum In getyourguide de Abgerufen am 14 Oktober 2022 Durs Grunbein Der Weg nach Bornholm In Renatus Deckert Hrsg Die Nacht in der die Mauer fiel Schriftsteller erzahlen vom 9 November 1989 Suhrkamp Frankfurt Main 2009 S 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Umspannwerk Humboldt amp oldid 227025649