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Im Zweiten Weltkrieg griffen am 27 Februar 1945 amerikanische Tiefflieger einen Marschkonvoi alliierter Kriegsgefangener auf der Reichsautobahn westlich von Weimar an Dabei kamen 117 sowjetische franzosische britische und belgische Kriegsgefangene ums Leben Sie wurden in Obergrunstedt beigesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf des Geschehens 1 1 Der Angriff 1 2 Beisetzung und Gedenken 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksAblauf des Geschehens BearbeitenDer Angriff Bearbeiten nbsp US Jagdbomber Lightning Blitz nbsp US Jagdbomber Northrop P 61 Black Widow Schwarze WitweAm 27 Februar 1945 mittags um 12 30 Uhr wurde in Weimar Fliegeralarm ausgelost Um 14 50 Uhr erfolgte die Entwarnung Amerikanische Kampfflugzeuge warfen 5 Sprengbomben und 500 Stabbrandbomben auf Weimar Parallel dazu erfolgten Tieffliegerangriffe auf Bahnhofe im Landkreis Weimar und auf den Fliegerhorst Nohra Eine Staffel von drei Jagdbombern entdeckte dabei auf der Reichsautobahn zwischen den Anschlussstellen Gelmeroda und Nohra zwei Marschsaulen die in Richtung Erfurt unterwegs waren Die Piloten griffen diese mit ihren Bordwaffen im Tiefflug an 1 Es handelte sich nach Augenzeugenberichten um Flugzeuge mit doppelten Leitwerkstragern Danach kommen die einsitzige zweimotorige Lightning Blitz Gabelschwanzteufel oder die dreisitzige zweimotorige Black Widow Schwarze Witwe infrage Beiden Typen wurde enorme Feuerkraft bescheinigt sie waren mit Bordkanonen Maschinengewehren Raketen und oder Bomben bewaffnet Nach Augenzeugenbericht flogen die Maschinen so tief dass man die Gesichter der Besatzungen sehen konnte 2 Einem Teil der Kriegsgefangenen gelang die Flucht in ein benachbartes Kiefernwaldchen 117 118 starben vor Ort oder erlagen spater ihren Verletzungen Es handelte sich um 67 Russen sowjetische Gefangene 32 Franzosen 13 Briten und 5 Belgier 3 50 175 Kriegsgefangene wurden zum Teil schwer verwundet Auch zwei deutsche Soldaten die den Transport begleiteten starben und vier wurden verwundet 1 Den Dorfbewohnern bot sich auf und neben der Autobahn ein furchtbares Bild mit den Toten und vielen Schwerverletzten Die Verwundeten wurden vor Ort und in benachbarten medizinischen Einrichtungen versorgt Die Einwohner von Obergrunstedt fanden viele Hulsen von grosskalibriger Bordmunition Falls die Beobachtung mit den doppelten Leitwerkstragern nicht zutreffen sollte konnte es sich bei den angreifenden Maschinen am ehesten um Langstreckenjagdbomber der Typen Mustang oder Thunderbolt gehandelt haben 690 dieser Maschinen mit grosser Reichweite begleiteten in Mitteldeutschland am 27 Februar 1945 uber 1 000 schwere US Bomber die Leipzig Halle und Bitterfeld als Ziele hatten 4 Beisetzung und Gedenken Bearbeiten nbsp Kriegsgefangenengrab in Obergrunstedt 101 von 117 Opfer eines US Tieffliegerangriffs am 27 Februar 1945 nbsp Kriegsgefangenengrab in Obergrunstedt 1945Bauern und Landarbeiter fuhren die toten Kriegsgefangenen mit Fuhrwerken in das benachbarte Dorf Obergrunstedt auf den Ganseplatz Dort direkt unterhalb des Friedhofs wurden sie bestattet Das Beerdigungskommando wohl aus Kriegsgefangenen des gleichen Konvois bestehend hatte drei Wochen lang zu tun es war im Gemeindesaal untergebracht Fur jede Nation wurde zum Abschluss ein grosses Holzkreuz uber den Gemeinschaftsgrabern errichtet Die vier Kreuze standen in einer Reihe Auf je einer Baumscheibe wurden Nationalitat und Anzahl der Gefallenen vermerkt Die amerikanische Besatzungsmacht liess im April 1945 durch zwangsrekrutierte deutsche Manner die Massengraber offnen Im Juni 1951 wurden 16 Gefallene 13 Briten und irrtumlich drei Belgier durch ein Erfurter Bestattungsinstitut exhumiert Ihre sterblichen Uberreste wurden nach West Berlin zum britischen Soldatenfriedhof Heerstrasse uberfuhrt Auf Fotos von 1951 die nach der Exhumierung der Briten und Neugestaltung der Anlage angefertigt wurden erkennt man drei Holzkreuze Eines trug eine Inschrift Am 27 2 45 durch Fliegerangriff sind 32 Franzosische und 5 Belgische KGF gestorben KGF steht fur Kriegsgefangene Zum 20 Jahrestags des Ereignisses wurde 1965 ein Denkmal in Form einer Mauer uber den Grabern errichtet Eine Tafel trug fur die 101 hier verbliebenen Opfer die Inschrift in Grossbuchstaben Hier ruhen 67 sowjetische Soldaten 32 franzosische Soldaten 2 belgische Soldaten Sie gaben ihr Leben im Kampf fur die Befreiung vom Faschismus Den Toten zur Ehre den Lebenden zur Mahnung Die Einweihungsfeier wurde auch von Salutschussen sowjetischer Soldaten begleitet Zur DDR Zeit wurden jahrlich durch Partei und Staat auch unter Aufmarsch Junger Pioniere Gedenkfeiern veranstaltet Nach der Wende 1990 geriet die Grabstatte in Vergessenheit sie wucherte zu und die Inschrift war kaum noch lesbar Der Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge in Thuringen der bis dahin das Massengrab nicht in seiner Liste von 571 Kriegsgraberstatten verzeichnet hatte wurde durch Heimatfreunde aus Obergrunstedt und Nohra auf die Grabanlage aufmerksam gemacht Mit einem freiwilligen Einsatz von Ortsbewohnern Jugendlichen und Mitarbeitern des Volksbundes wurde 2017 durch Beseitigung von Wildwuchs das Denkmal wieder zuganglich gemacht Eine grundhafte Sanierung ist vom Volksbund vorgesehen 3 Probegrabungen in der unmittelbaren Nahe des Denkmals und Untersuchungen mit Georadar fuhrten im Juni 2020 zu keinem Ergebnis Es soll weiter in Richtung Gansewiese gesucht werden Bis zum Auffinden des Massengrabs ist die Errichtung der geplanten neuen Gedenkstatte verschoben worden 5 Es gibt keine Hinweistafeln im Ort oder auf dem Friedhof auf die benachbarte Kriegsgraberstatte Auch fehlt eine richtigstellende Schilderung am Grab uber den tatsachlichen Vorgang der Totung der 117 Kriegsgefangenen Die Mitteilung in einem Standardwerk 2003 dass die Kriegsgefangenen bei einem Bombenangriff auf den Fliegerhorst Nohra am 12 Februar 1945 ums Leben kamen trifft weder fur die Angriffsart noch fur den Ort oder das Datum zu 6 Literatur BearbeitenRoger A Freeman Mighty Eighth War Diary JANE S London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 0038 0 Sibylle Gobel Dem Vergessen entrissen Grabstatte fur 101 getotete Kriegsgefangene in Obergrunstedt wird saniert Arbeitseinsatz von Jugendlichen Thuringische Landeszeitung 12 Juni 2017 Sibylle Gobel Suche nach einem Massengrab In Obergrunstedt bei Weimar soll eine neue Gedenkstatte fur 101 getotete Kriegsgefangene entstehen Thuringische Landeszeitung 24 Juni 2020 Jens Riederer Text Gunter Beyer Fotos Bilder der Zerstorung Weimar 1945 Katalog zur Sonderausstellung im Stadtmuseum Weimar vom 8 Mai 13 September 2015 Hrsg Stadtmuseum Weimar ISBN 978 3 910053 57 1 S 63 Walter Steiner Renate Ragwitz Frank Funke Anke Bickel Weimar 1945 Ein historisches Protokoll Hrsg Stadtmuseum Weimar Weimar 1997 ISBN 3 910053 29 7 S 10 Einzelnachweise Bearbeiten a b Bilder der Zerstorung Weimar 2015 S 63 meinanzeiger 24 Februar 2016 a b Sibylle Gobel Dem Vergessen entrissen Thuringische Landeszeitung 12 Juni 2017 Roger A Freeman Mighty Eighth War Diary JANE S London New York Sydney 1981 S 450 451 Sibylle Gobel Suche nach einem Massengrab Thuringische Landeszeitung 24 Juni 2020 Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Statten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 1945 Thuringen Hrsg Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 1945 VAS Verlag fur Akademische Schriften Frankfurt M 2003 ISBN 3 88864 343 0 S 366Weblinks Bearbeiten Wir zitterten vor Angst Thomas Graser Totbringende Tiefflieger uber Obergrunstedt bei Weimar Vergangenheitsbewaltigung Fast vergessener Gedenkort meinAnzeiger de Burger Community fur Weimar 24 Februar 2016 Sibylle Gobel Dem Vergessen entrissen Grabstatte fur getotete Kriegsgefangene wird saniert TLZ 12 Juni 2017 Michael Grubner Dramatischer Irrtum auf der Autobahn TA 26 Februar 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title US Tieffliegerangriff bei Weimar 27 Februar 1945 amp oldid 230629818