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Als Turmmotor oder Motorturm wird vorwiegend bei Niederflur Omnibussen umgangssprachlich ein Baukonzept bezeichnet bei dem der Dieselmotor zusammen mit weiteren Antriebskomponenten und Nebenaggregaten wie Kuhler etc in einer separaten Kabine des Fahrgast Innenraums seitlich stehend angeordnet ist Motorturm und stufenloser Einstieg im Fahrzeugheck eines Mercedes Benz Citaro C2Citaro mit Turmmotor in der Heckansicht der Kuhler ist oberhalb der Motorklappe angeordnetIn der Regel befindet sich diese Motorkabine bei Solo und Schubgelenkbussen in Fahrtrichtung gesehen in der linken Ecke des Fahrzeughecks Hersteller wie Van Hool bauen bei ihren Gelenkbussen auch dem Doppelgelenkbus VanHool AGG 300 wegen des im Vorderwagen liegenden Antriebs auch den Motor entsprechend links hinter der Vorderachse ein Die Kuhlanlage befindet sich bei diesem Fahrzeug auf dem Dach dadurch fallt die dort in der Wagenmitte linksseitig angeordnete Motorkabine weniger voluminos aus und nimmt oberhalb der Fensterunterkante erheblich weniger Raum in Anspruch da die Verkleidung nur noch Kuhlwasserkreislauf und Abgasfuhrung aufnehmen muss Anders als bei Unterflurmotoren ist es bei einem Turmmotor moglich Niederflurbusse mit stufenlosem Einstieg hinter der angetriebenen Hinterachse auszufuhren und dabei auf hohe Podeste oder steile Rampen im Fahrgastraum zu verzichten Ferner ist das Fahrzeug durch die leichtere Zuganglichkeit und Konzentration der Antriebskomponenten gegenuber einem konventionellen Niederflurbus wartungsfreundlicher Lediglich der Kardantunnel hinter der Achsaufhangung muss noch durch eine Podestkonstruktion uberbaut werden Der ubrige Boden kann zum grossten Teil abgesenkt werden Ein weiterer Vorteil dieser Motorposition ist der hoher eingebaute Kuhler der auf Fensterhohe deutlich besser vor dem Staub und Schmutz geschutzt ist den besonders die Hinterachse aufwirbelt Dadurch ist die Kuhlanlage weniger pflegeaufwendig die Gefahr des Heisslaufens durch einen verschmutzten Kuhler besteht hier kaum Der Motorblock ist stehend angeordnet damit kann auf die in hoheren Stuckzahlen produzierten Serienmotoren aus der LKW und Aggregatefertigung zuruckgegriffen werden die keine am Zylinderblock anliegende Olwanne benotigen Stehende Motoren haben ausserdem einen etwas geringeren Verschleiss da sich samtliche Bewegungsteile wie Kolbenringe und Dichtungen im Zylindergehause gleichmassiger abnutzen Nachteile der Turmmotorbusse gegenuber Niederflurbussen mit Unterflurmotor sind ein Verzicht auf drei Sitzplatze und eine hohere Gerausch sowie auch Warmeentwicklung im Fahrzeuginneren Durch die Konzentration samtlicher Aggregate auf eine Seite wird das Fahrzeug dort starker belastet was durch die Luftfederung des Fahrzeugs wieder ausgeglichen werden muss Der Reifen und Bremsbelagverschleiss ist auf der Motorseite hoher Auch hat die einseitige Gewichtsbelastung nachteilige Auswirkungen auf das Fahrverhalten gegenuber Omnibussen mit mittiger Motoranordnung 1 Diese Phanomene treten auch bei Niederflurbussen mit Unterflurmotor auf da der Antriebsblock dort ebenfalls auf der linken Seite liegt Obwohl der Hersteller Auwarter Neoplan schon Mitte der 1980er Jahre einen Vorserien Omnibus mit einem solchen Turmmotor vorstellte siehe untere Abbildung gelangte diese Bauweise erst in den 2010er Jahren zur Serienreife da die Verkehrsbetriebe zunehmend unter erhohten Kostendruck geraten und gezwungen sind bei Neubeschaffungen und der Unterhaltung von Fahrzeugen zu sparen Niederflurbusse mit Unterflurmotor sind konstruktiv und in der Wartung aufwandiger Aufgegriffen wurde dieses Konzept erst knapp zwanzig Jahre spater durch auslandische Bushersteller wie Solaris Scania Van Hool und Volvo Spater nahmen auch die deutschen Hersteller EvoBus mit den Omnibusmarken von Mercedes Benz und Setra sowie MAN dieses Konzept auf Einige Hersteller montieren bei ihren Omnibussen den kompletten Antriebsblock bestehend aus Motor Kuhleranlage Nebenaggregaten und Getriebe auf einen so genannten Cradle engl fur Wiege aber auch Lagerstuhl Der Vorteil dieser Aufhangung besteht darin den Antriebsblock in recht kurzer Zeit ausbauen oder tauschen zu konnen so dass Werkstattaufenthalte erheblich verkurzt werden Turmmotor Gehause eines Neoplan Vorserienmodells von 1986 links hinten im HeckEine Ableitung des seitlich angeordneten Turmmotors war der quer zur Fahrtrichtung stehende Motorblock im Heck wie dieser in Deutschland serienmassig nur beim Kassbohrer Setra S 300 NC realisiert wurde und sich in Deutschland bis zuletzt nicht durchsetzen konnte Hier entfiel die letzte Rucksitzbank zugunsten des Motorgehauses Franzosische und italienische Hersteller wie Renault Heuliez und Iveco die ihre Bussparte unter der Marke Irisbus seit 2013 Iveco Bus zusammenlegten bauten in ihren Niederflur Linienwagen die Motoren vorwiegend quer zur Fahrtrichtung stehend ein Ein anfanglich konstruktives Manko dieser Bauweise war dass die Antriebswelle quer zum Getriebe abgeflanscht werden musste und diese Belastungen im Alltagseinsatz anfangs unterschatzt worden sind was zu erhohten Schaden vor allem an den Winkelgetrieben fuhrte Neben der Turmbauweise setzen sich aus Kosten und Wartungsgrunden in den vergangenen Jahren vermehrt auch sogenannte Low Entry Busse durch die nur teilweise niederflurig gebaut sind Bei Oberleitungsbussen sind Turmmotoren hingegen selten in der Regel lasst sich der weniger voluminose elektrische Antrieb problemlos unterflur einbauen da die erheblich kleineren Hilfsmotoren auch nur einen Generator antreiben der im Gegensatz zu einem Antriebsstrang aus Getriebe Kardanwelle und Antriebsachse im Fahrzeug relativ frei platziert werden kann Gleiches gilt auch fur Hybridbusse deren Verbrennungsmotoren kleiner gebaut sind und dadurch auch mit kleineren Motorkasten im Fahrgastraum auskommen Schaltausrustung mogliche Gastanks und Stromspeicher sind bei diesen Fahrzeugen meist auf dem Fahrzeugdach untergebracht so dass ohnehin schon ganz andere Anforderungen an die Konstruktion gestellt werden Weblinks BearbeitenVAG Nurnberg testet Lions City Hybrid schematischer Aufbau des Antriebssystems abgerufen am 14 Januar 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Zeitschrift Verkehr Technik ESV Verlag ISSN 0340 4536 Ausg 3 2011 S 46 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Turmmotor amp oldid 228902209