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Als Trenchard Doktrin wird eine Doktrin der Royal Air Force RAF bezeichnet nach der die Zerstorung der gegnerischen Rustungsindustrie einschliesslich der Transportwege zur Front mit Fernbombern der direkten Feldschlacht mit den gegnerischen Streitkraften vorzuziehen sei Die Doktrin ist nach Hugh Trenchard benannt der die RAF von 1919 bis 1929 kommandierte und wurde ab Ende des Ersten Weltkriegs entwickelt Zur Anwendung kam sie in abgewandelter Form mit der britischen Area Bombing Directive und dem Flachenbombardement deutscher Stadte und Industriegebiete im Zweiten Weltkrieg Aufgrund der Trenchard Luftkriegsdoktrin wurde in Grossbritannien bereits seit Anfang der 1930er Jahre an der Entwicklung und dem Aufbau einer Flotte schwerer Bomber mit grosser Reichweite gearbeitet Die schnelle Einsatzfahigkeit der schweren Bomber Bristol Blenheim Vickers Wellington usw schon vor Beginn des Zweiten Weltkrieges beruhte auf den weitreichenden Planungen Anfang der 1930er Jahre 1 Der Trenchard Doktrin folgend wurde neben dem Aufbau der Bombentransportkapazitat auch an der Hauptwaffe des Bombenkrieges dem Elektron Thermitstab gearbeitet Im Oktober des Jahres 1936 erging ein erster Produktionsauftrag des britischen Verteidigungsministeriums uber die Produktion von 4 5 Millionen Stabbrandbomben bei Kriegsbeginn waren bereits mehr als 5 Millionen Stuck verfugbar an das britische Unternehmen Imperial Chemical Industries ICI 2 Geschichte und Wandel der RAF Doktrin BearbeitenAls Ursprung der britischen Idee eines strategischen Luftangriffs auf die Nervenzentren des Gegners gilt die Bombardierung Englands durch die deutschen Luftstreitkrafte im Ersten Weltkrieg erst ab 1915 mit Zeppelinen dann ab 1917 mit Gotha Bombern Die RAF selbst damals noch Royal Flying Corps hatte hingegen keine nennenswerten Erfahrungen mit Fernbombern vorzuweisen Nach Kriegsende kam es in der politischen und militarischen Fuhrung Grossbritanniens inmitten von drastischen Sparbestrebungen zu einem langwierigen institutionellen Kampf um Ressourcen und Selbstandigkeit 3 Unter dem Eindruck der erfolgreichen alliierten Offensiven von 1918 und des endlich gewonnenen Krieges stieg das Prestige der Army wieder das von 1915 bis Fruhjahr 1918 unter dem ebenso verlustreichen wie erfolglosen Anrennen gegen den im Stellungskrieg verschanzten Gegner gelitten hatte Dennoch galt der Ansatz eines grossen Feldheeres das in Materialschlachten bis hin zum Ermudungskrieg das Feldheer des Gegners bezwingt als eine fur die Zukunft untaugliche Strategie Entsprechend fiel die Entscheidung gegen ein grosses stehendes Heer und fur ein kleines Expeditionskorps das koloniale Aufgaben erhalten sollte Bei naherer Betrachtung der wirtschaftlichen Situation im besiegten Deutschland wurde offenbar welche verheerende Wirkung die Blockade durch die Royal Navy gehabt hatte Zudem stand die Rolle der Navy als primus inter pares der britischen Teilstreitkrafte nie in Frage Somit drohte der RAF die Ruckstufung auf eine taktische Rolle und eine erneute Trennung in einen die Army unterstutzendes Royal Flying Corps und einen die Navy unterstutzende Royal Naval Air Service Den Verfechtern einer unabhangigen Luftstreitmacht war daher an einer eigenen strategischen Rolle der RAF mehr als gelegen Das Ziel eines Krieges besteht nach Clausewitz darin dem Gegner den eigenen Willen aufzuzwingen Dieses Ziel konne man nach Ansicht der RAF Vordenker am Ausgang des Ersten Weltkriegs auf zwei Arten erreichen durch Zerstorung der Fahigkeit des Gegners Widerstand zu leisten oder durch die Zerstorung seines Willens zum Widerstand Das Heer war dazu verdammt sich auf die Zerstorung der Kampffahigkeit des Gegners zu konzentrieren was nur durch die Feldschlacht gegen dessen Heer erreichbar ware Die Luftwaffe konne und solle hingegen den Willen des Gegners brechen Trenchard glaubte fest daran dass der massenhafte Einsatz von Bombern gegen das Hinterland des Feindes dieses Ziel erreichen werde 4 Durch spatere Zuspitzungen der RAF Doktrin wird der Unterschied zwischen unmittelbarer Nachkriegsdoktrin der RAF einerseits und den einflussreichen Veroffentlichungen der Luftkriegs Vordenker Giulio Douhet Dominio dell Aria 1921 und Billy Mitchell Versenkungen von Marineeinheiten zu Demonstrationszwecken 1921 andererseits verwischt Douhet und Mitchell sahen Kriege voraus in denen die eigenen Landstreitkrafte nur noch das Territorium des von den Luftstreitkraften bereits besiegten Gegners besetzen mussten mopping up operations Die Seestreitkrafte wurden nur noch schwimmende Luftkriegsbasen stellen Die Sicht der RAF Fuhrung von 1928 war eine andere Sie sah die strategische Blockade strategic interdiction als Hauptaufgabe der RAF als Erganzung der Seeblockade durch die Navy die zusammen kriegsentscheidend sein wurden Der genaue Inhalt eines morale bombing wurde dabei nicht naher definiert 5 Die Trenchard Doktrin wird vielerorts auf 1928 datiert 6 doch stellt dieses Jahr nur einen besser publizierten Zeitpunkt in der kontinuierlichen Entwicklung der RAF Doktrin zwischen den Weltkriegen dar In dieses Jahr fallen drei Dokumente Trenchard verfasste im Mai 1928 ein Memorandum mit dem Titel The War Object of an Air Force 7 an das Chief of Staff Subcommittee im Juli 1928 wurde das RAF War Manual of 1928 verabschiedet und im Oktober 1928 hielt Trenchard eine Rede vor dem Imperial Defence College 8 Literatur BearbeitenPhillip S Meilinger Trenchard and Morale Bombing The Evolution of Royal Air Force Doctrine Before World War II In Journal of Military History Jg 60 Nr 2 April 1996 S 243 270 JSTOR 2944407 Phillip S Meilinger The Historiography of Airpower Theory and Doctrine In Journal of Military History Jg 64 Nr 2 April 2000 S 467 501 JSTOR 120248 Malcolm Smith A Matter of Faith British Strategic Air Doctrine before 1939 In Journal of Contemporary History Jg 15 Nr 3 Juli 1980 S 423 442 JSTOR 260412 Malcolm Smith British Air Strategy between the Wars Clarendon Oxford 1984 ISBN 0 19 822767 1 Scot Robertson The Development of RAF Strategic Bombing Doctrine 1919 1939 Praeger Westport CT 1995 ISBN 0 275 94997 4 Einzelnachweise Bearbeiten Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 Propylaen Munchen 2002 ISBN 3 549 07165 5 S 29 Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 Propylaen Munchen 2002 ISBN 3 549 07165 5 S 28 Meilinger Trenchard and Morale Bombing In J of Military History Jg 60 Nr 2 April 1996 S 246 247 Meilinger Trenchard and Morale Bombing In J of Military History Jg 60 Nr 2 April 1996 S 243 244 Smith A Matter of Faith In J of Contemporary History Jg 15 Nr 3 Juli 1980 S 429 430 Zum Beispiel Jana Flemming Der Bombenkrieg im Meinungsbild der britischen Offentlichkeit 1940 1944 In Bernd Heidenreich Sonke Neitzel Hrsg Der Bombenkrieg und seine Opfer Memento des Originals vom 19 Juli 2011 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hlz tu darmstadt de PDF 786 kB HLZ Wiesbaden 2004 ISBN 3 927127 56 6 S 19 Volltext des Trenchard Memorandum on The War Object of an Air Force May 1928 In Jeremy Thin The Pre History of Royal Air Force Area Bombing 1917 1942 University of Canterbury Christ Church NZ 2008 Permalink Appendix 6 S 141 144 M A History thesis Tami Davis Biddle Rhetoric and reality in air warfare the evolution of British and American ideas about strategic bombing 1914 1945 Princeton University Press Princeton NJ 2004 ISBN 0 691 12010 2 S 94 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trenchard Doktrin amp oldid 230149112