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Der Totes Meer Kanal war ein vorgeschlagenes Projekt zur Errichtung eines Kanals entweder vom Mittelmeer oder vom Roten Meer zum Toten Meer Es sollte einerseits durch den inzwischen mehr als 400 Meter betragenden Hohenunterschied zwischen den Meeren zur Stromgewinnung genutzt werden und andererseits dem Absinken des Wasserpegels des Toten Meeres derzeit etwa einen Meter pro Jahr entgegenwirken Das Projekt wurde im Juni 2021 gestoppt 1 Absinken des Spiegels des Toten Meeres Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Projektstudien 2 1 Wendt und Kelm 2 2 Zweimeereskanal Friedenskanal 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Idee das Tote Meer uber Kanale mit benachbarten Meeren zu verbinden wurde erstmals in der Veroffentlichung The Dead Sea a New Route to India with other Fragments and Gleanings in the East 1855 von dem Briten William Allen erwahnt Allen ein Offizier der Royal Navy verstand seinen Vorschlag als alternativen Verkehrsweg zum Sueskanal Der Aspekt der Energiegewinnung unter Ausnutzung der Hohendifferenz zwischen dem Mittelmeer und dem Toten Meer damals noch unter 400 Meter fand 1899 Erwahnung durch den Schweizer Ingenieur Max Bourcart 2 Diese Idee wurde 1902 von Theodor Herzl in seinem utopischen Roman Altneuland dankbar aufgegriffen Sie wurde wahrend der 1970er und 1980er Jahre als Stromerzeugungsmoglichkeit wiederbelebt vor allem in einer Projektstudie von Wendt und Kelm siehe unten aus dem Jahr 1975 Es wurden verschiedene Trassen vorgeschlagen eine davon fuhrte vom Mittelmeer uber den Gazastreifen zum Toten Meer Jedoch wurde die Idee zu diesem Zeitpunkt wegen finanzieller Bedenken nicht verwirklicht In den 1990er Jahren wurde die Idee erneut aufgegriffen Zusatzlich zur Trasse uber den Gazastreifen wurden zwei weitere Alternativen erwogen namlich eine vom Roten Meer und eine vom Mittelmeer uber den Norden Israels Die Route vom Roten Meer wurde dann als die preiswerteste angesehen Dieser Kanal ware ca 300 km lang geworden und hatte umgerechnet ca 4 Mrd Euro gekostet Projektstudien BearbeitenWendt und Kelm Bearbeiten Die Ingenieure Herbert Wendt und Wieland Kelm erstellten im Jahr 1975 zum ersten Mal eine umfassende Projektstudie die die Depression des Toten Meeres fur die Energieerzeugung beschrieb Nach eingehenden Untersuchungen einigten sich die Ingenieure auf einen Verbindungsstollen in ost westlicher Richtung der das Mittelmeer mit dem Toten Meer verbinden sollte Der Einlauf hatte nach diesem Entwurf bei Aschdod gelegen der Auslauf in einem weit nach Westen verlaufenden Taleinschnitt am Steilabfall des Toten Meeres Diese Punkte markieren die kurzeste Verbindung der Meere und liegen abseits des tektonischen Grabens Die vorgeschlagene Anlage sollte sich in einen 7 Kilometer langen Freispiegelkanal einen 65 Kilometer langen Druckstollen und ein 3 Kilometer langes Speicherbecken gliedern Am Steilabfall war ein Hochdruckseewasserkraftwerk in Kavernenbauweise vorgesehen Der Durchmesser des Druckstollens sollte acht Meter betragen und nach der Verdunstungsrate des Toten Meeres bemessen sein Freispiegelkanal und Speicherbecken sollten nach dem Prinzip der kommunizierenden Gefasse miteinander reagieren Der Plan sah vor dass im Speicherbecken automatisch so viel Seewasser aus dem Mittelmeer nachlief wie die Lastfalle des Seewasserkraftwerks es erforderten Uber den Ableitungsstollen ware der Wasserspiegel des Toten Meeres reguliert worden Nach den Uberlegungen des Jahres 1975 lage die Spitzenleistung des Kraftwerks bei 300 Megawatt Angedacht war auch dass das kunstlich gespeicherte Mittelmeerwasser bevor es in die Turbinen herabsturzt zusatzlich als Kuhlwasser Betriebswasser zum Beispiel fur ein thermisches Kraftwerk verwendet werden konnte Mit der Abwarme hatte sich eine Meerwasserentsalzungsanlage betreiben lassen Nach dem vorliegenden Grobnetzplan hatte der Druckstollenvortrieb sechs Jahre und das gesamte Projekt unter Berucksichtigung der einzelnen Planungsstufen der Konstruktion und Bauausfuhrung zwolf Jahre gedauert Es handelte sich um ein Milliardenprojekt von wirtschaftlicher technischer und okologischer Bedeutung Zweimeereskanal Friedenskanal Bearbeiten nbsp Plan des Kanals ausgehend vom Roten MeerIm Jahr 2002 wurde in Israel der Bau einer Pipeline vom Roten Meer erwogen Am 9 Mai 2005 schlossen Jordanien Israel und die Palastinensische Autonomiebehorde einen Vertrag der die Durchfuhrbarkeit gewahrleisten sollte Darin wurde das Projekt Zweimeereskanal genannt Vorgesehen war die Gewinnung von 870 Millionen Kubikmeter Susswasser pro Jahr und die Erzeugung von 550 Megawatt Strom Die Weltbank sagte die Unterstutzung des Projektes zu Am 9 Dezember 2013 unterzeichneten Jordanien Israel und die Palastinenserbehorde ein Abkommen zum Bau einer Pipeline fur bis zu 400 Millionen Dollar uber die aus dem Roten Meer jahrlich 80 Millionen Kubikmeter Wasser in eine Entsalzungsanlage und 120 Millionen Kubikmeter Wasser in das Tote Meer geleitet werden sollten 3 Anfang Dezember 2015 wurde bekannt dass Jordanien die Bauarbeiten fur den Kanal offiziell ausgeschrieben habe 4 Der Bau sollte im Jahr 2018 beginnen 5 2021 wurde jedoch bekannt dass das Projekt von jordanischer Seite gekundigt sei 1 Wissenschaftliche Studien hatten ohnehin vor den Risiken dieses Vorhabens gewarnt Zum einen sahen sie die Korallenriffe im Golf von Aqaba wo das Pipeline Wasser angesaugt werden sollte in Gefahr Zum anderen wurden physikochemische Ausfallungen und damit eine grossflachige Gipsbildung befurchtet wenn sich das sulfatreiche Rote Meer Wasser mit dem stark kalziumhaltigen Wasser des Toten Meeres mische die Loslichkeit von Kalziumsulfat betragt nur 2 3 g L 6 In der Geschichte des Toten Meeres kam es bereits mehrmals zu grosseren naturlichen Gipsausfallungen Von seiten der Kanalplaner hatten demnach technische Gegenmassnahmen wie spezielle Mischungsbecken eingeplant werden mussen Eine grossflachige Gipsbildung hatte eine starkere Reflexion des Sonnenlichts bewirkt Das hatte zu geringerer Verdunstung und so zu geringerer Effizienz des geplanten Wasserkraftwerks gefuhrt weil die einzuleitende Wassermenge direkt von der Verdunstungsmenge abhangig gewesen ware Ferner bestanden Bedenken dass Lecks im Kanal zur Verunreinigung auf der Route liegender fossiler Grundwasservorkommen mit Salzwasser fuhren konnten Literatur BearbeitenBasel N Asmar The Science and Politics of the Dead Sea Red Sea Canal or Pipeline In The Journal of Environment amp Development Band 12 Nr 3 September 2003 S 325 339 doi 10 1177 1070496503255576 B N Asmar Peter Ergenzinger Prediction of the Dead Sea dynamic behaviour with the Dead Sea Red Sea Canal In Advances in Water Resources Band 25 Nr 7 Juli 2002 S 783 791 doi 10 1016 S0309 1708 02 00068 4 Ittai Gavrieli Amos Bein Aharon Oren The Expected Impact of the Peace Conduit Project The Red Sea Dead Sea Pipeline on the Dead Sea In Mitigation and Adaptation Strategies for Global Change Band 10 Nr 1 2005 S 3 22 doi 10 1007 s11027 005 7811 5 Herbert Wendt Wieland Kelm Depressionskraftwerk am Toten Meer Eine Projektstudie In Wasserwirtschaft Vieweg Wiesbaden 65 1975 3 Weblinks BearbeitenEin Kanal vom Roten ins Tote Meer Karten und Grafiken mit Erlauterungen aus der Arte Sendereihe Mit offenen Karten Originalsendung von 2008 nicht mehr in der Mediathek verfugbar Information des israelischen Aussenministeriums Memento vom 6 Februar 2013 im Internet Archive englisch Projektinformation der American University Memento vom 4 November 2013 im Internet Archive englisch Global Nature Fund Fragen und Antworten zum geplanten Kanal Memento vom 7 Dezember 2008 im Internet Archive Der Friedens Kanal soll das Tote Meer retten Memento vom 5 Februar 2013 im Webarchiv archive today VDI Nachrichten 6 Oktober 2006 Einzelnachweise Bearbeiten a b After years of delays Jordan said to nix Red Sea Dead Sea canal with Israel PA In The Times of Israel 17 Juni 2021 abgerufen am 24 April 2022 englisch Oren et al The Aral Sea and the Dead Sea Disparate lakes with similar histories In Lakes amp Reservoirs Research and Management 2010 15 S 223 236 Projekt Jordaniens Israels und der Palastinenser Pipeline soll Wasser ins Tote Meer pumpen Spiegel Online 10 Dezember 2013 Jordanien startet Ausschreibung Megakanal soll Rotes und Totes Meer verbinden Spiegel Online 1 Dezember 2015 abgerufen am 1 Dezember 2015 Projekt gegen Wasserknappheit in Nahost orf at 30 Januar 2017 abgerufen am 12 September 2017 GESTIS Stoffdatenbank Institut fur Arbeitsschutz der Deutschen Gesellschaft fur Unfallverhutung abgerufen am 24 April 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totes Meer Kanal amp oldid 232789079