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Beim Toleranzmanagement handelt es sich um einen Fachbereich des Qualitatsmanagements Dieser bildet die Brucke zwischen den Anforderungen an die Produktionsqualitat einerseits und ihrer stimmigen Umsetzung entlang der ganzen Prozesskette andererseits 1 Ziele sind die praventive Fehlervermeidung die fruhzeitige Absicherung von geometrischen Qualitatsmerkmalen sowie die Funktions und Fertigungsfahigkeit von Konstruktionen 2 Dadurch konnen in der Produktentwicklung und Produktion Kosten minimiert und Zeit gespart werden ohne negativen Einfluss auf die Qualitat des Fabrikats zu nehmen Abweichungen vom Nennmass bei der Herstellung eines Produkts sind unvermeidbar Auf Grund kontrarer Anforderungen einzelner Interessensgruppen wie Montage Entwicklung Lieferanten Design usw an das Erzeugnis gilt es gesamthaft optimale Losungen zu finden 1 Als wichtigstes Werkzeug dient dazu die Durchfuhrung einer arithmetischen und statistischen Toleranzanalyse entlang des Produktentstehungsprozesses PEP Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1 1 Referenzpunktsystem 1 1 1 Die 3 2 1 Regel 1 1 2 Referenzpunktbenennung 1 2 Toleranzanalyse 1 3 Funktionsmasse 2 Umgang mit Ergebnissen im Produktentwicklungsprozess 2 1 Einfluss der Qualitatsmerkmale 2 2 Prozessbeteiligte 2 3 Ergebnisse des Toleranzmanagements 2 4 Systemgrossen im Toleranzmanagementzyklus 2 5 Einflussfaktoren auf das Ergebnis 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDas Grundprinzip des Toleranzmanagements ist die Fehlervermeidung statt Fehlerbehebung Dementsprechend werden mogliche Produktfehler im Laufe des Produktentstehungsprozesses vor dem Serienanlauf behoben bzw vermieden Hierfur wendet man ein eindeutig definiertes Konzept an Referenzpunktsystem Bearbeiten Als Grundlage fur Toleranzkonzepte dient das Referenzpunktsystem RPS Dieses ermoglicht eine eindeutige und reproduzierbare Positionierung von Einzelteilen Baugruppen oder Gesamtsystemen Dadurch konnen Toleranzen der Bauteile zueinander genau abgestimmt und eine Durchgangigkeit der Lage uber den gesamten Fertigungs Prufprozess erreicht werden Die 3 2 1 Regel Bearbeiten nbsp Ebenenbezeichnung im Toleranzmanagement und 3 2 1 RegelUm die Position eines freien starren Korpers im dreidimensionalen Raum festlegen zu konnen muss fur diesen ein Bezugssystem definiert werden das alle sechs Freiheitsgrade einschrankt drei translatorische und drei rotatorische Bewegungsrichtungen Dazu benotigt man bei einem starren Korper in der Regel sechs Aufnahmepunkte die moglichst weit auseinander liegen sollten um eine grosstmogliche Stabilitat zu erreichen Ausnahmen bilden rotationssymmetrische Korper und Systeme mit Gelenken Das Referenzpunktsystem sollte darauf aufbauend zum einen genutzt werden um bei Vermessungen eine Nulllage zu definieren und zum anderen als Grundlage fur Aufbau und Montagekonzepte herangezogen werden Durch die 3 2 1 Regel wird eine Primar eine Sekundar und eine Tertiarebene gebildet Die Primarebene wird durch drei die Sekundarebene durch zwei und die Tertiarebene durch einen Punkt festgelegt Die entstehenden Flachen sollten idealerweise senkrecht zueinander stehen Generell unterscheidet man drei Anwendungsarten der 3 2 1 Regeln FlachenprinzipDie Aufnahmepunkte werden durch Flachen in den x y und z Ebenen reprasentiert und legen die Position des Bauteils fest Loch Langloch PrinzipEs wird eine sekundare und eine tertiare Referenz durch einen Stift in einem Loch 2 Wege Referenz und die zweite tertiare Ausrichtung durch einen Stift in einem Langloch 1 Wege Referenz abgebildet Das Langloch gleicht eine Positionstoleranz zu anderen Referenzen aus Translations Rotations Anschlags PrinzipAn der Rotationsachse bilden die Lagerstellen jeweils zwei primare und sekundare Referenzen Ein Rotationsstop bildet die dritte primare Referenz und ein Translationsanschlag die tertiare Referenz nbsp 3 2 1 Regel am Beispiel des Flachenprinzips nbsp 3 2 1 Regel am Beispiel des Rotations Translations AnschlagsprinzipsZusatzlich zu den Hauptaufnahmepunkten die die definierte Lage der Bauteile garantieren gibt es sogenannte Hilfspunkte die bei biegeschlaffen Teilen zur Reduzierung der Labilitat in der Bauteilaufnahme dienen Grundsatzlich sind bei der Anwendung der 3 2 1 Regel folgende Aspekte zu berucksichtigen Durchgangige Beibehaltung der Referenzpunkte vom Einzel bis zum Zusammenbauteil fur die zu fugenden Bauteile und Baugruppen sicherstellen Referenzpunkte an stabilen Bereichen positionieren Aufnahmelocher und flachen parallel zum Bauteilkoordinatensystem bzw zu lokalen Bezugstellen auslegen Anderungen des Bauteilbezugssystems sind zu vermeiden Positionierung der Bauteile uber mehrere Schnittstellen vermeiden Toleranzen an den Stellen auswirken lassen die weder funktions noch kundenspezifischen Charakters sind Im Zusammenbau sollten die Referenzpunkte aus mess und montagetechnischen Grunden gut zuganglich seinReferenzpunktbenennung Bearbeiten Um eine genaue Identifizierung der Punkte in Referenzierungssystemen gewahrleisten zu konnen werden die einzelnen Referenzpunkte nach DIN EN ISO 5459 benannt Unabhangig davon haben viele Unternehmen beispielsweise aus der Automobilbranche ihre eigene Referenzpunktnomenklatur Toleranzanalyse Bearbeiten Die Toleranzanalyse ist ein wichtiger Bestandteil des Toleranzmanagements Man unterscheidet dabei die arithmetische und die statistische Berechnung Funktionsmasse Bearbeiten Bauteile und Module sind hinsichtlich der Erfullung von ubergeordneten Qualitats und Funktionsmerkmalen in Abstimmung mit den beteiligten Abteilungen und Lieferanten zu bemassen Die dabei abgeleiteten Masse nennt man Funktionsmasse Die relevanten Funktionsmasse werden in einem Anforderungskatalog zusammengefasst Dieser dient der Fertigung zur statistischen Prozesssteuerung SPC und Fehleranalyse Funktionsmasse fur Einzelteile oder Baugruppen werden in den entsprechenden Zeichnungen dokumentiert Daraus resultierend entstehen Toleranzdatenblatter und Funktionsmasskataloge die zur Abstimmung zwischen Entwicklung Montage Produktion und Lieferanten herangezogen werden konnen Umgang mit Ergebnissen im Produktentwicklungsprozess BearbeitenMit Hilfe von Toleranzmanagement konnen Fehler vermieden werden bevor sie entstehen Dies fuhrt zur Reduzierung von Entwicklungs Fertigungs und Nacharbeitszeiten zur Erkennung von stylingbedingten Schwachstellen Konzeptfehlern sowie Prozessrisiken Geforderte Qualitatsmerkmale konnen eingehalten Engstellen und Funktionen abgesichert werden Durch statistische Berechnung gesicherte Qualitats und Funktionsmerkmale dienen zur Validierung der internen Bauteil und Konzeptanforderungen im Produktentwicklungsprozess Das Ergebnis des Toleranzmanagements zeigt auf ob die Zielparameter mit den vorliegenden Montage bzw Aufbaukonzepten sowie den verfugbaren Bauteileigenschaften erfullt werden beziehungsweise ob Optimierungen zur Zielerreichung notwendig sind Einfluss der Qualitatsmerkmale Bearbeiten Neben den bereits beschriebenen Funktionsmassen ist auch erforderlich zu verstehen wie sich Qualitatsmerkmale auf die Ergebnisse des Toleranzmanagements auswirken Die Auspragungen eines Qualitatsmerkmals ergeben sich aus den verschiedenen Anforderungen an ein Bauteil oder eine Bauteilgruppe Aus Kundensicht konnen das sein technische Funktion Geometrie Engstellen Styling SicherheitZudem ergeben sich aus der Produktion u a Anforderungen hinsichtlich Herstellbarkeit MontierbarkeitAus der Ableitung dieser kunden und unternehmensrelevanten Anforderungen ergeben sich im Zusammenhang mit Toleranzmanagement unter anderem Fugenmasse Versatzmasse AbstandsmasseDiese wiederum entstehen aus einem meist komplexen Zusammenspiel von Einzeltoleranzen die jeweils einen entscheidenden Einfluss auf das Qualitatsmerkmal beziehungsweise auf die Toleranzvorgabe haben konnen Die Erfullbarkeit der Toleranzvorgaben fur das Qualitatsmerkmal kann nur dann realisiert werden wenn die im Wesentlichen wirksamen Einflussgrossen bekannt sind und im Rahmen der Berechnung Berucksichtigung finden Hierzu ist die Teamarbeit mehrerer Spezialisten aus verschiedenen Bereichen des Produktentwicklungsprozesses von grosser Bedeutung Prozessbeteiligte Bearbeiten Design Entwicklung Konstruktion Montageplanung Fertigungskonzepte Fertigung Qualitatswesen LieferantenDie Durchfuhrung einer Toleranzanalyse setzt voraus dass seitens der Entwicklung und Planung erste Konzepte sowohl konstruktiv als auch montageseitig vorhanden sind Erst wenn diese Informationen vorliegen konnen exakte Toleranzzusammenhange aufgezeigt und aussagekraftige Analysen durchgefuhrt werden Aber auch umgekehrt werden Ergebnisse der Toleranzanalyse in den fruhen Entwicklungsphasen zur Planung erster Konzepte sowohl konstruktiv als auch montageseitig als Orientierung und zusatzliche Unterstutzung genutzt Diese Ergebnisse basieren meistens auf Erfahrungswerten und werden meistens im Rahmen des Prozesskreislaufs standig verandert und angepasst Ergebnisse des Toleranzmanagements Bearbeiten Das statistische Berechnungsergebnis prognostiziert die Toleranzspanne innerhalb der 99 73 der Ergebnisse liegen Das arithmetische Berechnungsergebnis liefert den Toleranzwert den sogenannten worst case innerhalb dessen 100 der Ergebnisse liegen Die Direktlauferquote setzt eine Qualitatsvorgabe voraus und gibt Auskunft uber den prozentualen Anteil der Ergebnisse welcher innerhalb dieser Vorgabe liegen wird Die Differenz zu 100 muss statistisch gesehen durch Nacharbeit korrigiert werden Die Pareto Analyse und die Identifizierung der Hauptbeitragsleister zeigt den prozentualen Einfluss einzelner Toleranzen auf das Ergebnis Damit werden die Hauptbeitragsleister ersichtlich Die Konzeptentscheidung und Variantenberechnung verschiedene Konstruktions Montagevarianten werden berechnet und konnen miteinander verglichen werden Dieser Prozess tragt zur Konzeptentscheidung bei Systemgrossen im Toleranzmanagementzyklus Bearbeiten nbsp Toleranzmanagement SystematikIn der folgenden Abbildung werden alle oben genannten Systemgrossen zusammengefasst und als Planetengetriebe mit Inputgrossen Toleranzmanagementzyklus als Verarbeitungsprozess und Outputgrossen dargestellt Die tragenden Saulen des Toleranzmanagements das Referenz Punkt System der Funktionsmasskatalog und die Toleranzanalyse treiben als Planeten das Toleranzmanagement an in einem standigen Arbeitskreislauf Aber auch umgekehrt werden diese Toleranzmanagement beeinflusst und im ubertragenen Sinne angetrieben Einflussfaktoren auf das Ergebnis Bearbeiten Optimierung der Aufnahmekonzepte von Einzelteilen Anderung des Montage bzw Aufbaukonzept Reduzierung der Beitragsleister Optimierung von Ausrichtkonzepten etc Anpassung Einschrankung der Einzeltoleranzen Herstellprozess optimieren etc Erhohung Qualitatsfahigkeitskennzahlen einzelner Beitragsleister Prozessfahigkeit cp bzw Prozessfahigkeitkennwert cpk Stylinganpassung kritische Fugenverlaufe entscharfen etc Aufweitung der Qualitatsvorgabe Toleranzvorgabe konstruktive Anderungen Abstande vergrossern etc Wert variiert gemass jeweiliger Richtlinien Literatur BearbeitenMartin Bohn Toleranzmanagement im Entwicklungsprozess Reduzierung der Auswirkungen von Toleranzen auf Zusammenbauten der Automobil Karosserien Diss U Karlsruhe 1998 Christoph Germer Interdisziplinares Toleranzmanagement Logos Berlin 2005 ISBN 978 3 8325 0954 5 Bernd Klein Toleranzmanagement im Maschinen und Fahrzeugbau Oldenbourg Munchen 2006 ISBN 978 3 486 57850 8 Bernd Klein Frank Mannewitz Statistische Tolerierung Qualitat der konstruktiven Gestaltung Vieweg Braunschweig 1993 ISBN 3 528 06563 X Roland Leuschel Toleranzmanagement in der Produktentwicklung am Beispiel der Karosserie im Automobilbau Freiberg 2010 urn nbn de bsz 105 qucosa 68799 Dissertation an der TU Bergakademie Freiberg Einzelnachweise Bearbeiten a b Roland Leuschel Toleranzmanagement ohne Toleranzen Fachvortrag Frank Mannewitz Toleranzmanagement im Automobilbau Chancen und Grenzen Fachvortrag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Toleranzmanagement amp oldid 232180691