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Dieser Artikel befasst sich mit dem Begriff Tiller beim Bogenschiessen Fur weitere Bedeutungen siehe Tiller Begriffsklarung Der Tiller ist der durch die verschieden starken Wurfarme eines Sportbogens erkennbare Unterschied des Normalabstands der Bogensehne zum oberen bzw unteren Wurfarm an der Stelle gemessen an der der Wurfarm in die Wurfarmaufnehmer Wurfarmtaschen des Mittelstucks eines Sportbogens eintritt Der Tiller ist eine Grosse die ein Verhaltnis der Zugspannung von unterem zu oberem Wurfarm angibt Der Herstellungs bzw Einstellprozess wird Tillern genannt Inhaltsverzeichnis 1 Kraftverteilung 2 Langbogen 3 Yumi 4 LiteraturKraftverteilung BearbeitenDadurch dass der Recurvebogen ublicherweise in der Griffschale und seiner geometrischen Mitte gestutzt gegriffen wird ist es nicht moglich die Energie Kraftmitte der Wurfarme und Drehpunkt bzw Krafteinleitung der Bogenhand auf einen Punkt zu bringen Die Kraftmitte des Bogens der Center liegt je nach Bauform des Bogensystems bzw des Mittelstucks Mittelteils ca 35 mm bis 45 mm oberhalb des Drehpunkts bzw der symmetrischen Mittelachse Die schutzenspezifische Druckpunktlage verlagert den theoretischen Drehpunkt je nach Handhaltung oder gewahlter Griffgeometrie entsprechend nach oben oder unten was auf die Abstimmung der Wurfarmsynchronisation Einfluss nimmt Weiters bedingt die Griffposition der Bogenhand dass der Pfeil oberhalb der Symmetrieachse zu liegen kommt Damit aber die Wurfarme einen kraftsynchronen Auswurf des Pfeils ermoglichen d h eine gleichmassige Krafteinwirkung und ein optimales Beschleunigungsverhalten auf den Pfeil zu ubertragen ist es notig die Kraftgeometrie der Wurfarme diesem Umstand anzupassen Eine Moglichkeit besteht die Wurfarme dementsprechend unterschiedlich stark auszuwahlen oder dessen Anstellwinkel in der Wurfarmtasche des Mittelstucks anzupassen welches mit der Veranderung des oberen Tillers erreicht wird Die schutzenbedingten Kraftveranderungen die das Gesamtsystem beeinflussen und somit den Kraftverlauf individuell fixieren mussen dabei als personenbezogen berucksichtigt werden Oft gleichen die Bogenhersteller dies auch schon vorab durch Wurfarmstarke und oder durch verschiedene Anstellwinkel der Wurfarme auf vorgewahlte Werte aus Es tragen die Justierungsmoglichkeiten der heutigen Gerate diesen individuellen Optimierungsanspruchen Rechnung So gehoren Tillerverstellmoglichkeiten verstellbare Pfeilauflagen und dergleichen standardmassig zu einer modernen leicht optimierbaren Konstruktion worauf bei der Auswahl auch zu achten ware Bei einer Armbrust wird der Bogen genau in der Mitte durch den gewehrahnlichen Bau gehalten und die Sehne genau in der Mitte durch eine Haltevorrichtung gespannt Beim Auslosen konnen sich also die beiden Wurfarme rechts und links mit der gleichen Kraft nach vorne bewegen und den Pfeil Bolzen beschleunigen Langbogen Bearbeiten nbsp Verschiedene ZugstileBeim ublichen Langbogen englischer Langbogen der mit der Bogenhand genau in der geometrischen Mitte gegriffen wird ergibt sich auch das zuvor beschriebene Problem Die Bogenhand druckt halt den Bogen in der Mitte der Pfeil aber liegt leicht oberhalb des Bogenarmes auf dem Zeigefinger genau genommen auf dem Zeigefingergrundgelenk der Bogenhand Von der Seite gesehen ist also der Pfeil leicht oberhalb der Bogenmittenachse Befindet sich der Pfeil nicht nur zwischen Zeige und Mittelfinger der Zughand sondern wird auch mit dem Ringfinger die Bogensehne gespannt mediterraner Griff verschiebt sich auch hier die Kraftubertragungsachse der Wurfarme entsprechend nach oben Der Schutze gleicht dies dadurch aus dass er den Pfeil mit seinem Ende Nock etwa einen Pfeildurchmesser Faustregel sind ca 8 mm uber der Normalen von Pfeilauflagepunkt am Bogen bzw der Bogenhand und der Sehne einnockt Dadurch gleicht er zunachst die asymmetrische Pfeilauflage aus Erfahrungen und physikalische Versuche zeigen jedoch dass es fur einen modernen Bogenschutzen nicht ausreicht lediglich die Stelle des Nockpunktes auf der Sehne zu verandern Die im Wettbewerb verlangte hohe Treffgenauigkeit erfordert eine Reaktion auch darauf dass die beiden Wurfarme durch die Verlagerung des Griffes und der Pfeilauflage nicht mehr gleich lang sind Denn das hat zur Folge dass sich die beiden Wurfarme bei gleicher Starke nicht so bewegen wurden dass sie absolut gleichzeitig die gleiche Kraft uber den gleichen Zeitraum auf den Pfeil ausuben Der kurzere untere Wurfarm muss also leicht starker sein damit die Wurfarmarbeit Zugkraft x Auszugsweg auf beiden Seiten der Pfeilachse am ausgezogenen Bogen gleich ausfallt Bei der Herstellung eines Langbogens wird die unterschiedliche Wurfstarke des oberen und unteren Wurfarmes dadurch erreicht dass man den Bogen waagrecht auf dem Griffstuck an einer Spannvorrichtung Tillerbrett aufhangt und mit Gewichten oder einer Zugvorrichtung jeweils in bestimmten Schritten die Sehne nach unten belastet Dabei zeigt sich in der seitlichen Ansicht ob sich der am Pfeilauswurf beteiligte Teil des Bogens erstens gleichmassig biegt und zweitens ob die Tillergeometrie zum gewunschten Ergebnis fuhrt Wenn dies nicht der Fall ist wird der zu starke Wurfarm entsprechend durch geeigneten Materialabtrag an der Wurfarmbauchseite dem Schutzen zugewandte druckbelastete Wurfarmseite geschwacht Dies bezeichnet man als tillern Yumi BearbeitenEine Besonderheit ist der japanische Langbogen Yumi der in seinem unteren Drittel gegriffen wird Eine praxisorientierte Theorie besagt dass der Yumi auch ublicherweise vom Pferd aus oder aus einer Kniestellung schiessbar sein muss vor allem in Schlachten Da die Uberlange von ca 2 2 m einen Mittengriff in diesen Situationen aber nicht erlaubt ist man dazu ubergegangen die Bogengeometrie diesem Umstand anzupassen ohne schusstechnische Einbussen zu haben Eine andere Theorie besagt dass die Technik vermutlich darauf zuruckzufuhren ist dass vor mehreren tausend Jahren zur Herstellung eines Kyudō Bogens nicht so viel Aufwand betrieben worden ist Man nahm einen etwa passenden kleinen Baumast entrindete ihn und befestigte eine Sehne daran Um ihn jetzt im Gleichgewicht zu halten und zu spannen musste man etwas tiefer greifen damit der obere langere und dunnere Teil des Bogens etwa im Krafteinklang mit dem unteren kurzeren und dickeren Teil blieb Nach Einfuhrung der Composite Bauweise jedoch waren die Bogen oben und unten etwa gleich dick Diese Ungleichheit wird durch eine Bewegung der Bogenhand ausgeglichen die im Abschuss den Bogen mit der oberen Spitze nach vorne druckt Dadurch wird die lange Seite des Bogens langer Weg leicht beschleunigt die untere Seite des Bogens kurzer Weg leicht abgebremst Erst damit gelingt es die unterschiedliche Kraft der beiden Wurfarme so zu koordinieren dass ein sauberer waagrechter Schuss moglich ist Ein auf der rechten Seite erkennbares Schussfenster des japanischen Langbogens das sich durch die Bogengeometrie ergibt ermoglicht es den Pfeil kurz nach dem Losen der Sehne ohne weiteren Bogenkontakt vergleichbar dem Abschuss mit einer Klapp Pfeilauflage beim Compoundbogen auf die Scheibe zu schiessen Die Lange der Pfeile etwa 100 cm beim japanischen Bogen gewahrleistet eine gute Richtungsstabilitat auf die ubliche Schussentfernung von 28 Metern Literatur BearbeitenEkkehard Hohn Karl Heinz Hornig Traditionell Tunen Feinabstimmung von Langbogen und Recurve Hornig Ludwigshafen 2000 ISBN 3 9805877 1 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiller amp oldid 200145927