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The Will to Believe ist ein religionsphilosophischer Essay von William James in dem er durch pragmatistische Argumentation den Glauben an Gott zu rechtfertigen versucht und sich dabei kritisch mit der Pascalschen Wette auseinandersetzt James hielt diesen zunachst als Vortrag in Yale und an der Brown University veroffentlichte ihn dann 1896 in der Zeitschrift New World 1898 dann in dem Sammelband seiner Vortrage The Will to Believe and other essays in popular philosophy 1 The Will to Believe and Other Essays 1897 Komplettscan Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenJames beginnt mit einer Unterscheidung zwischen lebendigen und toten Hypothesen Lebendig sind fur eine bestimmte Person nur solche Hypothesen die diese Person auch tatsachlich ernsthaft in Betracht ziehen konnte zu glauben So sei der Glaube an den Mahdi eine Art endzeitlicher Heilsbringer im Islam fur die meisten westlichen Menschen eine tote Hypothese In der Gedankenwelt eines Araber hingegen konnte die Mahdi Hypothese durchaus einen Platz finden fur ihn ware die Mahdi Hypothese eine lebendige auch wenn er tatsachlich kein Anhanger des Mahdi Glaubens ware 2 Die Entscheidung zwischen zwei verschiedenen Hypothesen nennt James eine Wahl engl option Wahlen konnen sein lebendig oder tot zwingend oder vermeidbar bedeutsam oder trivial Lebendige Wahlen sind Wahlen zwischen zwei lebendigen Hypothesen alles andere sind tote Wahlen Zwingende Wahlen forced options sind solche Wahlen bei denen wir nicht unentschieden bleiben konnen alles andere sind vermeidbare Wahlen Bedeutsame Wahlen momentous options sind Wahlen die das Ergreifen oder Nichtergreifen einer einmaligen Gelegenheit betreffen Eine Wahl ist in diesem Sinne nicht bedeutsam wenn sie keine unwiderrufliche Entscheidung ist wenn ihre Konsequenzen moderat oder gering sind oder wenn man die Wahl spater widerrufen kann falls sie sich als unklug herausstellt Die meisten naturwissenschaftlichen Wahlen zahlt James zu dieser trivialen Art ein Chemiker konne ein Jahr Forschung in eine bestimmte Hypothese stecken er glaubt in diesem Masse an sie aber wenn sie sich nicht bestatigt kann er die These auch wieder verwerfen James definiert fur seine Zwecke eine echte Wahl engl genuine option als eine die sowohl lebendig als auch zwingend als auch bedeutsam ist James will zeigen dass die Wahl zwischen Theismus und Agnostizismus sofern sie fur einen bestimmten Menschen uberhaupt lebendig ist eine zwingende und bedeutsame Wahl sei dass sie fur die meisten seiner Zuhorer zumindest eine lebendige Wahl ist setzt er dabei voraus 3 James setzt sich zunachst mit Pascals Wette auseinander der zufolge die Glaubensentscheidung wie eine Wette getroffen werden konne bei der der Glaube an Gott die besseren Gewinnaussichten biete James bezweifelt dass ein Glaube basierend auf Pascals Argumentation uberhaupt ernsthaft moglich sei Man konne zwar eine beliebige Hypothese energisch behaupten doch sei es absolut unmoglich sie aus blosser Willenskraft dann auch wirklich zu glauben wenn wir nicht bereits vorher eine gewisse Neigung gehabt hatten sie ernsthaft in Betracht zu ziehen Fur James ist es offensichtlich zu spuren dass ein aus mathematischem Kalkul heraus selbst eingebleuter Glaube am eigentlichen Kern der Glaubenwirklichkeit vorbeigehe und wir selbst waren wir die Gottheit wahrscheinlich den Glaubigen von diesem Schlage mit grosstem Vergnugen die unendliche Belohnung versagen wurden Es ist offensichtlich dass falls nicht bereits zuvor eine gewisse Neigung bestanden hatte an Heilige Messen und Weihwasser zu glauben die Wahl die Pascal unserem Willen vorschlagt keine lebendige Wahl ist Zweifelsfrei hat kein Turke jemals ernsthaft Heilige Messen und Weihwasser in Betracht gezogen und auch fur uns Protestanten erscheinen diese Moglichkeiten der Errettung von vorneherein derart abwegig dass Pascals Logik fur sich genommen uns unberuhrt lasst 4 Ebensogut konne man uns anbieten an den Mahdi zu glauben um unendliches Gluck zu gewinnen es aber zu verlieren wenn wir nicht an ihn glauben Die Logik ware dieselbe wie bei Pascal und doch ware der Gedanke an den Mahdi fur uns derart fremd dass die Mahdi Hypothese fur uns eine vollig tote Hypothese ware Da also die Vorstellung eines so mechanisch belohnenden Gottes unsinnig scheine sei Pascals Wette bereits eine tote Hypothese Da diese Argumentation ausserdem das wissenschaftliche Denken gefahrde sei sie nicht nur damlich sondern auch widerwartig 5 Pascals Argument sei zwar kraftlos aber dennoch zeige es dass die Wahl zwischen Glauben und Agnostizismus zwingend und bedeutsam sei denn sie beeinflusse unsere Emotionen und unser Handeln in moralisch relevanter Weise und die Entscheidung zum moralisch richtigen Handeln sei immer sofort notig 6 Alle echten also lebendigen zwingenden und bedeutsamen Wahlen die nicht aufgrund intellektueller Uberlegungen entschieden werden konnen durfen und mussen laut James aus dem Bauch heraus durch die passional nature entschieden werden Bei diesen Wahlen sei es namlich auch schon eine Bauchentscheidung nichts zu entscheiden und die Frage offenzulassen 6 In solch einer epistemischen Situation seien zwei Maximen relevant Wir sind epistemisch verpflichtet moglichst viel zu erfahren also die Wahrheit zu kennen und moglichst gut Fehler zu vermeiden also keine Unwahrheiten zu glauben 7 Diese beiden Gesetze seien materiell verschieden und unsere Wahl einer Praferenz zu einer von beiden konne unser ganzes intellektuelles Leben in unterschiedliche Richtungen lenken 8 In vielen Bereichen sei es sinnvoll der Vermeidung von Irrtum den Vorrang einzuraumen in der Wissenschaft aber auch z B in Gerichtsverhandlungen Wissenschaftliche Entscheidungen seien aber auch meist nicht zwingend oder bedeutsam Fur unser praktisches Leben haben sie zunachst keine Relevanz der Mensch sei hier in einer neutralen beurteilenden Position 9 Moralische Entscheidungen dagegen seien haufig bedeutsam und mussten auch ohne rationalen Beweis der Richtigkeit getroffen werden Auch im sozialen Bereich entscheiden wir oft ohne grosse Uberlegung aus dem Bauch heraus 10 Das sei wichtig denn wenn wir etwa uberlegen ob jemand uns mag wird die Annahme dass das so ist auch haufig dazu fuhren dass diese Person uns letztlich auch tatsachlich mag So wird hier durch erst durch den Glauben an einen Satz dieser Satz uberhaupt erst wahr 11 James raumt ein dass die Freiheit zum Glauben sich nur auf lebendige Hypothesen erstrecke was der Intellekt eines Individuums nicht aus eigener Kraft entscheiden konne eine tote Hypothese konne durch Willenskraft nicht wiederbelebt werden Die religiose Hypothese bestehe nun darin dass erstens Vollkommenheit etwas Ewiges sei und dass wir zweitens besser bedient seien wenn wir an den ersten Teil glauben 12 Es wird angenommen dass wir ein gewisses wichtiges Gut durch den Glauben gewinnen und durch den Nichtglauben verlieren sofern der Glaube recht hat James merkt dazu an dass die Wahl zwischen Annahme und Nichtannahme der Hypothese hier zwingend und bedeutsam sei da sofern die Hypothese wahr ist wir sofort und dauerhaft von unserem Glauben profitieren werden Jedoch verlieren wir das besagte Gut ob wir uns nun ausdrucklich fur den Nichtglauben entscheiden oder ob wir unentschieden bleiben 13 Der Skeptizismus raume nun in religiosen Fragen der Fehlervermeidung unbedingten Vorrang vor der Wahrheitserkenntnis ein und lehne die Religion mangels ausreichender Evidenz ab James lehnt diese Sichtweise schlicht ab da er keinen Beweis kenne warum es besser sei aus Angst davor etwas falsches zu glauben statt aus Hoffnung dass es doch wahr sein moge in eine Falle zu laufen 13 Eine Regel die vom Finden einer ganzen Klasse von Wahrheiten abhalte sei irrational dies sei aber gegeben wenn die Maximen der Wissenschaft auf religiose Uberzeugungen ausgeweitet werde 14 Solange wir in Glaubensfragen also eine echte Wahl haben sei es akzeptabel und richtig sich fur den Glauben zu entscheiden 15 Das Essay endet mit einem Zitat von Fitz James Stephen Wir stehen auf einem Gebirgspass mitten in Schneegewirbel und dichtem Nebel durch den hindurch wir dann und wann einen Blick erhaschen auf Pfade die vielleicht trugerisch sind Bleiben wir stehen so erfrieren wir nehmen wir den falschen Weg so werden wir zerschmettert Wir wissen nicht einmal mit Sicherheit ob es uberhaupt einen richtigen Weg gibt Was sollen wir tun Sei stark und guten Mutes Tu das beste hoffe das beste und nimm es wie es kommt Wenn der Tod alles beendet so konnen wir dem Tod nicht besser begegnen Literatur BearbeitenTextausgaben William James The Will to Believe and other essays in the popular philosophy Dover New York 1956 S 1 31 William James Der Wille zum Glauben in Philosophie des Pragmatismus Ausgewahlte Texte herausgegeben und eingeleitet von Ekkehard Martens Reclam Stuttgart 2002 Sekundarliteratur John Leslie Mackie Das Wunder des Theismus Reclam Stuttgart 1982 S 323 333 Weblinks BearbeitenThe Will to Believe and other essays in the popular philosophy als E Book bei Project Gutenberg Volltext von The Will to Believe bei philosophyarchive com Abschnitt zu The Will to Belive in Jeff Jordans Artikel Pragmatic Arguments and Belief in God in der Stanford Encyclopedia of Philosophy Abschnitt zu The Will to Believe in Wayne Pomerleaus Artikel William James in der Internet Encyclopedia of PhilosophyEinzelnachweise Bearbeiten Vgl The Will to Believe S 1 The Will to Believe S 2 f The Will to Believe S 3 f The Will to Believe S 6 The Will to Believe S 6 f Im Original silly und vile a b The Will to Believe S 11 The Will to Believe S 17 The Will to Believe S 18 The Will to Believe S 20 f The Will to Believe S 22 f The Will to Believe S 23 25 The Will to Believe S 26 f a b The Will to Believe S 26 The Will to Believe S 28 The Will to Believe S 29 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title The Will to Believe amp oldid 228100234