www.wikidata.de-de.nina.az
Das Telegraphon war eine Erfindung des danischen Elektroingenieurs Valdemar Poulsen aus dem Jahr 1898 es handelt sich dabei um das erste funktionsfahige Gerat zur Aufzeichnung von Sprache und Ton mit Hilfe von elektromagnetischer Induktion Als Tragermedium diente zunachst ein Klaviersaitendraht aus Stahl der auf eine Walze aufgewickelt war spater ein Stahlband das zwischen zwei Spulen verlief Telegraphon von Valdemar Poulsen 1898 Draht Telephonograph der Mix amp Genest AG Berlin 1900 Der verbesserte Apparat mit einem Stahlband auf SpulenAnzeige der Firma TELEGRAPHON AG 1923 Valdemar Poulsen nannte das Gerat zunachst Telephonograph Diese aus Telefon und Phonograph zusammengesetzte Bezeichnung verwendete aber auch der franzosische Ingenieur Jules Ernest Othon Kumberg fur seine Erfindung einen fruhen Vorlaufer des Anrufbeantworters 1 Ebenso wie Kumberg verfolgte Poulsen die Idee eine technische Losung fur das Problem zu finden dass ein Anrufer keine Nachricht hinterlassen konnte wenn der Angerufene mal nicht sofort erreichbar war 2 Kumberg verwendete die ubliche schon von Thomas Alva Edison seit 1888 bekannte Technik der Aufzeichnung auf eine Walze aus Wachs Poulson setzte auf ein neuartiges Verfahren und konzentrierte sich daher nicht nur auf den Anrufbeantworter sondern zog bald alle fur die Schallaufzeichnung denkbaren Einsatzmoglichkeiten fur seine Gerate in Betracht Poulsen stellte in kurzer Folge zunachst in Danemark und dann im Deutschen Reich einen Patentantrag 3 danach auch in zahlreichen weiteren Staaten 4 Einige Jahre zuvor hatte schon Oberlin Smith aus den Vereinigten Staaten eine vergleichbare Idee gehabt aber kein funktionsfahiges Gerat konstruiert und bis zu diesem Zeitpunkt auch noch kein Patent angemeldet Die mit Unterstutzung des deutschen Telefonherstellers Mix amp Genest verbesserte Version des ersten Telegraphons erhielt einen Grand Prix als Poulsen sie im Palais de l Electricite der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 erstmals der Offentlichkeit prasentierte 5 Wilhelm Exner der Generalkommisar der Osterreichischen Abteilung fur Paris erwarb sofort ein Exemplar im Namen des osterreich ungarischen Handelsministeriums Ein Jahr spater wurde das Gerat mit weiteren osterreichischen Erwerbungen fur vier Wochen im Kunstsalon Gustav Pisko in Wien ausgestellt Am 12 Oktober 1901 dem Eroffnungsabend der Ausstellung wurde es auch dem Kaiser von Osterreich Ungarn Franz Joseph I vorgefuhrt Poulsen war aus Kopenhagen angereist und liess sich durch zwei Reprasentanten von Siemens amp Halske bei der Prasentation unterstutzen deren Firma inzwischen die Produktionsrechte fur das Deutsche Reich Osterreich Ungarn und das Russische Kaiserreich erworben hatte Bei dieser Vorfuhrung entstand eine etwa 24 Sekunden lange Aufnahme mit der Stimme des Kaisers die heute als alteste noch erhaltene Magnettonaufzeichnung gilt Poulsen fuhrte beim Telegraphon einen Elektromagneten parallel zur Achse einer mit einem langen Draht gewindeartig bespulten Walze mit wobei die Pole des Magneten die einzelnen Drahtwindungen umfassten Die von einem Mikrofon ausgehenden Sprechstrome wurden dabei der Spule des Elektromagneten zugefuhrt zwischen dessen Polen der Stahldraht mit hoher Geschwindigkeit durchlief Die Sprechstrome magnetisierten dabei den Draht von beiden Seiten und zeichneten entlang der Laufrichtung ein den Sprechstromen entsprechendes Muster von Feldlinien auf Fuhrte man nach beendeter Aufnahme denselben Draht wieder in der gleichen Richtung an dem Elektromagneten vorbei und verband diesen mit einem Telefonhorer so beeinflusste die magnetische Aufzeichnung die Spannung der Spule wodurch die Membran im Horer zu Schwingungen angeregt wurde die ein den aufgezeichneten Schallwellen entsprechendes Gerausch erzeugte Diese Wiedergabe liess sich ohne Verschleiss beliebig oft wiederholen Auch Gesprache die aus weiter Entfernung uber eine Leitung kamen liessen sich damit aufzeichnen Um die Aufnahme zu loschen wurde ein kraftiger Magnet oder Elektromagnet uber den Draht gefuhrt 6 Es existierte auch eine Variante in Form eines Grammophons bei der zur Aufzeichnung eine Stahlscheibe von 13 cm Durchmesser und 0 5 cm Dicke verwendet wurde 6 Obwohl ein verbessertes Modell mit einer Laufgeschwindigkeit des Stahldrahts von 2 13 m pro Sekunde bis zu 30 Minuten am Stuck aufzeichnen konnte hielt sich die Nachfrage in Grenzen 7 Eine andere Quelle spricht von 6000 m Draht die fur ein Gesprach von 40 Minuten ausreichen entsprechend 2 5 m pro Sekunde 6 Neben der durch ein Grundrauschen getrubten Aufnahmequalitat war vor allem die geringe Lautstarke ein Problem Das technische Prinzip wurde deshalb erst zwanzig Jahre spater mit Verfugbarkeit der ersten Audioverstarker bei den Drahtton und Stahlbandgeraten der Firmen Marconi s Wireless Telegraph Company und C Lorenz wieder aufgegriffen Siehe auch BearbeitenTonband MagnetophonWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Telegraphon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien mediathek ac at Kaiser Franz Joseph I spricht in das TelegraphonEinzelnachweise Bearbeiten The Telephonograph In New Science Vol 12 No 308 23 November 1900 S 812 f Eric D Daniel C Denis Mee Mark H Clark Magnetic Recording The First 100 Years IEEE Press New York 1999 ISBN 0 7803 4709 9 S 15 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Patent DE109569C Verfahren zum Empfangen und zeitweisen Aufspeichern von Nachrichten Signalen o dgl Angemeldet am 10 Dezember 1898 veroffentlicht am 22 Februar 1900 Erfinder Valdemar Poulsen Patent US661619A Method of recording and reproducing sounds or signals Angemeldet am 8 Juli 1899 veroffentlicht am 13 November 1900 Erfinder Valdemar Poulsen J H West Der Telephonograph von Poulsen In Prometheus No 567 Berlin 1900 S 743f a b c Telegraphōn Lexikoneintrag In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1905 1909 1909 abgerufen am 4 Juli 2018 Valdemar Poulsen In Encyclopaedia Britannica Online abgerufen am 6 November 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Telegraphon amp oldid 238585099