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Taiping Jing chinesisch 太平經 太平经 Pinyin Taiping Jing W G Tai P ing Ching englisch The Classic of Great Peace ist die Bezeichnung fur verschiedene daoistische Texte Zumindest zwei Werke sind unter diesem Titel bekannt Tianguanli baoyuan taiping jing 天官歷包元太平經 天官历包元太平经 Tianguanli baoyuan taiping jing 12 Kap unbekannter Inhalt Autor Gan Zhongke 甘忠可 Taiping qinglingshu 太平清領書 太平清领书 Taiping qinglǐngshu 170 Kap nur noch 57 im Daozang erhalten Autor unbekannt Die Bezeichnung Taiping jing bezieht sich gewohnlich auf das im Daozang aus der Ming Zeit enthaltene Werk das als eine wertvolle Quelle fur die Erforschung des fruhen daoistischen Glaubens und der Gesellschaft am Ende der Ostlichen Han Dynastie betrachtet wird Die Form des Daoismus der Taiping Daoismus 太平道 von Zhang Jue gest 184 dem Anfuhrer des Aufstands der Gelben Turbane grundete auf diesem Werk Der Inhalt des Taiping jing ist vielgestaltig beschaftigt sich aber primar mit Themen wie Himmel und Erde der Funf Elemente Lehre Yin und Yang und dem Sechzigerzyklus Inhaltsverzeichnis 1 Der Text 2 Sprache 3 Utopie und Weltbild 3 1 Leben 3 2 Chengfu 3 3 Moral 3 3 1 Sunden 3 3 2 Die Beichte 3 4 Kommunikation 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksDer Text BearbeitenDer uberlieferte Text untergliedert sich im Wesentlichen in drei unterschiedliche Abschnitte Abschnitt A Der Himmelsmeister Abschnitt Dialoge zwischen Tianshi dem Himmelsmeister und seinen Schulern Abschnitt B Celestial Gentleman Schuler und Great Divine der zwischen beiden ersteren vermittelt Abschnitt C Texte ohne viele GemeinsamkeitenWahrend die Abschnitte A und B sehr lebendig und interessant fur den Leser geschrieben sind weil es sich um Dialoge zwischen Lehrer und Schuler handelt ist Abschnitt C nur schwierig zu verarbeiten Es handelt sich dabei um gesammelte Texte die kaum zueinander passen und die im Gegensatz zu den anderen Abschnitten nicht in Dialogform verfasst wurden Die Texte sind inhaltlich sehr unterschiedlich und lassen sich nicht in einen grosseren Gesamtkontext einfassen Barbara Hendrischke glaubt Abschnitt A sei auch tatsachlich der der zuerst geschrieben wurde 1 Der Text beschreibt umfangreich wie die Menschen durch entsprechend richtiges Verhalten den Grossen Frieden erreichen konnen er macht allerdings auffallend wenig deutlich wie dieser Taiping dann letztendlich aussehen wird Dieses kann damit erklart werden dass die Vorstellung vom Taiping wahrend der damaligen Zeit bereits umfangreich in der Bevolkerung vorhanden war Das Taiping Jing wurde also nicht einfach aus dem Nichts von dessen Autoren kreiert sondern fasste vielmehr die bereits bestehenden Vorstellungen der Utopie des Grossen Friedens in einem Werk zusammen Da nun aber schon klar war wie das Ergebnis eines Grossen Friedens aussehen wurde war es nicht mehr unbedingt notig dieses auch genauestens und in all seinen Facetten niederzuschreiben Die Bevolkerung wunschte sich vielmehr eine Art Anleitung wie denn eine solche paradiesische Vorstellung verwirklicht werden konne Sprache BearbeitenDie Sprache des TPJ unterscheidet sich ahnlich dem Inhalt mit seinen praktischen und politischen Ambitionen vom Rest der damaligen philosophischen Texte Er ist deutlich weniger literarisch gepragt und zeichnet sich vielmehr durch eine einfache Schreibweise aus An vielen Stellen ist der Text so geschrieben wie zur damaligen Zeit vermutlich gesprochen wurde zeigt also umgangssprachliche Tendenzen Hendrischke denkt dass dieses darauf schliessen lasst dass der Text von Leuten geschrieben wurde die nicht aus der Elite kamen wie die die normalerweise klassische Texte im Alten China verfassten 2 Der Text konnte moglicherweise aus Transkriptionen kommen die von den Schulern der Bewegung des Taiping Jing gemacht wurden Das Werk ware damit eine Niederschrift der Dialoge zwischen Lehrern und Schulern des Taiping Utopie und Weltbild BearbeitenLeben Bearbeiten Laut der Theorie im Taiping Jing TPJ verlauft der Weg hin zum Grossen Frieden Taiping 太平 neben der richtigen Verwaltung des Staates uber die Verlangerung des Lebens und lebenserhaltende Massnahmen Die Art und Weise wie diese Idealvorstellung einer Welt erreicht werden kann ist also klar daoistisch gepragt denn es gibt starke Anlehnungen an den Religiosen Daoismus mit seinen Praktiken die Unsterblichkeit durch unterschiedlichste Massnahmen zu erreichen Dennoch sind auch grosse Unterschiede festzustellen denn wahrend innerhalb des Religiosen Daoismus auch chemische Mittel wie Zinnober eingenommen wurden die dann zumeist das Gegenteil von dem bewirkten was sie sollten beschreibt das TPJ den Weg hin zum langen Leben vielmehr durch moralisch korrektes Verhalten Meditation und richtige Ernahrung Chemisch zusammengebraute Mittel dagegen brauchten nicht eingenommen zu werden Der Zusammenhang zwischen Leben und Lebensalter kommt aus dem daoistischen Weltbild dass Geschehnisse im Himmel das Leben der Menschen beeinflussen und andersherum Es besteht eine Dreiteilung zwischen den Spharen Himmel Erde MenschenDer Himmel wird innerhalb dieser Vorstellung als agierende Person betrachtet die einen eigenen Willen hat und diesen auch durchsetzt Dieser stellt auch Regeln auf an die sich die Menschen zu halten haben Bei Verstoss gegen die Regeln des Himmels kann dieser Katastrophen schicken Uberschwemmungen und Missernten wurden demnach als Strafe des Himmels fur das Fehlverhalten der Menschen interpretiert Nach dem TPJ hat nun der Himmel den Menschen ursprunglich Methoden gegeben ihr Leben moglichst lange zu gestalten Sein Hauptinteresse liegt darin das Leben aufrechtzuerhalten Zwar wird akzeptiert dass grundsatzlich jedes Leben irgendwann zu Ende gehen muss aber der Mensch hat nicht nur die Aufgabe sondern geradezu die Pflicht nicht zu fruh zu sterben Die Methoden wie die Menschen nun zu einem langen Leben kommen konnen beschreibt das TPJ Diese korrekten Verhaltensweisen lassen sich zusammenfassen zu einem moralisch richtigem Leben Meditation hygienische Praktiken medizinische Substanzen und Nutzen von Talismanen zur Heilung therapeutischer Nutzen von MusikDas moralisch richtige Leben nimmt unter diesen Punkten den Herausragenden ein Moralisch zu leben meint nach der Lehre des Taiping ein Verhalten das lebensverlangernd wirkt Und zwar ist dabei nicht bloss das eigene Leben gemeint sondern auch das anderer Menschen der Tiere und generell seiner gesamten Umwelt Diese Moralvorstellung ist demnach eine vollig andere als in anderen Philosophien bei denen sich Moral vielmehr auf das soziale Leben bezieht Hier wird aber ein weiterer deutlich individualistischer Aspekt betont Das eigene Leben Hierbei ist es wichtig zu wissen was das Gegenteil des Taiping also der idealen Welt ist Auf den ersten Blick konnte dieses das Chaos Luan 乱 sein was allerdings im Falle des TPJ nicht zutrifft Vielmehr ist das Gegenteil des Grossen Friedens die Unterbrechung Jue 绝 was gleichbedeutend mit zu einem Ende bringen oder noch konkreter toten ist Dieses zeigt abermals die herausragende Bedeutung des Lebens fur die Vorstellungen vom Grossen Frieden Es ist demnach unmoralisch und dem Erreichen des Ideals abtraglich andere Menschen sich selbst oder sogar Tiere aus Eigennutz umzubringen Die anderen vier Punkte sind eher praktische Vorgehensweisen die im Alltag angewendet werden konnen Meditation und Musik sollen zur inneren Ruhe fuhren und den Geist beruhigen Bestimmte hygienische Praktiken und die Einnahme von medizinischen Substanzen dagegen dienen der Gesundheit denn auch diese ist selbstverstandlich lebensverlangernd und damit ein wichtiger Schritt hin zum Taiping Allerdings hielt sich die Taiping Bewegung fern von chemischen Mitteln Hier kamen im Wesentlichen nur Pflanzen und Krauter der Traditionellen Chinesischen Medizin zum Einsatz Zur Ernahrung wird empfohlen moglichst wenig zu essen und noch dazu am besten Nichtkorperliches Damit ist z B Reis gemeint Eine vegetarische Ernahrung wird befurwortet Gar nichts zu essen ist aber ebenfalls verboten weil damit laut TPJ nicht nur der Darm aufhort zu arbeiten sondern es naturlich auch einleuchtet dass die Nulldiat irgendwann zum Tode fuhrt Empfohlen wird hier ganz konkret eine Mahlzeit pro Tag Das TPJ preist nicht nur die Vorteile die dieses Fasten fur ein langes Leben haben sondern auch dass es den Staat entlastet und Frieden schafft Ein moglichst langes Leben lasst sich laut TPJ also uber die erwahnten Vorgehens und Verhaltensweisen erreichen und dieses fuhrt schliesslich zur idealen Welt dem Taiping Chengfu Bearbeiten Mit Chengfu 承负 bezeichnet das TPJ ein Konzept des vererbten Bosen Dieses stellt ein gesellschaftliches Problem dar was jeden Einzelnen in seinem personlichen Handeln betrifft Das TPJ geht davon aus dass sich das Fehlverhalten eines jeden Einzelnen uber Generationen hinweg kollektiv sammelt und anhauft Jede einzelne Sunde besteht sozusagen auch nachdem sie bereits fur Jahrzehnte von den Menschen vergessen ist als feste Masse in der Welt weiter Sie lasst sich nicht erkennen oder einfach entfernen sondern addiert sich zu den bisherigen Sunden dazu und es kommt zu einem Chengfu Maximum dem Chenfu Zhi Ji 承负之极 Nun erganzt sich diese Vorstellung um ein deutliches Weltuntergangsszenario das die ganze Situation massiv verscharft Die Anhaufung des Bosen kann nach dem TPJ nicht einfach ewig so weiter gehen sondern hat irgendwann ein Ende Wie mit der bekannten Metapher des Fasses das irgendwann uberlauft ist es auch beim Chengfu des TPJ Das Fass ist mit Bosem voll wenn es das Chengfu Maximum erreicht hat und lauft dann uber Konkret bedeutet dieses wiederum genau wie beim Einfluss des Himmels auf die Menschen Naturkatastrophen und Elend Dieses Schreckensszenario wird von dem Werk sogar noch bis zur vollstandigen Ausloschung allen Lebens ausgeweitet Numerische Berechnungen verscharften das Ganze weiter Das TPJ spricht vom Xuanjia 玄甲 als Beginn von notigen Reformen um das drohende Unheil noch aufzuhalten Als Ausweg sieht das TPJ nur das Erreichen des Taiping moglichst bald Es existiert also die extrem schlechte Aussicht dass bei Nicht Erreichen des Grossen Friedens alles Leben zu Ende gehen wird und das das Ende von Himmel Erde und der gesamten Menschheit sei Nach dem TPJ ist nun jeder einzelne dazu aufgefordert das Taiping zu verwirklichen Barbara Hendrischke dazu This point is made with pertinacious emphasis it is mistaken to believe that the ruler alone is responsible for chengfu Now if a government fails to achieve harmony this is not only the fault of the heaven the earth and the ruler the responsibility can be attributed to the misdeeds which are commited by each member of the population bai xing 百姓 They receive and transmit faults from one to the other thereby making them even greater Hendrischke 1991 17 Barbara Hendrischke The Concept of inherited evil in the Taiping Jing 1991 S 17 Die Regierung konnte diese Behauptung als Vorwand nehmen Verantwortung von sich selbst auf die Bevolkerung zu schieben falls es zu Katastrophen und Missernten kommt Zwar wird Taiping kollektiv erreicht aber es ist trotzdem die Aufgabe des Einzelnen sich richtig zu verhalten um dorthin zu gelangen Das TPJ ist damit ein ideales Werk fur Geheimgesellschaften Rebellen und Aufstandische denn es verbindet ein gemeinsames Ziel dessen Verwirklichung uber Leben und Tod entscheidet mit der politischen Aufforderung dieses Ziel durch die Mitglieder einer solchen Rebellengruppe selbst in die Hand zu nehmen und dabei storende Faktoren wie eine das Ziel behindernde Regierung zu entmachten Die Bedeutung des Ziels ist wiederum so gross dass auch radikale oder gewalttatige Massnahmen trotz des an sich daoistischen Hintergrundes zur Verwirklichung moglich und akzeptiert werden Moral Bearbeiten Sunden Bearbeiten Ein wichtiger Aspekt des Taiping ist es dass bestimmte Taten vermieden werden die als Sunden gelten Wie bereits erwahnt kann jedes einzelne Individuum das Erreichen des Taiping schon durch sein Fehlverhalten gefahrden was auch als totality of taiping Barbara Hendrischke The Daoist Utopia of Great Peace 1992 S 67 bezeichnet wird Die Bevolkerung sollte deshalb nicht ihre politische Fuhrung kritisieren da diese ja nur mittelbar uberhaupt fur die schlechte Situation und fur das Nicht Bestehen des Taiping verantwortlich gemacht werden kann Andererseits wird vom TPJ auch die Verringerung von Strafen der Regierung gegenuber ihrer Bevolkerung gefordert Strafen schaffen Missgunst in der Bevolkerung und diese gilt es zu beseitigen Uberhaupt beziehen sich fast alle folgenden zu unterbindenden Sunden auf die Vermeidung von Missgunst und Unzufriedenheit der Bevolkerung und auf das bereits als wichtig herausgestellte Konzept des Lebens und seiner Erhaltung Exemplarisch soll auf folgende acht Beispiele eingegangen werden die sehr gut widerspiegeln wie das TPJ moralisch gutes und schlechtes Verhalten betrachtet Zirkulation von Besitztumern und Hilfe fur die Armen Brunnen graben Kindsmord sich zu weigern uber Dao und De zu lernen und das Ignorieren der Moglichkeiten zur Lebensverlangerung Abbrennen von Waldflachen EnthaltsamkeitDas TPJ fordert nicht nur die Erhaltung des eigenen Lebens sondern auch des Lebens von anderen Die Zirkulation von Besitztumern ist dabei eine konkrete okonomische Pflicht zum Ausgleich Hier spielen sozialstaatliche Massnahmen wie die Verteilung von Besitz von Oben nach Unten genauso eine Rolle wie das Spenden von Geld und Lebensmitteln fur Bedurftige Das TPJ spricht sich fur einen Sozialstaat ahnlich dem Heutigen aus was fur die damalige Zeit bemerkenswert ist Das Verbot Brunnen zu graben kommt aus der Vorstellung der Dreiteilung in Himmel Erde und Menschen und deren Entsprechung zu den Familienmitgliedern Vater Mutter und Kind Wo der Himmel dem Vater entspricht so wird die Erde mit der Mutter verbunden Einen Brunnen zu graben stellt nun einen gewaltsamen Eingriff gegen die Erde und damit auch gegen die eigene Mutter dar Das Graben des Brunnens ist demnach eine Verletzung der Mutter Erde Das wird vom TPJ verboten und stattdessen sollen nur naturliche Quellen zur Wassergewinnung genutzt werden Diese sind extra dafur geschaffen worden und ein Nutzen stellt keinen negativen Eingriff in die Natur dar entspricht also den Wuwei Prinzipien Genauso verhalt es sich mit dem Abbrennen von Waldflachen Auch diese Handlung stellt einen massiven Eingriff in die Natur dar und ist nach dem TPJ nicht erlaubt Das Verbot von Kindsmord fallt wiederum in die Kategorie der Erhaltung des Lebens Hier geht es vor allem um die Totung ungewollter Tochter Dieses Verbot ist zwar generell sehr modern und befurwortenswert begrundet wird es jedoch im TPJ mit ziemlich mystischen Argumenten aus einer Zeit des fruhen Daoismus und nicht etwa mit dem Recht auf Leben der Moderne Das Konzept von Yin und Yang existierte zwar bereits in der Gesellschaft war aber noch nicht so klar ausgebaut und eher eine lose Idee Das TPJ hat diese Idee genutzt und modifiziert um gesellschaftliche Ziele zu erreichen So lautete die Theorie dass in der Welt immer eine Einheit Yang mit zwei Einheiten Yin zusammen sein sollten Man ging davon aus dass Yang eine doppelt so grosse Wertigkeit habe wie Yin Fur das Verhaltnis zwischen Mann und Frau bei dem der Mann dem Yang und die Frau dem Yin entsprache bedeutet das eine ideale Beziehung sollte vorherrschen wenn ein Mann mit zwei Frauen zusammen sei Demnach wird Monogamie im TPJ abgelehnt weil es ein Ungleichgewicht zwischen Yin und Yang bedeute Ein weiteres Beispiel fur Sunde im TPJ ist Enthaltsamkeit Sexuelle Aktivitat nimmt einen sehr positiven Stellenwert ein weil dadurch Leben geschaffen werden kann was eine wichtige Rolle im TPJ spielt und ein Weg hin zum Taiping darstellt Anhand der Beispiele lasst sich ein Uberblick uber die Weltanschauung des TPJ erkennen Die Aufrechterhaltung und Schaffung von Leben steht an oberster Stelle Allerdings spielen auch moderne sozialstaatliche Ideen zum Ausgleich zwischen Arm und Reich eine Rolle Der Begriff Grosser Frieden der bisher nur allgemein umschrieben wurde lasst nun mit diesem Aspekt sogar eine ganz andere Interpretation als Sozialer Frieden entstehen Dieses ist zwar nur ein kleiner Aspekt der Ideologie er ist aber aus heutiger Sicht am ehesten nachvollziehbar Die Beichte Bearbeiten Neben den hier erwahnten Sunden als Beispiele verpflichtet das TPJ aber auch zu aktivem Verhalten der Burger Das Beichten der begangenen Sunden existiert ahnlich dem innerhalb des katholischen Christentums aber auch dabei gibt es grosse Differenzen Sunden werden im TPJ mit Krankheit verbunden Das heisst jemand der sich nicht an die Regeln des Himmels gehalten hat wird spater erkranken denn der Himmel uberwacht jedes einzelne Verhalten der Menschen auf der Erde und bewertet es Der Mensch kann den Himmel dabei nicht hintergehen Dieser weiss in jedem Fall uber das Verhalten der Menschen Bescheid Auch hier sind die Parallelen zum Christentum extrem auffallig Allerdings ist die Erkrankung des Menschen nach dem Begehen einer Sunde weniger als direkte Strafe des Himmels fur ein oder mehrere Vergehen zu interpretieren Das Fehlverhalten wird im TPJ weniger stark als moralisch verwerflich bewertet sondern eher als technischer Vorgang gesehen bei dem der Energiefluss ins Ungleichgewicht fallt Um dieses wieder auszugleichen und damit gleichzeitig den Himmel zufrieden zu stellen ist nur der Weg uber die Beichte der Sunden moglich Eine solche Beichte ubernimmt ein daoistischer Meister der den Kranken befragt und herauszufinden versucht welche seiner schon seit Fruhzeiten begangenen Sunden die Krankheit ausgelost haben konnte Kommunikation Bearbeiten Kommunikation stellt im TPJ einen weiteren wichtigen Faktor dar der dazu verhelfen soll zum Taiping zu gelangen Sie hilft konkret gesagt dabei Informationen uber soziale und gesellschaftliche Missstande von Unten nach Oben zu vermitteln damit zeitnah Gegenmassnahmen ergriffen werden konnen Hier bezieht sich das TPJ auch auf den immer wiederkehrenden Zusammenhang zwischen Naturkatastrophen und dem Fehlverhalten der Gesellschaft Wenn man davon ausgeht dass der Himmel in personifizierter Form auf das Verhalten der Menschen reagiert und bei Fehlverhalten Naturkatastrophen Krankheit Durre und ausbleibende Ernte auf der Erde auslost so ist es dringend notwendig fur die Menschen dass diese uberhaupt von den Katastrophen und anderen Phanomenen erfahren Eine vom Himmel geschickte Durre weist auf ein Fehlverhalten hin aber wenn niemand von der Durre erfahrt oder sie hochstens lokal bekannt ist kann niemand sein Verhalten in Zukunft andern um weitere Durren zu vermeiden Naturphanomene und weitere Dinge die auf eine Reaktion des Himmels auf das Verhalten in der Gesellschaft hinweisen mussen also ubermittelt werden Dabei ist gerade die Information von unten nach oben im Fokus Vor allem der Herrscher muss nach dem TPJ immer moglichst vollstandig uber alle auffalligen Phanomene innerhalb seines Reiches informiert sein um im Zweifelsfall darauf reagieren zu konnen Wenn diese Information des Herrschers ausbleibt verliert die Fuhrung den Kontakt zum Himmel und regiert damit im schlimmsten Fall ganz ohne das Feedback des Himmels Das TPJ hat dazu sehr konkrete Vorstellungen und bietet auch eine praktische Umsetzung fur die Weiterleitung von Informationen zur damaligen Zeit an Informiert werden soll generell uber Texte 文 Wen Ein Text kann innerhalb dieses Rahmens aber vielfaltige Erscheinungen annehmen Nicht nur tatsachlich von den Menschen selbst auf Papier geschriebene Ereignisse sondern z B auch mundliche Informationen konnen als Text gelten Im TPJ wird dieses ganze Konzept nun auch noch auf eine abstraktere Ebene befordert Als Gegenteil des Taiping gilt die Unterbrechung Information spielt nun eine wichtige Funktion um genau solch eine Unterbrechung zu verhindern denn eine Informationsunterbrechung also der stetige Fluss an Information ist dem Taiping in ahnlicher Weise abtraglich wie der Tod also die Unterbrechung des Lebens Informationsfluss ist im TPJ sowohl Mittel zur Verhinderung von Blockade als auch Selbstzweck und eine wichtige zu schaffende Vorbedingung fur den Grossen Frieden Taiping Die konkrete Umsetzung wird im TPJ als gigantische Sammelaktion von Schriftstucken aus dem ganzen Reich uber Ereignisse die von den Burgern aufgezeichnet wurden beschrieben Im gesamten Land sollen dafur eine Art von Containern aufgestellt werden Diese Boxen sollen neun mal neun Meter gross sein die Form eines Wurfels haben und ein Fenster besitzen Durch einen Schlitz in diesem ubergrossen Briefkasten konnen nun Burger ihre Texte einwerfen und damit uber Phanomene und Erscheinungen informieren Der politische Fuhrer sendet nun regelmassig Boten aus die alle gesammelten Texte einsammeln und exzerpieren Es werden in diesem Prozess also Texte zusammengefasst Das TPJ spricht sich bei der Bewertung dieser Texte klar fur eine Mehrheitsmeinung aus Das heisst Informationen oder Meinungen die haufiger vorkommen werden akzeptiert wahrend Informationen die nur von wenigen Einzelnen kommen keine grosse Rolle spielen sollen Die Autoren des TPJ haben hier also tatsachlich auch auf die Umsetzbarkeit einer solchen Idee geachtet und versuchten sie moglichst effizient zu gestalten Uber den Wahrheitsgehalt der veroffentlichten Texte macht das TPJ allerdings nur einschrankende Aussagen Ein Text ist dann wahr wenn er den Herrscher dazu befahigt seinem Land Frieden zu geben und seinen Leuten Rechtschaffenheit Falsche Texte dagegen wurden Naturkatastrophen und politische Aufstande heraufbeschworen Diese Aussage ist nur schwer zu interpretieren Es passt am ehesten wohl mit dem Prinzip der Mehrheitsmeinung zusammen Politisch extreme Texte und Meinungen sollen vermieden werden Da sie als unwahr gelten konnen sie demnach ignoriert oder zensiert werden Mit dieser Einschrankung wird fur den Herrscher immer noch eine Tur offen gelassen um am Ende selbst zu entscheiden ob er einer Meinung zustimmt oder sie ignoriert Mit dem Prinzip soll eine Kontrolle geschaffen werden um sowohl Lugen als auch politisch vollig ungewollte Meinungen zu unterbinden Eine offene demokratische Burgergesellschaft sollte also mithilfe dieser Textboxen nicht geschaffen werden Sehr wohl soll allerdings damit die Fuhrung uber Missstande und Unzufriedenheit innerhalb der Bevolkerung informiert werden Einzelnachweise Bearbeiten HENDRISCHKE Barbara 1992 The Daoist Utopia of Great Peace in Oriens Extremus Nr 35 Wiesbaden S 63 HENDRISCHKE Barbara 2006 The Scripture on Great Peace Berkeley S 41 Literatur BearbeitenBarbara Hendrischke The Concept of inherited evil in the Taiping Jing In East Asian History Nr 2 1991 ISSN 1036 6008 S 1 30 Barbara Hendrischke Early Daoist Movements In Livia Kohn Hrsg Daoism Handbook Brill Leiden 2000 ISBN 90 04 11208 1 S 134 164 Handbuch der Orientalistik 4 14 Barbara Hendrischke The Scripture on Great Peace The Taiping jing and the beginnings of Daoism University of California Press Berkeley CA 2006 ISBN 0 520 24788 4 Daoist classics series 3 Max Kaltenmark The Ideology of the Tai ping ching In Holmes Welch Hrsg Facets of Taoism Essays in Chinese Religion Yale University Press New Haven CT 1997 ISBN 0 300 01695 6 S 19 45 Barbara Kandel Taiping Jing The Origin and Transmission of the Scripture on Great Welfare The History of on unofficial Text OAG Hamburg 1979 Mitteilungen der Gesellschaft fur Natur und Volkerkunde Ostasiens OAG 75 ISSN 1436 0128 Tsuchiya Masaaki Confession of Sins and Awareness of Self in the Taiping jing In Livia Kohn Hrsg Daoist Identity University of Hawaii Press Honolulu 2002 ISBN 0 8248 2429 6 S 39 57 Ming Wang Taipingjing Hejiao Beijing 1979 Weblinks BearbeitenTaiping jing Originaltext des Taiping Jing Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Taiping jing amp oldid 223085839