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Ein Systemgesetz ist ein Gesetz das in einem System gilt Es bestimmt das Verhalten der Systembestandteile und ist charakteristisch fur das System in dem es gilt Begriffstheoretisch ist die gesetzesartige Aussage die durch die Anwendung auf ein System wahr wird ein Systemgesetz dieses Systems 1 Da alle Systeme so definiert sind dass sie aus wechselwirkenden Teilen bestehen basieren Funktionalitaten von Systemen auf Systemgesetzen Bekannt sind die Systemgesetze im Allgemeinen in politischen Systemen oder in physikalisch technischen Systemen Weniger bekannt sind die Systemgesetze von biologischen Systemen wie bei Gruppen Familien Schwarmen obwohl der Begriff des Systemgesetzes zur Erforschung des Verhaltens von biologischen und insbesondere medizinischen Systemen entstanden ist Inhaltsverzeichnis 1 Zur Genese des Begriffs in der Systemtheorie 2 Bedingungen die Systemgesetze erfullen mussen 3 Anwendungsbereiche des Begriffs 4 Verhaltnis zum Subjektbegriff 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZur Genese des Begriffs in der Systemtheorie BearbeitenDie Existenz von Systemgesetzen ist die Bedingung fur das Vorliegen und die Stabilitat von Systemen denn sie sind etwas Zusammengesetztes griech systhma und durch die Systemgesetze etwas Zusammengehoriges Mit der von Bertalanffy entwickelten Systemtheorie die durch die Bestimmung des Begriffes des offenen Systems 1926 begann 2 verband sich von Anfang an die Behauptung Bertalanffys dass den Systemen eine ihnen eigene Gesetzmassigkeit zukommt Dennoch ist der Begriff des Systemgesetzes explizit erst relativ spat verwendet worden Den Begriff des Systemgesetzes benutzt der Pathologe Herbert Siegmund schon 1947 in seinem Aufsatz Die pathologische Anatomie der Hepatitis Epidemica als Beispiel fur die Situation der anatomischen Pathologie in ihrer Beziehung zur Krankheitsforschung 3 Die explizite Definition des Begriffs Systemgesetz wird im Zusammenhang mit der Bestimmung von Systemgrossen mit Hilfe metrischer Begriffe in dem Aufsatz von Wolfgang Deppert Grundlagen einer Theorie der Systemzeiten aus dem Jahre 1981 angegeben 4 Systemgesetze sind erst einmal Gesetze die in einzelnen Systemen herrschen wie etwa ein Wachstumsgesetz eines einzelnen Organismus das durch die DNA dieses Organismus festgelegt ist oder das Gravitationsgesetz als Systemgesetz des Systems der physikalischen Welt oder das BGB als Systemgesetz des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland Daruber hinaus gibt es Gesetze die allen Systemen aus einer bestimmten Systemklasse zukommen Diese Gesetze werden als allgemeine Systemgesetze oder als Systemklassengesetze bezeichnet und Gesetze die fur alle Systemklassen gelten als Systemsupergesetze oder kurz als Supergesetze Im systemtheoretischen Ansatz beschreibt der Mensch durch Systemgesetze das Verhalten der Teilbereiche der Gesamtheit eines Systems Versteht man den physikalischen Kosmos als ein System dann sind auch die bisher als Naturgesetze verstandenen physikalischen Gesetze Systemgesetze Ein Systemgesetz ist daher eine Beschreibung von auffindbaren Wiederholungen und Regelhaftigkeiten in einer Gesamtheit Gesetze sind stets Systemgesetze da sie innerhalb eines Anwendungsgebietes gelten das aber Teil der Ganzheit der Systeme ist 5 Beispiele fur Ausdrucksformen allgemeiner Systemgesetze oder gar fur Supergesetze sind Beschreibungen wie Kovarianzprinzip Ganzheit Selbstorganisation die Offenheit lebender Systeme Desoxyribonukleinsaure Autopoiesis Aquifinalitat Emergenz negative EntropieBedingungen die Systemgesetze erfullen mussen BearbeitenSystemgesetze mussen bestimmte von der Systemtheorie aufgestellte Bedingungen erfullen Eine wesentliche Bedingung lautet Ein Gesetz muss die Beziehungen der Einzelteile eines Teilgebietes als ganzheitliches zusammengehoriges System beschreiben Dabei darf dieses Gesetz nicht im Widerspruch zu seiner Einordnung in die durch Systemgesetze beschreibbare Gesamtheit denkbarer Teilgebiete stehen Ein Systemgesetz kann uber den von ihm beschriebenen Einzelbereich hinaus gelten Systemgesetze verschiedener Wissensgebiete haben nicht nur ubereinstimmende Aspekte in Modellen und Prinzipien sondern werden als formale identische Gesetze verstanden 6 Ist ein Systemgesetz fur alle denkbaren Teilbereiche der Gesamtheit von realer und virtueller Welt gultig so erreicht die Systembildung einen hohen Grad an Interdisziplinaritat als erkenntnisfordernde Verbindung aller Wissensgebiete Das ist das besondere Anliegen der Systemtheorie Anwendungsbereiche des Begriffs BearbeitenDer Begriff wird in den Bereichen haufig verwendet wo mit der Modellbildung der Systemtheorie Zusammenhange dargestellt werden einige Beispiele dafur sind Okologie und globale Umweltveranderung Grenzuberschreitende Gesetzgebung wie z B europaisches Recht Guterkraftverkehrsrecht Anatomie Herz Kreislauf Systeme Systemtheorie lebender Systeme Grundbau und Bodenmechanik Systemische Beratung und Therapie Verhaltnis zum Subjektbegriff BearbeitenFur das Subjekt ist ein Systemgesetz Mittel der interdisziplinaren Wissensintegration Systemgesetze haben daher einen besonderen Bezug zum Begriff des Subjekts Sie entstehen in Abhangigkeit eines tatigen Subjekts und beschreiben die Beziehungen des Subjekts oder den Bezug auf das Subjekt als Wechselwirkungen mit den Beziehungen der Systemelemente da das System fur das sie gelten nicht in der Wirklichkeit existiert sondern vom Subjekt reflexiv rekonstruiert wird 7 Literatur BearbeitenL v Bertalanffy 1972 Systemtheorie Berlin W Bocher 1992 Natur Wissenschaft und Ganzheit Opladen W Deppert 2002 Selbstorganisierte Systemzeiten Leipzig C W Churchman 1973 Philosophie des Managements Ethik von Gesamtsystemen und gesellschaftliche Planung Freiburg C W Churchman 1973 Die Konstruktion von Erkenntnissystemen Frankfurt a M New York C W Churchman 1981 Der Systemansatz und seine Feinde Bern Stuttgart Herbert Horz Karl Friedrich Wessel 1983 Philosophische Entwicklungstheorie Berlin Stefan Jensen 1983 Systemtheorie Kohlhammer Stuttgart Niklas Luhmann 1984 Soziale Systeme Grundriss einer allgemeinen Theorie Frankfurt am Main Wilhelm Walgenbach 2000 Interdisziplinare System Bildung Frankfurt am Main Wilhelm Walgenbach 1979 Ansatze zu einer Didaktik asthetisch wissenschaftlicher Praxis Weinheim Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Deppert Selbstorganisierte Systemzeiten Leipzig 2002 S 330 Ludwig v Bertalanffy Das biologische Weltbild Nachdruck der 1 Aufl Bern 1949 vom Bohlau Verlag Wien Koln 1990 S VII Klinische Wochenzeitschrift 24 25 Jahrgang Heft 53 54 1 November 1947 wo es auf Seite 833 heisst Ein weiterer Hinweis gilt auch der in der Pathologie immer mehr zunehmenden Erkenntnis dass die Cellularpathologie Virchows die in der Zelle nicht nur die letzte Lebenseinheit sondern auch ein Wesen von erheblicher Selbstandigkeit zu sehen gewohnt ist zu einer dynamischen Korrelationspathologie funktioneller Systeme zu erweitern ist Unter Systemen verstehe ich dabei jede gestaltete Vielheit deren Teile in bestimmten Beziehungen zueinander stehen unter funktionellen Systemen Wirkungsgefuge aus geordneten Mannigfaltigkeiten deren Teile durch Wirkungsbeziehungen zu einem spezifischen Ganzen geordnet sind Innerhalb solcher Systeme die als Ganzes reagieren und oft als Ganzes teilbar sind sind Zellen und Gerustsubstanzen auswechselbare Teilkorper niederer Ordnung die nach einem bestimmten Systemgesetz miteinander in Beziehung stehen und die durch gemeinschaftliche Leistungen fur das ubergeordnete Ganze zu Leistungseinheiten zusammengeschlossen sind Wolfgang Deppert Grundlagen einer Theorie der Systemzeiten In Allgemeine Zeitschrift fur Philosophie Frommann Holzboog Verlag Stuttgart 1981 6 2 S 1 25 vgl auch ders Remarks on a Set Theory Extension of the Concept of Time I Epistemologia Tilgher Genova 1978 I S 425 434 Wolfgang Deppert Selbstorganisierte Systemzeiten Leipzig 2002 S 315 W Bocher W 1992 Natur Wissenschaft und Ganzheit Opladen S Jensen 1983 Systemtheorie Stuttgart S 28 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Systemgesetz amp oldid 228323620