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Die Maurer und Steinmetze Gewerkschaft Syndicat des Macons de Lyon et du Rhone verteidigte die Interessen der Bauarbeiter in der ab der Mitte des 19 Jahrhunderts stark ins Umland wachsenden franzosischen Grossstadt und Industriemetropole Lyon Sie fuhrte ihre beiden wichtigsten Arbeitskampfe in den Jahren 1897 und 1910 Ihre Mitglieder waren zu Beginn mehrheitlich Wanderarbeiter aus dem Limousin einer landwirtschaftlich gepragten Region in Zentralfrankreich Spater integrierte sie sich in die Strukturen der Confederation generale du travail CGT 1 Geschichte BearbeitenEine Vorgangergewerkschaft wurde 1877 gegrundet und organisierte 1879 und 1880 ihre ersten Streiks Bei ihrem zweiten Arbeitskampf konnte sie zwar Lohnerhohungen durchzusetzen jedoch keinen Gesamtarbeitsvertrag erreichen Der Organisationsgrad der Arbeiterschaft blieb bis Mitte der 1890er Jahre gering 1882 hatte sie 120 Mitglieder Auf der Gegenseite hatte sich 1863 eine Arbeitgeberkammer konstituiert die sich Chambre syndicale des entrepreneurs de travaux de batiment de la Ville de Lyon nannte und der es 1865 gelungen war einen grossen Streik zu beenden indem sie mit der Anwerbung von Arbeitern im Konigreich Sardinien Piemont gedroht hatte Ein weiterer Streik war der Gewerkschaftsgrundung auch 1869 1870 vorangegangen Dieser wurde bei Ausbruch des deutsch franzosischen Krieges vorzeitig beendet und ging danach in den Aufstand der blutig niedergeschlagenen Kommune uber Nachdem von 1884 bis 1888 die schlechte Wirtschaftslage weiter jede bedeutende Mobilisierung verunmoglichte trennten sich im Dezember 1890 rund 60 der aktivsten Mitglieder von der Vorgangergewerkschaft Chambre syndicale und grundeten das Syndicat General des Macons Die Leitung ubernahm ein aus 9 Personen bestehender Gewerkschaftsrat der ab 1894 aus 6 Mitgliedern bestand Polizeiberichten zufolge war ihre Ausrichtung sozialistisch revolutionar Neu wurden die Mitglieder nun nicht mehr wie vorher nach Berufen getrennt sondern geografisch organisiert Es entstanden drei Sektionen Im 3 Arrondissement von Lyon la Guillotiere mit Versammlungslokal an der Rue Moncey 20 im 5 Arrondissement Vaise sowie eine Sektion fur die Umlandgemeinden Oullins Pierre Benite und Saint Genis Laval Der Hauptsitz wurde zunachst an der Rue Moncey 93 und ab 1893 an der Avenue de Saxe 176 eingerichtet In dieser Zeit unterstutzte die Gewerkschaft die Kandidatur von Antoine Desfarges was zu Streit mit der Vorgangergewerkschaft fuhrte und die Bewegung zu spalten drohte Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage entspannte sich das Verhaltnis sodass 1894 der 1 Nationale Bauarbeiterkongress mit 19 teilnehmenden Gewerkschaften in der Bourse de travail de Lyon stattfinden konnte Die dort besprochenen Plane fur eine landesweite Foderation und die Grundung einer Zeitung konnten zwar nicht verwirklicht werden doch beschlossen die beiden lokalen Gewerkschaften am 5 Januar 1895 ihre Fusion 1896 kamen sie zusammen auf 200 Mitglieder diese waren jedoch ausreichend schlagkraftig um vom 10 Mai bis 28 Juli 1897 einen fast dreimonatigen Streik zur Durchzusetzung der 1880 mit den Arbeitgebern ausgehandelten Lohntarife durchzustehen Polizeiberichte und Arbeitgeber mutmassten Mitgliederzahlen um 8200 Arbeiter was weit uber den wirklichen Verhaltnissen lag Demonstrativ verliessen Mitte Mai 1897 tausende Arbeiter die Stadt um Arbeit auf dem Land anzunehmen Manche fanden in ihren Herkunftsdorfern in Zentralfrankreich ein vorubergehendes Auskommen was die Streikkasse stark entlastete Gleichzeitig stieg nun tatsachlich die Zahl der Mitglieder Auch der Kleinhandel in Lyon zeigte sich mit den Streikenden solidarisch und ermoglichte den Arbeiterfamilien das Anschreibenlassen von Lebensmitteleinkaufen Andere Detailisten mussten zur Kooperation genotigt werden Wer sich trotzdem weigerte wurde spater systematisch boykottiert Rund 1000 Arbeiter hielten die Arbeitsborse und die Baustellenzugange besetzt Damit gelang es die Zahl der Streikbrecher bis zum Ende gering zu halten Listen dieser sogenannten renegats wurden laufend aktualisiert und neu veroffentlicht Manche Arbeiter konnten so dazu bewegt werden sich gegen Bezahlung einer nach Arbeitstagen berechneten Abgabe dem Streik anzuschliessen Dadurch erschienen sie nicht mehr auf der nachsten Ausgabe der Liste Ebenfalls 1897 fuhrten Streikende in Lyon erstmals Demonstrationsumzuge durch wozu 15 Beerdigungen von Arbeitern und ihren Angehorigen zum Anlass genommen wurden was jedes Mal zwischen 500 und 1500 Teilnehmer mobilisierte Bei den Grabreden wurden auch revolutionare Forderungen laut Indes entbrannte in der Arbeitgeberkammer ein heftiger Streit zwischen mittleren und grosseren Unternehmern wobei den dominierenden Baumeistern von ihren kleineren Konkurrenten der Vorwurf gemacht wurde durch tiefere Lohne den Konflikt verursacht zu haben den sie nun ausbaden mussten Notfallmassig wurde eine Notkasse fur finanziell bedrangte Unternehmer eingerichtet Der Streik endete mit einem Teilerfolg der Gewerkschaft die gesamtarbeitsvertragliche Lohnerhohungen und andere Verbesserungen erreichte Die Forderung nach dem Achtstundentag wurde nun lauter erhoben Allerdings schottete sich die Gewerkschaft deren Mitglieder zumeist noch Sohne von Kleinbauern waren von anderen Arbeiterbunden ab die ein schon in Lyon geborenes Proletariat vertraten Im Vordergrund stand die Solidaritat zwischen den Zuwanderern aus dem Zentralmassiv Aus diesem Grund blieb das Syndicat des Macons dem am 1 Mai 1906 von der CGT ausgerufenen landesweiten Generalstreik fern und war in deren Anfangsphase auch nicht Teil der Ligue d action du batiment LAB die 1908 in Lyon entstand Nach dem Erfolg von 1897 organisierte die Gewerkschaft eine Reihe kleinerer Streiks zur Durchzusetzung des Erreichten 1906 hatte sie rund 600 Mitglieder Zudem war dem roten Syndicat des Macons nun die Konkurrenz einer gelben Gewerkschaft erwachsen die im selben Jahr 164 Mitglieder hatte Als gelbe Gewerkschaften wurden Gruppen bezeichnet die den Arbeitgebern nahe standen Ab 1908 begannen junge Mitglieder das Syndicat des Macons in die ideologische Nahe der radikaleren CGT zu fuhren die damals gerade erst entstanden war Diese befand sich damals mitten in einer Konfrontation mit der Zentralregierung nachdem unter der Regierung von Pierre Waldeck Rousseau 1899 1902 noch Arbeitsfrieden geherrscht hatte als die Arbeiter nicht durch eigene Forderungen einen Vorwand fur einen konservativen Staatsstreich seitens der Feinde von Alfred Dreyfus liefern wollten Nach dem Regierungswechsel ging die CGT mit dem Achtstundentag in die Offensive Doch wurden die Streiks vom damaligen Innenminister Georges Clemenceau mit Gewalt beendet Die Lage war eskaliert als 1906 das Grubenungluck von Courrieres im Norden Frankreichs 1100 Bergleuten das Leben gekostet hatte 1907 verlagerte sich der Konflikt in den Suden wo Soldaten auf streikende Weinbauern schossen Am 2 Juni 1908 erschoss die Gendarmerie Streikende der Saine Sandwerke von Draveil Draveil Villeneuve Saint Georges Die Erfahrungen welche die Gewerkschafter des Syndicat des Macons mit der von der CGT als Morderregierung gebrandmarkten Regierung Clemenceau machten fuhrten zu ihrer zunehmenden Radikalisierung Die neue Generation hatte die Hoffnungen auf soziale Verbesserungen die ihre Vater mit dem Republikanismus verbunden hatten weitgehend aufgegeben Der Kampf gehen eine Monarchie war langst aus dem Blickfeld gewichen Worter wie citoyens verschwanden aus dem Vokabular man sprach sich nun mit dem sozialistischen camarade an Im November 1906 wurde das Syndicat des Macons Mitglied der Federation des ouvriers du batiment de France Am 12 Marz 1910 erklarte die Gewerkschaft einen Streik von uber vier Monaten bis am 15 Juli Erneut verliessen tausende Maurer und Steinmetze die Baustellen und zogen in die Dorfer dort entrichteten sie einen Tagessatz von 1 oder 1 5 Francs an die Streikkasse Aktivsten sammelten diese auf dem Land ein Dabei und ebenso bei der Uberwachung der bestreikten Baustellen wurde das nun allgemein erschwingliche Fahrrad zum wichtigen Arbeitsmittel Wiederholt kam es dabei zu gewaltsamen Zusammenstossen zwischen Streikenden und Streikbrechern 1910 folgte ein weiterer Streik diesmal unter der Fuhrung des erst 25 jahrigen Maurers Antoine Charial Der Streik fuhrte durch Vermittlung von Lyons Burgermeister Edouard Herriot und dank stadtischer Zuschusse zu erneuten Zugestandnissen bei Lohnen und Unfallschutz Die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft war nun de facto obligatorisch und wer als Streikbrecher benannt war hatte kaum Aussicht in Lyon noch Arbeit auf dem Bau zu finden Im Juli 1911 erschien erstmals die Gewerkschaftszeitung L ouvrier macon Im Januar 1912 nannte diese die Zahl von 3175 Mitgliedern Die Stadtverwaltung sprach ihrerseits von 3320 Mitgliedern im Jahr 1913 Dies entsprach einem Organisationsgrad von fast 75 aller Maurer und Steinmetze in Lyon Fur das gesamte Bauwesen wurden von 1910 bis 1914 insgesamt 76 Streiks gezahlt Mit der Wahl von Antoine Charial zum CGT Sekretar des Departements Rhone im Jahr 1913 wurde das Zusammengehen mit der CGT besiegelt Die Leitung des Syndicat des Macons ubernahm nun Adrien Lemasson Als Teil der gewerkschaftlichen Bewegung beteiligte sich das Syndicat des Macons am Aufbau der Produktions und Wohnungsbaugenossenschaft L Avenir Ab Mitte der 1920er Jahre offnete sie sich fur auslandische Werktatige die hauptsachlich aus der italienischen Provinz Frosinone sowie aus Spanien der Schweiz und ab den 1930er Jahren aus Algerien kamen Ab Februar 1927 ersetzte die Zeitung L Effort die bisherige L Ouvrier macon Diese richtete sich nun an Angehorige aller Bauberufe in Lyon Im selben Jahr kaufte die Gewerkschaft die Druckerei Traquet die in Imprimerie Intersyndicale Lyonnaise umbenannt wurde und die Zeitung in einer Auflage von 10 000 Exemplaren druckte Die Mitgliederzahl stieg auf 5391 im Jahr 1930 Lyon erlebte von 1919 bis 1935 insgesamt 89 Streiks im Baugewerbe Der Einfluss des Parti communiste francais nahm laufend zu Mit dem landesweiten Generalstreik im Juni 1936 wurde die CGT zur machtigsten Gewerkschaft Frankreichs Einzelnachweise Bearbeiten Jean Luc de Ochandiano Lyon un chantier limousin Les macons migrants 1848 1940 2 Auflage Editions Lieu Dits Lyon 2011 ISBN 978 2 36219 044 5 S 176 246 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Syndicat des Macons de Lyon et du Rhone amp oldid 235314919