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Die Synagoge Freudental war eine Synagoge in Freudental im Landkreis Ludwigsburg im nordlichen Baden Wurttemberg Synagoge in Freudental 2023Die Synagoge in Freudental wurde im Jahr 1770 erbaut und diente bis 1938 als Gebets und Versammlungsort fur die judische Gemeinde in der Region Seit ihrer Ansiedlung in Freudental im Herbst 1723 beteten die Judinnen und Juden zunachst in einem Raum im Judenschlossle und dann in einem nicht sehr soliden Vorgangerbau der auf dem heutigen Synagogenvorplatz stand Die Synagoge wurde am 10 November 1938 durch die Nationalsozialisten aus Ludwigsburg und Freudental verwustet und geschandet Anschliessend wurde sie als Sporthalle und als Lager einer Schlosserei genutzt Seit 1985 ist sie Gedenkstatte und Jugendbildungsakademie das Programm gestaltet der Verein Padagogisch Kulturelles Centrum Ehemalige Synagoge Freudental 1 Inhaltsverzeichnis 1 Baustil 2 Geschichte bis 1933 3 In der Zeit des Nationalsozialismus 4 Die ehemalige Synagoge als Lager und seit 1985 als Jugendbildungsakademie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBaustil Bearbeiten nbsp Innenbereich der Synagoge mit verzierendem DeckenornamentDie Synagoge in Freudental wurde wahrend des Fruhklassizismus errichtet und gilt bis heute als ein beeindruckendes Beispiel fur den Stil dieser Epoche Die Architektur zeichnet sich durch ihre klaren symmetrischen Formen und die Verwendung von klassischen Elementen wie Saulen und Kapitellen aus Das Gebaude ist in mehrere Teile gegliedert Im Hauptraum fur die Manner befanden sich fruher die Bima und der Toraschrein mit dem Ewigen Licht Die Frauen beteten auf der Frauenempore Die Fassade der Synagoge wird von einem trapezformigen Giebel gekront Die Fenster sind grosszugig gestaltet und lassen viel Licht in den Raum Die Innenausstattung der Synagoge in Freudental war ebenfalls im klassizistischen Stil gehalten die Bima und der Toraschrein waren mit Saulen und Kapitellen verziert Die Wande waren vermutlich weiss und der blaue Himmel der Synagoge mit goldenen Sternen ausgemalt Heute ist die Decke mit einem Ornament ausgeschmuckt 1 Geschichte bis 1933 Bearbeiten nbsp Synagoge Freudental 1932 Paul Rieger 2 Zu Beginn des 18 Jahrhunderts entstand durch Zuzug die Judische Gemeinde Freudental die sich aus wenigen Familien zusammensetzte Diese Gemeinde hatte keinen eigenen Gebetsraum und betete vermutlich in einem Raum des Judenschlossle spater dann in einem ersten Synagogenbau Die im Jahr 1770 begonnene Synagoge wurde in einem Gartengrundstuck direkt dahinter errichtet also im judischen Teil von Freudental etwas zuruckversetzt von der Judengasse Sie war ein bescheidener Bau mit einfachen aber eleganten Details Von 1723 bis in die 1860er Jahre ist die judische Gemeinde stetig gewachsen von zunachst sechs Familien bis zu mehr als 360 judischen Personen das entsprach fast der Halfte der Dorfbewohner Durch die Emanzipation eroffneten sich neue Moglichkeiten fur Judinnen und Juden deshalb haben viele das Dorf verlassen und im Jahr 1933 zahlte man nur noch 50 Juden 1 In der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenWahrend der Zeit des Nationalsozialismus wurden die judischen Einwohner von Freudental diskriminiert und verfolgt Rasch wurden sie aus dem offentlichen Leben ausgeschlossen judische Geschafte und Viehhandler wurden boykottiert die judischen Kinder gingen ab 1935 nicht mehr auf die allgemeine Schule Die Synagoge in Freudental wurde am 10 November 1938 wahrend der sogenannten Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten verwustet Die Reichspogromnacht war ein koordinierter Angriff auf judische Einrichtungen Geschafte und Wohnungen in ganz Deutschland In der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 wurden etwa 1 400 Synagogen und Betstuben angegriffen viele judische Geschafte und Wohnungen zerstort oder geplundert und tausende Juden verhaftet und in Konzentrationslager deportiert In Freudental war bereits am Morgen des 10 November 1938 geplant die Synagoge abzubrennen Um dies durchzufuhren war die SA aus Ludwigsburg angeruckt Man sah dann aber doch von dieser Massnahme ab da die umliegenden Bewohner die Befurchtung hatten das Feuer konnte auch auf ihre Hauser uberspringen und so einen Grossbrand auslosen Die Plunderung und Verwustung der Synagoge wurde dennoch nach Plan der Nationalsozialisten durchgefuhrt und viele Objekte aus der Synagoge auf dem ortlichen Sportplatz verbrannt 3 Die judische Gemeinde in Freudental wurde in der Folgezeit immer weiter eingeschrankt und schliesslich fast vollstandig aufgelost 33 judische Einwohnerinnen und Einwohner wurden bis 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und in Konzentrationslagern ermordet Diejenigen die uberlebten verliessen die Stadt und kehrten auch nach Kriegsende nicht zuruck Der Raum der Synagoge wurde nach einigen Reparaturen von der Hitlerjugend als Sporthalle benutzt 1 Die ehemalige Synagoge als Lager und seit 1985 als Jugendbildungsakademie Bearbeiten1949 musste die Synagoge an die judische Gemeinde Stuttgart zuruckgegeben werden welche sie an die Gemeinde Freudental verkaufte Sie wurde an einen Handwerksbetrieb weiterverkauft der daraus einen Lagerraum fur seine Schlosserei machte 1979 sollte die Synagoge aufgrund von Baufalligkeit abgerissen werden was aber durch eine Burgerinitiative verhindert werden konnte 4 Das Gebaude wurde mit viel ehrenamtlicher Arbeit restauriert Seit 1985 gestaltet das Padagogisch Kulturelle Centrum Ehemalige Synagoge Freudental e V PKC ein umfangreiches kulturelles und padagogisches Programm ganz vereinzelt wenn judische Gaste da sind finden auch Schabbatgebete hier statt 5 Das PKC ist ein wichtiger Anlaufpunkt fur Schuler sowie fur interessierte Burger die sich uber die judische Geschichte und Kultur informieren mochten und bietet eine Vielzahl von padagogischen Angeboten fur Schulen und Gruppen an darunter Fuhrungen durch die Synagoge und den judischen Friedhof Vortrage und Workshops zu verschiedenen Themen der judischen Geschichte und Kultur sowie Veranstaltungen und Projekte in Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Einrichtungen Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten SynagogenLiteratur BearbeitenPaul Sauer Die judischen Gemeinden in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart 1966 S 78 82 Zeuge S Aussage gegenuber der Israelitischen Kultusvereinigung Wurttemberg Stuttgart 8 Oktober 1946 StaL EL 903 2 Bu 242 Urteilsbegrundung der Spruchkammer des Interniertenlagers 74 Ludwigsburg Ossweil Flakkaserne im Verfahren gegen den fruheren Freudentaler Hauptlehrer und Ortsgruppenleiter Ludwig Bauer Spruch vom 3 August 1948 StaL EL 903 2 Bu 242 Joachim Hahn Jurgen Kruger Synagogen in Baden Wurttemberg Orte und Einrichtungen Konrad Theis Verlag GmbH Stuttgart 2007 Band 1 und Band 2 Joachim Hahn Erinnerungen und Zeugnisse judischer Geschichte in Baden Wurttemberg Herausgegeben von der Kommission fur geschichtliche Landeskunde und dem Innenministerium Baden Wurttemberg Konrad Theis Verlag GmbH Stuttgart 1988 ISBN 978 3 8062 0566 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Freudental Sammlung von Bildern Synagoge Freudental Landkreis Ludwigsburg bei Alemannia JudaicaEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Joachim Hahn Freudental Landkreis Ludwigsburg Judische Geschichte Betsaal Synagoge Abgerufen am 25 Marz 2023 Paul Rieger Judische Gotteshauser und Friedhofe in Wurttemberg Hrsg Israelitische Religionsgemeinschaft Wurttemberg Stuttgart 1932 Steffen Pross Freudental ˋ38 eine Ermittlung Hrsg Ludwig Bez Padagogisch Kulturelles Centrum Ehemalige Synagoge Freudental Freudentaler Blatter Freudental 2009 ISBN 978 3 9809962 3 5 S 38 39 Martin Haussmann Rudiger Ruster Barbara Schussler Isolde Siegers Damit die Anfange nicht vergessen werden Freudental 2015 S 34 35 Joachim Hahn Synagogen in Baden Wurttemberg Konrad Theiss Verlag GmbH Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0527 2 S 73 49 009967431389 9 0587881208333 Koordinaten 49 0 35 9 N 9 3 31 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Freudental amp oldid 232259810