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Als Sumerische Literatur bezeichnet man die aus Babylonien stammende Literatur in sumerischer Sprache Sie gilt nach aktuellem Kenntnisstand als alteste Literatur der Welt Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Gattungen 3 Geschichte 4 Charakteristik und Textbeispiele 5 Werke 6 Siehe auch 7 Sumerische Literatur in Ubersetzungen 8 Literatur 9 EinzelnachweiseUberlieferung BearbeitenDie sumerische Literatur ist auf Tontafeln in Keilschrift uberliefert Der grosste Teil der gefundenen Uberlieferung stammt aus Abschriften die in altbabylonischer Zeit angefertigt wurden Einige wenige Exemplare stammen aus den vorausgehenden Epochen der 2 Dynastie von Lagasch der 3 Dynastie von Ur und vereinzelt aus der Akkadzeit Das bedeutet dass die meisten Abschriften in einer Zeit entstanden als die sumerische Sprache bereits durch das semitische Akkadisch verdrangt war Da in den Schreiberschulen jedoch noch das Sumerische gelehrt wurde liegen uns Abschriften aus eben solchen Schulen vor Fur ein kleines Spektrum der sumerischen Literatur gibt es auch jungere Uberlieferung bis ans Ende des 1 Jahrtausends v Chr Einige wenige Tafeln aus der Zeit nach Alexander enthalten auch Ubertragungen in griechische Buchstaben 1 Daruber hinaus gibt es auch Ubersetzungen ins Akkadische meist Zeile fur Zeile auf der gleichen Tafel selten als eigenen Text wie insbesondere die 12 Tafel des Gilgamesch Epos 2 Gattungen BearbeitenDie meisten sumerischen literarischen Texte lassen sich in folgende Kategorien einteilen Hymnen gehoren zu den altesten Texten der Sumerischen Literatur und leben fort bis ins 1 Jahrtausend v Chr Hymnen preisen Gotter Konige Tempel und Stadte Eine Sonderstellung nehmen Klagehymnen ein von denen die Klagen um die Zerstorung von Stadten negative historische Ereignisse reflektieren Daneben gibt es die rituellen Klagehymnen die von Kultpriestern in dem sumerischen Dialekt Emesal mit Musik vorgetragen wurden wahrend das Emesal sonst nur fur die wortliche Rede von Frauen verwendet wurde Auch die Klagen um Stadte sind teilweise in Emesal abgefasst insbesondere wenn die Klage einer Gottin in den Mund gelegt ist 3 Mythen behandeln das Leben der Gottheiten ihre Abenteuer und gegenseitigen Besuche Als Gotter treten am haufigsten die Kriegs und Liebesgottin Inanna und der Gott Enki auf Enki tritt dabei in seinen zwei Rollen als Trunkenbold und Lustling und als kluger und hilfreicher Gott auf Daneben gibt es in den Mythen auch manchmal menschliche Protagonisten Am Anfang steht haufig ein kurzer Abschnitt mit einem Bericht aus der Urzeit Entstehung der Welt und der Menschen etc Solche Urzeiterzahlungen konnen auch in anderen Gattungen dem eigentlichen Text vorangehen Epen behandeln Heroen der vergangenen Zeiten meist teilweise mythische Konige der 1 Dynastie von Uruk Schul Streitgesprache sind einerseits satirische Ubungstexte uber den Schulalltag zum Erlernen des Sumerischen vielleicht auch Ubungen in Rhetorik In Streitgesprachen begegnen sich Personifikationen gegensatzlicher Dinge wie Sommer und Winter Hacke und Pflug Vogel und Fisch Am Ende kurt eine Gottheit den Sieger 4 Fabeln haben vor allem Tiere statt Menschen als Akteure Liebeslieder handeln meistens von der Liede zwischen der Gottin Inanna und dem Hirten Dumuzi Texte mit historischem Hintergrund Ratsel Beschworungen Sammlungen von SprichworternLiterarische Briefe sind Briefe von oder an historisch belegte Konige selten an eine Gottheit die in den Schreiberschulen abgeschrieben wurden Ein Teil davon ist sicher fiktiv andere konnten auch auf echte Briefe zuruckgehen Besonderes Interesse hat insbesondere die Korrespondenz der Konige von Ur 3 Dynastie gefunden 5 Geschichte BearbeitenDie altesten bekannten Texte der Menschheit stammen aus Schicht IV und der etwas jungeren Schicht III in Uruk Sie sind in einer Schrift geschrieben die Verwaltungsvorgange etwa die Summation von Gutern wiedergibt ohne sie in die Satze einer Sprache zu kleiden Sie reprasentieren also noch keine verschriftlichte Sprache In diesem Zusammenhang wurde diskutiert ob es sich bei der so genannten Tribute List moglicherweise um einen literarischen Text handelt 6 Dies konnte bis jetzt jedoch noch nicht geklart werden Mehr Aussicht als literarischer Text anerkannt zu werden hat die um Jahrhunderte jungere Inschrift auf der so genannten Figure aux plumes Zunachst wurde eine Rechtsurkunde oder Kaufvertrag vermutet wobei die Bearbeiter zugaben den Text nicht zu verstehen Einige Sumerologen interpretieren sie nun jedoch als Hymne an den Gott Ningirsu 7 Erste sicher literarische Werke wurden in Fara und Tell Abu Ṣalabiḫ gefunden Sie stammen in etwa aus der Zeit um 2600 v Chr 8 Sie umfassen Beschworungen Hymnen Sprichwortsammlungen und Weisheitsliteratur und mindestens einen Auszug aus einem Epos das spater nicht mehr uberliefert ist dessen Held Lugalbanda aber in anderen Erzahlungen auftritt Da Sprache und Schriftsystem von dem besser bekannten jungeren Sumerischen abweichen grammatische Elemente zum Teil noch nicht geschrieben werden und die Reihenfolge der Zeichen variieren kann sind diese Texte nur teilweise verstandlich Hinzu kommt der Gebrauch eines zweiten orthographischen Systems in dem viele dieser Texte geschrieben sind und das nicht ganz entziffert werden konnte 9 Relativ wenige literarische Texte wurden in Schichten der folgenden Epochen namlich der jungeren Fruhdynastischen Zeit Akkadzeit und der Zeit der 2 Dynastie von Lagasch sowie der 3 Dynastie von Ur bis 2003 v Chr gefunden Viele Texte der spateren altbabylonischen Zeit etwa die Hymnen auf die Konige von Ur stammen aber sicher aus dieser Zeit Bemerkenswert ist dass sich mit En hedu anna die um 2200 v Chr in Ur lebte das erste Mal in der Geschichte jemand selbst als Autor bzw in diesem Fall als Autorin literarischer Werke zu erkennen gibt Sonst ist die sumerische Literatur anonym In altbabylonischer Zeit als im Alltag das semitische Akkadisch gesprochen wurde ist die erhaltene schriftliche Uberlieferung bei weitem am umfangreichsten 10 Es werden zahlreiche Gattungen greifbar siehe oben Die Uberlieferung vieler Werke endet aber mit der altbabylonischen Zeit Neben einigen anderen Werken werden aber vor allem Klagehymnen und Beschworungen noch lange uberliefert Neben der sumerischen Literatur wird nun auch die akkadische Literatur haufig aufgeschrieben Der ursprunglich sumerische Gilgamesch Stoff wird in Akkadisch neu gestaltet 11 Charakteristik und Textbeispiele BearbeitenAusser dem Gebrauch der sumerischen Sprache gibt es kein Charakteristikum das bei allen Texten der sumerischen Literatur auftritt Viele Texte zeigen eine Nahe zur mundlichen Uberlieferung Diese Nahe kommt in einer beschrankten Lange in haufigen Wiederholungen wie in einem Lied und in der Anonymitat der Autorschaft und freien Veranderbarkeit des Textes zum Ausdruck Daneben gibt es aber auch Texte die explizit zu einer schriftlichen Tradition gehoren wie die literarischen Briefe Die mythischen Einleitungen mit Erzahlungen aus der Urzeit sind ein weiteres haufiges Charakteristikum konnen aber auch ganz fehlen 12 Von der Ilias des Homer und anderen Epen unterscheiden sich die sumerischen Epen durch ein sehr geringes Interesse an Kampfszenen Es wird diskutiert ob einzelne Epen und Streitgesprache auch szenisch vor Publikum aufgefuhrt wurden Es gibt aber keine eindeutigen Regieanweisungen 13 Es ist nicht moglich in diesem Rahmen einen Uberblick uber die sumerische Literatur zu geben Hier deshalb nur wenige Beispiele Einer der altesten Texte ist der Rat des Schuruppak Er beginnt mit den Worten Der Verstandige der die Worte kennt der im Lande Sumer lebt Schuruppak der Verstandige der die Worte kennt der im Lande Sumer lebt Schuruppak gab seinem Sohn Rat Mein Sohn ich will dir Rat geben achte auf meinen Rat Lege dein Feld nicht neben eine Strasse In der altbabylonischen Fassung etwa 800 Jahre spater ist aus dem Anfang des Anfangs geworden Damals in jenen fernen Tagen in jenen Nachten in jenen entfernten Nachten in jenen Jahren in jenen fernen Jahren damals riet der Verstandige der die kunstvollen Worte der die Worte kennt der im Lande Sumer lebt Schuruppak der Verstandige der die kunstvollen Worte der die Worte kennt der im Lande Sumer lebt es riet Schuruppak wahrlich seinem Sohn Schuruppak der Sohn des Ubartutu riet seinem Sohn Ziusudra 14 Als junge Frau begegnet die Gottin Inanna ihrem Liebhaber Dumuzi auf der Strasse Er halt sie an der Hand fest Inanna muss aber nach Hause Da sagt Dumuzi Ich will es dich lehren ich will es dich lehren Inanna die Lugen der Frauen will ich dich lehren Meine Freundin tanzte mit mir auf dem weiten Platz Sie lief mit mir umher Trommel und Tamburin spielten Ihre Lieder waren schon sie sang fur mich die Freude war schon es verging die Zeit Das tische deiner leiblichen Mutter als Luge auf Aber was uns betrifft lass mich dir Liebe machen im Mondlicht lass mich dein Haar losen auf dem reinen luxuriosen Lager 15 Werke BearbeitenRat des Suruppak Zwischen Fara Zeit 27 26 Jhd v Chr und mittelassyrischer Zeit 11 Jhd v Chr Hymnus Inanna B altakkadische Zeit etwa 2350 2154 v Chr Die Bauhymne des Gudea Lagasch II Zeit 22 Jhd Dumuzis Traum spatestens Anfang der Isin Zeit 2017 1794 v Chr Gilgamesch Enkidu und die Unterwelt spatestens Anfang der Isin Zeit 2017 1794 v Chr Siehe auch BearbeitenAkkadische LiteraturSumerische Literatur in Ubersetzungen BearbeitenKonrad Volk Hg Erzahlungen aus dem Land Sumer Harrassowitz Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 447 10413 5 W H Ph Romerund D O Edzard Mythen und Epen I Gutersloh 1993 ISBN 3 579 00074 8 The Electronic Text Corpus of Sumerian Literature The literature of ancient Sumer translated and introduced by Jeremy Black Graham Cunningham Eleanor Robson Gabor Zolyomi Oxford Oxford University Press 2004 Inhaltsverzeichnis ISBN 0 19929 633 2 Literatur BearbeitenJ Krecher Sumerische Literatur In W Rollig Hg Altorientalische Literaturen Wiesbaden Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion 1978 ISBN 3 79970 710 7 J Liebermann Hg Sumerological Studies in Honor of Thorkild Jacobsen on His Seventieth Birthday June 7 1974 Chicago The Oriental Institute 1976 Assyriological Studies XX ISBN 0 226 62282 7 Einzelnachweise Bearbeiten Geller M J 1997 The Last Wedge Zeitschrift fur Assyriologie und Vorderasiatische Archaologie 87 S 43 95 A R George The Babylonian Gilgamesh Epic Oxford New York 2003 ISBN 0 19 814922 0 S 528 530 743 777 J Krecher Klagelied in Reallexikon der Assyriologie Bd 6 Berlin New York 1980 83 ISBN 3 11 010051 7 S 1 6 K Volk Streitgesprach in M P Streck Reallexikon der Assyriologie Band 13 2011 13 Berlin Boston ISBN 978 3 11 030715 3 S 214 222 Piotr Michalowski The Correspondence of the Kings of Ur An Epstolary History of an Ancient Mesopotamian Kingdom Winona Lake 2011 ISBN 978 1 57506 194 8 R Englund Texts from the Late Uruk Period in Josef Bauer Robert K Englund und Manfred Krebernik Mesopotamien Spaturuk Zeit und fruhdynastische Zeit Annaherungen I Orbis Biblicus et Orientalis 160 1 Universitatsverlag Freiburg Schweiz 1998 ISBN 3 7278 1166 8 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1998 Wilcke C Die Inschrift der Figure aux Plumes ein fruhes Werk sumerischer Dichtkunst in U Finkbeiner R Dittmann und H Hauptmann Hg Beitrage zur Kulturgeschichte Vorderasiens Festschrift fur Rainer M Boehmer Mainz Verlag Philipp von Zabern 1995 ISBN 3 8053 1863 4 Manfred Krebernik in J Bauer et al Hrsg Mesopotamien Spaturuk Zeit und Fruhdynastische Zeit Orbis Biblicus et Orientalis 160 1 Freiburg Schweiz Gottingen 1998 ISBN 3 525 53797 2 S 257 59 Manfred Krebernik in J Bauer et al Hrsg Mesopotamien Spaturuk Zeit und Fruhdynastische Zeit Orbis Biblicus et Orientalis 160 1 Freiburg Schweiz Gottingen 1998 ISBN 3 525 53797 2 S 313 15 D O Edzard Altbabylonische Literatur und Religion in D Charpin et al Hrsg Mesopotamien Die Altbabylonische Zeit Orbis Biblicus et Orientalis 160 4 Fribourg Gottingen 2004 ISBN 3 525 53063 3 S 485 642 speziell 491 572 A R George The Babylonian Gilgamesh Epic Oxford New York 2003 ISBN 0 19 814922 0 M P Streck Die Prologe der sumerischen Epen Orientalia 71 Rom 2002 ISSN 0030 5367 S 189 266 C Wilcke The Sumerian Poem Enmerkar and En suhkes ana Epic PLay Or American Oriental Series 12 New Haven 2012 ISBN 978 0 940490 89 5 B Alster Wisdom of Ancient Sumer Bethesda 2005 ISBN 1 883053 92 7 Y Sefati Love Songs in Sumerian Literature Bar Ilan 1998 ISBN 965 226 203 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sumerische Literatur amp oldid 229311249