www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt das Thema Suizid Hilfe kann in Notfallen unter dem Euronotruf 112 oder bei einer Telefonseelsorge gerufen werden Suizid durch Vergiftung mit Medikamenten in der Literatur auch als absichtliche Selbsttotung durch Medikamente Selbsttotung mit Medikamenten Suizid durch Selbstvergiftung mit Medikamenten und Suizid durch Einnahme einer Uberdosis Medikamente und mit weiteren Umschreibungen bezeichnet ist eine Form des Suizides bei der ein Mensch sich das Leben nimmt indem er absichtlich eine Uberdosis Medikamente einnimmt In der Bundesrepublik Deutschland werden rund 13 7 der erfassten Suizide durch Vergiftung mit Medikamenten vollzogen Stand 2013 1 Inhaltsverzeichnis 1 Haufigkeit 2 Medizinische Erkenntnisse und Bewertung 3 Substanzen 3 1 Toxizitat 4 Lage in Deutschland 5 Pravention 6 Bekannte Beispiele 7 Literatur 8 EinzelnachweiseHaufigkeitIn der Bundesrepublik Deutschland ist die absichtliche Selbstvergiftung mit Medikamenten nach dem Erhangen gegenwartig die zweithaufigste Suizidmethode aller todlich endenden Suizidhandlungen Stand Erhebungen fur die Jahre 1998 bis 2013 Die Zahl aller auf diese Weise durchgefuhrten Suizide liegt in den letzten Jahren kontinuierlich bei uber 1000 Fallen pro Jahr 2011 1 410 2012 1 323 2013 1 385 Die offizielle Gesamtzahl der zwischen 1998 und 2012 durch Suizid durch Selbstvergiftung mit Medikamenten in Deutschland verstorbenen Personen liegt bei 20 997 Personen Es ist allerdings eine schwer zu taxierende Dunkelziffer in der Rechnung zu berucksichtigen da auf diese Weise verubte Suizide anders als relativ eindeutig als Suizide zu identifizierende Handlungen wie Selbsterschiessung oder Erhangen relativ haufig nicht als solche erkannt werden und daher vergleichsweise viele auf diese Art durchgefuhrte Selbsttotungen irrtumlich fur Unfalle disintentionale Selbsttotung oder sogar naturliche Tode gehalten werden Seine hochste Verbreitung erreichte der Suizid durch Selbstvergiftung mit Medikamenten in der jungeren Vergangenheit im Jahr 2003 in dem in Deutschland 1 483 Personen auf diese Weise starben Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der auf diese Weise vollendeten Suizide auf einem Niveau von mehr als 1 200 und weniger als 1500 erfassten Toten pro Jahr eingependelt Geschlechtsspezifisch ist die Selbstvergiftung die von Frauen in der BRD am zweithaufigsten und die von Mannern nach dem Erhangen und dem Erschiessen am dritthaufigsten gewahlte Suizidmethode bei den vollendeten Suiziden In den Jahren 2011 bis 2013 starben in Deutschland 702 2011 635 2012 705 Frauen und 708 688 680 Manner auf diese Weise 2 Medizinische Erkenntnisse und BewertungIn der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme ICD wird der Suizid durch Medikamente unter den Chiffren E950 9 Revision 1980 bzw bei prazisierender Ausdifferenzierung verschiedener Typen von Medikamenten X62 bis X64 10 Revision 2006 verzeichnet Suizid durch die Einnahme einer Uberdosis Medikamente wird in der Fachliteratur ublicherweise als weiche Suizidmethode klassifiziert d h als eine nicht gewalttatige und theoretisch mit geringen Schmerzen verbundene Suizidmethode die vor allem von Menschen deren Todeswunsch mit einem eher geringen Mass an Autoaggression verbunden ist verwendet wird SubstanzenAm haufigsten greifen Personen die Suizidversuche mit Medikamenten unternehmen zu Arzneimitteln die dampfend auf das zentrale Nervensystem wirken sowie zu dem Analog Antipyretikum Paracetamol Letzteres war mindestens von 1997 bis 2005 nach Angaben der Giftnotrufzentralen das in Deutschland mit grossem Abstand meistverwendete Medikament bei allen d h den todlich wie den nicht todlich endenden Suizidversuchen 3 Ebenfalls recht haufig sind Suizidversuche mit Antihypertensiva Betablocker Calciumkanalantagonisten ACE Hemmer Unter den Antidepressiva werden insbesondere trizyklische Antidepressiva haufig als Mittel zur Durchfuhrung von Suizidversuchen herangezogen Vergiftungen mit trizyklischen Antidepressiva stellen in Deutschland die zweithaufigste Intoxikation bei Erwachsenen in suizidaler Absicht dar Weitere in signifikantem Masse verwendete Medikamente sind Benzodiazepine Barbiturate und andere Schlafmittel Selten greifen Menschen wahllos zu beliebigen ihnen gerade verfugbaren Arzneimitteln die sie fur giftig halten Ebenfalls selten sind Suizidversuche mit Substanzen wie Pestiziden Frostschutzmitteln Losungsmitteln oder anderen Chemikalien die Privatpersonen fur den Haushalt den Garten oder den Hobbybereich zur Verfugung stehen Ein verbreitetes Szenario ist auch dass Personen fur die Durchfuhrung eines Suizidversuches in kombinierter Weise zu mehreren verschiedenen Medikamenten oder zu Medikamenten in Verbindung mit Alkohol greifen So ist die akute Einnahme von Paracetamol in Kombination mit hochprozentigem Alkohol ein haufiges Suizid Mittel in England 4 Laut Erhebungen der Bundesanstalt fur Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin werden bei rund 30 aller Suizidversuche in Deutschland Medikamente mit Alkohol kombiniert 5 Eine gelegentlich vorkommende Praxis ist dass Personen die einen Suizid mit Medikamenten unternehmen zuvor Antibrechmittel Antiemetika einnehmen um zu gewahrleisten dass die anschliessend von ihnen eingenommenen i d R grosseren Medikamentenmengen vom Korper nicht infolge einer Aktivierung des Brechreizes die bei der Einnahme grosserer Medikamentenmengen haufig auftritt wieder abgestossen werden sondern diese im Korper verbleiben so dass diese ihre Wirkung entfalten 6 Toxizitat Prazise Angaben daruber welche Dosis eines bestimmten Medikamentes todlich ist oder welche Medikamente in welcher Kombination miteinander bei welchen Dosierungen todlich sind lassen sich in den meisten Fallen nur mit grossen Einschrankungen machen Grund hierfur ist dass die todliche oder nicht todliche Wirkung einer bestimmten Einnahmemenge eines bestimmten Medikamentes oder einer Medikamenten Kombination von einer Vielzahl von Faktoren wie dem Alter der Grosse dem Korperbau dem Korpergewicht der allgemeinen Konstitution und Gesundheit individuellen Anfalligkeiten oder Resistenzen u a mehr der dieses Medikament einnehmenden Person abhangt Da die Erhebung von definitiven Richtwerten zu der Frage welche Dosis eines Medikamentes todlich wirkt durch die Durchfuhrung von Experimenten mit lebenden Personen aus medizinalethischen Grunden kaum moglich ist kann sich die Forschung in der Regel nur auf Daten stutzen die in den Notfallstationen von Krankenhausern in Leichenschauhausern und ahnlichen Stellen durch die Begutachtung von an Medikamentensuiziden verstorbenen Personen erhoben werden Die Informationsgrundlage auf der derartige Untersuchungen von Verstorbenen aufbauen ist naturgemass in den meisten Fallen nur sehr begrenzt da nur noch die Daten erhoben werden konnen die sich aus der Leiche als solcher v a aus anatomisch physiologischen Kenntnissen die sich aus der Besichtigung und oder Obduktion des Korpers ziehen lassen ergeben wahrend weitere fur den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn vitale Informationen z B in welchem Tempo bzw mit was fur zeitlichen Abstanden welche Mengen der final todlich wirkenden Tabletten eingenommen wurden aufgrund der Unmoglichkeit solche Auskunfte von der verstorbenen Person die i d R die einzige ist der diese Informationen bekannt sind zu erlangen haufig als ungeklart offenbleiben mussen Sterbehilfe Organisationen sowie prominente Verfechter des Rechtes auf einen selbstbestimmten Tod wie Jean Amery haben allerdings verschiedentlich aufgrund ihrer praktischen Tatigkeit in diesem Bereich bzw ihrer eingehenden Auseinandersetzung mit der Materie tendenziell gultige Daten Indizes zu der Frage welche Dosierungen bestimmter Medikamente als Mindestdosis einzunehmen sind damit die Chance einer todlichen Wirkung besteht und welche Dosierungen praktisch immer also c g s definitiv den Tod hervorrufen zusammengestellt So existieren einschlagige Publikationen die die medizinischen und toxikologischen Erkenntnisse zu dieser Frage zusammenstellen Bekannt sind etwa die Broschuren A Guide to Self Deliverance herausgegeben von Exit England 1981 How to Die with Dignity Exit Schottland 1980 oder der Leitfaden L euthanasie legitimee der Niederlandischen Vereinigung fur freiwillige Lebensenden Eine neuere Arbeit dieses Zuschnitts ist die Schrift Selbstbestimmt Sterben Handreichung fur einen rationalen Suizid 7 Grosse Beachtung haben die Studien des Amerikaners Derek Humphry zu der Fage wie sich ein moglichst angenehmer Tod praktisch bewerkstelligen lasst gefunden Dieser legte zunachst 1981 die Arbeit Let me die before I wake Helmlock s Book of Self Deliverance for the Dying vor der er 1991 sein Hauptwerk Final Exit The Practicalities of Self Deliverance and Assisted Suicide for the Dying nachfolgen liess Das zuletzt genannte Buch erfuhr nachdem er zunachst ignoriert wurde schliesslich grosse Beachtung in den Medien und wurde in grosser Zahl verkauft Im Marz 1991 war Humphrys Buch in den Vereinigten Staaten das meistverkaufte Sachbuch uberhaupt und im September 1991 war es sogar das meistverkaufte Buch aller Buchgattungen in den Vereinigten Staaten Bis 1992 wurde Humphrys Werk in zwolf weitere Sprachen ubersetzt 8 Der als Verfechter des Rechtes auf Suizid bekannt gewordene Claude Guillon trug in den 1980er Jahren bei einer Querschnittsanalyse von medizinischen toxikologischen und forensischen Werken die sich mit dem Thema der Durchfuhrung des Suizides mit Medikamenten befassen die Richtwerte zu den letalen Dosierungen LD von damals in Frankreich gebrauchlichen Medikamenten aus den betreffenden Fachstudien zusammen 9 2008 veroffentlichte die niederlandische Stiftung zur Erforschung eines humanen selbstbestimmten Sterbens WOZZ Sitchting in vierter Auflage das Werk Wege zu einem humanen selbstbestimmten Sterben in deutscher Sprache die ersten drei Auflagen waren in niederlandischer und englischer Sprache erschienen Die Studie die von einer Gruppe von renommierten Medizinern Juristen und Soziologen unter Federfuhrung des Anasthesisten Pieter Admiraal und des Psychiaters Boudewijn Chabot verfasst wurde dokumentiert gesicherte Informationen uber Methoden humanen selbstbestimmten Sterbens durch Selbsttotung mit Hilfe von Medikamenten Das Werk fand starke mediale Resonanz und ein geteiltes Echo Insbesondere von kirchlicher Seite wurde es angegriffen wahrend Verfechter des Rechtes auf einen selbstbestimmten Tod es lobten 2012 wurde das Buch neu aufgelegt und zudem digital veroffentlicht 10 11 Grosses offentliches Aufsehen erregte der US amerikanische Mediziner Jack Kevorkian der zwischen 1990 und 1998 knapp 100 unheilbar kranken Menschen dabei assistierte sich mit Medikamenten zu toten wobei die Betroffenen die zum Tod fuhrende Handlung jeweils selbst ausfuhrten Dies erfolgte in der Weise dass Kevorkian ein selbst entwickeltes Gerat zur Verfugung stellte das eine zeitversetzte Infusion zweier Medikamente ermoglichte die in Kombination miteinander den Tod bewirkten Kevorkians Aktivitaten zogen in den Vereinigten Staaten und in vielen anderen Landern eine umfangreiche Presseberichterstattung nach sich und losten leidenschaftliche Debatten uber die Frage uber die Gebotenheit bzw Un Zulassigkeit der juristischen Anerkennung eines Rechtes auf einen selbstbestimmten Tod aus Im Fokus wurde dabei insbesondere uber die Frage gestritten ob ein Recht von Personen und insbesondere von Schwerkranken und qualvoll leidenden Personen auf professionelle Unterstutzung bei einer von ihnen gewunschten Selbsttotung durch Mediziner bei der Durchfuhrung eines Suizides erlaubt oder untersagt sein sollte Umgekehrt wurde entsprechend auch daruber gestritten ob Mediziner das Recht haben sollten Personen auf deren Wunsch hin bei ihrer Selbsttotung Unterstutzung zu leisten Kevorkian wurde aufgrund seiner Aktivitaten schliesslich seine arztliche Approbation entzogen Ausserdem wurde er zeitweise in Haft genommen Verfechter der Legalitat von physician assisted death in den Vereinigten Staaten haben Kevorkian hingegen vielfach als einen wichtigen Vorkampfer des Rechtes auf einen selbstbestimmten Tod gewurdigt Gegenwartig 2020 ist die Praktik des physiscian assisted death die in den Statuten formal und linguistisch von Kritikern von physician assisted suicide unterschieden wird wobei Gegner der Praktik anfuhren dass beides in der Sache dasselbe sei in neun US Bundesstaaten Colorado Hawaii Kalifornien Maine Montana New Jersey Oregon Vermont und Washington sowie dem District of Columbia legal 12 In Deutschland betatigte sich der Hamburger Justizsenator Roger Kusch ein bekennender Verfechter des Rechtes auf Freitod im Jahr 2008 zeitweise auf eine Kervokians Aktivitaten in den USA analoge Weise wobei er Sterbewilligen das Malariamedikament Chloroquin zur Selbsttotung zur Verfugung stellte In der durch Kuschs Aktivitaten ausgelosten offentlichen Debatte standen sich vehemente Kritik an seinem Tun und nachdruckliche Befurwortung gegenuber Neben religios und ethisch motivierter grundsatzlicher Ablehnung wurde Kusch insbesondere eine Kommerzialisierung des Themas vorgeworfen da er zeitweise auf seiner Website Unterstutzung bei der Selbsttotung gegen Bezahlung anbot Auch das Verwaltungsgericht Hamburg rugte wahrend es die von Kusch geleistete Beihilfe zur Selbsttotung mit Medikamenten als nicht strafbar ansah den Umstand dass Kusch seine Beihilfe gegen Entgelt anbot als sozial unterwertige Kommerzialisierung eines sensiblen Sachverhaltes Kuschs Fursprecher lobten ihn hingegen dafur dass er von ihm unterstutzten Personen durch die Bereitstellung der ihnen von ihm ausgehandigten Medikamente ein humanes da qualfreies und friedliches Ableben ermogliche In einem Beitrag fur die Zeitung Die Welt stellte ein Autorenkollektiv aus mehreren in der Stiftung zur Erforschung eines humanen selbstbestimmten Sterbens zusammengeschlossenen kanadischen und niederlandischen Medizinern Juristen und Soziologen sich hinter die Methode Kusch Zur Begrundung fuhrten sie eine Fallstudie von 25 Fallen an bei denen ein Arzt Personen begleitet habe die jeweils Chloroquin in Kombination mit einer hohen Dosis Diazepam eingenommen hatten was stets zu einem tiefen und lang anhaltenden Schlaf und einem friedlichen Tod gefuhrt habe 13 Kusch stellte seine Aktivitaten 2009 ein nachdem Gerichte befanden dass er diese als ein Gewerbe betreibe eben dies gewerbsmassiges Betreiben von Sterbehilfe aber ungeachtet der Legalitat von Beihilfe zum Suizid als solcher juristisch unzulassig sei Lage in DeutschlandIn Deutschland stellte 2002 eine querschnittsgelahmte Frau beim Bundesamt fur Arzneimittel BfArM in Bonn einen Antrag ihr eine todlich wirkende Menge Pentobarbital zur Durchfuhrung eines Suizides zur Verfugung zu stellen Im Jahr 2017 urteilte das Bundesverwaltungsgericht dass in begrundeten Einzelfallen schwerstkranken Personen dieses Medikament oder vergleichbare Medikamente zur Verfugung gestellt werden durfen 14 15 Im Februar 2020 fallte das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung dass das Recht auf Leben auch das Recht auf einen selbstbestimmten Tod sowie das Recht auf Hilfe zur Selbsttotung enthalt wobei es auch die bis dahin traditionell gultigen Restriktionen des Rechtes auf Suizid bzw Sterbehilfe verwarf Die zentrale Passage im Urteil des Verfassungsgerichtes lautet dabei Der Entschluss zur Selbsttotung betrifft Grundfragen menschlichen Daseins und beruhrt wie keine andere Entscheidung Identitat und Individualitat des Menschen Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben ist nicht auf fremddefinierte Situationen wie schwere oder unheilbare Krankheitszustande oder bestimmte Lebens und Krankheitsphasen beschrankt Es besteht in jeder Phase menschlicher Existenz Doris Arp vom Deutschlandfunk fasste die sich aus den Ausfuhrungen der Richter faktisch ergebenden Ergebnisse mit der Formel zusammen Egal wie alt wie jung wie reich oder arm wie krank oder gesund wer lebensmude ist hat gemass der Rechtsauslegung des Verfassungsgerichtes das Recht auf Hilfe zur Selbsttotung Im Einzelnen hat das Verfassungsgericht dabei bestimmt dass aktive Sterbehilfe in dem Sinne dass eine dritte Person einer Person mit Sterbewunsch todliche Medikamentendosierungen verabreicht weiterhin unzulassig ist dass demgegenuber jedoch ein Anspruch Sterbewilliger besteht dass ihnen todliche Medikamente zwecks Selbsteinnahme zur Verfugung gestellt werden d h dass sie zwar kein Recht auf aktive Sterbehilfe jedoch auf Sterbehilfe im Sinne auf eine Beihilfe zur Selbsttotung mit putativ angenehmen Mitteln was im Regelfall heisst Selbsttotung mit Medikamenten haben Das todliche Medikament muss jeder selbst schlucken 16 Den offentlichen Verlautbarungen von Abgeordneten verschiedener Parteien zufolge bestehen jedoch Tendenzen der sehr weitreichenden Grundsatzentscheidung in der Praxis auf legislativem Weg nachtraglich Korsettstangen einzuziehen die darauf abzielen mutmasslich voreilige oder unuberlegte Selbsttotungen durch entsprechende Regulierungen wie z B die Stipulierung einer Beratungspflicht durch einen Mediziner vor der Zur Verfugung Stellung von Medikamenten zu verhindern Zu bemerken ist zudem dass das vom Verfassungsgericht proklamierte Recht bisher weitgehend theoretisch besteht und in der praktisch materiellen Wirklichkeit nur bedingt Geltung erlangt hat Siehe auch Sterbehilfe Deutschland 2PraventionZur Verhinderung von Suiziden sind viele Staaten in den vergangenen Jahrzehnten dazu ubergegangen Regulierungen zu erlassen die die Quantitat von vielen Medikamenten die potentiell todlich wirken konnen die in einer einzelnen Packung enthalten sind so weit reduzieren dass die Einnahme samtlicher in einer Packung enthaltenen Pillen bzw sonstiger in einer Packung enthaltenen Darreichungsmedien nicht hinreicht um den potentiell todlichen Wirkstoff des betreffenden Medikamentes im Korper in derart hohem Mass zu konzentrieren dass die Gefahr des Auftretens einer todlichen Wirkung besteht Komplementar hierzu werden Arzte und Apotheker seit einigen Jahren dazu angehalten dem Vorhandensein von einer fur einen Suizid ausreichenden Masse von Medikamenten bzw Medikamentenpackungen in den Handen von ggf suizidgefahrdeten Personen durch zuruckhaltende Verschreibung bzw Ausgabe von Medikamenten entgegenzuwirken Dies erfolgt indem Arzten nahegelegt wird im Falle dass sie es fur erforderlich halten dass ein Patient ein gefahrliches Medikament uber langere Zeit hinweg einnimmt sie diesem Patienten das betreffende Medikament nicht en bloc verschreiben indem sie keine Rezepte fur den Erhalt einer grossen Zahl von Packungen ausstellen sondern nur Rezepte fur einzelne oder zumindest fur wenige Packungen verschreiben und erst nach dem Aufbrauch der betreffenden Packungen Rezepte fur weitere Packungen ausstellen Apothekern wird entsprechend nahegelegt sich bei der Aushandigung von harten Medikamenten an Kunden darauf zu beschranken bei einer Transaktion nur jeweils einzelne oder wenige Packungen an Kunden auszuhandigen und auf die Uberlassung einer grosseren Menge von Packungen auf einmal zu verzichten Durch diese Verschreibungs und Ausgabepraxis soll also das bewusste Ansammeln Horten von Medikamenten die in grossen Mengen todlich sind verhindert werden bzw soll vermieden werden dass Personen die kurzfristig spontan in eine Suizidstimmung verfallen in der Lage sind Kurzschlusshandlungen zu begehen weil sich entsprechend grosse Medikamentenmengen in ihren Handen befinden In vielen westlichen Landern werden verschiedene Typen von rezeptpflichtigen Medikamenten die in fruheren Jahren haufig zur Durchfuhrung von Suiziden verwendet wurden nachdem sie zu anderen Zwecken verschrieben worden waren aufgrund von geanderten Verschreibungsempfehlungen bzw vorgaben weitaus seltener als fruher verschrieben Einige fruher haufig verschriebene Medikamente sind heute gar nicht mehr verschreibbar So wurde das als Schlafmittel verkaufte Barbiturat Veronal bis zu seiner Aus dem Verkehrsnahme in den 1950er Jahren haufig zu Suiziden benutzt so z B durch Nelly Neppach oder Stefan Zweig Seit der Jahrtausendwende ist die legale Erhaltlichkeit von Barbituraten als Medikamentengruppe uberhaupt aufgrund von Sucht und Suizidrucksichten massiv reduziert worden Weitgehend parallel hierzu ist allerdings seit Anbeginn des Internetzeitalters der Trend zu verzeichnen dass die erschwerte Erhaltlichkeit derartiger Medikamente auf dem legalen Weg mit Hilfe des Internets umgangen wird indem diese uber auslandische Internetapotheken bezogen werden die diese rezeptfrei anbieten mit der Folge dass Barbiturate nach wie vor mit nicht unerheblicher Haufigkeit zur Durchfuhrung von Suiziden zur Anwendung kommen 17 Auch bei einigen rezeptfrei erhaltlichen Medikamenten sind die Packungseinheiten auf kleinere Dosierungen reduziert worden um suizidgeeignete Medikamentenkonzentrationen in den Handen von anfalligen Personen zu verhindern So wurde die Zahl der in einer Standardpackung Paracetamol enthaltenen Tabletten in Grossbritannien im Jahr 1998 reduziert um so die Menge von in einer Packung enthaltenen Menge dieses Medikamentes zu verringern Anfang der 2000er zogen Irland und Frankreich nach In Deutschland wurde eine entsprechende Herabsetzung der in einer Packung Paracetamol enthaltenen Pillen auf Veranlassung des Gesundheitsministeriums im Jahr 2009 durchgefuhrt Eine die Jahre 1998 bis 2009 betreffende Auswertung der Fachzeitschrift Medical Journal kam 2013 zu dem Ergebnis dass die Zahl der Suizide und unklaren Todesfalle in Grossbritannien in den elf Jahren nach der Begrenzung der Packungsgrosse um 43 gesunken sei so dass es in England und Wales im Vergleich zu dem vorangegangenen Zeitraum zu geschatzt 765 weniger Todesfallen durch Uberdosierungen von Paracetamol gekommen sei 18 19 20 Bekannte BeispieleEin im deutschen Raum besonders bekanntes Beispiel fur eine Selbsttotung mit Medikamenten ist die Ehefrau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl Hannelore Kohl die sich im Sommer 2001 nach einer langjahrigen schmerzhaften Erkrankung an einer Lichtallergie durch die Einnahme von Medikamenten totete Weitere Beispiele 1933 Die Tennisspielerin Nelly Neppach totete sich aufgrund der sozialen Ausgrenzung die sie im neu errichteten NS Systems aufgrund ihrer judischen Abstammung erlebte in der Nacht vom 7 zum 8 Mai 1933 in ihrer Berliner Wohnung mit dem Schlafmittel Veronal 1942 Der Schriftsteller Stefan Zweig und seine Ehefrau toteten sich in der Nacht vom 22 zum 23 Februar 1942 in Petropolis bei Rio de Janeiro mit einer Uberdosis Veronal 1972 Die Schauspielerin Gia Scala starb am 30 April 1972 durch die absichtliche Einnahme einer Uberdosis Schlaftabletten LiteraturPieter Admiral et al Guide to a Humane Self Chosen Death Delft 2006 Digitalisat PDF 7 4 MB Josefina Jayme Card Lethality of Suicide Methods and Suicide Risk Two Distinct Concepts In Omega 5 S 37 45 Keith Hawton Sue Simkin David Gunnell Lesley Sutton Olive Bennewith Pauline Turnbull Navneet Kapur A Multicentre Study of Co Proxamol Poisoning Suicides Based on Coroners Records in England In British Journal of Clinical Pharmacology Band 59 S 207 212 Tanuj Kanchan Ritesh G Menezes Suicidal Poisoning in Southern India Gender Differences In Journal of Forensic Legal Medicine 15 1 2008 S 7 14 Navneet Kapur Pauline Turnbull Keith Hawton Sue Simkin Lesley Sutton Kevin Mackway Jones Olive Bennewith David Gunnell Self poisoning suicides in England A Multicentre Study In Quarterly Journal of Medicine 98 2005 S 589 597 Navneet Kapur Pauline Turnbull Keith Hawton Sue Simkin Kevin Mackway Jones David Gunnell The Hospital Management of Fatal Self Poisoning in Industrialised Countries An Opportunity for Suicide Prevention In Suicide and Life Threatening Behavior 36 S 302 312 Ronald W Maris Pathways to Suicide A Survey of Self Destructive Behaviors Johns Hopkins University Press Baltimore 1981 John L McIntosh Methods of Suicide In Ronald W Maris Alan Lee Berman John Terry Maltsberger Robert I Yufit Hrsg Assessment and Prediction of Suicide New York 1992 S 381 397 Ronald W Maris Alan Lee Berman Bruce Michael Bongar Morton M Silverman Suicide Attempts and Methods In Comprehensive Textbook of Suicidology New York 2000 S 284 308 Sue Simkin Keith Hawton Lesley Sutton David Gunnell Olive Bennewith Navneet Kapur Co proxamol and Suicide Preventing the Continuing Toll of Overdose Deaths In Quarterly Journal of Medicine Band 98 2005 S 159 170 Kim Smith Robert W Conroy B D Ehler Lethality of Suicide Attempt Rating Scale In Suicide and Life Threatening Behavior 14 S 215 242 Avery D Weisman J William Worden Risk Rescue Rating in Suicide Assessment In Aaron T Beck Harvey L P Resnik Dan J Lettieri Hrsg The Prediction of Suicide 1974 S 193 213 Einzelnachweise Von 10 076 erfassten Suiziden in Deutschland im Jahr 2013 wurden 1385 durch Selbstvergiftung mit Medikamenten vollzogen siehe Suizide in Deutschland 2013 Nationales Suizid Praventions Programm fur Deutschland 1 2 Vorlage Toter Link www suizidpraevention deutschland de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2023 Suche in Webarchiven Nationales Suizid Praventions Programm fur Deutschland Suizide in Deutschland 2011http www suizidpraevention deutschland de informationen suizide 2011 html Nationales Suizid Praventions Programm fur Deutschland Suizide in Deutschland 2012 1 2 Vorlage Toter Link www suizidpraevention deutschland de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2023 Suche in Webarchiven Nationales Suizid Praventions Programm fur Deutschland Suizide in Deutschland 2013 1 2 Vorlage Toter Link www suizidpraevention de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2023 Suche in Webarchiven Packungsgrosse Suizidversuche mit Paracetamol In Fokus Kompendium der medikamentosen Schmerztherapie Wirkungen Nebenwirkungen und Kombinationsmoglichkeiten Wien 2000 S 8 Suizidgefahr in Pharmazeutische Zeitung 17 2012 Manfred von Lewinski Freiheit zum Tode Annaherungen und Anstosse S 57 Ingo Wirth Hansjurg Strauch Rechtsmedizin Grundwissen 2006 S 247 Damit die verschluckten Tabletten nicht erbrochen werden lasst sich gelegentlich die zusatzliche Verwendung von Mitteln gegen Erbrechen Antiemetika feststellen Jessica Duber Selbstbestimmt Sterben Handreichung fur einen rationalen Suizid neobooks 2017 ISBN 978 3 7427 9112 2 S 102 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Donald DeMarco Benjamin Wiker Architects of the Culture of Death 2004 S 339 Nach Claude Guillon Suicide mode d emploi Histoire technique actualite ed Alain Moreau Paris 1982 Kapitel 10 Digitalisat der Publikation auf der Website der Stiftung PDF 7 4 MB Peter Wensierski Niederlander veroffentlichen Sterbehilfe Ratgeber auf Deutsch Spiegel Online 9 Juli 2008 Michael DeCesare Death on Demand Jack Kevorkian and the Right to die 2015 Matthias Klamann Suizid Befurworter empfehlen die Methode von Kusch in Die Welt vom 1 Juli 2008 Christian Rath BVerwG zu Patientenrechten Freitod auf Rezept In taz de 2 Marz 2017 abgerufen am 7 Oktober 2018 Simone Kaiser Allerletzter Ausweg In Spiegel Online 30 Oktober 2012 abgerufen am 7 Oktober 2018 Doris Arp Selbstbestimmung bis in den Tod Deutschlandfunk 2020 Pieter Admiraal et al Guide to a Human Self Chosen Death Delft 2006 K Hawton E Townsend J Deeks L Appleby D Gunnel O Bennwith J Cooper Effects of Pack Legislation Restricting Pack Sizes of Paracetamol and Salicylates on Self Poisoning in the United Kingdome Before and after Stuy In British Medical Journal 2001 Band 322 S 1203 1207 K Hawton H Bergen S Simkin S Dodd P Pocock W Bernal D Gunnell N Kapur Long term effect of reduced pack sizes of paracetamol on poisoning deaths and liver transplant activity in England and Wales interrupted time series analyses In British Medical Journal 2013 Band 346 Packungsgrosse Suizidversuche mit Paracetamol Focus 17 Marz 2008 Kleinere Packungen retten hunderte Leben Spiegel Online 8 Februar 2013Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Suizid durch Vergiftung mit Medikamenten amp oldid 237322053