www.wikidata.de-de.nina.az
Suchtheorie ist ein Begriff der Wirtschaftswissenschaften Sie untersucht Angebot und Nachfrageverhalten auf Markten auf denen sich die Handelspartner nicht instantan finden also erst nach einem passenden Handelspartner suchen mussen Die Theorie war und ist in vielen Bereichen der Wirtschaftswissenschaften einflussreich In der Arbeitsmarktokonomik wird sie angewendet um friktionelle Arbeitslosigkeit also Arbeitslosigkeit die aus Jobsuche entsteht zu analysieren In der Konsumententheorie wurde sie genutzt um Kaufentscheidungen zu analysieren Aus der Sicht eines Arbeitnehmers sollte ein Job gut bezahlt sein attraktive Konditionen wie beispielsweise Sozialversicherungen und eine angenehme und sichere Arbeitsumgebung bieten Aus der Sicht eines Konsumenten muss ein Produkt uber eine ausreichende Qualitat verfugen und ausreichend gunstig angeboten werden um es als potenziell kaufbar einzustufen In beiden Fallen hangt die Akzeptanz des Produkts oder des Jobs davon ab welche Alternativen der Suchende auf dem Markt zu haben glaubt Genauer gesagt untersucht die Suchtheorie die optimale Strategie eines Individuums wenn es aus einer Anzahl von Moglichkeiten unsicheren Ausgangs wahlen soll unter der Annahme dass eine Verzogerung der Entscheidung Kosten mit sich bringt Suchmodelle zeigen wie das Individuum Kosten durch Verzogerung der Entscheidung gegen den Nutzen eine weitere Moglichkeit auszuprobieren oder exante zu evaluieren abwagt Mathematisch gesehen handelt es sich dabei um optimale Stoppprobleme Makrookonomen haben die Suchtheorie auf allgemeine Gleichgewichtsmodelle in denen ein oder mehrere Sucher interagieren angewandt Diese Theorie nennt man Matchingtheorie Inhaltsverzeichnis 1 Suchen bei gegebener Verteilung 2 Suchen bei unbekannter Verteilung 3 Endogenisierung der Preisverteilung 4 Matchingtheorie 5 EinzelnachweiseSuchen bei gegebener Verteilung BearbeitenGeorge J Stigler begann mit der Forschung uber das Suchverhalten von Arbeitnehmern nach Arbeitsplatzen als okonomisches Problem 1 John J McCall schlug dazu ein dynamisches Modell der Jobsuche vor basierend auf der mathematischen Methode des optimalen Stoppens Auf dieser Grundlage entstanden viele der spateren Arbeiten auf diesem Gebiet 2 Er untersuchte welche Jobangebote ein arbeitssuchendes Individuum annehmen sollte wenn ihm die Alternativen die ihm potenziell zur Verfugung stehen bekannt sind und diese sich nicht andern die Verteilung der Alternativen also bekannt und konstant ist und der Wert des Geldes gleich bleibt 3 In seiner Forschung bezeichnet er denjenigen Lohn als Reservationslohn zudem das Individuum einen Job gerade noch annehmen will Die optimale Strategie des Individuums ist nun jeden Job auszuschlagen der einen geringeren Lohn als den Reservationslohn bietet und jeden Job anzunehmen der einen hoheren Lohn bietet Der Reservationslohn eines Individuums kann sich andern Wenn etwa durch lange Arbeitslosigkeit sich die Qualifikation des Individuums verschlechtert werden sich auch die Jobalternativen verschlechtern die Verteilung andert sich also Interessant ist dieser Zusammenhang vor allem uber die Zeit betrachtet Je langer das Individuum Jobangebote ablehnt in der Hoffnung ein besseres zu bekommen desto mehr sinkt sein Reservationslohn Genauso konnte der Reservationslohn sinken weil das Individuum furchtet dass ihm das Geld ausgeht bevor es die Suche zufriedenstellend beenden kann 4 Eine interessante Beobachtung in McCalls Modell ist dass je grosser die Varianz der angebotenen Lohne ist desto langer der optimale Suchprozess geht selbst wenn das Individuum risikoavers ist Halt man den arithmetischen Mittelwert der Lohne konstant erhoht aber ihre Varianz wird das Individuum langer suchen wollen Es setzt einen hoheren Reservationslohn in der Hoffnung einen ausserordentlich guten Lohn zu erzielen Dass das Individuum bei der Suche auch auf ausserordentlich schlechte Angebote stosst stort wenig da schlechte Angebote abgelehnt werden konnen McCall konzentrierte sich bei der Anwendung der Suchtheorie auf das Suchverhalten von arbeitslosen Individuen Seine Ergebnisse kann man aber auch in der Konsumententheorie benutzen In diesem Kontext nennt man den hochsten Preis den ein Individuum gerade noch bereit ist zu bezahlen Reservationspreis Suchen bei unbekannter Verteilung BearbeitenWenn das Individuum die Verteilung der Lohnangebote nicht kennt gibt es einen zusatzlichen Anreiz zu suchen Je langer es sucht desto mehr kann es uber die Verteilung der Angebote lernen Suchen in unbekannten Verteilungen wird auch Mehrarmiges Bandit Problem genannt Der Name stammt von dem Ausdruck einarmiger Bandit der fur einen Glucksspielautomaten in Kasinos steht bei dem man uber die Verteilung von Ausschuttungen nur etwas sagen kann in dem man ihn ausprobiert also spielt Optimale Suchstrategien fur unbekannte Verteilungen wurde analysiert mittels Allokationindizes wie beispielsweise dem Gittings Index Endogenisierung der Preisverteilung BearbeitenBei der Untersuchung von Suchproblemen stiessen Okonomen auf die Frage warum uberhaupt dasselbe Gut zu unterschiedlichen Preisen in einem Gleichgewichtsmarkt verkauft werden sollte was der klassischen Mikrookonomie widerspricht Haben Individuen allerdings imperfekte Informationen daruber wo sie das Gut zum geringsten Preis finden konnen also immer dann wenn Suchen notwendig ist werden Anbieter unterschiedliche Preise wahlen und theoretisch zwischen diesen indifferent sein Manche werden die Preise erhohen und nur den Individuen mit hoheren Reservationspreisen handeln Andere werden niedrigere Preise wahlen um mehr zu verkaufen da sie den Reservationspreis der Individuen ofter unterbieten werden 5 6 Matchingtheorie BearbeitenIn neuerer Forschung wurde die Suchtheorie in makrookonomische Modelle eingebettet genauer gesagt in ein Framework namens Matchingtheorie Peter A Diamond Dale Mortensen und Christopher A Pissarides haben 2010 fur ihre Forschung uber Matchingtheorie den Nobelpreis fur Okonomie bekommen 7 Wendet man Matchingtheorie auf Arbeitsmarkte an gibt es dort zwei Sucher Zum einen die Individuen die Arbeitgeber suchen zum anderen Firmen die Arbeitnehmer suchen Die Rate mit der neue Arbeitsplatze geschaffen werden hangt jetzt von der Interaktion beider Gruppen ab Manche Modelle integrieren eine Lohnverteilung 8 andere vereinfachen indem sie implizieren dass Individuen eine unbestimmte und zufallige Zeit lang arbeitslos waren bevor sie wieder anfangen zu arbeiten Uber den Reservationslohnsmechanismus wird so eine Verteilung von Lohnen herbeigefuhrt 9 Einzelnachweise Bearbeiten Stigler George J 1961 The economics of information Journal of Political Economy 69 3 213 225 JSTOR 1829263 Mortensen D 1986 Job search and labor market analysis In Ashenfelter O Card D The Handbook of Labor Economics 2 Amsterdam North Holland ISBN 0 444 87857 2 McCall John J 1970 Economics of information and job search Quarterly Journal of Economics 84 1 113 126 doi 10 2307 1879403 Danforth John P 1979 On the role of consumption and decreasing absolute risk aversion in the theory of job search In Lippman S A McCall J J Studies in the Economics of Search New York North Holland ISBN 0 444 85222 0 Butters G R 1977 Equilibrium distributions of sales and advertising prices Review of Economic Studies 44 465 491 doi 10 2307 2296902 Burdett Kenneth Judd Kenneth 1983 Equilibrium price dispersion Econometrica 51 4 955 969 JSTOR 1912045 http static nobelprize org nobel prizes economics laureates 2010 press pdf Mortensen Dale Pissarides Christopher 1994 Job creation and job destruction in the theory of unemployment Review of Economic Studies 61 3 397 415 doi 10 2307 2297896 Pissarides Christopher 2000 Equilibrium Unemployment Theory 2nd ed MIT Press ISBN 0 262 16187 7 Normdaten Sachbegriff GND 4233396 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Suchtheorie amp oldid 179782865