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Als Streustromkorrosion bezeichnet man eine Form elektrochemischer Korrosion Die Ursache fur Streustromkorrosion sind elektrische Strome die Teil von Betriebsstromen aus Gleichstrom betriebenen Anlagen sind und als Streustrome seltener als vagabundierende Strome bezeichnet werden Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Elektrochemischer Vorgang 3 Beschreibung der Beeinflussung 3 1 Beeinflusste Objekte 3 1 1 Kathodisch geschutzte Anlagen 3 1 2 Nicht kathodisch geschutzte Anlagen 3 2 Beeinflussende Gleichstromanlagen 3 2 1 Kathodische Korrosionsschutzsysteme 3 2 2 Gleichstrombahnen 3 2 3 HGU Anlagen 4 Messtechnik 5 Abhilfe 6 Literatur 7 Normen 8 Richtlinien 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenStreustrome fliessen auf unerwunschten Pfaden zuruck zu ihrer Stromquelle Zu solchen Pfaden gehoren neben dem Erdreich vor allem im Erdboden verlegte Anlagen als metallische Strukturen wie Rohrleitungen Tankbehalter bewehrte Kabelmantel und Stahlbeton Bauwerke die folglich einem Korrosionsrisiko durch Streustrome unterliegen Dies betrifft ebenso auch die Fahrschienen von Gleichstrombahnen Dieses Risiko entsteht durch kathodische Korrosionsschutzsysteme KKS fur Rohrleitungen und Tankbehalter Gleichstrombahnen als schienengebundener OPNV Strassen Stadt und U Bahnen als Vollbahnen mit DC 3 kV oder DC 1 5 kV Fahrleitungsspannung zahlreiche Schmalspur Berg und Industriebahnen einschliesslich O Bus Systeme Hochspannungs Gleichstrom Ubertragungs Anlagen HGU Anlagen Industrie Hafen und TelekommunikationsanlagenDer Streustromubertritt wird durch eine elektrische oft widerstandsbehaftete Verbindung zwischen der beeinflussenden Gleichstromanlage und der beeinflussten Installation ermoglicht Solche elektrischen Verbindungen konnen sein Elektrode als Fremdstromanode einer KKS Anlage Fahrschienen einer Gleichstrombahn die einen endlichen Wert des Bettungswiderstandes gegen Erde oder Bauwerkserde aufweisen Elektrode einer HGU Anlage durch FehlerElektrochemischer Vorgang BearbeitenStreustromkorrosion findet an Orten statt bei dem der Streustrom vom Metall ins Erdreich als Elektrolytlosung ubertritt Elektrochemisch wird dieser Prozess als anodische Teilreaktion bezeichnet 2 F e 2 F e 2 4 e displaystyle mathrm 2 Fe longrightarrow 2 Fe 2 4 e nbsp Die Elektronen verbleiben im Metallgitter wahrend die positiv geladenen Metallionen meist Eisen Stahl in Losung gehen In entgegengesetzter Richtung findet beim Streustromeintritt die kathodische Teilreaktion statt 2 H 2 O O 2 4 e 4 O H displaystyle mathrm 2 H 2 O O 2 4 e longrightarrow 4 OH nbsp Hier findet keine Korrosion statt Unter Sauerstoffmangel bei anaeroben Boden entsteht zusatzlich Wasserstoff Beide Teilreaktionen laufen immer zeitgleich ab konnen aber ortlich weit voneinander entfernt liegen Auskunft uber die theoretische Hohe des Materialabtrags geben die Faradayschen Gesetze mit 9 13 kg fur Eisen pro Ampere in einem Jahr Korrosionsvorgange sind auch vom pH Wert der Elektrolytlosung abhangig Ruckschlusse uber die Korrosionsgefahrdung lassen sich mit der Nernst Gleichung und Pourbaix Diagrammen beschreiben Beschreibung der Beeinflussung BearbeitenBeeinflusste Objekte Bearbeiten Zum Schutz an beeinflussten Anlagen sind Potential Grenzwerte festgelegt Man unterscheidet zwischen kathodisch geschutzten und nicht kathodisch geschutzten Anlagen Kathodisch geschutzte Anlagen Bearbeiten Es ist mit Streustromkorrosion zu rechnen wenn an kathodisch geschutzten Anlagen das Objekt Boden Potential positiver als das Mindestschutzpotential von 850 mV wird Bei Potentialschwankungen durch sich zeitlich andernde Streustrome ist der Tagesmittelwert des Objekt Boden Potentials zu verwenden Bei ungunstigen Bodenverhaltnissen saure Boden mit niedrigem pH Wert betragt das Mindestschutzpotential sogar 950 mV 1 Kathodischer Schutz ist nur gewahrleistet wenn an allen Fehlstellen der kathodisch geschutzten Anlage ein Stromeintritt stattfindet Nicht kathodisch geschutzte Anlagen Bearbeiten Ebenso besteht das Risiko einer Streustromkorrosion an nicht kathodisch geschutzten Anlagen Fur sie sind ebenfalls Grenzwerte fur eine anodische Beeinflussung positive Potentialverschiebung festgelegt 2 Werkstoffder Anlage spezifischer Widerstand rdes Elektrolytenin Wm maximale positivePotentialverschiebungDU in mV mit IR Anteil maximale positivePotentialverschiebungDU in mV ohne IR AnteilStahl Gusseisen lt 15 20 2015 bis 200 1 5 r Wm 20 gt 200 300 20Blei 1 r Wm Stahl in Beton 200 Die Grenzwerte sind abhangig von der Art des Metalls und vom spezifischen Bodenwiderstand Sie gelten fur konstante sowie fur schwankende Streustrome Der IR Anteil ist ein ohmscher Spannungsfall im Erdboden der durch galvanische Elementstrome Schutz oder Streustrome verursacht wird Beeinflussende Gleichstromanlagen Bearbeiten Kathodische Korrosionsschutzsysteme Bearbeiten Kathodisch geschutzte Rohrleitungen mit einer Bitumenumhullung haben gegenuber kunststoffumhullten Rohrleitungen einen niedrigeren Umhullungswiderstand Um das erforderliche Schutzpotential zu erreichen sind hohere Schutzstrome notwendig und konnen nur durch eine Fremdstromanodenanlage erreicht werden Dabei besteht das Risiko dass der Schutzstrom fremde erdverlegte Installationen als Streustrom nachteilig beeinflusst Durch die Ausbildung von kathodischen und anodischen Bereichen tritt im Annaherungsbereich ein Teil des Schutzstromes in seiner Wirkung als Streustrom von der ungeschutzten Rohrleitung in die kathodisch geschutzte Rohrleitung uber Dabei handelt es sich um eine zeitlich konstante Beeinflussung nbsp Prinzip der Streustromkorrosion durch ein kathodisches KorrosionsschutzsystemGleichstrombahnen Bearbeiten Streustromkorrosion kann vor allem bei Gleichstrombahnen ein Problem darstellen da meistens die Fahrschienen zur Bahnstromruckfuhrung verwendet werden und gegen Erde bzw Bauwerkserde nur bedingt isoliert sind Durch den Bahnruckstrom tritt ein Schienenlangsspannungsfall zwischen dem Schienenfahrzeug und dem Unterwerk auf Als Folge entsteht ein Schienenpotential gegen Bezugserde bzw Bauwerkserde welche die Ursachengrosse fur Streustrome ist In Bereichen mit positivem Schienenpotential erfolgt der Streustromubertritt von den Fahrschienen ins Erdreich bzw auf ein im Erdreich verlegtes Objekt z B als Rohrleitung zur Bahntrasse parallel verlaufend oder kreuzend In Bereichen mit negativem Schienenpotential erfolgt der Streustromubertritt von der Rohrleitung bzw aus dem Erdreich zuruck in die Fahrschienen Es bilden sich an beiden Objekten anodische Bereiche mit dem Risiko einer Streustromkorrosion und kathodische Bereiche aus nbsp Prinzip der Streustromkorrosion durch eine GleichstrombahnSchienenfahrzeuge sind ortsveranderliche Lasten Daher kommt es durch Beschleunigungen Verharrungsfahrten und Bremsvorgange einschliesslich der Ruckspeisung zu standigen Schienenpotentialanderungen mit Polaritatswechsel Bei den Gleichstrombahnen befindet sich meist der Pluspol an der Fahrleitung und der Minuspol an der Fahrschiene Im Bereich des Unterwerkes ist das Schienenpotential im zeitlichen Mittel negativer und im halben Abstand zwischen zwei Unterwerken positiver Bei umgekehrter Polaritat an Fahrleitung und Fahrschiene wechseln die anodischen und kathodischen Bereiche ebenfalls da sich die Stromrichtung umkehrt Beim Einsatz von gerichteten Streustromableitungen oder Soutiragen sind diese Begebenheiten zu berucksichtigen Bei den auftretenden Streustromen durch Gleichstrombahnen spricht man von einer zeitlich schwankenden Beeinflussung Die Hohe des Streustromes hangt von zwei Parametern ab das Schienenpotential Spannung Fahrschienen Bauwerk der Ableitungsbelag als langenbezogener Kehrwert des Bettungswiderstandes der FahrschienenZum Schutz gegen Streustromkorrosion gibt es fur Betreiber von Gleichstrombahnen zwei Anforderungen die Korrosion an den Fahrschienen soll die vorgesehene Lebensdauer wie sie durch den Fahrbetrieb bestimmt ist nicht herabsetzen keine nachteilige Beeinflussung der Bauwerkserde und fremde im Erdboden metallisch verlegte InstallationenDie Fahrschienen sind fur eine betriebliche Lebensdauer von etwa 25 Jahren vorgesehen Damit dieser Zeitraum nicht durch Streustromkorrosion herabgesetzt wird gilt ein maximaler Strombelag von 2 5 mA m je Gleis Bezogen auf eine Potentialverschiebung von 1 V in positiver Richtung erhalt man fur ein Gleis folgende maximal zulassige Ableitungsbelage 0 5 S km in offener Bettung 2 5 S km in geschlossener BettungBei einer zweigleisigen Strecke verdoppeln sich die Werte fur Ableitungsbelage HGU Anlagen Bearbeiten Vergleichbare Effekte konnen an HGU Anlagen in der Nahe der Erdungselektroden auftreten Messtechnik BearbeitenStreustromkorrosion findet an der Phasengrenzflache des Metalls im Erdreich oder einem vergleichbaren Medium als Elektrolytlosung statt und entzieht sich einer direkten Beobachtung Eine Funktionsbeeintrachtigung bis zum Komplettversagen des Bauteils oder des Systems ist daher schwer vorhersehbar Um ein Korrosionsrisiko durch Streustrome beurteilen zu konnen werden Potentialmessungen durchgefuhrt Des Weiteren konnen Streustrome nicht direkt gemessen werden In der Korrosionsschutz Messtechnik werden bevorzugt Kupfer Kupfersulfat Elektroden verwendet Sie sind unpolarisierbar und besitzen ein Gleichgewichts Potential von 320 mV gegen die Standardwasserstoffelektrode Sie konnen als Dauerbezugselektrode im Erdreich vergraben oder als ortsveranderliche Bezugselektrode zum Aufstellen auf der Oberflache eingesetzt werden Da eine Messung an der Phasengrenze Metall Elektrolytlosung ebenfalls nicht moglich ist ist das Objekt Boden Potential beim kathodischen Korrosionsschutz sowie bei Schutzmassnahmen gegen die Korrosionswirkung durch Streustrome von hoher Bedeutung Abhilfe BearbeitenUmstellung der Anlage auf Wechselstrom bei Bahnen meist kaum praktikabel da die elektrische Ausrustung der Fahrzeuge grundlegend verandert werden musste und streuende Wechselstrome Signal und Fernmeldeanlagen ungunstig beeinflussen konnen Verzicht auf Anwendung der Fahrschienen zur Bahnstromruckfuhrung 2 Oberleitung oder 2 Stromschiene Selten angewandte Variante da erhohter technischer Aufwand und erhohte Kurzschlussgefahr in Weichen bei zweipoliger Oberleitung Ein Beispiel ist die Londoner U Bahn mit einer zweiten Stromschiene zwischen den Gleisen Verwendung durchgehend verschweisster Schienen oder von Uberbruckungslaschen bei den Fugestellen Gleisbett mit ausreichend hohem Bettungswiderstand zwischen den Fahrschienen und Erde bzw Bauwerkserde Moglichst geringes Schienenpotential der Fahrschienen gegen Bezugserde bzw Bauwerkserde elektrisch leitende Durchverbindung von Stahlbetonbauwerken Tunnels Brucken oder Betriebsgebauden sowie metallische Installationen z B Haltestelleneinrichtungen oder Zaune zu Erdungsanlagen entlang der Bahnstrecke metallfreie Teile oder korrosionsfeste Metalle sofern moglich und wirtschaftlich Umhullung von Rohrleitungen durch Kunststoffbeschichtungen anstelle von Bitumen als Massnahme des passiven Korrosionsschutzes Ausschliessliche Errichtung von bipolaren HGU Anlagen Platzierung der Erdungselektroden von HGU Anlagen fernab von Orten an denen metallische Teile im Erdreich liegenLiteratur BearbeitenFriedrich Kiessling Rainer Puschmann Axel Schmieder Fahrleitungen elektrischer Bahnen Planung Berechnung Ausfuhrung Betrieb 3 Auflage Publicis Publicing Verlag Erlangen 2014 ISBN 978 3 89578 407 1 S 390 Hans Burkhard Horlacher Ulf Helbig Hrsg Rohrleitungen 2 Einsatz Verlegung Berechnung Rehabilitation 2 Auflage Springer Vieweg 2018 ISBN 978 3 662 50354 6 G Wranglen Korrosion und Korrosionsschutz Grundlagen Vorgange Schutzmassnahmen Prufung Springer Verlag Berlin Heidelberg 1985 ISBN 3 540 13741 6 Ulrich Bette Massnahmen zur Verringerung der Korrosionsgefahr durch Streustrome bei Rasengleisen von Gleichstrombahnen Forschungsbericht FE Nr 70348 90 Wuppertal 1993 Normen BearbeitenEN 50162 VDE 0150 2004 08 Schutz gegen Korrosion durch Streustrome aus Gleichstromanlagen EN 50122 2 VDE 0115 4 2010 10 Bahnanwendungen Ortsfeste Anlagen Elektrische Sicherheit Erdung und Ruckleitung Teil 2 Schutzmassnahmen gegen Streustromwirkungen durch GleichstrombahnenRichtlinien BearbeitenDVGW Arbeitsblatt GW 21 textgleich mit AfK Empfehlung Nr 2 2014 02 Beeinflussung von unterirdischen metallischen Anlagen durch Streustrome von Gleichstromanlagen VDV Schrift 501 1 und 2 1993 04 Verringerung der Korrosionsgefahr durch Streustrome in Tunneln von Gleichstrombahnen mit Stromruckleitung uber Fahrschienen Weblinks BearbeitenKorrosion und Korrosionsschutz erdverlegter Gashochdruckleitungen Teil 2 abgerufen am 6 September 2018 Streustromgutachten abgerufen am 6 September 2018 Bewertung der Wirksamkeit des Kathodischen Korrosionsschutzes an wechselstrombeeinflussten Rohrleitungen abgerufen am 6 September 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Bette Markus Buchler Taschenbuch fur den kathodischen Korrosionsschutz 9 Auflage Vulkan Verlag 2017 ISBN 978 3 8027 2867 9 Seite 35 und 36 DIN EN 50162 2004 08 Schutz gegen Korrosion durch Streustrome aus Gleichstromanlagen Tabelle 1 Seite 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streustromkorrosion amp oldid 230872257