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Die Steyn Kommission englisch Steyn Commission offiziell Commission of Inquiry into the Mass Media deutsch etwa Kommission zur Untersuchung der Massenmedien war ein ab 14 Dezember 1979 arbeitendes regierungsamtliches Gremium in Sudafrika wahrend der Apartheidsperiode Sie wurde allgemein nach ihrem Vorsitzenden dem Juristen Marthinus Steyn benannt diente der Analyse des Pressesektors und seiner kunftigen Neuordnung nach politischen Vorgaben Die zwei von der Kommission publizierten Reporte ubten auf die weitere Regierungspolitik und innerhalb des Gesetzgebungsprozesses massgeblichen Einfluss aus Inhaltsverzeichnis 1 Grundung und Ziele 2 Basis und Ergebnisse der Kommissionsarbeit 2 1 Politische Rahmenbedingungen 2 2 Veranderungen fur Redaktionen und Herausgeber 2 3 Strukturvorschlage fur den Pressesektor 2 4 Parlament und Gesetzgebung 3 Institutionelle Folgewirkungen 4 Internationale Kritik 5 Publikationen der Kommission 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundung und Ziele BearbeitenAm 18 September 1979 gab Alwyn Schlebusch Minister fur Justiz und Minister fur Inneres in der Offentlichkeit bekannt einen Presserat einschliesslich eines neuen Pressekodex zu grunden Dieses Gremium sollte seiner Absicht nach die Befugnis haben Beschwerden uber Zeitungen und Journalisten aufzugreifen und im Fall von Verstossen gegen den Kodex Strafen auszusprechen Die vorgesehenen Sanktionen reichten von Geldstrafen gegen die Herausgeber bis zum Erscheinungsverbot missliebiger Presseerzeugnisse Im Fall von Beschwerden gegen einzelne Personen war auch die zeitweilige oder dauerhafte Untersagung ihrer Tatigkeit als Journalist oder Reporter vorgesehen Konkreter Anlass fur derartige Konzepte waren anhaltende kritische Berichterstattungen in und auslandischer Medien uber Aktionen der Sudafrikanischen Polizei und der Armee SADF 1 Zur Umsetzung dieser Ziele schuf die Regierung eine beratende Kommission Mit Wirkung vom 27 Juni 1980 ernannte das zustandige Ministerium fur Justiz Marthinus Steyn einen ehemaligen Generaladministrator von Sudwestafrika zum Vorsitzenden dieses Gremiums Basis und Ergebnisse der Kommissionsarbeit BearbeitenPolitische Rahmenbedingungen Bearbeiten Die fundamentale Richtlinie der Steyn Kommission bestand aus der These dass der Informationsfluss in der Offentlichkeit zwischen Staat und Bevolkerung kunftig einen hierarchischen Charakter besitzen sollte Demnach sind legitime Informationen solche die aus staatlichen Quellen stammen Andere Informationsquellen mit Ideen und Positionen vor allem jene die in Form von Beschwerden oder Wunsche durch Personen und Institutionen publiziert und als Sicherheitsgefahrdung fur den Staat eingeschatzt werden gelten potentiell als Nachrichten aus illegitimen Quellen Dieser Auffassung folgend schlug die Kommission eine nationale Kommunikationspolitik vor die durch eine nationale Strategie zu bestimmen und zu steuern sei Dabei legte die Kommission ein Feindbild zu Grunde das den politischen Rahmen fur die Bewertung des Pressesektors setzte Als externe Feinde galten der Marxismus und bestimmte westliche Lander die von der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten angefuhrt sein sollten Man unterstellte diesen ausseren Einflussen die gegenwartige Ordnung Sudafrikas durch radikale Eingriffe in eine andere verandern zu wollen Die inneren Feinde fanden im Report keine nahere Definition jedoch wurden alle Aktivitaten als von solchen motiviert betrachtet die den gegenwartigen Status quo wissentlich oder unwissentlich in eine vermeintliche oder tatsachliche Gefahrdung bringen konnten Die Steyn Kommission kam zum Ergebnis dass dem psychologische Angriff von ausseren und inneren Propagandakampagnen nicht allein mit gesetzgeberischen Mitteln entgegengetreten werden konne In Bezug auf die Berichterstattung uber polizeiliche und militarische Aktivitaten Sudafrikas empfahl man eine verstarkte Kontrolle auslandischer Journalisten Aus diesen Positionen speiste sich die Auffassung dass es einer nationalen Kommunikationspolitik zur Bekampfung feindlicher Propaganda durch die Totale Strategie bedurfe Diese Strategie entsprach einer Risikoeinschatzung seit den spaten 1970er Jahren wonach Sudafrika von einer totalen Angriffssituation total onslaugh durch Kommunisten im Inland und internationale Krafte ausgehen musse Sudafrika geriet in jener Zeit durch die Haltung der internationalen Staatengemeinschaft zur Apartheid in eine zunehmend isolierte Lage Eine Folgeerscheinung daraus war ein massiver Auf und Umbau des Militar und Sicherheitsapparates in der Regierungszeit des Ministerprasidenten Pieter Willem Botha sowie massive Versuche mit diesen Mitteln zur Destabilisierung der Nachbarlander 2 3 Die Steyn Kommission beschreibt im Report I mit dem Absatz 469 die Wechselbeziehung zwischen Staatsapparat und Medien wie folgt Der Staat und die Medien brauchen einander denn der Staat ist eine der Hauptquellen von Informationen fur die Medien und umgekehrt weil der Staat weitgehend von den Medien abhangig ist um die Bevolkerung zu informieren Im Fall eines Konflikts zwischen Staat und Medieninteressen stehen die Interessen des Staates in Hinsicht auf die nationale Sicherheit im Vordergrund Diese Aussage definiert die Hoheit der damaligen politischen Doktrin uber die Medienpraxis Veranderungen fur Redaktionen und Herausgeber Bearbeiten Fur die damaligen sudafrikanischen Massenmedien bedeuteten die Empfehlungen der Steyn Kommission eine strikte interne Uberprufung ihrer Arbeit und Themenprofile Besonders die kritisch eingestellten Redaktionen gerieten damit an den Rand einer als legal geltenden Berichterstattung Alle Redaktionen waren dadurch dem Zwang ausgesetzt freiwillig die Positionen der Regierungspolitik zu ubernehmen Die wenigen bis zu diesem Zeitpunkt verbliebenen Oppositionsmedien wurden als solche beseitigt Wenn sie als freie und unabhangige Redaktionen uberleben wollten hatten sie kunftig drei Richtlinien zu respektieren Die Presse muss die Berichterstattung uber Aktivitaten der vom Staat definierten internen und externen Feinde zensieren Die Presse unterstutzt und fordert das positive Ansehen von Sicherheits und Verteidigungseinrichtungen Die Presse muss die offentliche Meinung zu Gunsten der Total Strategy mobilisieren Die Konsequenzen der Pressezensur nach diesen Vorgaben erstreckten sich nicht nur auf politisch sensible Themenfelder sondern auch auf die Anwendung einzelner Worte Die Verwendung von freedom fighters gunmen und guerrillas in der Berichterstattung anstelle des offiziell bevorzugten Begriffs terrorists wurde aus dem Blickwinkel der Kommission als fragwurdig angesehen Diese semantischen Fragen sollten durch Unterrichtungsgesprache mit in Sicherheits und Verteidigungspolitik erfahrenen Beamten gelost werden Strukturvorschlage fur den Pressesektor Bearbeiten Fur die kunftige Struktur des sudafrikanischen Pressewesens schlug die Steyn Kommission im Wesentlichen folgende Veranderungen vor Bildung einer berufsstandigen Kammer fur die Journalisten mit einer Zwangsmitgliedschaft die auch fur auslandische Kollegen gelten sollte Die Eintragung in ein Namensregister betrachtete man als Professionalisierung dieses Tatigkeitsfeldes Schaffung eines neuen Verhaltenskodex fur Journalisten der als verbindliches Regelwerk gelten sollte Der bislang existierende Presserat wird durch einen noch zu schaffenden General Council for Journalists deutsch etwa Gesamtrat fur Journalisten oder Allgemeiner Journalistenrat ersetzt Der Vorschlag zu den Befugnissen war analog einer oberen Justizbehorde angelegt Die Pressefreiheit hatte sich an den nationalen Sicherheitsinteressen zu orientieren Bei einer unautorisierten Berichterstattung uber polizeiliche und militarische Themen war kunftig mit drastischer Bestrafung zu rechnen Obwohl nach den Massgaben des Internal Security Act Act No 74 1982 bereits solche Sanktionsmoglichkeiten bestanden strebte man an die staatliche Repressionsabsicht direkt in das neue Presserecht einzubauen 4 Parlament und Gesetzgebung Bearbeiten Die Steyn Kommission legte ihren Bericht am 1 Februar 1982 im Parlament House of Assembly vor 5 Aus ihren Arbeitsergebnissen entstand ein Gesetz zur Registrierung von Zeitungen Es handelt sich dabei um den Registration of Newspapers Amendment Act Act No 98 1982 der noch zum Ende der Sitzungsperiode 1982 eingebracht und beschlossen wurde Sein ursprunglicher Entwurf passierte den Gesetzgebungsprozess nur mit erheblichen Korrekturen Ursprunglich sollte ein amtliches Gremium etabliert werden das mit der Kompetenz von Strafmassnahmen gegen die Presse ausgestattet sein sollte Die vorgeschlagenen Regelungen fuhrten jedoch in der Parlamentsdebatte zu deutlichem Widerspruch wodurch die Regierung einige Positionen zuruckziehen musste und das Gesetz in abgeschwachter Form beschlossen wurde Der Abgeordnete M A Tarr aus Pietermaritzburg bezeichnete den Geist des Gesetzentwurfes als Beleg fur die Paranoia der Regierung Die Registrierungspflicht fur Zeitungen war damit eingefuhrt fur Journalisten jedoch nicht Das medienpolitische Kontrollorgan konnte das Ministerium nun nach eigenen Vorstellungen festlegen 6 7 Institutionelle Folgewirkungen BearbeitenBis 1983 bestand in Sudafrika ein Presserat Press Council mit einem Ehrenkodex fur fairen und ehrenhaften Journalismus der uber dessen Einhaltung wachte Verstosse wurden demnach mit einer Geldbusse von bis zu 10 000 Rand belegt Der Schutz der Pressefreiheit in Sudafrika wurde von der im Apartheidstaat pointiert bezeichneten englischsprachigen Oppositionspresse als Hauptthema bei der Berichterstattung uber liberale Ideen wie Individualrechte Gerechtigkeit Demokratie und Burgerrechte aufgegriffen 8 Politischer Druck aus der Apartheidregierung und die Ergebnisse der Steyn Kommission fuhrten 1984 zur Errichtung des Media Council Medienrat Obwohl es sich dabei nicht um ein gesetzliches Gremium handelte war der Rat auf Regierungsebene offiziell anerkannt Sein Hauptzweck bestand in der Festlegung eines journalistischen Kodex fur die Berichterstattung und Kommentierung Auf der Grundlage des Registration of Newspapers Amendment Act Act No 98 1982 konnte der Innenminister die Registrierung einer Zeitung beenden wenn der Herausgeber beim Medienrat keinen Antrag gestellt hatte Auch wenn der Medienrat offiziell als ein unabhangiges Gremium gelten sollte erregte diese Handlungsweise bei den Herausgebern grosse Besorgnis Zu Beginn des Jahres 1994 kehrte der Rat zu einer fruheren Bezeichnung Presserat Press Council zuruck ohne seine bisherige Wirkungsweise zu verandern Im Jahr 1996 entstand die Print Media South Africa PMSA als Dachorganisation verschiedener Herausgeberverbande wodurch sich Veranderungen auf diesem Gebiet einstellten Am 1 August 2007 entstand der Press Council of SA und leitete damit eine neue Periode in Sudafrikas Mediengeschichte ein 9 Internationale Kritik BearbeitenDas Internationale Presseinstitut thematisierte auf seiner 35 Generalversammlung von 1986 in Wien die Repressionspolitik der sudafrikanischen Regierung gegenuber den Medien und verabschiedete hierzu eine Resolution Darin ausserte sich Kritik gegen die zunehmende Verletzung der Menschenrechte einschliesslich der Beschrankung und Belastigung der Presse durch amtliche Stellen Das Vorgehen von Staatsbeamten in Sudafrika eine aussagekraftige Berichterstattung uber Unruhen und Gewaltanwendungen bei Demonstrationen uber die Anwendung von Schusswaffen und andere korperliche Angriffe auf Journalisten und Fotografen bei der Ausubung ihrer Aufgaben zu unterbinden wurde von den Teilnehmern der 35 Generalversammlung energisch verurteilt Kritik fand ferner die Belastigung von auslandischen Journalisten und die staatlichen Versuche zur Verweigerung oder die verzogerten Akkreditierungen In der Medienpolitik der Regierung Botha erkannte man eine Storung des freien Informationsflusses wodurch die internationale Offentlichkeit in ihrem Recht zur Information uber die tatsachlichen Verhaltnisse in Sudafrika und deren Auswirkungen auf die Nachbarlander behindert wurde 10 Publikationen der Kommission BearbeitenVerslag van die Kommissie van Ondersoek na die Massamedia Pretoria Staatsdrukker 1981 Report of the Commission of Inquiry into the Mass Media Pretoria 1981 Aanvullende verslag van die Kommissie van Ondersoek na die Massamedia voorgestelde wetgewing Pretoria Staatsdrukker 1982 Supplementary report of the Commission of Inquiry into the Mass Media proposed legislation Pretoria 1982Literatur BearbeitenPieter J Fourie Hrsg Media Studies Media History Media and Society Policy Management and Media Representation Band 2 2010 S 92 93 Jack Abner The Steyn Commission An Annototated Bibliography In Critical Arts South North Cultural and Media Studies Vol 2 Issue 3 1982 Jakobus Johannes Roelofse Towards rational discourse An analysis of the report of the Steyn Commission of Inquiry into the Media Pretoria J L van Schaik 1983 ISBN 0 627 01282 5 John Dugard Human rights and the South African legal order Princeton NY Univ Press 1978 ISBN 0 691 09236 2 Robert Daviesa Dan O Meara Total strategy in Southern Africa an analysis of South African regional policy since 1978 In Journal of Southern African Studies Volume 11 Issue 2 1985 S 183 211Weblinks BearbeitenLes Switzer Steyn Commission 1 The Press and Total Strategy englisch PDF 275 kB Keyan G Tomaselli Ruth Tomaselli Steyn Commission II How to Separate out Truth from Fact englisch PDF 1 7 MB Einzelnachweise Bearbeiten Petrus Frederik Barend Jansen van Rensburg Covert action as an option in National Security Policy a comparison between the United States of America and South Africa 1961 2003 Dissertation University of Pretoria Department of Political Science 2005 PDF Dokumentenseite 68 Memento vom 24 Dezember 2012 im Internet Archive Les Switzer Steyn Commission 1 The Press and Total Strategy PDF 377 kB South Africa Total Strategy auf www nelsonmandela org englisch Christoph Sodemann Die Gesetze der Apartheid Bonn 1986 S 135 ISBN 3 921614 15 5 Robert Fuller South African Press under Attack The Struggle for Hearts and Minds In The African Communist No 89 2 London 1982 Memento des Originals vom 27 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www disa ukzn ac za ISSN 0001 9976 M A Tarr MP Pietermaritzburg South Those the Gods Wish to Destroy Abschnitt Reform of South Africa In Reality Vol 14 No 5 September 1982 S 13 Memento des Originals vom 27 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www disa ukzn ac za ISSN 0034 0979 englisch PDF 6 9 MB Christoph Sodemann Die Gesetze Bonn 1986 S 135 136 Jack Abner The Steyn Commission An Annototated Bibliography In Critical Arts South North Cultural and Media Studies Vol 2 Issue 3 1982 Review 0f Press Council of South Africa Memento des Originals vom 4 Dezember 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www presscouncil org za englisch IPI Report Juni 1986 35th General Assembly Memento des Originals vom 4 November 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www freemedia at englisch PDF 78 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steyn Kommission amp oldid 239344710