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Die Standorttheorie untersucht das Standortverhalten der Wirtschaftssubjekte insbesondere welche Faktoren fur die Wahl eines Standorts relevant sind Die Standorttheorie gehort zur Raumwirtschaftstheorie in der Wirtschaftsgeografie Inhaltsverzeichnis 1 Standortstrukturtheorien 2 Theorien der unternehmerischen Standortwahl 2 1 Neoklassische Standorttheorie 2 2 Verhaltenswissenschaftliche Ansatze 2 2 1 Theorie von Allan Pred 2 2 2 Erganzungen 3 Literatur 4 WeblinksStandortstrukturtheorien BearbeitenStandortstrukturtheorien fragen nach der optimalen Anordnung von Betrieben im Raum und deren Veranderung mit der Zeit Zu den Standortstrukturtheorien gehoren die Thunenschen Ringe des Johann Heinrich von Thunen und das von Walter Christaller entwickelte System der zentralen Orte Theorien der unternehmerischen Standortwahl BearbeitenTheorien der unternehmerischen Standortwahl beschaftigen sich mit dem optimalen Unternehmensstandort also dem Standort eines einzelnen Betriebes Grundlegend fur das Problem des optimalen Betriebsstandortes ist in der freien Marktwirtschaft das Gewinnmotiv an welchem Ort lasst sich also der hochste Gewinn erwirtschaften Die Vergrosserung des Marktanteils Zukunftssicherheit und subjektive Motive spielen aber eine nicht zu unterschatzende Rolle Stehen diese Ziele fest kann nach diesen Kategorien der optimale Standort gewahlt werden Dazu sind die Voraussetzungen Standortfaktoren auf verschiedenen raumlichen Ebenen zu vergleichen Welches Land ist am besten geeignet fur die Neuansiedlung Welche Region Und schliesslich welche Gemeinde und wo dort genau Neoklassische Standorttheorie Bearbeiten Alfred Weber stellte in seiner grundlegenden Arbeit Uber den Standort der Industrien 1909 das Webersche Standortmodell zur Ermittlung optimaler Standorte fur den industriellen Einzelbetrieb auf das wesentlich vom Standortfaktor Transportkosten beeinflusst ist Zu seinem Modell wurde von Anfang an kritisch bemerkt dass seine Pramissen eher realitatsfern sind so setzt Weber z B ein unbegrenztes Arbeitskrafteangebot oder vollstandige Information der Entscheidungstrager uber die raumliche Verteilung der Markte und der Standortfaktoren voraus Auch ist Webers Theorie stark auf die Transportkosten als wesentlichen Faktor der Standortentscheidung ausgelegt und vernachlassigt damit alle anderen Produktionsfaktoren 1956 erweiterte Walter Isard Webers Standorttheorie um Andreas Predohls Substitutionsprinzip und wertete damit die Standortentscheidung zu einer Substitutionsentscheidung zwischen Produktionsfaktoren in einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell um David M Smith erweiterte diese Theorie um ein variables Gewinnmodell so dass im Rahmen eines Totalmodells alle raumabhangigen Kosten und Erlose der Unternehmen betrachtet werden konnen Smith fuhrte auch Aspekte wie unternehmerisches Konnen Regionalpolitik und regionale Steuern in das Modell ein Durch ihre Erweiterungen wurde die neoklassische Standorttheorie aussagekraftiger Einige der bereits bei Weber kritisierten Pramissen reiner homo oeconomicus vollstandige Information kurzfristige Gewinnmaximierung fuhren jedoch dazu dass sich nicht alle tatsachlichen unternehmerischen Standortentscheidungen befriedigend durch neoklassische Modelle erklaren lassen Verhaltenswissenschaftliche Ansatze Bearbeiten Theorie von Allan Pred Bearbeiten Aufbauend auf Konzepte der Diffusionstheorie von Torsten Hagerstrand 1952 1953 und anderen die die raumliche Verteilung und Verbreitung von Innovationen auf Lernprozesse und Informationsprozesse zuruckfuhrten entwickelte Allan Pred ab 1967 ein neuartiges standorttheoretisches Modell das auf einem verhaltenswissenschaftlichen Ansatz beruht Grundlegend fur die Standortentscheidung der einzelnen Unternehmung ist in diesem Modell die Qualitat von Entscheidungsfindungen die er empirisch untersuchte Preds Schlussfolgerungen waren Informationsstand und Unternehmerleistung einerseits und Qualitat der Standortentscheidung andererseits sind mit hoher Wahrscheinlichkeit stark positiv korreliert Unternehmer mit gleichem Informationsstand und gleicher Informationsnutzungskapazitat konnen aufgrund personlicher Praferenzen oder auch aufgrund von Zufallen unterschiedliche Standorte wahlen Pred bezog ausserdem die Zeit als zusatzliche Dimension in sein Modell ein da sich der Informationsstand der Entscheidungstrager im Zeitverlauf andern kann etwa durch neue Kommunikationstechniken oder Informationsverarbeitungstechnologien aber auch durch die Moglichkeit der Nachahmung erfolgreicher Unternehmer und ihrer Standortentscheidungen Die Entscheidungen der Unternehmen werden nach Pred langfristig immer rationaler und wirken auf eine Verlagerung der unternehmerischen Standorte zum Standortoptimum hin Der verhaltenswissenschaftliche Ansatz Preds versuchte erstmals die tatsachlichen Entscheidungen bei der Standortwahl nachzuvollziehen Verhaltenstheoretische Erklarungsmodelle konnten mehrfach empirisch bestatigt werden Kritisch wurde angemerkt dass psychologisch subjektive Beweggrunde der Standortwahl uberbewertet wurden da die klassischen Standortfaktoren im Rahmen dieses Modells kaum eine Rolle spielen und die Gegebenheiten der physischen Geographie und des Verkehrswesens nicht berucksichtigt sind Ebenso wie die neoklassische Theorie den homo psychologicus vernachlassige lasse der verhaltenswissenschaftliche Ansatz den homo oeconomicus weitgehend ausser Acht Erganzungen Bearbeiten Bereits Pred wies auf die Bedeutung von mentalen und kulturellen Eigenarten fur die Standortwahl hin Alf K Fernau sieht in diesen Eigenheiten starke branchenspezifische Standortvorteile und nachteile So bevorzugen Umweltbranchen an einem Standort ein regional vorherrschendes okologisches Denken stark arbeitsteilige arbeitsintensive Branchen ein Angebot von sehr disziplinierten Arbeitnehmern investitionsintensive Branchen eine hohe Sparneigung und seriose Behandlung von Bankgeschaften innovationsintensive Branchen eine risikofreudige Grundhaltung und Aufgeschlossenheit Die oft nicht durch klassische Theorien erklarbare Standortfindung bereits bestehender Betriebe unter den Bedingungen eines bestandigen wirtschaftlichen Strukturwandels lasst sich ebenfalls verhaltenswissenschaftlich betrachten Grundsatzlich liess sich empirisch eine Beharrungstendenz feststellen Betriebe versuchen an ihrem bestehenden Standort festzuhalten Wenn sich der Unternehmer konsequent als Gewinnmaximierer verhalten wurde mussten bei jedem Investitionsvorhaben vorteilhafte Standorte gesucht werden Dem stehen zwar die Kosten der Standortsuche und des Standortwechsels entgegen doch bei grosseren Investitionsprojekten sind diese oft geringer als die Vorteile eines Standortwechsels Oft wird statt einer Standortverlagerung zuerst versucht die Lagenachteile des alten Standorts durch Rationalisierungsmassnahmen Anderung der Produktpalette Gewinnung neuer Absatzmarkte funktionale Standortspaltung des Unternehmens oder betriebsinterne Wachstums und Schrumpfungsprozesse auszugleichen Diese Massnahmen werden raumlich wirksam und beeinflussen die industrielle Standortstruktur durch ihre Haufigkeit oft mehr als die Neuansiedlung oder vollstandige Verlagerung von Betrieben In grossen im Zuge der Globalisierung weltweit tatigen Unternehmen nimmt die Bedeutung von Beharrungsfaktoren jedoch immer starker ab Literatur BearbeitenWolfgang Domschke Andreas Drexl Logistik Standorte Oldenbourg Munchen Wien 1996 ISBN 3 486 23586 9 Alf K Fernau Standortwahl als Komponente der Wettbewerbsfahigkeit Ein quantitatives Werkzeug DUV Wiesbaden 1997 ISBN 3 8244 0358 7 Peter Gehrung Raumliche Ansiedlungsdisparitaten Empirische Analyse von Bestimmungsfaktoren im Rahmen theoretischer Standortentscheidungsuberlegungen Lang Frankfurt am Main u a 1996 ISBN 3 631 30831 0 Busso Grabow Dietrich Henkel Beate Hollbach Gromig Weiche Standortfaktoren Kohlhammer Stuttgart 1995 ISBN 3 17 013734 4 Gunther Maier Franz Todtling Regional und Stadtokonomik Standorttheorie und Raumstruktur 2 Auflage Springer Wien u a 1995 ISBN 3 211 82683 1 Markus Pieper Das interregionale Standortwahlverhalten der Industrie in Deutschland Konsequenzen fur das kommunale Standortmarketing Schwartz Gottingen 1994 ISBN 3 509 01658 0 Tonu Puu Mathematical location and land use theory An introduction 2 revidierte und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 2003 ISBN 3 540 61819 8 uber okonometrische Modellierung von Standorttheorien Ludwig Schatzl Wirtschaftsgeographie 1 Theorie 9 Auflage Schoningh UTB Paderborn 2003 ISBN 3 8252 0782 X Klaus Scholer Raumwirtschaftstheorie Vahlen Munchen 2005 ISBN 3 8006 3218 7Weblinks BearbeitenLiteratur zur Standorttheorie im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Sachbegriff GND 4121720 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Standorttheorie amp oldid 227683946