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Die Stachelbartverwandten Hericiaceae sind parasitische oder saprotrophe Weissfaulepilze aus der Ordnung der Taublingsartigen Russulales Sie haben ein monomitisches Hyphensystem sulfoaldehyd negative Gloeozystiden sowie relativ kleine fast kugelige bis ellipsoide und amyloide Sporen Es sind also in erster Linie mikromorphologische Merkmale die die Familie vereinen und zusammenhalten Die Familie enthalt vier Gattungen Die Stachelbarte Hericium mit grossen korallig verzweigten Fruchtkorpern und einem hydnoiden Hymenophor aus fleischigen herabhangenden Stacheln die Gattungen Dentipellis und Dentipellicula mit resupinaten Fruchtkorpern und einem hydnoiden Hymenophor und die Krustenschichtpilze Laxitextum mit einem resupinaten bis stereoiden Fruchtkorper und einem glatten Hymenophor Die Typusgattung ist Hericium StachelbartverwandteStachelbartverwandte Hericiaceae SystematikAbteilung Standerpilze Basidiomycota Unterabteilung AgaricomycotinaKlasse AgaricomycetesUnterklasse unsichere Stellung incertae sedis Ordnung Taublingsartige Russulales Familie StachelbartverwandteWissenschaftlicher NameHericiaceaeDonk Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Okologie und Verbreitung 3 Systematik 4 Gattungen 5 Bedeutung 6 Quellen 6 1 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Vertreter der Familie besitzen weissliche cremefarbene oder braunlich bis braun gefarbte Fruchtkorper die resupinat stereoid oder korallenartig verzweigt sein konnen Die Oberflache kann glatt filzig oder behaart sein Das Hymenophor ist glatt oder hydnoid also stachelig beziehungsweise zahnig und das Fleisch mehr oder weniger weich Das monomitische Hyphensystem besteht aus mehr oder weniger dunnwandigen oft auffallig aufgeblahten Hyphen an deren Septen in der Regel Schnallen ausgebildet sind Einige Hyphen besitzen eine unregelmassige gewundene Struktur und haben einen stark lichtbrechenden Inhalt Sie werden oft als gloeoplere Hyphen bezeichnet Ebenfalls typisch ist das Auftreten von sulfoaldehyd negativen Gloeozystiden Die keuligen Basidien tragen vier mit 3 5 6 5 µm Lange ziemlich kleine kugelige bis ellipsoide Basidiosporen Die Sporen sind hyalin dunn bis massig dickwandig und meist ornamentiert Sie sind stark amyloid farben sich also mit Jodreagenzien blau an 1 2 Okologie und Verbreitung BearbeitenDie Familie ist vor allem in der nordlichen gemassigten Zone verbreitet Die Weissfaulepilze sind uberwiegend Saprobionten die auf morschem Laub oder Nadelholz wachsen Einige Arten konnen eine Kernfaule hervorrufen und oder wachsen auf den abgestorbenen Teilen lebender Baume 1 Systematik BearbeitenDie Familie der Stachelbartverwandten Hericiaceae wurde 1964 durch den niederlandischen Mykologen M A Donk eingefuhrt Entgegen der traditionellen Pilzsystematik war nicht die Fruchtkorpermorphologie das verbindende Merkmal das die Familie vereinte und zusammen hielt sondern es waren in erster Linie Mikromerkmale wie ein monomitisches Hyphensystem Schnallen Gloeozystidialsystem sulfoaldehyd negative Gloeozystiden und kleine amyloide Sporen So verwundert es nicht dass die Vertreter der sechs Gattungen die Donk in die Familie stellte sehr unterschiedliche Fruchtkorper haben Hericium und Creolophus gehort heute zur Gattung Hericium haben korallig verzweigte Fruchtkorper und ein hydnoides Hymenophor Clavicorona mit den heute zu Artomyces gehorenden Arten hat korallig verzweigte Fruchtkorper mit aufrechten Spitzchen oder Kronchen und ein glattes Hymenophor und Laxitextum hat resupinate bis stereoide Fruchtkorper und ebenfalls ein glattes Hymenophor Ausserdem stellte Donk noch die Zahnhaute Dentipellis und die damals neu eingefuhrte Gattung Stecchericium in die Familie Beide haben resupinate bis effuso reflexe Fruchtkorper und ein hydnoides oder zahniges Hymenophor Die uberwiegend tropische Gattung Stecchericium ist ein unklares Taxon das nach wie vor unzureichend von ahnlichen Gattungen abgegrenzt ist Derzeit wird die Gattung in die Familie der Bergporlingsverwandten gestellt Bisher Stand 2016 wurde noch keine Art der Gattung molekularbiologisch untersucht Hericium Dentipellis und Creolophus wurden fruher in die Familie der Stoppelpilzverwandten Hydnaceae gestellt bevor M A Dank sie 1931 in die damals noch uberwiegend kunstliche Familie der Prachtrindenpilzverwandten Corticiaceae stellte Er tat dies weil diese Gattungen grosse Ubereinstimmungen mit der Gattung Gloeocystidiellum hatten die damals wegen ihrer corticioiden Fruchtkorper noch in dieser Familie stand Die der Becherkoralle C pyxidata nahestehenden Arten der Gattung Clavicorona hielt Donk wegen ihrer Gloeozystiden der amyloiden Sporen und dem monomitischen Hyphensystem fur nahe Verwandte der Stachelbarte Die Typusart der Gattung Clavicorona taxophila hat allerdings inamyloide Sporen und keine Gloeozystiden Dies ist auch der Grund dafur dass W Julich Clavicorona pyxidata 1982 in die Gattung Artomyces und in die Familie der Ohrloffelstachelingsverwandten Auriscalpiaceae stellte Donk sah als ein weiteres verbindendes Merkmal die korallig verzweigten Fruchtkorper mit dem Unterschied dass bei Clavicorona die herabhangenden Stacheln oder Zahnchen fehlten Donks Meinung nach bildeten die Becherkorallen zusammen mit den Stachelbarten den Kern der Familie Das wichtigste verbindende Merkmal innerhalb der Familie war fur Donk das auffallige Gloeozystidialsystem das meist aus gloeopleren Hyphen und im Hymenium endenden Gloeozystiden besteht Deshalb beliess er die Gattung Amylaria die F Kotlaba und Z Pouzar 1957 zusammen mit der Gattung Hericium in die Familie der Bergpolingsverwandten Bondarzewiaceae gestellt hatten im Gegensatz zu den Stachelbarten in dieser Familie Er tat dies obwohl beide Gattungen viele gemeinsame Merkmale besitzen aber Amylaria die sulfoaldehyd negativen Gloeozystiden fehlten Im Gegensatz dazu besitzen die ebenfalls sehr ahnlichen Gattungen der Ohrloffelstachelingsverwandten Auriscalpiaceae wie die Stachelbartverwandten ein Gloeozystidialsystem amyloide Sporen und zumindest teilweise ein hydnoides Hymenophor Donk schloss sie aus der Familie der Hericiaceae aus weil sie ein dimitisches Hyphensystem und sulfoaldehyd positive Gloeozystiden haben Ihm war dabei wohl nicht klar dass zwei Verwandte der Becherkoralle C pyxidatus C colensoi und C dichotoma ebenfalls ein dimitisches Hyphensystem und die meisten Arten der Gattung sulfoaldehyd positive Gloeozystiden haben Erst jungere molekularbiologische Untersuchungen haben gezeigt dass die Becherkorallen zur Ohrloffelstachelingsverwandtschaft gehoren 2 Neuere molekularbiologische Untersuchungen durch S L Miller und E Larsson und K H Larsson konnten zeigen dass Hericium Dentipellis und Laxitextum nahe verwandt sind und innerhalb der Ordnung der Taublingsartigen zu einer gemeinsamen Abstammungsgemeinschaft gehoren Ausserdem zeigten sie dass Creolophus cirrhatus trotz seiner glatten Sporen zur Gattung Hericium gehort 3 4 5 Molekularbiologische Arbeiten von D Hibbett 1997 6 und S L Miller 2006 5 sowie das Auftreten des Group I Introns in der kleinen Untereinheit des ribosomalen DNA Gens zeigen dass die Gattungen Artomyces Lentinellus und Auriscalpium miteinander verwandt sind und die Becherkorallen folglich zur Familie der Ohrloffelstachelingsverwandten gehoren 7 Eine Verwandtschaft von Artomyces mit Amylostereum wie sie E Larsson und K H Larsson 2003 3 gefunden hatten konnte durch andere Arbeitsgruppen nicht bestatigt werden Ihr Ergebnis ist wohl auf einen Fehler bei der Sequenzierung des LSU rDNA Gens zuruckzufuhren Schon die zahlreichen morphologischen Unterschiede zwischen den beiden Gattungen hatten eine solche Verwandtschaft sehr unwahrscheinlich gemacht Gattungen Bearbeiten nbsp Die Typusart der Zahnhaute Dentipellis fragilis nbsp Der Astige Stachelbart Hericium coralloides nbsp Der Zweifarbige Krustenschichtpilz Laxitextum bicolor Dentipellicula 2 ArtenSie haben effuso reflexe bis pileate Fruchtkorper und ein hydnoides Hymenophor Die Stacheln sind weich korkig der Rand ist wattig und schmal Auch das Subiculum ist weich korkig und weisslich oder blass Falls vorhanden ist die Hutoberflache zimt bis gelbbraun und undeutlich konzentrisch gezont und unbehaart Gloeoplere Hyphen konnen vorkommen oder fehlen doch im Hymenium findet man stets Gloeozystiden Die leicht dickwandigen Basidiosporen sind hyalin rau und stark amyloid Die Typusart ist Dentipellicula taiwaniana Sheng H Wu Y C Dai amp L W Zhou 8 Zahnhaute Dentipellis 7 ArtenDie Gattung der Zahnhaute Dentipellis ist makroskopisch gekennzeichnet durch ihre resupinaten Fruchtkorper das hydnoide Hymenophor mit langen Zahnen oder Stacheln die aus einem dunnen aber deutlich entwickeltem Subiculum herauswachsen Mikroskopische Merkmale sind das monomitische Hyphensystem die typischen Gloeozystiden sowie fast kugelige warzig bis stachelig ornamentierte amyloide Basidiosporen Die Hyphen und die keuligen viersporigen Basidien haben in der Regel Schnallen Die Typusart ist Dentipellis fragilis Pers Donk 9 10 Stachelbarte Hericium Pers 13 ArtenDie Stachelbarte sind makroskopisch durch die grossen meist korallig verzweigten und fleischig stacheligen Fruchtkorper und mikroskopisch durch ihre Gloeozystiden und die ellipsoiden amyloiden ornamentierten Basididiosporen gekennzeichnet Die Oberflache ist filzig bis borstig Sowohl die Hyphen als auch die viersporigen und keuligen Basidien besitzen Schnallen das Hyphensystem monomitisch Die Weissfaulepilze wachsen auf Holz Die Typusart ist Hericium coralloides Scop Pers 11 12 Krustenschichtpilze Laxitextum 3 Arten Krustenschichtpilze sind durch ihre resupinaten bis stereoiden Fruchtkorper das Vorkommen von dunnwandigen Gloeozystiden und durch die feinstacheligen amyloiden Basidiosporen gekennzeichnet Die sterile Oberflache ist filzig das weisse bis cremefarbene Hymenophor glatt und weisslich gefarbt Die dunnwandigen Hyphen sind fast hyalin bis braunlich Die Gloeozystiden sind zylindrisch bis pfriemlich und haufig eingeschnurt Die Weissfaulepilze wachsen auf abgestorbenen Laubholzasten die in der Regel Erdkontakt haben Die Typusart ist Laxitextum bicolor Pers Lentz 13 14 Bedeutung BearbeitenEinige Arten sind essbar Viele Arten sind selten und stehen in vielen europaischen Landern auf der Roten Liste In der traditionellen chinesischen Medizin werden einige Stachelbartarten als Heilpilze eingesetzt 1 Quellen BearbeitenD S Hibbett M J Donoghue Analysis of character correlations among wood decay mechanisms mating systems and substrate ranges in Homobasidiamycetes In Syst Biol 50 2001 S 215 242 M A Donk A conspectus of the families of Aphyllophorales In Persoonia Band 3 1964 S 199 324 Cyberliber Electronic Library for Mycology Hericiaceae Donk In Index Fungorum Abgerufen am 20 Marz 2016 Hericiaceae Donk In Mycobank Fungal Nomenclature and Species Databank International Mycological Association abgerufen am 20 Marz 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b c P Cannon amp P Kirk Fungal Families of the World CAB International 2007 S 158 a b M A Donk A conspectus of the families of Aphyllophorales 1964 S 269 Cyberliber Electronic Library for Mycology Beschreibung der Hericiaceae a b Ellen Larsson Karl Henrik Larsson Phylogenetic relationships of russuloid basidiomycetes with emphasis on aphyllophoralean taxa In Mycologia Band 95 6 The Mycological Society of America 2003 S 1037 1065 mycologia org PDF 1 2 MB Karl Henrik Larsson Re thinking the classification of corticioid fungi In Elsevier Hrsg Mycological research Band 111 Nr 9 2007 S 1040 1063 a b Steven L Miller Ellen Larsson Karl Henrik Larsson Annemieke Verbeken Jorinde Nuytinck Perspectives in the new Russulales In Mycologia Band 98 6 Mycological Society of America 2006 S 960 970 doi 10 3852 mycologia 98 6 960 mycologia org PDF 3 4 MB David S Hibbett Elizabeth M Pine Ewald Langer Gitta Langer Michael J Donoghue Evolution of gilled mushrooms and puffballs inferred from ribosomal DNA sequences In Proceedings of the national academy of sciences Band 94 Nr 22 1997 S 12002 12006 economicgeography org PDF Edgar B Lickey Karen W Hughes Ronald H Petersen Variability and phylogenetic incongruence of an SSU nrDNA group I intron in Artomyces Auriscalpium and Lentinellus Auriscalpiaceae Homobasidiomycetes In Molecular biology and evolution Band 20 Nr 11 2003 S 1909 1916 PDF online L W Zhou Y C Dai Taxonomy and phylogeny of wood inhabiting hydnoid species in Russulales two new genera three new species and two new combinations In Mycologia Band 105 2013 S 636 649 mycologia org PDF A Bernicchia S Gorjon Hrsg Fungi Europaei Corticiaceae s l Band 12 2010 S 277 online Jens H Petersen Thomas Laessoe About the genus Dentipellis In MycoKey Abgerufen am 18 April 2016 englisch A Bernicchia S Gorjon Hrsg Fungi Europaei Corticiaceae s l Band 12 2010 S 315 online Jens H Petersen Thomas Laessoe About the genus Tooth Hericium In MycoKey Abgerufen am 18 April 2016 englisch A Bernicchia S Gorjon Hrsg Fungi Europaei Corticiaceae s l Band 12 2010 S 400 online Jens H Petersen amp Thomas Laessoe About the genus Laxitextum In MycoKey Abgerufen am 18 April 2016 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stachelbartverwandte Hericiaceae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stachelbartverwandte amp oldid 233337732